Origineller Erfahrungsbericht über einen einzigartigen Selbstversuch, 40 Tage lang die Wahrheit zu sagen
Lügen haben kurze Beine. Wenn dieser Kindheitsspruch stimmen würde, liefen wir auf Stummelbeinen durch die Welt. Denn wir lügen, sagt die Wissenschaft, bis zu 200-mal – am Tag. Aus Höflichkeit, aus Diplomatie oder weil es einfacher ist. Jürgen Schmieder sagt in einem Selbstversuch vierzig Tage lang nichts als die Wahrheit. Das Ergebnis: blaue Flecken, Nächte auf der Couch, diverse Beleidigungen, ein verlorener Freund. Manchmal fühlt er sich befreit und mutig, manchmal deprimiert und verunsichert. Privat (»Findest du meinen Hintern fett?«) und beruflich (»Mach doch deinen Scheiß alleine!«) gerät er in ungemütliche, aber auch witzig-erhellende Situationen.
Du sollst nicht lügen!: Von einem, der auszog, ehrlich zu sein | Schmieder, Jürgen | ISBN: 9783570100448 | Kostenloser Versand für alle Bücher mit Versand und Verkauf duch Amazon.
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Sicherlich ein interessanter, aber schwieriger Versuch.
Im Iran ist es üblich, sehr höflich bis übertrieben höflich zu sein und auf Dingen zu beharren oder zu insistieren, (z.B. beim Essen oder jemanden vorlassen oder sonstiges) und oft ist es kein bisschen ernstgemeint. Und wer das nicht weiß, der tappt dann auch böse ins Fettnäpfchen.
Es wird "Taarof" genannt, eine Form von Anstand und Verhalten, die auch in vielen Fällen auf Lügen beruhen.
Klassische Bespiele für Taarof
Erkundigt man sich bei einem iranischen Taxifahrer bei der Ankunft, wieviel die Fahrt kostet, erhält man als Tourist nicht selten die offenherzig scheinende Antwort “Ghabeli nadar”, was soviel wie «Nichts» bedeutet. Der sympathische und bemüht gesprächige Taxifahrer meint dies jedoch nicht ernst, viel eher handelt es sich um einen reinen Höflichkeitsritus, den er oftmals gar ein- bis zweimal wiederholt. Wird durch den Tourist auf Bezahlung der Taxifahrt hinreichend insistiert – gegebenenfalls zwei bis dreimal –, nennt der Taxifahrer schliesslich den Preis und nimmt die Bezahlung dankend an. Die Einladung des Taxifahrers und die wechselweise dankende Ablehnung symbolisieren einen Ausdruck der Wertschätzung des Gegenübers und der Ehrerbietung, was dem eigentlichen Kerngehalt des Taarof entspricht. Die “Annahme" eines solchen vermeintlichen Angebots gilt als Affront gegenüber dem Taxifahrer.
Taarof (auch Ta’arof, Tarof oder Tarouf) bezeichnet eine in der persischen Kultur tief verankerte und in praktisch allen sozialen Schichten anzutreffende besondere Form des Anstandes und der Ehrerbietung, die jedoch nicht immer aufrichtig gemeint ist.
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