Guten Morgen Ruhrgebiet,
ich vermute einfach mal dezent, dass der Vater auch ziemlich überfordert und hin- und hergerissen ist. Einerseits ist es ja seine Frau, andererseits geht es um sein Kind, das macht die Entscheidungen mitunter nicht immer einfach. Bei vielen Suchtkranken ist es auch so (wenn es so sein sollte, dass sie drogenabhängig ist), dass diese oft oder sogar meistens nach außen hin vorspielen, die Situation und sich im Griff zu haben. In manchen Fällen ist es dann für Außenstehende schwer, die Grenzen einzuschätzen, wenn man emotional noch mit in der Sache drinhängt und nicht zu einer Beratungsstelle gehen möchte oder sich die Meinung Dritter einholen will.
Es gibt einige Beratungsstellen, die anonym sind und kostenlos. Da könnte sich deine Tochter auch Rat holen und Bestärkung. Wenn sie den Vater des Kindes dazu bekommt, auch diesen Gang zu wagen, könnte er sich nicht so alleingelassen fühlen, weil er von geschulten Leuten Schützenhilfe bekommt oder durch Dritte einmal gesagt bekommt, dass die Situation eigentlich schon brenzlig ist. Von anderen sowas zu hören, als von Freunden, Bekannten und Familie ist ja nunmal nochmal eine andere Sache.
Hat deine Tochter schon mal das Gespräch zu der Mutter des Kindes gesucht? Sie ist ja nicht umsonst Patentante (wenn ich es noch richtig im Kopf habe) und da lässt sich doch vermuten, dass hier ein besonderer Draht zu den Eltern besteht. Vielleicht braucht die Mutter des Kindes auch einfach einen gewissen Anstoß oder klare Ansagen, damit sie ihre eigene Lage erkennt, oder weniger verdrängen oder runterspielen kann.
Der Gang zum Jugendamt wäre so für mich die letzte Lösung, aber ich weiß nunmal auch nicht, wie die Gesamtlage tatsächlich aussieht. Wenn das Wohlergehen des Kindes wirklich definitiv gefährdet ist und die Situation nicht mehr tragbar ist, wird dir oder deiner Tochter wohl nichts anderes übrig bleiben, als Nägel mit Köpfen zu machen. Du musst auch keine Bedenken haben, dass das Kind sofort grausam entrissen wird, so ganz ohne Grund. Ich hatte jahrelang mit der sozialen Branche beruflich zu tun und bin durch Freunde und Familie immer noch indirekt damit im Kontakt. Das sind oft Leute, die wirklich engagiert sind und denen die Familiensituation am Herzen liegt, weil sie wissen, dass Menschen dort involviert sind. Man versucht meistens tatsächlich zuerst Kompromisse zu finden oder sich die Gesamtlage gut anzuschauen oder zu unterstützen. Und wenn es nur ist, dass jemand zur Unterstützung und Beratung mehrmals die Woche vorbeikommt. Nur weiß ich eben nicht, wie es aussieht, wenn der Mutter schon einmal ein Kind weggenommen wurde. Da fällt dann die Beobachtung und Kontrolle logischerweise härter aus, weil einfach schon eine Vorbelastung vorhanden ist.