Liebe Andrea,
nein, Wunden heilen kann auch die Zeit nicht für eine Mutter, einen Vater, die / der das Liebste auf der Welt verloren hat. Doch sie legt einen gnädigen Schleier über das Geschehene.
Es gibt wohl im Leben nichts grausameres, als sein Kind zu verlieren. Geschieht dies durch Krankheit, kann man sich wenigstens noch damit auseinandersetzen, sich auf den Abschied "vorbereiten" und Abschied vom Kind nehmen, mit ihm sprechen, es begleiten, im Arm halten...
Stirbt ein Kind durch ein Unglück, plötzlich und wirklich unerwartet, dann ist das wohl noch viel schlimmer.
Eben noch fröhlich gespielt und gelacht, dann tot.
Man wird um den Abschied betrogen. Vielleicht hat man sich beim Frühstück gezankt, gab es Unstimmigkeiten - wie auch immer.
Und nun kann man nicht mehr sagen, wie lieb man ihn / sie hat, wie wichtig er / sie ist usw.
Kann man nicht? Man kann. Daran glaube ich fest, denn unsere Zwiegespräche mit den Lieben, die uns diesen einen Schritt vorausgegangen sind, kommen meiner Ansicht nach an.
Auch glaube ich fest daran, daß es ein Wiedersehen geben wird nach dem Tode. Und dieser Gedanke ist für mich tröstlich.
Im Herzen lebt ein geliebter Mensch sowieso bis zum letzten Atemzug vom HInterbliebenen mit.
Es gibt eine wunderschöne Metapher, die sich "Die Regenbogenbrücke" nennt. Sie ist eigentlich für Menschen, die ihr geliebtes Tier verloren haben, doch sie läßt sich leicht umsetzen. Hier der Text:
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Die Regenbogenbrücke
Eine Brücke verbindet den Himmel und die Erde. Wegen der vielen Farben nennt man sie die Brücke des Regenbogens. Auf dieser Seite der Brücke liegt ein Land mit Wiesen, Hügeln und saftigem grünen Gras.
Wenn ein geliebtes Tier auf der Erde für immer eingeschlafen ist, geht es zu diesem wunderschönen Ort. Dort gibt es immer zu fressen und zu trinken, und es ist warmes schönes Frühlingswetter. Die alten und kranken Tiere sind wieder jung und gesund. Sie spielen den ganzen Tag zusammen.
Es gibt nur eine Sache, die sie vermissen. Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen, die sie auf der Erde so geliebt haben.
So rennen und spielen sie jeden Tag zusammen, bis eines Tages plötzlich eines von ihnen innehält und aufsieht. Die Nase bebt, die Ohren stellen sich auf, und die Augen werden ganz groß. Plötzlich rennt es aus der Gruppe heraus und fliegt über das grüne Gras. Die Füße tragen es schneller und schneller. Es hat Dich gesehen.
Und wenn Du und Dein spezieller Freund sich treffen, nimmst Du ihn in Deine Arme und hältst ihn fest. Dein Gesicht wird geküßt, wieder und wieder, und Du schaust endlich wieder in die Augen Deines geliebten Tieres, das so lange aus Deinem Leben verschwunden war, aber nie aus Deinem Herzen.
Dann überschreitet Ihr gemeinsam die Brücke des Regenbogens, und Ihr werdet nie wieder getrennt sein...
(Autor des englischen Originaltextes unbekannt; Übersetzung von Christel Wysocki)
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Ich finde diesen Gedanken so tröstlich. Wir werden geleitet und empfangen, wenn unsere Zeit gekommen ist.
So wünsche ich dir ganz viel Kraft, Mut und Trost.
Herzlichst Andrea.