Guten Morgen,
mich beschäftigt aktuell ein Thema massiv und ich dachte ich hol mir nun noch ein paar Perspektiven von außerhalb.
Wie im Titel bereits erwähnt, gibt es bei mir am Arbeitsplatz aktuell ein riesiges Problem mit einem Arbeitskollegen. Um das Ausmaß deutlich zu machen, muss ich leider ein wenig ausholen.
Vor knapp 2 Jahren häuften sich bei einem Kollegen die Krankenstandstage merklich. Nachdem das dann irgendwann ein Gesprächsthema beim Kaffee wurde (nichts bösartiges, alle waren sehr besorgt), haben mehrere Mitarbeiter das Gespräch zu dieser Person gesucht um abzuklären, was wir tun können, um die Situation zu verbessern.
Es stellte sich heraus, dass die Person ziemlich mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Etwa ein halbes Jahr später fiel er für 2 Monate komplett aus: Diagnose Burnout.
Der Plan war ursprünglich, dass nach dem Krankenstand eine mehrmonatige Wiedereingliederungszeilzeit beginnt und der Kollege langsam wieder seine gewohnte Tätigkeit aufnimmt.
Nun gab es von mehreren Seiten Bedenken, da der Krankenstand "nur" 2 Monate dauerte. Wir sind leider in unserer Firma recht häufig mit Burnouts konfrontiert und meistens fallen die Kollegen zwischen 6 und 12 Monaten aus. In diesem speziellen Fall wurde noch recht heftig mit Psychopharmaka behandelt, weswegen das ganze noch irgendwie "schlimmer" wirkte, als bei anderen Fällen.
Trotzdem waren alle recht froh, als unser Team nach 2 Monaten wieder vollständig war. Der Kollege meinte auch immer wieder, dass er sich fit genug fühlt um 20 Stunden zu arbeiten. Die Wiedereingliederung sollte min. 6 Monate dauern und wir waren alle recht überrascht, als nach einem Monat verkündet wurde, dass Herr XY wieder Vollzeit arbeiten möchte. Vor allem weil die Krankenstände auch bei einer Arbeitszeit von 20 Stunden nicht signifikant weniger waren als vor dem langen Krankenstand (wir sprechen von ca. einem Tag pro Woche).
Es wurde daraufhin von den Kollegen mehrmals das Gespräch gesucht, warum das jetzt so schnell geht, ob das vernünftig ist, warum er sich nicht mehr Zeit nimmt. Leider war die erste ernüchternde Aussage des Kollegen dann, dass er das Geld braucht. Da merkte man schon, dass das Team mit der Aussage nicht ganz zufrieden war und die ersten Gespräche am Flur darüber begannen.
Das nächste Thema trat auf, als der Kollege dann verkündete, dass er nun Unmengen Ausbildungen beginnt und auch privat ein paar neue Aufgaben übernimmt. Da war es dann bei mir das erste Mal so, dass ich das kritische Gespräch mit dem Kollegen unter 4 Augen suchte. Ich sagte, dass ich verstehe, dass er gerade einen Motivationsschub hat. Ich würde mir aber Sorgen machen, dass er sich übernimmt und dann das Team wieder mit Ausfällen zu kämpfen hat.
Man muss zum einen wissen, dass unser Team recht klein mit sehr sehr vielen unterschiedlichen Tätigkeiten ist. Wenn jemand ausfällt, gibt es nur wenige Kollegen die dann immer die Aufgaben dieser einen Person übernehmen müssen. Dadurch herrscht dann schnell ein Ungleichgewicht zwischen den übrigen Kollegen. Manche fühlen sich ungerecht behandelt, weil sie immer zum Handkuss kommen.
Das Gespräch hat leider nicht wirklich zu einer Einsicht geführt und kurz nachdem die Person wieder Vollzeit zu arbeiten begann, begannen auch wieder die Krankenstände. Mittlerweile ist jede Woche eine Mischung aus Anwesenheit, Krankensand und kurzfristigem Zeitausgleich.
Das Team ist gerade sehr sehr am kämpfen, um die laufenden kurzfristigen Ausfälle zu kompensieren. Seit Anfang Frühling gab es keine einzige Woche, in der der Kollege normal 40 Stunden gearbeitet hat.
Die Stimmung im Team ist richtig richtig mies und man merkt, wie sich der Kollege immer mehr und mehr distanziert. Aber auch alle anderen distanzieren sich von ihm. Und ich muss dazu sagen, dass die Art und Weise wie mit kranken Kollegen umgegangen wird, normalerweise in unserem Unternehmen und auch im Team mehr als vorbildlich ist. Da wird immer unterstützt und geholfen und es war bisher noch nie ein Thema und ich bin seit über 15 Jahren dort und hab einige lange Ausfälle erlebt
Mittlerweile sind fast wöchentlich neue Themen dazu gekommen. Es gibt laufend Gründe um zu spät zu sein. Es gibt ständig technische Probleme, weswegen nicht normal gearbeitet werden kann. Der Kollege ist im Krankenstand, besucht aber zeitgleich mehrtägige Ausbildungen... Und es wird ständig versprochen, dass es bald besser wird. Es ist mittlerweile aber schon so frustrierend, dass jedem im Team die Puste ausgeht. Die Stimmung ist mehr als schlecht. Es verhalten sich aber trotzdem alle sehr professionell. Wenn der Kollege Fragen hat, wird immer geholfen. Trotzdem brodelt die Gerüchteküche und irgendwie muss jeder grad seinem Frust irgendwie Luft machen. Das ganze ist sehr häufig Thema unter den Kollegen.
Da mir das ganze Team sehr am Herzen liegt und ich die ganze Situation extrem bedrohlich warnehme (die ersten sprechen von Kündigung, Krankenstände häufen sich), habe ich nun nochmal ein Gespräch zu viert mit einem Mediator vorgeschlagen. Ich würde einfach gerne mal wissen, was wir machen können, damit der Kollege wieder arbeitsfähig wird. Ich möchte aber sehr wohl auch ein paar Erklärungen zu Aussagen, die seitens des Kollegen anscheinend getroffen wurden bzw. gibt es mehrere Themen bezüglich Arbeitsleistung die nicht erbracht wird und ständig von anderen übernommen werden muss.
Für das Gespräch gibt es auch eigentlich schon einen Termin.
Nun wurde ich letzte Woche aber "gewarnt": Der Kollege verbreitet überall die Info (auch anscheinend in höheren Ebenen), dass er gemobbt wird...
Tja, und jetzt steh ich da und weiß nicht recht weiter. Ich fühle mich mit dieser Aussage so hintergangen und es macht mir auch ziemliche Sorgen. Mobbing ist ja keine Kleinigkeit und kann im schlimmsten Fall strafrechtliche Konsequenzen haben. Selbst wenn es für mich absolut keinen Grund zur Sorge gibt, hätte ich aktuell keine Nerven für eine Auseinandersetzung mit solchen Anschuldigungen.
Ich bin mir jetzt nicht sicher ob ich das Gespräch absagen soll und mich einfach raushalten soll. Ich mach mir zwar extrem Sorgen, dass unser Team das alles nicht übersteht, hab aber auch das Gefühl, dass ich mich selbst schützen muss. Bis letzte Woche war ich noch recht zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, aber jetzt hab ich tatsächlich Angst, dass das alles richtig groß werden könnte. Ich kann die Person so schwer einschätzen und vertraue ihr einfach nicht mehr. Ich hatte prinzipiell kein Problem das Thema stellvertretend für das Team nochmal anzugehen, nun bin ich aber nicht sicher ob ich den Kopf hinhalten sollte.
Hat jemand von euch Ideen was man in so einem Fall noch machen könnte?
Falls jemand den Vorschlag bringen möchte, dass wir zu unserem Vorgesetzten gehen sollen: da gibt's keinen. Wir müssen so etwas untereinander klären.
Vielen lieben Dank für euren Input
lg S-
mich beschäftigt aktuell ein Thema massiv und ich dachte ich hol mir nun noch ein paar Perspektiven von außerhalb.
Wie im Titel bereits erwähnt, gibt es bei mir am Arbeitsplatz aktuell ein riesiges Problem mit einem Arbeitskollegen. Um das Ausmaß deutlich zu machen, muss ich leider ein wenig ausholen.
Vor knapp 2 Jahren häuften sich bei einem Kollegen die Krankenstandstage merklich. Nachdem das dann irgendwann ein Gesprächsthema beim Kaffee wurde (nichts bösartiges, alle waren sehr besorgt), haben mehrere Mitarbeiter das Gespräch zu dieser Person gesucht um abzuklären, was wir tun können, um die Situation zu verbessern.
Es stellte sich heraus, dass die Person ziemlich mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Etwa ein halbes Jahr später fiel er für 2 Monate komplett aus: Diagnose Burnout.
Der Plan war ursprünglich, dass nach dem Krankenstand eine mehrmonatige Wiedereingliederungszeilzeit beginnt und der Kollege langsam wieder seine gewohnte Tätigkeit aufnimmt.
Nun gab es von mehreren Seiten Bedenken, da der Krankenstand "nur" 2 Monate dauerte. Wir sind leider in unserer Firma recht häufig mit Burnouts konfrontiert und meistens fallen die Kollegen zwischen 6 und 12 Monaten aus. In diesem speziellen Fall wurde noch recht heftig mit Psychopharmaka behandelt, weswegen das ganze noch irgendwie "schlimmer" wirkte, als bei anderen Fällen.
Trotzdem waren alle recht froh, als unser Team nach 2 Monaten wieder vollständig war. Der Kollege meinte auch immer wieder, dass er sich fit genug fühlt um 20 Stunden zu arbeiten. Die Wiedereingliederung sollte min. 6 Monate dauern und wir waren alle recht überrascht, als nach einem Monat verkündet wurde, dass Herr XY wieder Vollzeit arbeiten möchte. Vor allem weil die Krankenstände auch bei einer Arbeitszeit von 20 Stunden nicht signifikant weniger waren als vor dem langen Krankenstand (wir sprechen von ca. einem Tag pro Woche).
Es wurde daraufhin von den Kollegen mehrmals das Gespräch gesucht, warum das jetzt so schnell geht, ob das vernünftig ist, warum er sich nicht mehr Zeit nimmt. Leider war die erste ernüchternde Aussage des Kollegen dann, dass er das Geld braucht. Da merkte man schon, dass das Team mit der Aussage nicht ganz zufrieden war und die ersten Gespräche am Flur darüber begannen.
Das nächste Thema trat auf, als der Kollege dann verkündete, dass er nun Unmengen Ausbildungen beginnt und auch privat ein paar neue Aufgaben übernimmt. Da war es dann bei mir das erste Mal so, dass ich das kritische Gespräch mit dem Kollegen unter 4 Augen suchte. Ich sagte, dass ich verstehe, dass er gerade einen Motivationsschub hat. Ich würde mir aber Sorgen machen, dass er sich übernimmt und dann das Team wieder mit Ausfällen zu kämpfen hat.
Man muss zum einen wissen, dass unser Team recht klein mit sehr sehr vielen unterschiedlichen Tätigkeiten ist. Wenn jemand ausfällt, gibt es nur wenige Kollegen die dann immer die Aufgaben dieser einen Person übernehmen müssen. Dadurch herrscht dann schnell ein Ungleichgewicht zwischen den übrigen Kollegen. Manche fühlen sich ungerecht behandelt, weil sie immer zum Handkuss kommen.
Das Gespräch hat leider nicht wirklich zu einer Einsicht geführt und kurz nachdem die Person wieder Vollzeit zu arbeiten begann, begannen auch wieder die Krankenstände. Mittlerweile ist jede Woche eine Mischung aus Anwesenheit, Krankensand und kurzfristigem Zeitausgleich.
Das Team ist gerade sehr sehr am kämpfen, um die laufenden kurzfristigen Ausfälle zu kompensieren. Seit Anfang Frühling gab es keine einzige Woche, in der der Kollege normal 40 Stunden gearbeitet hat.
Die Stimmung im Team ist richtig richtig mies und man merkt, wie sich der Kollege immer mehr und mehr distanziert. Aber auch alle anderen distanzieren sich von ihm. Und ich muss dazu sagen, dass die Art und Weise wie mit kranken Kollegen umgegangen wird, normalerweise in unserem Unternehmen und auch im Team mehr als vorbildlich ist. Da wird immer unterstützt und geholfen und es war bisher noch nie ein Thema und ich bin seit über 15 Jahren dort und hab einige lange Ausfälle erlebt
Mittlerweile sind fast wöchentlich neue Themen dazu gekommen. Es gibt laufend Gründe um zu spät zu sein. Es gibt ständig technische Probleme, weswegen nicht normal gearbeitet werden kann. Der Kollege ist im Krankenstand, besucht aber zeitgleich mehrtägige Ausbildungen... Und es wird ständig versprochen, dass es bald besser wird. Es ist mittlerweile aber schon so frustrierend, dass jedem im Team die Puste ausgeht. Die Stimmung ist mehr als schlecht. Es verhalten sich aber trotzdem alle sehr professionell. Wenn der Kollege Fragen hat, wird immer geholfen. Trotzdem brodelt die Gerüchteküche und irgendwie muss jeder grad seinem Frust irgendwie Luft machen. Das ganze ist sehr häufig Thema unter den Kollegen.
Da mir das ganze Team sehr am Herzen liegt und ich die ganze Situation extrem bedrohlich warnehme (die ersten sprechen von Kündigung, Krankenstände häufen sich), habe ich nun nochmal ein Gespräch zu viert mit einem Mediator vorgeschlagen. Ich würde einfach gerne mal wissen, was wir machen können, damit der Kollege wieder arbeitsfähig wird. Ich möchte aber sehr wohl auch ein paar Erklärungen zu Aussagen, die seitens des Kollegen anscheinend getroffen wurden bzw. gibt es mehrere Themen bezüglich Arbeitsleistung die nicht erbracht wird und ständig von anderen übernommen werden muss.
Für das Gespräch gibt es auch eigentlich schon einen Termin.
Nun wurde ich letzte Woche aber "gewarnt": Der Kollege verbreitet überall die Info (auch anscheinend in höheren Ebenen), dass er gemobbt wird...
Tja, und jetzt steh ich da und weiß nicht recht weiter. Ich fühle mich mit dieser Aussage so hintergangen und es macht mir auch ziemliche Sorgen. Mobbing ist ja keine Kleinigkeit und kann im schlimmsten Fall strafrechtliche Konsequenzen haben. Selbst wenn es für mich absolut keinen Grund zur Sorge gibt, hätte ich aktuell keine Nerven für eine Auseinandersetzung mit solchen Anschuldigungen.
Ich bin mir jetzt nicht sicher ob ich das Gespräch absagen soll und mich einfach raushalten soll. Ich mach mir zwar extrem Sorgen, dass unser Team das alles nicht übersteht, hab aber auch das Gefühl, dass ich mich selbst schützen muss. Bis letzte Woche war ich noch recht zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, aber jetzt hab ich tatsächlich Angst, dass das alles richtig groß werden könnte. Ich kann die Person so schwer einschätzen und vertraue ihr einfach nicht mehr. Ich hatte prinzipiell kein Problem das Thema stellvertretend für das Team nochmal anzugehen, nun bin ich aber nicht sicher ob ich den Kopf hinhalten sollte.
Hat jemand von euch Ideen was man in so einem Fall noch machen könnte?
Falls jemand den Vorschlag bringen möchte, dass wir zu unserem Vorgesetzten gehen sollen: da gibt's keinen. Wir müssen so etwas untereinander klären.
Vielen lieben Dank für euren Input
lg S-