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Langzeitstudent arbeitslos, was tun?!?

Georg_B

Mitglied
Hallo,

mein Name ist Georg. Ich bin 34 Jahre als und stehe kurz vor dem Abschluss meines zweiten Studiums. Für mein erstes Studium habe ich knapp 17 Semester gebraucht und habe es Anfang 2013 als Diplomingenieur abgeschlossen. Danach habe ich etwa 6 Monate lang Arbeit gesucht und nichts gefunden.

Daraufhin war ich extrem frustriert und habe Deutschland für mehrere Jahre verlassen um stattdessen in Zentralasien zu leben. Dort habe ich mich mehr schlecht als recht durchgeschlagen mit Gelegenheitsjobs als Deutschlehrer und auch manchmal mit etwas Geld, was mir meine Mutter zukommen ließ. 2015 habe ich mich entschieden wieder nach Deutschland zurückzukehren, weil ich zur Überzeugung gekommen war, dass mich meine Tätigkeit in Zentralasien nicht ausfüllt. Ich wollte unbedingt etwas in meiner Fachrichtung machen. Schließlich hatte ich das ja studiert, und es war eigentlich immer mein Traum in der Biotechnologie zu arbeiten.

So entschied ich mich, noch einen Master in Biotechnologie zu machen und landete schließlich als Student der Agrobiotechnologie an der Justus-Liebig Universität Gießen. Das lief auch anfangs relativ gut und mit Beginn des vierten Semesters fing ich, wie im Studienplan vorgesehen, meine Masterarbeit an. Leider war der Lehrstuhl ein Fehlgriff und aufgrund verschiedener Ursachen, teils schlechte Organistaion und Motivation des Lehrstuhls und auch Fehler meinerseits zog sich die Masterarbeit in die Länge. Jetzt endlich bin ich bald fertig. Obwohl ich dann zwei Abschlüsse habe ist mein Lebenslauf trotzdem miserabel. Warum das so gelaufen ist, wie es gelaufen ist, dazu muss ich erst einmal ein bisschen ausholen.

Meine Probleme fingen schon in der Kindheit an, maßgeblich dadurch, dass ich in der Schule recht schnell ein Mobbingopfer wurde. Ich bin zwar recht groß und schlank, aber mein Gesicht sieht relativ hässlich aus. Meine Augen stehen hervor, wie bei einem Schilddrüsenkranken und deshalb bürgerten sich rasch Spitznamen wie "Glubschauge", "Kröte","Totenkopf" oder "hässlicher Vogel" ein. Ich ertrug die Hänseleien stoisch, zog mich aber völlig in mich selbst zurück und wurde ein Einzelgänger. Deshalb fing ich an mich für die Natur zu interessieren. Sie ist wunderschön und sie fragt nicht nach deinem Aussehen. Deshalb unternahm ich dann während meiner Schulzeit ausgedehnte Streifzüge durch die Natur.

Nach der zehnten Klasse verließ ich dann das öffentliche Gymnasium, weil meine Mutter dachte, dass eine Privatschule besser für mich wäre. Dort wurde die Situation zwar besser, aber meine Schüchternheit und mein Einzelgängertum blieben. Aufgrund dieser Erfahrungen hatte ich während meiner Schulzeit kaum Erfahrungen mit Mädchen gemacht und schätze mich bei Frauen als chancenlos ein. So begann ich dann mein erstes Studium an der Universität. Ich träumte vor mich hin, und schnell kam ich deshalb mit meinen Prüfungen ins Hintertreffen und habe mir diesbezüglich eine blutige Nase geholt.

Ich setzte mich aber daraufhin auf meinen Hosenboden, holte wieder auf und schaffte mein Studium dann doch, allerdings erst nach 17 Semestern, die Regelstudienzeit sind 10 Semester und der allgemeine Durchschnitt sind etwa 12 Semester. Nach meinem Studium war ich seelisch völlig frustriert, denn auch Zeit meines Studiums blieb ich Einzelgänger und hatte praktisch gar keinen Kontakt zu Frauen. Sämtliche meiner wenigen Bekannten, die ich dann doch fand hatten früher oder später eine Freundin, nur ich fand niemanden bzw. sämtliche Annäherungsversuche an das weibliche Geschlecht endeten in einem absoluten Fiasko.

All dies und meine frustrierenden Erfahrungen nach meiner Bewerbungsphase nach meinem ersten Studium trugen schließlich dazu bei, dass ich eine "Ist mir doch egal Mentalität entwickelte". Ich sah keine Zukunft für mich und wollte hier und jetzt Spaß haben. Deshalb entschied ich mich schließlich Deutschland zu verlassen, um in Zentralsien zu leben und zu arbeiten. Schon früher hatte ich ein großes Interesse für diese Region sowie für den Iran entwickelt. Ich brachte mir selber Russisch und Persisch (Farsi) bei und heuerte als Deutschlehrer in Bischkek (Kirgsistan) an.

Ich blieb für einige Monate dort, um dann schließlich weiter nach Almaty (Kasachstan) zu ziehen und dort weiterzuarbeiten. Die erste Zeit genoss ich sehr. Ich liebe dort die Natur und die Kultur. Mit der Zeit merkte ich aber doch, dass mit etwas fehlt, nämlich eine anspruchsvolle Arbeit, die meiner Ausbildung entspricht. Das war schließlich der Grund warum ich 2015 wieder zurück nach Deutschland ging und mich entschied noch einen Master zu machen, um es dann über Praktika vielleicht irgendwie in ein Unternehmen zu schaffen. Daneben würde ich neue Leute kennenlernen und vielleicht auch endlich eine Frau.

Erst lief alles gut und das Schicksal schien mir diesbezüglich gnädig zu sein. Aber leider liefen die Dinge nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, Praktika waren schwierig zu bekommen und aufgrund meiner Unbeholfenheit wurde es mit einer Freundin auch nichts. Ich verfiel wieder in meine alte Mentalität zurück. Aus diesem Grund und auch weil ich mir für meine Masterarbeit den falschen Lehrstuhl aussuchte, dauerte die Masterarbeit länger als vorgesehen und so werde ich nach Abschluss meines Masterstudiums länger studiert haben als eigentlich vorgesehen war. Eigentlich hätte ich aufgeben können und mein Leben so weiterleben können wie bisher.

Mittlerweile hat sich aber ein entscheidender Umstand geändert. Ich habe endlich eine Freundin gefunden mit der ich eine gemeinsame Zukunft anstrebe. Aus diesem Grund möchte ich mein Leben endlich grundlegend ändern und endlich eine Arbeit nachhaltige Arbeit finden. Ich bin mir aber bewusst, dass das aufgrund meines Lebenslaufes außerordentlich schwierig werden wird, aber ich will trotzdem alles versuchen.

Ich habe bisher fast 100 Bewerbungen geschrieben, ohne Erfolg. Ich wollte mir daher einige Ratschläge einholen, was man tun könnte. zu meiner Situation: Ich habe zwei Uni-Abschlüsse: Ein Ingenieurdiplom mit 2,0 und in Kürze (nächsten Monat) noch einen Master in Agriobiotechnologie. Mein Problem ist, dass ich kaum praktische Erfahrungen vorweisen kann, was heutzutage das A&O ist. Vielen Dank für die zahlreichen Ratschläge
 
H

Healthy

Gast
Du hast interessante Erfahrungen gemacht.
Such dir eine Arbeit, bei der du theoretische Tätigkeiten ausübst, Meteorologe, Übersetzer, Dolmetscher, Physiker, theoretischer Chemiker, Ernährungsberater, Maschinenbau, Konstrukteur vllt im Bereich Automobil usw.
Wird wahrscheinlich gut zu dir passen.
Wieso soll er mit 34 und bald zwei abgeschlossenen Studiengängen eine Ausbildung machen?
Seine Talente liegen offensichtlich im Denken, Analysieren und in der Theorie, nicht im praktischen Leben, wie er selbst schreibt. Das sollte er für sich zu nutzen lernen. Du unterscheidest dich halt ziemlich vom normalen Durchschnittsmenschen und die Schnittmenge zu so einem Menschen wird sehr gering sein.

Wenn einer ein guter Fußballer ist, aber keine Mathematik kann, sagt man ihm auch nicht: Werde doch Lehrer für Mathematik oder versuche Informatik zu studieren. Nein, er soll Fußball trainieren und schauen, ob er als Profifußballer eine Chance kriegt. Wenn das nicht klappt, kann er Sportlehrer werden oder Fußballtrainer etc.
Erkenne dich und deine Talente! Nebenbei an den Schwächen arbeiten schadet nichts, aber deine Stärken voll auszuleben wird dir viel mehr bringen.
 

Georg_B

Mitglied
Hier muss man nicht viel sagen. Brich dein Studium ab und such dir schnellstmöglich eine Ausbildung.
Nun, mein zweites Studium habe ich praktisch abgeschlossen. Es fehlt lediglich die abgeschlossene Masterarbeit, die ich aber eigentlich schon beendet habe und deren Korrektur in Arbeit ist. Handelt sich also lediglich um einen oder zwei Monate. Ich würde alles machen, was möglich wäre, gerne auch eine Ausbildung. Allerdings ist halt die Frage, inwiefern das mit meinem Alter überhaupt erfolgversprechend ist, oder Sinn macht. Ich bin mittlerweile 34 Jahre alt, wer nimmt überhaupt so jemanden...
 

Georg_B

Mitglied
Du hast interessante Erfahrungen gemacht.
Such dir eine Arbeit, bei der du theoretische Tätigkeiten ausübst, Meteorologe, Übersetzer, Dolmetscher, Physiker, theoretischer Chemiker, Ernährungsberater, Maschinenbau, Konstrukteur vllt im Bereich Automobil usw.
Wird wahrscheinlich gut zu dir passen.
Wieso soll er mit 34 und bald zwei abgeschlossenen Studiengängen eine Ausbildung machen?
Seine Talente liegen offensichtlich im Denken, Analysieren und in der Theorie, nicht im praktischen Leben, wie er selbst schreibt. Das sollte er für sich zu nutzen lernen. Du unterscheidest dich halt ziemlich vom normalen Durchschnittsmenschen und die Schnittmenge zu so einem Menschen wird sehr gering sein.

Wenn einer ein guter Fußballer ist, aber keine Mathematik kann, sagt man ihm auch nicht: Werde doch Lehrer für Mathematik oder versuche Informatik zu studieren. Nein, er soll Fußball trainieren und schauen, ob er als Profifußballer eine Chance kriegt. Wenn das nicht klappt, kann er Sportlehrer werden oder Fußballtrainer etc.
Erkenne dich und deine Talente! Nebenbei an den Schwächen arbeiten schadet nichts, aber deine Stärken voll auszuleben wird dir viel mehr bringen.
Hmmm... Das Problem ist, dass mir einfach die entsprechenden Praktika fehlen. Ich kenne durchaus einige Leute aus meinem ersten Studium, die teilweise noch um einiges länger studiert haben als ich. Der längste hat 22 Semester studiert, aber auch sie haben jetzt Arbeit. Einer, der 20 Semester studiert hat, ist jetzt sogar Abteilungsleiter in einem größeren Unternehmen. Das Problem ist einfach meine zurückhaltende Persönlichkeit. Ich habe Schwierigkeiten selbstsicher aufzutreten und fühle mich schnell unwohl (ich persönlich führe das auch auf meine Mobbingerfahrung in meiner Jugend zurück). Ich habe letztes Jahr ein Praktikum gemach, das bisher beste und sinnvollste in meinem Studentenleben. Leider war das aber an einer Forschungsrichtung, was in der Industrie im Allgemeinen nicht besonders hoch angesehen wird. Daneben hat man an einer Forschungseinrichtung auch nur wenige Möglichkeiten. Man kann dort promovieren, was aufgrund meines Alters für mich kaum in Frage kommt. Daneben kann man nur als biologisch oder chemisch technischer Assistent arbeiten. Das würde ich ohne Probleme sofort machen, allerdings ziehe ich in dieser Hinsicht im Vergleich zu einem 18 oder 19 jährigen Lehrling, der frisch aus der Lehre kommt, praktisch immer den Kürzeren.
 
W

wavery

Gast
Nun, mein zweites Studium habe ich praktisch abgeschlossen. Es fehlt lediglich die abgeschlossene Masterarbeit, die ich aber eigentlich schon beendet habe und deren Korrektur in Arbeit ist. Handelt sich also lediglich um einen oder zwei Monate. Ich würde alles machen, was möglich wäre, gerne auch eine Ausbildung. Allerdings ist halt die Frage, inwiefern das mit meinem Alter überhaupt erfolgversprechend ist, oder Sinn macht. Ich bin mittlerweile 34 Jahre alt, wer nimmt überhaupt so jemanden...
Was würde dir der Master bringen? Bestehen Kontakte?
 
W

wavery

Gast
Hmmm... Das Problem ist, dass mir einfach die entsprechenden Praktika fehlen. Ich kenne durchaus einige Leute aus meinem ersten Studium, die teilweise noch um einiges länger studiert haben als ich. Der längste hat 22 Semester studiert, aber auch sie haben jetzt Arbeit. Einer, der 20 Semester studiert hat, ist jetzt sogar Abteilungsleiter in einem größeren Unternehmen. Das Problem ist einfach meine zurückhaltende Persönlichkeit. Ich habe Schwierigkeiten selbstsicher aufzutreten und fühle mich schnell unwohl (ich persönlich führe das auch auf meine Mobbingerfahrung in meiner Jugend zurück). Ich habe letztes Jahr ein Praktikum gemach, das bisher beste und sinnvollste in meinem Studentenleben. Leider war das aber an einer Forschungsrichtung, was in der Industrie im Allgemeinen nicht besonders hoch angesehen wird. Daneben hat man an einer Forschungseinrichtung auch nur wenige Möglichkeiten. Man kann dort promovieren, was aufgrund meines Alters für mich kaum in Frage kommt. Daneben kann man nur als biologisch oder chemisch technischer Assistent arbeiten. Das würde ich ohne Probleme sofort machen, allerdings ziehe ich in dieser Hinsicht im Vergleich zu einem 18 oder 19 jährigen Lehrling, der frisch aus der Lehre kommt, praktisch immer den Kürzeren.
Was hat das Mobbing von früher mit der Tatsache zu tun, dass du dein Studium hast schleifen lassen?
 

Georg_B

Mitglied
Was hat das Mobbing von früher mit der Tatsache zu tun, dass du dein Studium hast schleifen lassen?
Relativ einfach zu beantworten: Ich habe mich seinerzeit nicht nicht so sehr darum gekümmert, weil mir meine Zukunft egal war bzw. weil ich für mich keine Zukunft gesehen hatte. Für mich bestand meine Zukunft zu einem sehr wesentlichen Teil darin eine Freundin zu haben. Mit einer zumindest einigermaßen ansehnlichen Frau mein Leben zu teilen, mit ihr Sex zu haben... Pläne für die Zukunft zu schmieden. Etc.... Für viele ist so etwas viel zu banal, aber für mich war es damals unerreichbar. Durch meine Mobbingerfahrung war ich davon überzeugt, dass ich diesen Zustand niemals erreichen würde können. Mein Leben ohne eine Frau zu verbringen und niemals Sex zu haben, war für mich der absolute Albtraum. Aus diesem Grund war mir meine Zukunft egal, und ich habe mich darum nicht gekümmert. Ich wollte nicht mein ganzes Leben lang leiden und habe mich deshalb in meine Welt zurückgezogen und nur das gemacht, was mir im Hier und Jetzt Spaß gemacht hat. Deshalb bin ich ins Ausland gegangen und habe dort mein Leben gelebt etc.

Es ist ja nicht nur, dass ich lange studiert habe. Lange studiert haben bei uns einige. In der 10 semestrigen Regelstudienzeit haben es die wenigsten geschafft. Normal waren 12 Semester...13 oder 14 gab es auch häufig. Mit 17 Semestern gehöre ich aber natürlich schon zu denen, die schon sehr lange gebraucht haben, aber es gab durchaus noch einige, die wesentlich länger studiert haben und jetzt trotzdem eine feste Arbeit haben. Das Problem ist die Kombination aus langer Studienzeit und wenig bis gar keiner Praxiserfahrung. Das macht die Sache zum Problem. Auch meine Persönlichkeit ist ein Problem. Ich bin sehr scheu und unsicher und habe ein niedriges Selbstbewusstsein. Auch so etwas macht sich bei der Arbeitssuche nicht gerade als positiver Aspekt bemerkbar...

Wie gesagt. Ich habe Fehler im Leben gemacht. Natürlich ist meine Mobbingerfahrung keine Entschuldigung. Aber einen Einfluss hat es eben gehabt....
 

Georg_B

Mitglied
Was hat das Mobbing von früher mit der Tatsache zu tun, dass du dein Studium hast schleifen lassen?
Wenn dir die Gesellschaft permanent zeigt, dass Du für sie minderwertig bist, dann fängst Du dich (häufig, natürlich nicht in jedem Fall) irgendwann auch so verhalten. Man fühlt sich minderwertig, den anderen in fast jedem Aspekt unterlegen. Ist halt so, ich kann nur ausdrücken, was ich gefühlt habe und zum Teil noch immer fühle...
 

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