Was sind eurer Meinung nach Schwierigkeiten, wenn man erst mit 25 die Erste Beziehung hat?
Also was für Erfahrungen fehlen einem, die andere in Beziehungen schon gemacht haben (fehler, die man nicht wieder macht)?
Was ist für euch der Unterschied zwischen einer Beziehung und einer Freundschaft?
Und werden Bedürfnisse sowie Nähe/Unternehmungen anders ausgehandelt?
Irgendwie habe ich die Vorstellung, dass in einer Beziehung so eine extreme Erwartung auf einen zukommt, auf eine bestimmte Art und Weise sein zu müssen. Jemand hat geschrieben: hol dir ne Katze. Aber ich hol mir aus dem selben Grund keine Katze, wie ich Beziehungen aus dem Weg gehe. Aber ich weiß nicht genau warum. Mich überfordert die Vorstellung daran schon.
Da ich meine erste Beziehung mit 37 hatte kann ich dazu wohl eine einigermaßen verlässliche Aussage aus *meiner persönlichen* Erfahrung geben.
Die größte Schwierigkeit war tatsächlich nichts, was konkret mit der Beziehungsführung zu tun gehabt hätte. Also, nichts mit "Wie geht man auf ein Date" oder "Wie verhält man sich, wenn der Partner übernachtet" oder "Wie benimmt man sich, wenn man selbst Partner ist". Da kommt sehr vieles automatisch.
Das, was man "lernen" muss, weil man es oft als Jugendlicher nicht gelernt hat, liegt eher VOR der Beziehung: Flirten, unverfängliche Kontaktaufnahme, Signale senden und richtig deuten etc. - einfach gewisse soziale Fertigkeiten. Das muss man tatsächlich ein bisschen üben, wenn man es nicht von selbst hat. Aber das kann man gut erlernen.
Meine Hauptschwierigkeit in der Beziehung selbst war, meine eigene Bindungsangst auszuhalten. Ich war zwar gut therapiert (sonst wäre ich gar nicht in eine Beziehung gekommen), aber deshalb waren die Ängste natürlich noch da. Ich wusste inzwischen, woher sie kamen und ich wusste, dass ich diese Beziehung wollte und dass ich sie aushalten muss, ohne das auf meinen angehenden Partner abzuwälzen. Ich habe ihm relativ früh erzählt (beim fünften Date oder so), dass ich nicht die schönste Kindheit hatte und deshalb viel mit Bindungsangst zu kämpfen hatte, aber Therapie gemacht habe etc. Aber deshalb kann man natürlich nicht alles auf ihn abwälzen udn er muss das halt aushalten... Ängste sind ja kein Freifahrtschein. Mit denen muss man selber klarkommen.
Nach dem ersten Sex, saß ich am nächsten Morgen da und hatte Panik, seine Nachricht zu öffnen. Ich hab Stunden gebraucht, bis ich das konnte. Bei den gemeinsamen Frühstücken in den ersten Wochen, musste ich ständig meinen Fluchtreflex unterdrücken. Am liebsten wäre ich einfach aufgestanden und gegangen, hätte ihn überall blockiert und nie wieder gesehen. Zumindest in konkret dieser Situation.
Hab ich aber nicht. Ich bin sitzen geblieben und nach und nach wurden die Ängste weniger und waren dann ganz weg.
Was ich damit sagen will: Die meisten, die lange beziehungslos bleiben, haben irgendwelche Baustellen, Ängste vor Nähe, Vertrauensprobleme, Verlustängste, soziale Ängste etc. Diese Ängste auszuhalten, ist der eigentliche Knackpunkt. Nicht, weil man älter ist, als die anderen bei der ersten Beziehung. Sondern weil man aufgrund dieser Ängste länger brauchte bis zu einer Beziehung.
Man hört auch häufig, dass man sich überwinden wird, wenn man erstmal die Richtige findet und alles von selbst klappt. Da mag was dran sein, da ich bisher nicht sagen kann, dass ich wirklich so richtig verliebt war im Leben. Ich hatte bis jetzt nicht die Gelegenheit jemand dafür gut und tief genug kennenzulernen.
Das ist ein Teil der Wahrheit. Zumindest meiner Erfahrung nach. Bloß weil man den oder die Richtige findet, sind nicht alle Ängste automatisch verschwunden. Diese Personen sind es einem dann nur wert, die Ängste auszuhalten. Irgendwelche oberflächlichen Dates zu Übungszwecken wären es mir nicht wert gewesen, diese Ängste auszustehen.
Ich habe in einem Anfall von Panik einmal den Kontakt zu ihm abgebrochen. Während ich bei anderen Dates danach immer etwas erleichtert war, habe ich bei ihm danach unglaublich geheult. Und dann beschlossen: Nein, diesmal mach ich das nicht. Habe ihn gleich darauf wieder kontaktiert und mich entschuldigt, dass es in einem Panikanfall war.