Hallo Gast,
Dass er sich auch prügelt, das ist heftig ...
Was mir zu eurem Problem noch einfällt: Er scheint mir nicht wirklich 29 Jahre alt zu sein, nicht innerlich. Also seine Kinder bei der Freundin abzuladen und selber feiern wie als Teenager - nee. Offenbar hat er zu früh Kinder bekommen. Er scheint wohl seine frühere Freiheit sehr zu vermissen. Ich nehme mal an, dass er mit seinen Kumpels dann beim Trinken auch jede Menge Witze reißt und sie dem gesamten (grauen?) Alltag entfliehen. "Alles ist so schön und leicht, und ich mach mir über nix mehr einen Kopp." Ich kann natürlich nachvollziehen, dass man mal "abheben" will ... aber das sollte wirklich nicht auf deine Kosten geschehen.
Die Frage ist, weshalb er sich nicht ohne Alkohol leicht fühlen kann. Vielleicht unterdrückt er im normalen Leben irgendwelche Emotionen und kann seine Hemmungen nur mit Alk loswerden?
Ich hab ein paar Bücher von Eva-Maria Zurhorst gelesen. Das bekannteste von ihr hieß "Liebe dich selbst & es ist egal, wen du heiratest"- ja, der Titel ist provokant, aber diese Frau weiß echt was über Beziehungen. Sie ist derzeit die bekannteste Paartherapeutin in Deutschland. Ich kann ihre Bücher nur empfehlen. Ihr Mann hatte eventuell ein ähnliches Problem wie dein Freund - ich bin mir aber natürlich nicht sicher! Bei Wolfram Zurhorst war es so, dass in seiner Herkunftsfamilie Leistung das Allerwichtigste war. Zu Hause war die Atmosphäre wohl irgendwie steif, man hielt zusammen, aber es war wenig lebendig, jedenfalls fühlte er sich zu Hause als Kind und Jugendlicher nie frei. Mit der Mutter und später mit der Frau verband er Zuhause, Bindung und Wärme - aber nicht Freiheit. Er ist als Junge immer raus und hat mit seinen Kumpels lustige und vermutlich auch ein bisschen gefährliche und spannende Dinge gemacht. Er hatte nie das Gefühl, dass er im Zusammensein mit einer Frau wirklich total frei sein durfte. Es gab für ihn immer nur entweder - oder. Zu Hause mit seiner Frau war es nach kurzer Zeit für ihn langweilig, es kam früh ein Kind, und er hat dann eine Beziehung mit einer anderen Frau angefangen. Es gab irgendwann einen großen Knall, die Zurhorsts haben sich getrennt, und sie haben erst wieder zueinander gefunden, als beide sehr viel mehr über sich selbst gelernt haben. Und beide bereit waren, sich zu ändern. Eva-Maria Zurhorst hat weniger im Haushalt gemacht und die Tochter nicht mehr so oft betreut u. hat zu schreiben begonnen. D. h. sie hat "einfach" das gemacht, was ihr Spaß gemacht hat. Aber es gab natürlich Konflikte, sie musste sich erst durchsetzen.
Vielleicht ist das bei euch ähnlich. Du scheinst mir die Vernünftige und Pflichtbewusste zu sein - und er will eigentlich dauernd die Sau rauslassen. Vielleicht wäre die Lösung die, dass ihr beide von euren entgegengesetzten Positionen wegkommt? Wie wäre es, wenn du dich das nächste Mal weigerst, wenn er dir die Kinder aufs Auge drücken will? Sag es ihm vorher, dann weiß er, woran er ist.
Rede doch mal mit ihm drüber, was für ihn das Tolle an diesen Touren ist, in allen Einzelheiten - falls du es nicht schon längst getan hast. Und welche Alternativen es dafür gäbe. Wenn er nicht aufhören will mit dem Trinken und dem Abgeben der Kinder an dich - wie wäre es, wenn du ihm dann vorschlägst, eine Paartherapie zu machen?
Ich denke, es liegt ihm schon was an dir. Ich finde es auch bemerkenswert, dass er die Besäufnisse dir zuliebe reduziert hat. Aber du musst ihm Grenzen setzen und dann wirklich bei dem bleiben, was du vor hast.
Ich hätte eigentlich Lust, dir noch zu schreiben, aber ich muss in ein paar Wochen eine sehr umfangreiche Arbeit fertig haben und hab deshalb leider keine Zeit mehr.
Wünsch dir alles Gute!