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Letzter Anker - verloren

Entschuldige mein Gejammere, das war gar nicht gewollt.
??? Das ist doch kein Gejammere, das ist ein Preisgeben deiner Regungen, deiner Befindlichkeit. So sehr trauerst du, so sehr fürchtest du dich, so sehr leidest du, so viel Weh hast du in dir. Hab Mitleid mit dir. Beweine deinen Schmerz. Schau hin, das ist in dir, nun siehst du es.
Kanns nicht sein, dass von Zeit zu Zeit immer ein Impuls kommt, wo man zu dieser Saite vordringt, die nur dann anklingt, wenn ein Vorfall ist, so einer wie deiner jetzt. Dann bricht das heraus, das Gesammelte, das gedeckelte Leid. Wie eine Eiterblase rinnt das nun weg. Ungeschminkt siehst du bis auf deinen Grund. Jetzt kommts hoch. Hör zu, horche nach, was du alles fühlst jetzt.
 
Als mein Vater gestorben ist, habe ich mich ganz lange nicht mehr eingekriegt, ich ertrank in meiner Trauer. Er war so lieblos, er war so ignorant, er war so erbärmlich als Vater, nie gabs das Gefühl, dass er mich mal "erhört", sich zu mir herdreht. Dann, als er gestorben ist, brach das alles heraus. MEINE Trauer, im Zusammenhang mit meiner Kindheit sammelte sich unendlich große Trauer. Zeitversetzt spürte ich die gesammelten Gefühle noch einmal. Wie ein Reinigen war das. Irgendwann war ich fertig mit schniefen und es ging weiter. Da kommt dann ein Deckel drauf, "Erde", auf diese geistige Erde werden neue Erfahrungen gepflanzt, tröstliche imaginäre Veilchen, Rosen, Nelken... Lichter werden besorgt und die auf diesen Hügel draufgesetzt.
So wird es dir später gehen, jetzt geht es dir so. Aber es wird ein später geben, wo du wieder heraus bist aus dieser Zeit.
 
Was soll ich sagen.. ohne dass es missinterpretiert wird.. Er ist die Liebe meines Lebens. Ohne es zu sein.
Mir ist klar, dass ein Therapeut keine besonderen Patienten in dem Sinne hat (Thema Gleichberechtigung, etc, steht außer Frage) Und doch hatte ich stets das Gefühl, auch er hat in all den Jahren eine tiefe Bindung zu mir entwickelt. Darin fühlte ich mich auch oft bestätigt. Bei unserem letzten Gespräch gestern hatte ich aber das Gefühl, als hätte er sich von mir distanziert, ohne dass er es getan hätte. Wie soll ich das beschreiben, da war dieses Gefühl totaler Entfremdung. Und das hat mich so tief getroffen, dass es sich anfühlt, als würde es nie mehr heilen
Ich kann nicht mal beschrieben, was das in mir ausgelöst hat. Totales Chaos, unendlicher Schmerz. Wenn ich nur wüsste, was los ist mit mir, könnte ich vielleicht gegen steuern.
Tatsächlich war das mein Gedanke, dass er sich durch seine Selbstreflexion nun distanziert. Und nun stelle ich alles in Frage.
Es wird das Beste sein, diese Beziehung zu beenden.

Es gibt schon Situationen, in denen es nicht mehr möglich ist, zusammen weiter zu arbeiten.
Doch kann es nicht sein, dass du in einem wichtigen Prozess der Gefühlsübertragung steckst?
Den zu unterbrechen, zu flüchten, wäre sicher der leichtere Weg, aber nicht gut für dich.

Kannst du vielleicht wirklich aufschreiben, was da in dir hochkommt (du benanntest hier z. B. Scham, dann ist da dein Fluchtreflex, ...) und das mit in die nächste Stunde nehmen?
 
Ich werde ihm einfach danken und mich aus der Therapie verabschieden.
Damit schadest du dir selbst, weil du die unaufgelösten Gefühle mitnimmst, auch bei einer evtl. weiteren Therapie.

Ich selbst hatte ein ähnliches Problem und in den letzten Stunden bat ich meinen Therapeuten um eine Doppelstunde, ich hatte ihm viel zu sagen. Es war schwer und teils auch peinlich, aber heute weiß ich, dass das für mich der gesündeste Schritt war.
 

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