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Leben ohne Zukunft

Niceguy

Mitglied
Müde, erschöpft, so viel Stress und so wenig Kraft. Was hatte ich für Ärger die letzten Tage, speziell gestern. Für die Testtreifen für das Blutgerinnungsmessgerät wollte die neue Apotheke 42,85 € Zuzahlung haben. Die habe ich erstmal nicht bezahlt, weil mir das völlig neu war. Mit dem Abholschein bin ich zu meiner Krankenkasse zur Klärung. Doch die gereizte Mitarbeiterin wollte und konnte mir nicht helfen. Auch sie hatte nur die Info, dass die Streifen zuzahlungsfrei sind.

In der Apotheke habe ich dann die Zuzahlung moniert. Da hiess es dann, das sei gar keine Zuzahlung, sondern Mehrkosten, da sie so ungünstige Lieferbedingungen hätten. Das müsste ich auch bezahlen, wenn ich von der Zuzahlung befreit sei.

Da wollte ich mein Rezept zurück, um mir die Teststreifen anderweitig zu besorgen, wo ich sie ja schon kostenlos bekommen hatte. Das wurde dann abgelehnt, weil das Rezept schon in der Abrechnung sei. Sie würden es mir dann per Post zuschicken....

Da ich keine Teststreifen mehr habe, schlucke ich dann meinen Gerinnungshemmer im Blindflug, wa? Weiss der Kuckuck, wann und ob überhaupt die Apotheke das Rezept wieder rausrückt. Überhaupt frage ich mich, ob das nicht wieder ein Skandal für die Presse ist:

Die Barmer-Mitarbeiterin erzählt, dass sie Rabattvereinbarungen mit Apotheken (!) haben - nie gehört oder gelesen. Und die Großapotheke mit riesigem Lagerbestand hat so schlechte Lieferbedingungen, das sie für 2 x 24 Testreifen 42,85 € Mehrkosten verlangen, die meine kleine Bestellklitsche um die Ecke kostenlos liefert? Bin doch nicht mit dem Klammerbeutel gepudert....:rolleyes:

Nun, falls Montagabend das Rezept nicht in meinem Briefkasten ist, mache ich dann ein Fass auf, bei meiner Hausärztin, der Apotheke und der Barmer. Wenn ich mal richtig sauer bin, dann fliegen auch die Fetzen! Gesundheitlich bekommt es mir halt nicht so gut, die ganze Aufregung.

Nun, und zusätzlich gab es noch Zoff mit der Frau eines Patienten. Wegen des Arzttermins am Dienstag hatte ich den Behandlungstermin für ihren Mann von Dienstag auf Mittwoch gelegt. K.A., was dann bei ihr abging. Sie behauptete, ich hätte von Freitag gesprochen und den Termin auf Samstag (!) gelegt. Ein Riesenaufstand, weil ich am Dienstag nicht da war. Ich habe mich dann prophylaktisch etc. entschuldigt, damit sie Ruhe gibt, obwohl ich noch nie einen Arzttermin am Freitag hatte und nirgendwo am Samstag zur Arbeit aufschlage. Ich hasse so etwas...:(

Weiss gar nicht, wie ich den heutigen Tag geschafft habe, obwohl ich jetzt den dritten Tag mit nassen Klamotten von Haus zu Haus düse. Oder schleiche. Ein paar sehr liebe Patienten haben mir dann doch den Tag gerettet. Aber erstmal bin ich nach der Arbeit wieder ins Bett geplumpst.

Morgen Mittag soll ich dann die Hausärztin wegen der Werte der Blutabnahme anrufen. Gibt wahrscheinlich einen Vortrag, weil mein Blutzucker bestimmt zu hoch ist. Sie hat ja schon wieder genervt, dass ich mir Quarkwickel aufs Bein schmieren soll, weil die Haut wieder so entzündet ist. Ja was denn noch und wann denn noch?
 

Niceguy

Mitglied
Nun, gestern habe ich mich tatsächlich einen Moment gefragt, warum ich mir das eigentlich antue. Hinschmeissen und gut?

Nun, ohne Arbeit müsste ich Grundsicherung beantragen und vermutlich raus aus meiner Wohnung. Gar nicht dran zu denken...

Genau so schlimm: Ich sitze hier oder anderswo den ganzen Tag mit meinen eigenen Krankheiten. Untätig auf den Tod warten, der irgendwann kommt? Ne, nicht mein Ding. In der Zwischenzeit kann ich doch Sinnvolles tun und bin dabei noch abgelenkt. Die meiste Zeit des Tages denke ich gar nicht dran, und das ist auch gut so. Ich darf nur nicht vergessen, meine "Angelegenheiten" zu regeln. Das relativiert auch einigen Stress, der nun mal zum Leben gehört. Bislang lässt sich alles regeln, wächst mir nix übern Kopf. Ab und an büschen Jammern hilft auch! :D
 

Niceguy

Mitglied
Wenn du denkst mehr geht nicht, hier ist Schluss, dann kommt immer noch eine Zugabe, bevor sich letztlich alles auflöst.

Heute sollte ich die Hausärztin wegen meiner Laborwerte anrufen, genau zwischen 12:30 und 13:00. Bravo, da bin ich mitten auf Arbeit. Hab die Patientin nach der Massage erstmal liegen lassen und mich in ihr Wohnzimmer mit dem Smartphone verkrochen, obwohl ich direkt zur nächsten hätte fahren müssen.

10 Minuten Leitung besetzt, dann "moment, bitte etwas warten, dann warten bis die Ärztin raus
kam, was nicht der Fall war. Ja dann rufen wir sie später zurück. Geht nicht, bin unterwegs. Ärztin soll auf meinen AB sprechen. Nein, sie will sich unterhalten. Dann soll ich am Dienstag zwischen 18:30 und 19:00 anrufen. Da bin ich dann aber an der Uni zur Vorlesung....:1

Nun, hab dadurch reichlich Verspätung eingefahren, wobei ich heute wenig zu tun hatte. Auf dem Heimweg habe ich noch schnell im Drogeriemarkt eingekauft, bin schon wieder im Regen zurück. Im Hausflur stand dann der supernette polnische Treppenputzer. Im Briefkasten war das vermisste Rezept, das ich gleich in die Apo um die Ecke gebracht habe. Morgen kann ich die Teststreifen abholen, natürlich zuzahlungsfrei. Inzwischen hatte die polnische Treppenfee meine Einkäufe in den 4.Stock hochgetragen....:love:

Tatsächlich hatte meine Hausärztin sich auf dem AB gemeldet. Der Langzeit-Blutzucker etwas höher, Rest ok. Sie will mich Montagmittag wieder anrufen. Dann bin ich allerdings auch auf Arbeit. Also schreibe ich ihr eine Mail und rufe sie selbst am Donnerstagabend an. Erstmal bin ich beruhigt und der Rest findet sich dann.

Auch die ausgeflippte Frau meines Patienten war heute wieder supernett wie sonst. Sie ist halt explodiert, weil ich ihr "Stress-I-Tüpfelchen" gewesen war. Da ich sie ja schon länger kenne war ich eher deeskalierend unterwegs. Mehr Stress hätte ich ja auch selbst nicht ertragen.

Danach bin ich ohne Essen ins Bett gefallen und kurz vor 20:00 wieder aufgewacht. So langsam muss dann aber auch mal gut sein. So eine fürchterliche Woche hatte ich lange nicht mehr.
 

Niceguy

Mitglied
Vielleicht JETZT? Hast du eine Bucket Liste? An der Champs Élysées in Paris einen Kaffee trinken? In einem Cable Car durch San Francisco fahren? Das Hundertwasserhaus in Wien besichtigen? Rom bei Nacht erleben? Wenn nicht jetzt, wann dann?


Ich wünsche dir ganz viel Kraft und dass du mit lieben Menschen deinen 80sten Geburtstag feiern darfst.
Liebe Saccharina,

meine Bucket List habe ich schon vor 12 Jahren abgearbeitet, kurz nach meiner Lungenembolie. Damals stand ich am Fuß meiner Treppe mit meinen Einkäufen. Und dann hatte ich einen heute erheiternden inneren Dialog:

Ich1: Sag mal, angenommen das ist jetzt echt eine Thrombose/Lungenemboolie - wärst du denn bereit, jetzt zu gehen?
Ich2: Bist du verrückt? Ich kann doch jetzt nicht gehen! Ich habe doch noch einiges zu kriegen!..o_O

Unter innerem Schimpfen, Fluchen und Zetern habe ich dann erst die eine Hälfte, und in einem einem zweiten Gang die andere Hälfte meiner Einkäufe hochgetragen. Da wusste ich, dass ich überleben würde, obwohl ich ja noch keine Diagnose hatte. Ich habe noch geruhsam gebadet und mich am Montagmorgen zum Arzt aufgemacht, der mich entsetzt in ein Taxi zum Krankenhaus gesetzt hat. Dort bin ich dann grinsend mit dem Einweisungsschein auf die Intensivstation marschiert, wo man mich sofort verkabelt hat.

Nun, ich lache mich heute noch schlapp: Ich hatte weniger Angst zu sterben als etwas zu verpassen! Nun, danach habe ich viele Dinge erledigt, die mir wichtig waren:

  • Im gleichen Jahr habe ich noch im Sylturlaub zwei Windsurfkurse absolviert und endlich mal auf dem Brett gestand, auf dem man so gar keinen Halt hat.
  • Bin dann mit dem Fahrrad nach List,von dort mit der Fähre nach Römö, und dort einmal längs und einmal quer über die Insel, bevor ich den gleichen Weg wieder zurück fuhr. Es gibt in der Mitte der Insel eine Strassenbrücke übers Wattenmeer zum dänischen Festland. Diese Tour habe ich leider nicht mehr geschafft.
  • Ich war endlich mal in unserer Oper zu "Porgy and Bess" in der Original New Yorker Besetzung. Die Musik von Gershwin mag ich sehr, also wieder ein Highlight.
  • Dann bin ich mit dem Windjammer "Mir" zum Hafengeburtstag eingelaufen. Geht jetzt auf absehbare Zeit nicht mehr, weil die russischen Großsegler nicht mehr kommen dürfen.
  • in einem anderen Urlaub bin ich endlich mit dem Wattwagen von Cuxhaven nach Neuwerk gefahren. Immer nur aus der Ferne ansehen macht sehnsüchtig. Der Meeresboden ist allerdings alles andere als eben. Man wird da ordentlich durch die Schlaglöcher gerüttelt und geschüttelt. Geht aber auch mit akutem Ischias...:giggle:
  • Dann war ich tatsächlich auf einem Open Air mit den Foo Fighters und Dave Grohl. Hat der Typ abgerockt! Da war keine Minute langweilig.
  • Letztendlich habe ich eine traumatische Beziehung aufgearbeitet, die mich viele Jahrzehnte belastet hat. Das war mein größter Gewinn, wenngleich auch schmerzhaft.
Ich war echt verwundert, was für bescheidene Wünsche ich denn noch offen hatte. Dieses Jahr bin ich wieder bei der Einlaufparade zum Hafengeburtstag dabei. Diesmal aber mit dem Museumsschwimmkran, auf dem es auch Party gibt, mit Barbecue-Grillbuffet etc. Nach Pfingsten bin ich dann wieder eine Woche auf Sylt.

Zwei ganz große Touren habe ich gecancelt: Selbst wenn es politisch möglich wäre, da wäre es mir doch zu anstrengend, mit der Transsib bis nach Peking zu rattern. Die Tour zur Sommersonnenwende mit den Hurtig-Linien habe ich auch gestrichen. Wenn ich mal Reizhusten habe (ca 1x täglich) kann es passieren, dass ich in die Kabine verdonnert werde zur Quarantäne. Das ist mir zu unsicher.

Eigentlich ist in meinem Leben so weit alles erledigt, nichts Wichtiges mehr offen. Selbst bei der Arbeit mach ich alles so so wie ich es für richtig halte. Ist mir völlig egal, wenn ich nicht alles bezahlt bekomme. Dafür arbeite ich in Ruhe, Frieden und mit viel Freude. Und dann wird halt mal 10 Minuten lang der Patienten-Kater gekuschelt...:)
 

Niceguy

Mitglied
Ja, ich werde dieses Jahr 72. Ich mache Hausbesuche als Physio und fahre mit dem Rad von Haus zu Haus. Bezahlt bekomme ich maximal 30 Minuten pro Behandlung, doch bei vielen Menschen brauche ich halt 45 - seis drum. Gehtraining ausser Haus dauert auch länger. Dann spreche ich auch mit den Angehörigen. Oder kuschele mit dem Katzenvieh - echt drollig. Ich kümmere mich nicht mehr darum, weil ich früher ohnehin freiberuflich gearbeitet habe. Mir sitzt ja keiner im Nacken. Wenn ich genügend Rezepte über einem gewissen Limit abrechne, dann gibt es eine zusätzliche Prämie. I.d.R. einige Tausend Euronen jährlich, mit denen ich meine Urlaube finanziere. Und zum Nettogehalt kommen ja noch zwei kleine Renten, da kann ich finanziell gar nicht klagen.

Ich habe auch Patienten, die sich noch mit früheren Schulkameraden oder Arbeitskollegen treffen. Das finde ich auch toll. Ich habe ja dahin gehend gar nix mehr. Allerdings habe ich mich in dieser Hinsicht auch weitgehend zurückgezogen, seitdem es mit meinen Krankheiten los ging. Wenn man dir erstmal ins Gesicht sagt, dass du ein Krüppel, Loser und Versager bist, dich bei der Arbeit mobbt etc, dann hältst du dir die Menschheit eben weitgehend von Hals.

Als ich noch gesund war hatte ich ein Haus der offenen Tür. Als ich dann selbst Unterstützung gebraucht hätte, da waren dann alle weg, vom Erdboden verschluckt, brauchten ihre Kraft für sich alleine. Ich habe daraus meine Konsequenzen gezogen. Das war sehr schmerzhaft, aber unabdingbar. Auf Dauer kann man nicht mehr geben, als man selbst bekommt, und muss sich darum kümmern, mit den eigenen Ressourcen hauszuhalten.

Ich habe aber auch keine Freunde mehr, mit denen ich alt geworden bin/wäre, da die wenigen schon vor geraumer Zeit verstorben sind. In dieser Hinsicht bin ich verwaist. Ich will einfach noch etwas gute Zeit verbringen, wenn sie schon abläuft. Nur Stress und Konflikte will und brauche ich nicht mehr.

Tatsächlich sehe und fühle ich mich oft auf einer Art Zwischenebene - noch hier und auch auf der Reise fort, wie E.T. mit dem Wunsch "nach Hause", was immer das auch ist. Ums Leben kümmern und mich gleichzeitig aufs Sterben vorbereiten, das ist ein gewaltiger Spagat. Das ergibt eine irre Distanz zum Alltag und seinen Erfordernissen, während ich gleichzeitig den Sonnenschein genieße, das Vogelzwitschern, die blühenden Bäume um mich herum.
 

Niceguy

Mitglied
Weiter gehts....

Am Sonntag habe nachmittags tatsächlich meinen halb geputzten Balkon eingeweiht. Fast zu warm in der Sonne , aber schöööööööön! Die Kastanie hat ihre Blätter voll entfaltet, die Kerzen stehen auch schon, auch wenn die Blüten noch nicht geöffnet sind. Daneben stehen zwei Birken in frischem Grün, dahinter zwei Tannen, und ganz zuletzt eine ganze Reihe blühender Obstbäume.

Vor dem Haus entfalten die Kirschbäume ihre volle Pracht. Unsere kleine Einbahnstraße beidseits über die ganze Länge in knalligem Pink. In 10 Tagen, wenn die Blütenblätter fallen, ist dann die ganze Straße in Pink gewandet. Was für ein Spektakel! :love:

Gestern hatte eine Patientin abgesagt. So hatte ich Zeit für eine kleine Kaffeepause in der Bäckerei mit DHL- Shop, die von Türken betrieben wird. Das ist so ein kleiner Nachbarschaftstreffpunkt. Inzwischen bin ich dort auch bekannt. Ende vom Lied: Ich bekam 9 große Brötchen für nix eingepackt, die sonst im Müll gelandet wären. Drei davon konnte ich bei der letzten Patientin verschenken, zwei habe ich selbst gegessen, und vier davon eingefroren. Wow, so spart man Geld!

Danach war ich dann an der Uni zur ersten Vorlesung in diesem Semester. War mir fast etwas zu akademisch, wie über Hamburger Sportgeschichte referiert wurde, aber was solls. Kann ja nur besser werden. Immerhin war ich selbst ja für kurze Zeit Mitglied im ältesten Sportverein der Welt, bevor ich gesundheitlich so richtig abgeschmiert bin, dass nix mehr ging und geht. So wird man zur Legende! :)

Auf dem Rückweg die Alster längs musste ich dann noch mit dem Rad abbremsen, als eine Graugans würdevoll erhobenen Hauptes den Radweg überquerte. Die dachte wohl auch "diese lahme Ente schaffe ich allemal". :giggle:
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
Wie orientiert man sich da?
Man orientiert sich jeden Tag an dem man nicht stirbt neu und schaut was der Tag so bringt.
Ich würde alles tun, was ich vorher aufgeschoben habe und schon immer mal machen wollte.

Was gehe ich noch an?
Alles was du willst.

Was lasse ich zurück?
Das ist doch Nebensächlich. Nach mir bzw. dir die Sintflut....
Ehrlich gesagt, keiner von uns lässt wirklich was zurück, dass bis in alle Ewigkeit bestehen bleibt.
 

Niceguy

Mitglied
Das ist doch Nebensächlich. Nach mir bzw. dir die Sintflut....
Ehrlich gesagt, keiner von uns lässt wirklich was zurück, dass bis in alle Ewigkeit bestehen bleibt.
Nein, das ist gar nicht nebensächlich. Wenn ich noch arbeite, dann muss Jemand den betreffenden Patienten ihre Wohnungsschlüssel zurückgeben. Die angefangenen Rezepte müssen in die Abrechnung, Patienten informiert werden, damit die sich neue Therapeuten suchen.

Meine Wohnung muss aufgelöst werden. Jemand muss wissen, was mein Eigentum ist und was des Vermieters. Dann geht es um das "digitale Erbe": Ich habe zig Bilder in diversen Bildagenturen, für die Lizenzen zum Verkauf stehen. Auch das muss geregelt werden.

Ich möchte das ganz einfach geregelt wissen und geordnet von der Welt gehen. Ich möchte kein Chaos hinterlassen. Das ist mir einfach wichtig! Der letzte Eindruck von mir soll ein geordneter sein, so wie ich auch versucht habe zu leben.
 

Niceguy

Mitglied
Nun, das Leben hält immer noch eine Finte parat. Wenn du denkst, das wars dann, so wirst du schnell eines Besseren belehrt.

Am Sonntag hat mein Bruder angerufen. Etwas merkwürdig, den wir korespondieren sonst nur zu Weihnachten und zum Geburtstag. Korrespondenz ist gut: Ich schreibe eine möglichst nichtssagende Karte und er ruft mich an, um irgendwelchen Ansagen zu machen und Mitteilungen zu hinterlassen.

Nun also die schon fast theatralische Ansage, dass er inzwischen ein bösartiges Prostatakarzinom hat und im Herbst operiert wird. Ansonsten arbeitet er mit Hochdruck an dem geerbten Haus seiner Frau in Thüringen, wohin er in Bälde ziehen will. In der Regel darf/muss ich dann zuhören. Sage ich selbst etwas, dann flippt er aus, fängt an zu brüllen und beendet das Gespräch. Deshalb rufe ich selbst also nicht mehr an.

Diesmal hat er mich tatsächlich gefragt, wie es mir denn gehe. Ich dachte erst an einen Scherz. Nun, ich habe in 4, 5 Sätzen kurz meine Situation geschildert. Dann kam "das muss ich jetzt aber nicht kommentieren".

Nun, ganz sicher muss ich mich dann nicht damit beschäftigen, ob und wie er meinen Nachlass regelt. Vielleicht muss ich noch eher zu seiner Beerdigung als umgekehrt er zu meiner. Das macht die Situation nicht besser. Ob ich mich dann lieber gleich an meinen Cousin wende? Zu ihm habe ich eine völlig andere Beziehung, aber auch nicht mehr Kontakt. Wir sprechen aber die "gleiche Sprache", haben ähnliche berufliche Wege hinter uns. Ich wollte ihn aber eigentlich raushalten, weil er vor einigen Jahren erst seine Schwester beerdigen musste, die sich das Leben genommen hatte. Ich mag ihn nicht "behelligen", obwohl er das alles gut macht und gemacht hat in der Vergangenheit.

Auf alle Fälle will ich meinem Neffen, dem Sohn meines Bruders, einige Familienangelegenheiten zuschicken, damit sie nicht in den Grabbel kommen. Dazu gehört unser Familienwappen und auch das Kriegstagebuch meines Vaters, wenn ich es finde. Das hat mich sehr berührt, weil ich darin noch einmal einen anderen Menschen kennengelernt habe.

Mein Cousin könnte andererseits viel mit meiner Fachliteratur anfangen, die sonst sicher auf dem Müll landen würde. Wäre schade, denn damals habe ich lange Zeit buchstäblich gehungert, um diese Bücher zu kaufen. Ich war schon sehr traurig, was ich bei meinem Vater alles entsorgen musste, nachdem er gestorben war.

Da sitze ich nun, ratloser als zuvor. Muss dann wohl noch eine Art Testament machen und einen Nachlasspfleger beauftragen, der die Verteilung regelt. Das wird dann über die Patienten- und Betreuungsverfügung geregelt. Alles Dinge, die ich noch erledigen muss...
 

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