Liebe Joy, liebe Leah,
ich bin wirklich nicht drauf gefasst gewesen, daß es mehrere Frauen gibt, die dieses Problem haben. Um mich herum sehe ich immer nur glückliche Pärchen, ich achte da wohl verstärkt drauf... Aber ich fühle mich schon etwas weniger allein mit meinem Schicksal.
Joy, ich bin so fassungslos über das, was Du schreibst... Du bist verheiratet mit einem Mann, der (vor dem Gesetz - um es nüchtern und distanziert zu betrachten, emotional gesehen möchte man weinen, weil es so traurig ist) die Ehe nicht vollzogen hat. Es soll Menschen geben, die sich aus genau dem Grunde vor dem Amtsgericht zur Scheidung der Ehe wiederfinden! Ich möchte Dir damit auf garkeinen Fall sagen, daß Du Dich scheiden lassen sollst, verstehe mich bitte nicht falsch, aber Deine Situation ist - um es ganz sanft auszudrücken - sehr außergewöhnlich. Aber es zeugt von ungeheurem Charakter deinerseits, daß Du bei ihm bleibst. Ehrlich, die Kraft hätte ich nicht. Ich glaube auch nicht, daß ich einen Mann heiraten würde, ohne ihn vorher "ganz" für mich gehabt zu haben. Also, liebe Joy...Hut ab. Aber ich verstehe den Mann nicht. Er hat Dich geheiratet. Das macht man👎 nicht, weil man👎 morgens wach wird und sich überlegt, daß man mal gemeinsam vor den Altar treten könnte, sondern man denkt sich dabei etwas. Im optimalsten Fall (und davon gehe ich, naiv wie ich bin, immer aus) liebt man sich und zeigt es dadurch, daß man einander das Ja-Wort gibt. Und zur Liebe gehört für mich einfach auch, daß man den anderen haben will, mit Haut und Haaren, daß man einander verwöhnen möchte und vor allem, und das ist doch das Schönste, und das Größte am "Verliebt-sein" (lange vor dem Ja-Wort!), man möchte den anderen sehen, wie er sich völlig hingibt. So entsteht Vertrauen! Ich frage mich wirklich, wie Dein Mann das aushält. Ich glaube, als Mann möchte man doch auch -besonders in der heftigen Phase des sich-verliebens- seine Angebetete stolz betrachten. Ich verstehe das nicht. Echt nicht. Und wie Du Dich fühlst...Du hast es ja beschrieben und ich glaube Dir jedes Wort. Und ich habe so eine Hochachtung vor Dir, daß Du das schon so lange aushältst. Diese Demütigung (denn als solche empfinde ich das nicht-drüber-reden-wollen, dieses abblocken, dieses alles-andere-ist-wichtiger) hat mich in der letzten Zeit ihm gegenüber sehr agressiv werden lassen. Wenn ich zum Beispiel drüber reden wollte und er tat so, als wüßte er -nach dem 10. Gespräch zu dem Thema- nicht, um was es geht ("Wieso?! Was ist denn jetzt schon wieder nicht okay in unserer Beziehung?!). Ich hätte ihm so manches mal so gerne ins Gesicht geschlagen, mit aller Kraft. Damit er nur ansatzweise meinen Schmerz spürt. Aber ich kann es nicht. Dadurch würde das letzte kleine bisschen Achtung vor mir selbst und sein letzter Respekt mir gegenüber völlig schwinden. Und was Leah schreibt, ist auch richtig. Welcher Mann hält es so lange VÖLLIG ohne aus?! Ich glaube, ich kenne nicht einen. Keinen einzigen. Ich suche schon lange nach Indizien für Untreue, finde aber keine. Und für mich, liebe Leah, fängt Untreue genau da an, wo er nur dran denkt, eine andere zu berühren. Ich bin ein schlechter Verlierer und sehe ungern zu, wie derjenige, für den ich so viel aufgegeben habe, mich eintauscht. Aber zu gehen wäre in meinem Fall die schlechteste Lösung. Oft habe ich dran gedacht und öfter habe ich damit gedroht, aber im Moment -und das weiß er- ist es für mich allein finanziell schon nicht drin. Und allein hier bleiben möchte ich auch nicht, im Falle einer Trennung möchte ich schon wieder zurück in meine Heimat, zu meinen Freunden. Und der Umzug wäre unbezahlbar. Statt dessen möchte ich ihm einfach gerne zeigen, daß ich stärker bin als er. Was ich aber nicht bin. Ich würde ihm so gern zeigen, daß es mir völlig egal ist, ob er mich attraktiv oder hässlich findet, ob er mich liebt oder hasst, ... Denn ich habe bereits alles aufgegeben, mein zuhause gebe ich nicht auch noch auf. Statt dessen habe ich heute morgen (nachdem ich mir dies alles hier von der Seele geschrieben hatte, habe ich die letzten beiden Nächte sehr schlecht geschlafen und spürte, wie die Wut wieder in mir hochkochte),als er mich zur Arbeit fuhr, den letzten Vorstoss gewagt, wohl wissend, daß es nichts bringen würde. Ich habe ihm gesagt, daß wenn ich bis Ende dieses Jahres nicht wüßte, wo der Fehler liegt (andere Frau, Desinteresse an meiner Person, Krankheit seinerseits, man kann doch über alles reden!!!!!), würde ich mich per Kontaktanzeige auf die Suche zur Verwirklichung meiner Träume (Kinder, Familie) machen. Schließlich werde ich nicht jünger. Von meinem Kinderwunsch weiß Frank schon seit Jahren. Erst reagierte er wieder überhaupt nicht. Dummerweise habe ich arg nahe am Wasser gebaut und fing prompt wieder an zu heulen. Da hat er mich dann verwirrt angeguckt und brabbelte was von:"Wie soll das denn gehen?". Ich meinte, daß wir dann nur noch -wie bisher- als WG zusammenleben würden und ich würde mir dann aber das Recht herausnehmen, wann immer ich möchte, männlichen Besuch mitzubringen. Und er habe dann natürlich das gleiche Recht. Und das war´s. Ist ihm dann scheinbar auch egal. Jedenfalls kam mit keinem Wort eine Erklärung zur Lage. Gleichzeitig habe ich ihm zu verstehen gegeben, daß ich endlich wissen will, was los ist. Und ich werde solange bohren, bis ich es weiß. Und sagt er nichts, werde ich das, was ich heute morgen ankündigte, in die Tat umsetzen. Es kann doch so nicht weitergehen! Und Du, Joy, wann wirst Du das Recht auf eine klare Ansage einfordern? Denn Du hast ein Recht auf ein klärendes Gespräch! Mit dem Ja-Wort hat er eine Verantwortung übernommen!!!!!
Liebe Grüße,
Yvonne