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Ist immer Misstrauen angebracht?

  • Starter*in Starter*in Virginia
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V

Virginia

Gast
Hallo an alle,

ich möchte mir gerne ein Erlebnis von der Seele schreiben und freue mich über Rückmeldungen und andere Sichtweisen von euch dazu. Zwar habe ich meine Erfahrung schon halbwegs verarbeiten können, doch irgendwie hat es trotzdem eine grundlegende Frage aufgeworfen, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe.

Damit der Text nicht super lange wird, versuche ich, nur das Wichtigste zu schreiben, um die Situation zu verstehen.

Ich bin schon älter (58), lebe alleine und lerne seit ca. 2 Jahren Italienisch, da ich gerne eine neue Sprache lernen wollte, um mein Gehirn zu trainieren, aber auch, weil ich Italien mag und mir die Sprache gefällt.
Anfang dieses Jahres habe ich in einem Forum, wo man Tandempartner finden kann (man hilft sich gegenseitig beim Lernen) einen 36jährigen Italiener kennen gelernt, der damals seit ein paar Monaten mit seiner Lebensgefährtin in meiner Heimatstadt lebte, um Deutsch zu lernen (Luca und Lisa).

Wir haben uns spontan gut verstanden und Luca und ich trafen uns ab da regelmäßig 1x pro Woche für 3 - 4 Stunden, bald aber auch mit Lisa zu dritt abends (wir gingen essen oder zu Veranstaltungen, ich kochte für sie, sie für mich im jeweiligen Zuhause usw.). In der Folge traf ich ihn auch immer wieder sogar 2x pro Woche. Die Beziehung wurde immer enger und bald gingen die beiden bei mir fast ein und aus und fragten mich oft um Rat. Ich half ihnen bei Behördenwegen, machte sie mit einigen meiner Freunde bekannt und alles lief wirklich sehr gut. Beide waren arbeitslos und hatten eigentlich vor, nur ein paar Monate hier zu bleiben, eben um Deutsch zu lernen, aber mit der Zeit und der anhaltend schlechten Wirtschaftslage in Italien, kam auch der Gedanke auf, ev. hier Arbeit zu finden.

Ich betrachtete das Ganze jedenfalls immer mehr als richtige Freundschaft. Vor allem, weil ich mich mit Luca so außergewöhnlich gut verstand, wir waren uns in vielen sehr ähnlich (Ansichten, Gedanken zu Dingen, Vorlieben, sogar ähnliche - schlechte - Familienerfahrungen etc.). Mein eigener Sohn ist 30, lebt aber zur Zeit mit seiner Frau im Ausland und ich habe sie eigentlich ein wenig wie meinen Sohn samt Frau behandelt. Jedenfalls war ich immer Ansprechpartnerin und hilfsbereit. Doch ich bekam auch eine Menge zurück, weil sie mich sehr nett behandelten, wir hatten viel Spaß zusammen. Luca erzählte mir oft auf unseren Spaziergängen sehr persönliche Sachen, auch von seiner Kindheit und dass er früher ganz wenig SElbstbewusstsein gehabt hätte, sogar schon mal bei einem Psychologen war usw.

Mir hat das sehr gefallen, weil ich auch ein offener und reflektierender Mensch bin. Ich betrachtete diese quasi zufällige Bekanntschaft als schönes Geschenk.

Mitte Dezember bekam Lisa plötzlich ein temporäres Jobangebot in der Schweiz (für knapp 4 Monate) und da sie recht gut verdiente, sagte sie sehr erfreut zu. Mich hat gewundert, dass Luca nicht auch mit ging bzw. dass beide nie eine Wort des Bedauerns über die doch recht lange Trennung geäußert haben. Aber gut, ich dachte, es ist halt sehr wichtig, dass zumindest einer wieder Geld verdient und das geht wahrscheinlich vor. Ich nahm auch an, dass sie die Problematik der Trennung schon durchdiskutiert hätten und mir gegenüber deshalb nicht mehr erwähnten.

Dadurch, dass Luca ab da alleine hier lebte, wurde unser Kontakt noch enger. Ich habe ihm intensiv dabei geholfen, selber einen Job zu finden und letztlich ist mir das auch gelungen (ich habe quasi ein Empfehlungsschreiben für ihn geschrieben, in dem ich mich für seine positiven Qualitäten verbürgt habe).

Zu Weihnachten war sein Vater aus Italien hier (er ist verwitwet) und da die Beziehung zwischen den beiden ziemlich schlecht ist, habe ich angeboten, sie könnten beide zu mir kommen. So verbrachten wir den 24. und 26.12. zu dritte zusammen. Am 24. bei mir, am 26. bei ihm. Es verlief super nett! Obwohl er mir danach erzählt hat, dass er am 25. mit seinem Vater doch wieder einen bösen Streit hatte und sehr verletzt dadurch war. Aber der Vater ist am 28. wieder abgereist.

Wir waren bis zum Jahresende noch zusammen in einem klassischen Konzert und an einem Abend habe ich bei mir für ihn gekocht - wir hatten es sehr lustig.

Am 2.1. hat er seinen neuen Job angetreten und wir trafen uns ca. 6 Tage nicht, weil ich krank war. An einem Abend schrieb er mir plötzlich um 3 Uhr morgens ein Mail, dass er unter totaler Schlaflosigkeit leiden würde und nicht wüsste, was er machen soll. Am nächsten Abend bekam ich 4 Mails von ihm, in denen er fast wirr schrieb (er sei total auf Adrenalin, könnte Bäume ausreißen, möchte alles zugleich machen, andererseits fühle er sich aber auch erschöpft usw.).

Ich habe versucht, ihn so gut wie möglich zu beruhigen, schob es auf den Stress des neuen Jobs und dass Lisa nun nicht hier wäre, den Streit mit seinem Vater... Am nächsten Tag hätten wir uns wieder treffen sollen - ich wollte in ein Kaffeehaus gehen, weil ich so lange zu Hause gewesen war durch die Erkältung, er aber wollte unbedingt für mich kochen. Als ich das aber ablehnte, weil ich wirklich das Bedürfnis hatte, unter Menschen zu gehen, schien er sehr enttäuscht.

Am nächsten Tag tat es mir leid und ich schrieb ihm am Vormittag, er könne doch für mich kochen, wenn er möchte. Die Antwort, die ich darauf bekam, haute mich wirklich aus den Schuhen:
Er hätte jetzt mindestens 14 Tage keine Zeit mehr für mich, hätte sich neue Tandempartner gesucht, wolle nun auch Englisch und Russisch lernen und ev. könnten wir uns nach 2, 3 Wochen wieder treffen.
Für mich war das natürlich eine totale Ausrede und ich bohrte nach. Dann kam ein seltsames Mail mit einem Link zu einem asiatischen Film, in dem es um die Abfolge der Jahreszeiten geht - er schrieb: so sei unser Kontakt, er wäre jetzt vorüber, das sei eben ein Zyklus gewesen.

Natürlich konnte ich auch das nicht akzeptieren, weil ich keinen Zyklus wahrnehmen konnte, sonder nur einen absolut unerwarteten Bruch. Und das schrieb ich ihm auch.

Dann kam ein noch ärgeres Mail: Er würde sich mit mir nicht mehr wohlfühlen und wolle mich nicht mehr sehen, es täte ihm leid, wenn er so grob sei.

Als ich wieder antwortete - total entsetzt - bezeichnete er mich als "Stalkerin". Ich habe dann noch ziemlich unwirsch darauf geantwortet. Aber das war's.

Kein Kontakt mehr, keine Erklärung, keine Entschuldigung. Zwei weitere Mails von mir blieben unbeantwortet (eins ging in Kopie an Lisa - auch von ihr kam keine Antwort).

Was um Himmels Willen soll ich nun mit dieser Erfahrung anfangen??? Ich bin nicht nur sehr gekränkt, sondern emotional auch irgendwie geschockt. Ich war den beiden gegenüber echt nicht misstrauisch!

Ich kann mir einige Gründe für das Ganze vorstellen (ihm wurde unsere Verbindung zu nahe, er empfand meine Ablehnung des "Kochens" als beleidigend, er und Lisa haben mich nur als "Nutzbeziehung" gesehen usw.), aber im Grunde sind das alles nur Spekulationen, dazu passt der abrupte Abbruch eigentlich nicht. Obwohl der natürlich nicht unbedingt anständig ist nach so vielen Monaten so gutem Kontakt.

Ich kann das jetzt nur hinnehmen, aber es fällt mir sehr schwer. Da ist etwas mittendrin abgebrochen und darauf war ich nicht eingestellt.

Was denkt ihr darüber?

LG
Virginia
 
Ich kann mir auf diese Geschichte absolut keinen Reim machen......
Ein ständiges Misstrauen deswegen scheint mir aber nicht angebracht.
 
Hallo Tom,

ich kann mir ja auch keinen Reim darauf machen - das ist das Schlimme. Natürlich denke ich nicht, dass Misstrauen immer angebracht ist (zumindest dachte ich bisher nicht so), aber nach so einer Erfahrung, die ich nicht einordnen kann, stellt sich natürlich doch diese Frage. Wenn ich nicht verstehen kann, was der Grund für diese Reaktion ist, kann ich praktisch bei jeder neuen Erfahrung auch damit rechnen, dass es sich wiederholt. Denn einfach ist es jetzt für mich nicht. Ich fühle mich wirklich tief gekränkt und enttäuscht.
Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich die monatelange offensichtlich gute Beziehung im nachhinein bewerten soll. Habe ich mich komplett getäuscht (fühlte sich aber absolut nicht so an und ich habe eine feines Gespür)? Ich stelle natürlich jetzt auch mich selbst in Frage. Es ist echt eine besch... Situation!.

LG
Virginia
 
Hallo Rainer,

aber es kann doch unmöglich sein, dass Südländer so verrückt stolz sind, dass sie eine fast einjährige, echt gute Verbindung kalt abbrechen, weil ich einmal etwas abgelehnt habe? Also das kann ich nun echt nicht glauben!

Was mich viel stutziger macht, ist sein seltsamer Zustand kurz vor dem Abbruch. Als wäre er vor dem Durchdrehen - manisch, was weiß ich.

LG
Virginia
 
Tom - lustig, dass du "Drogen" sagst. Denn da bist du nicht der Erste. Als ich das Ganze in der Gruppe des Italienischkurses erzählte (ich war so niedergeschlagen und habe einfach darüber geredet), war die Reaktion von zweien dieselbe (Hat er was genommen?).

Ich hatte aber niemals auch nur den Hauch des Eindrucks, dass er Drogen nimmt. Ich kann das nicht glauben.
Psychische Probleme würde ich schon eher in Betracht ziehen. Denn anders kann ja sowas eigentlich gar nicht zustande kommen. Das Tragische ist nur, dass sich diese vorher nicht in Ansätzen gezeigt haben.

Mein Sohn hat auch auf massive psychische Probleme getippt. Die sich eben solange nicht zeigten, als alles "im Lot" war (kein anstrengender Job in einer Fremdsprache, die Freundin als Stabilisierungsfaktor immer da).

Dennoch bin ich wie vor den Kopf geschlagen, dass ich da so gar nichts davon gespürt habe. Wirklich absolut nichts! Normalerweise reagiere ich auf sowas wie ein Seismograph.
 
Hallo Virginia,

du bist diese Freundschaft als Tandembeziehung eingegangen und die Zwei auch.

Daraus hat sich für dich viel mehr entwickelt. (Sohn Gefühle). Es kann gut sein, dass er das endlich gemerkt hat und dir nichts weiter geben wollte und konnte. Es ist ein junger Mensch, der sich noch durchs Leben schlängeln will.
Und es ist seine Art, zu Handeln, damit er es unbeschadet oft machen kann.
Die erste, die es zu spüren bekam wahr wohl seine Mutter.

Ich weis nicht, wie viele Frauen schon seinen Weg kreuzten, ihn begleiteten, ihm halfen und er sie dann kurzerhand wieder stehen ließ.
Akzeptiere es und sei beim nächsten mal vorsichtiger mit deinen Gefühlen.
 
Es ist Quatsch, dass Südländer generell so sind. Ich bin selbst mit einem Italiener verheiratet und er würde wegen einer Absage zum Essen kein Faß aufmachen. Es kann viele Gründe für sein Verhalten geben und muss nicht unbedingt verletzter Stolz sein. Vielleicht will seine Freundin auch nicht, dass er während ihrer Abwesenheit so viel mit dir zusammen ist, denn sie hüllt sich ja auch in Schweigen.

Keine Ahnung warum er jetzt so tickt.
Hätte dir auch bei einem Deutschen passieren können, dass er plötzliche keinen Wert mehr auf deine Freundschaft legt. Du warst etwas voreilig mit deiner positiven Bewertung über ihn, damit er einen Job bekommt. So gut kennst du ihn nun auch nicht, um dich für ihn zu verbürgen.
An deiner Stelle würde ich auch keine Erklärungen mehr suchen, sondern die Sache als Erfahrung verbuchen.
Deshalb musst du zukünftig nicht jedem Menschen misstrauen, allerdings auch nicht zu schnell vertrauen.
 
Zuletzt bearbeitet:
"... Anfang dieses Jahres habe ich in einem Forum, wo man Tandempartner finden kann (man hilft sich gegenseitig beim Lernen) einen 36jährigen Italiener kennen gelernt, der damals seit ein paar Monaten mit seiner Lebensgefährtin in meiner Heimatstadt lebte, um Deutsch zu lernen (Luca und Lisa) ..."

Virginia, ich verstehe nicht genau, wann fing der Kontakt an? Du hast geschrieben, du lernst seit zwei Jahren Italienisch und hast Anfang dieses Jahres, also 2015, Luca über ein Forum kennengelernt. Das hätte sich dann ja alles in diesen paar Wochen abgespielt? Oder welches Jahr meinst du?
 
Ich weis nicht, wie viele Frauen schon seinen Weg kreuzten, ihn begleiteten, ihm halfen und er sie dann kurzerhand wieder stehen ließ.
Akzeptiere es und sei beim nächsten mal vorsichtiger mit deinen Gefühlen.

Also das kann ich nicht sagen, davon weiß ich nichts. Ist aber auch eine Spekulation, muss ja nicht sein. Ich habe nur das komische Gefühl, dass dieser Abend, wo er so seltsam war - ich zuerst Ansprechperson für seinen "Ausnahmezustand" war und dann doch diese abrupte Zurückweisung - sehr viel damit zu tun hat.
Er schrieb in einem der letzten (distanzierten) Mails auch, dass er sich auf einmal von mir "wie erstickt" gefühlt hätte, obwohl ich mich nicht anders verhalten hätte als sonst auch. Ihm sei das selber ein Rätsel.

Könnte es nicht sein, dass er, insbesondere als seine Freundin nicht mehr da war, Angst vor der Nähe bekam? Er wurde sehr lieblos aufgezogen und war darüber unglücklich. Nachdem wir uns ca. 5 Monate kannten und ich ihm einmal ein längeres Mail schrieb, in dem ich sehr auf seine gegenwärtige Situation einging (Arbeitssuche) und ihm ein bisschen den Kopf zurechtrückte, weil er ziemlich chaotisch und planlos agierte, dachte ich zuerst, er würde mir das übel nehmen. Aber das Gegenteil war der Fall. Er antwortete begeistert und betonte vor allem, wie viel Zuneigung er aus meinen Zeilen lesen würde.
Als ich das abschwächen wollte, weil es mir übertrieben erschien und es "Zuwendung" nannte (wir sprechen ja unterschiedliche Sprachen, die Kommunikation war nicht immer ganz klar), beharrte er darauf, dass er Zuneigung und nicht Zuwendung meinte.

Ich hatte mehrmals so ein Gefühl - als wäre es ihm wichtig, dass ich ihn wirklich mag.

Nur am Ende hat er das Ganze total entwertet und geschrieben, es sei alles nur eine oberflächlche Beziehung gewesen, er hätte sie nie als Freundschaft gesehen. Und das, obwohl ich das vorher mehrmals angesprochen hatte und er immer freudig darauf reagiert hat...

Da ist in ihm etwas gekippt - und zwar ins Gegenteil. Deshalb hatte ich ja auch das Gefühl eines Wechsels von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde.

LG
Virginia
 
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