Ich machte vor kurzem die Bekanntschaft mit einem Mann, die sehr kurz war, aber dessen ungeachtet (wie Sie im Folgenden erkennen werden) mächtigen Eindruck bei mir hinterließ. Plump gesagt, bin ich ihm ziemlich verfallen.
Ich bin ratlos, weil sich diese Gefühle jeglicher Logik entziehen. Es ist mir unbegreiflich, wieso ich ständig an ihn denken muss. Es gibt für mich keine rationale, zumindest keine überzeugende, Begründung für dieses Übermaß an Gefühlen. Und hier liegt die Betonung; wäre es bloß eine Schwärmerei, eine naive Verknalltheit, würde ich still warten bis sie vorbeiziehen würde. Aber es ist mehr als das, das vermittelt mir beispiellos die Intensität meiner Gefühle.
Die kurze Begegnung war von einer Natürlichkeit geprägt, die mich völlig übermahnte. Es lag eine Aufrichtigkeit zwischen ihm und mir, die ich kaum in Worte fassen kann. Wie wir miteinander redeten... Ich erspare Ihnen hier romantische schnulzige Ausführungen. Ich bin mir sicher, die haben Sie zur Genüge gehört.
Ich möchte zuletzt noch einige Aussagen treffen, bevor Sie Ihr endgültiges Urteil fällen. Er ist der Arbeitskollege meines Bruders, deshalb die Bekanntschaft. Kein völliger Fremder.
Ich bin, wie Sie, ein Kind meiner Zeit. Meine Vorstellungen über die Liebe sind im höchsten Maße von der Popkultur indoktriniert worden; die ein idealisiertes, höchst romantisiertes und teils völlig abstruses Liebesideal fördert. Dies ist mir bewusst, ich weiß um meine utopisches Ideal, aber dem ist diese Situation nicht völlig verschuldet.
Ich bin unwiderruflich und hoffnungslos verloren in meiner Sehnsucht und schäme mich zudem für meine Gefühle, weil sie sich meiner Kontrolle entziehen und für mich konfus sind.
Ich möchte nicht versuchen ihn von mir zu überzeugen und ständig auf der Arbeit meines Bruders auftauchen, wie ein rollige Katze. Sollte nicht das was für mich bestimmt ist, seinen Weg zu mir finden?
Bevor Sie glauben ich sei wahnsinnig- wobei ich zugeben muss, dass diese Annahme nicht verwunderlich wäre- was ist Ihr Rat?