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Ist es legitim, seine Erfüllung NICHT im Beruf zu finden?

Lotte_123

Neues Mitglied
Liebe Community,

ich bin jetzt 30 und seit guten 5 Jahren in Berufsleben. Davor habe ich eine Ausbildung gemacht und studiert und diverse Schüler und Studentenjobs gehabt. Derzeit arbeite ich im Büro in vollzeit im kaufmännischen Bereich. Ich bin kinderlos und in einer festen Partnerschaft.

Was derzeit einen inneren Konflikt in mir auslöst, ist die Tatsache, dass mir die Arbeit in jedem meiner bisherigen Jobs nie Spaß gemacht hat. Versteht mich nicht falsch, ich habe einen tollen Arbeitgeber. Dort genieße ich viele Freiheiten und Annehmlichkeiten (u.a. flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, eine faire Bezahlung und sehr liebe Kolleg*innen). Aber Freude empfinde ich an meiner Arbeit nicht. Ich weiß nicht wieso, aber die meiste Zeit bin ich von meiner Arbeit genervt und empfinde sie einfach als anstrengend. Inzwischen habe ich mir neben meinem Hauptberuf eine kleine Selbstständigkeit aufgebaut. Sie macht mir sehr viel Spaß, reicht jedoch bei weitem nicht zum "überleben". Es ist eher ein Hobby von mir, mit dem ich nebenbei noch eine Kleinigkeit dazuverdiene. Es wäre ja jetzt eigentlich legitim zu sagen, dass ich meinen Hauptjob als "Brotewerb" ansehe und mich voll und ganz auf meine Selbstständigkeit und meine Hobbys konzentriere. Aber es fühlt sich irgendwie falsch an . Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Jeder in seinem Beruf aufgeht und Freude an der Arbeit hat außer ich. Das löst in mir manchmal ein so schlechtes Gewissen aus (weil ich denke, dass ICH falsch bin), dass ich mich regelmäßig nach der Arbeit mit ungesundem Zeug vollstopfe oder mein Geld für sinnlose Dinge ausgebe. Eigentlich würde ich mich gern gesünder ernähren und mein Geld für Reisen sparen (ich bin bis jetzt noch nicht groß in der Welt herumgekommen).

Wie seht ihr das? Erfüllt euch euer Job oder fokussiert ihr euch eher auf euer Privatleben?

Vielen Dank für eure Antworten.

Eure Lotte :)
 

Piepel

Aktives Mitglied
Hallo Lotte.

Das was Du vor Dir hast, hab ich hinter mir, daher habe ich eine recht spezielle Einstellung zur Arbeit.


Ich bin auf Bauernhöfen groß geworden und habe immer nur mit bekommen, dass dort über Generationen aufgebaut wird.
Als junger Mann habe ich daher meine Zeit ausgiebig „verkauft“. Ich habe gesehen, wie Ältere von ihrer Arbeit später profitieren – wenn sie behalten was sie geschaffen haben.

Um von der Welt etwas mit zu bekommen, bin nicht ich dahin gefahren, wo andere leben um mir anzusehen, wie diese arbeiten, sondern habe Leute eingeladen mir zu erzählen, was sie zuhause tun, oder mir zuzuschauen.

Auf die Art und Weise konnte ich ab etwa 50 im Job reduzieren.

Wie zu erwarten war, spüre ich heute Stellen an mir, von denen ich vorher nicht wusste dass es sie gibt. Es tut aber gut beeinflussen zu können, wie oft ich sie spüren muss.

Weiter gearbeitet habe ich dennoch, eher aber an Projekten, die ich mir ausgesucht habe um sie zu realisieren.

Da ich grundsätzlich die Einstellung habe, dass ich zum Zeitpunkt „damals“ anhand besten Wissens entscheide, gibt es nichts zu bereuen, wenn sich später eine erweiterte Sichtweise anbietet, unter welcher man anders als zuvor entscheiden könnte oder würde.

Arbeit sehe ich also als Mittel zum Zweck, aber der Zweck heiligt die aufzuwendenden Mittel.
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Ich habe, mal von 3 Jahren in der Ausbildung abgesehen, danach nie mehr Freude auf der Arbeit empfunden. Bei mir ging es immer nur um eins, ums ÜBERLEBEN. Bei fast allen Jobs, die ich gemacht habe, hatte ich oftmals das Gefühl, mein Leben sei zu Ende. Ich habe jetzt 10 Jahre einen Job gemacht, der abwechslungsreich war, mich aber ans absolute Limit gebracht hat. Und nun endet das zum 31.12. und 10 Jahre waren komplett für die Katz. Mal sehen, was die Zukunft bringt, ich habe keine Lust mehr am Berufsleben.
 

Marisol

Aktives Mitglied
Wie seht ihr das? Erfüllt euch euer Job oder fokussiert ihr euch eher auf euer Privatleben?
Ein erfülltes Leben besteht aus verschiedenen Elementen. Arbeit ist wichtig, weil der Mensch eine Aufgabe braucht, die ihn und seine Lieben ernährt und ihm Selbstwertgefühl schenkt. "Ich kann das, ich kann meine Familie ernähren!" ist ein sehr gutes Gefühl. Der Mensch braucht aber auch Ventile und findet sie häufig im kreativen Bereich. In seiner Freizeit malt, fotografiert, stickt, strickt, zockt er. Oder kocht. Oder wandert. Das ist alles AUCH wichtig, um Erfüllung zu spüren. Schließlich kommen noch soziale Kontakte hinzu - gibt es einen Menschen mit dem ich gemeinsam in die Zukunft schaue? Gibt es verlässliche Freunde? Menschen, mit denen ich Interessen teile?
Ich unterteile mein Leben nicht in "life" und "work". Alles gehört zusammen, alles macht mich (mit) aus.
Ich habe eine Zeit lang TZ gearbeitet und mich sehr meinen Hobbys gewidmet. Jetzt arbeite ich VZ und habe recht viel Verantwortung. Und es ist die richtige Zeit dafür. Schaue immer auf DICH und das, was sich für DICH stimmig anfühlt.
 

Hamsterrad

Aktives Mitglied
Ich habe einen echt coolen Job, verdiene sehr gut, habe Freiheiten, kann alles selber einteilen und bin in einem ganz tollen Team. Ich habe kein Problem dort meine Zeit zu verbringen.
Aber würde ich im Lotto gewinnen, wäre ich sofort raus. Ich verdiene dort das Geld für meine Freizeit und arbeite nicht wegen der netten sozialen Kontakte. Insofern ist es in Ordnung nicht für den Spaß zur Arbeit zu gehen.
 
G

Gelöscht 126584

Gast
Ich denke, der Großteil der Menschen sieht die Arbeit nicht als Erfüllung sondern eben als Broterwerb. Man macht das, damit man Geld dafür kriegt. Im Idealfall ist es sinnstiftend oder macht Spaß. Bei den meisten ist es wahrscheinlich eher ganz okay.
Ich mag z.B. meinen Job recht gerne und gehe gerne hin und ich finde meinen Beruf sinnstiftend. Ich hätte trotzdem keine Lust, mich dafür aufzureiben oder ständig Überstunden zu schieben. Wie du auch habe ich daneben noch einen kleinen Nebenerwerb mit etwas, was mir auch sehr viel Freude macht. Ich finde diese Kombination ziemlich ideal.
Trotzdem würd ich meinen Job auch machen, wenn ich kein Geld bräuchte. Ein paar Stunden pro Woche zumindest. Ganz ohne Arbeit würd ich nicht sein wollen.

Vor ein paar Jahren hab ich das Buch mal dazu gelesen: https://www.amazon.de/Feierabend-Streitschrift-Gelassenheit-Ehrlichkeit-Arbeitsleben/dp/3596297966

Hier gibts ein Interview mit dem Autoren: https://www.deutschlandfunkkultur.d...niemand-muss-fuer-seinen-job-brennen-100.html
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Wie seht ihr das? Erfüllt euch euer Job oder fokussiert ihr euch eher auf euer Privatleben?
Nein,mein Job erfüllt mich nicht.
Habe zwar nette Kollegen,Kontakt zu Menschen,aber wenn ich das Geld nicht bräuchte,wäre ich weg.
Ich hab mal unterrichtet,das hat mir mehr Spaß gemacht.
Ich arbeite,um zu leben,nicht umgekehrt.
Ich fühle mich deswegen auch nicht schlecht.
Ich denke,das geht den meisten Menschen so.
Wenn ich es mir leisten könnte,würde ich weniger Stunden arbeiten.Dann hätte ich mehr Zeit für mich,Hobbies und allgemein Sachen,die mir Spaß machen.
 

nightbreed

Mitglied
Ist es legitim, seine Erfüllung NICHT im Beruf zu finden?

Ja es ist menschlich absolut nachvollziehbar und daher auch legitim.

Vor allem, wenn man nicht mit einem glücklichen Vorsprung in Form von betuchter Herkunft auf die Welt gekommen ist. Die Tür zu den vielen einhergehenden privilegierten Bildungswegen, sozialen Möglichkeiten und somit zur Freiheit, öffnet sich in der Regel nicht für Leute, die von Hamstern für das Hamsterrad geboren wurden. Einmal Hamster, immer Hamster. Das ist das System. Ausgenommen seltenes Glück oder Heirat „nach oben“.
 

Erytheia

Sehr aktives Mitglied
Ich zweifel nicht daran, dass es viele Menschen gibt, die gerne zur Arbeit gehen - aber - ich bezweifel, dass Arbeit Spass macht. Es sei denn, man weiß nicht mehr was wirklich Spass macht und redet sich Arbeit Spaßschön. In erster Linie arbeiten wir, um unseren Lebenunterhalt zu finanzieren und wir finanzieren auch unser Vorstellung von Spaß (Reisen, Konzert ect) mit dem Geld was wir verdienen.
Mein Arbeitsplatz ist ok, ebenso wie mein Chef- aber Spaß habe ich nur außerhalb der Arbeitszeitt, in meiner Freizeit.
Nachwievor arbeiten wir um besser Leben zu können, aber wir leben nicht, um zu arbeiten.
Natürlich sollte man seine individuelle Persönlichkeit berücksichtigen. Jemand der gerne mit Menschen zu tun hat, wird in einem Büro ersticken. Manchmal muss man herausfinden, was man wirklich bevorzugt, um sagen zu können - ich bin mit meinem Arbeitsplatz zufrieden.
 

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