Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Ist es falsch, nicht zu verzeihen?

Laiya

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin momentan total im Zwiespalt und vorab schon mal: Ich weiß, dass mir niemand irgendeine Entscheidung abnehmen kann aber ich bin für jede Erfahrung, jeden Tipp und Denkanstoß unendlich dankbar!

Kleine Vorgeschichte um mein Problem verstehen zu können: Ich bin mit 2 Geschwistern aufgewachsen (Schwester 3 Jahre jünger, Bruder 3 Jahre älter als ich) und meine Eltern waren stets bemüht uns, gerade in materieller Hinsicht, alles zu geben. Meine Eltern sind beide eher Typ Konfliktvermeidung und "Es gibt keine Probleme", dementsprechend sind mehrfache Gewalttaten meines Bruders mir gegenüber immer unter den Tisch gekehrt worden. Teilweise wurde er sogar von meiner Mutter angestachelt wenn sie ein Problem mit mir hatte. In anderen Situationen hat sie tatenlos zugeschaut wie er mich gewürgt hat oder ist einfach gegangen und hat sich danach ganz normal ihm gegenüber verhalten. Der letzte Übergriff ist circa 5 Jahre her und gerade jetzt zur Weihnachtszeit, in der die ganze Familie zusammenkommt, aber auch schon die Wochen vorher, ist das Thema wieder sehr aktuell geworden, da ich mich viel mit Innerer Kind Arbeit und dem Verzeihen beschäftige.

Mir wurde immer das Gefühl gegeben, dass ich mich nur anstelle und ich bezüglich dieses Themas nicht ernst genommen werde. Nach dem letzten Übergriff habe probiert den Kontakt so gut es ging zu meiden (habe damals noch zuhause gewohnt) und wurde dann von mehreren Seiten beschuldigt, mit meinem Schweigen und weg bleiben die Familie kaputt zu machen. Also habe ich wieder Kontakt. Auch oberflächlich guten Kontakt. Ich merke jedoch immer mehr, dass ich mir gerade bei meiner Mutter einerseits dieses Gefühl von Geborgenheit und Nähe wünsche, andererseits aber total im Konflikt stehe weil ihr ein Teil von mir niemals verzeihen kann. Denke ich. Ich möchte raus aus der Opferrolle, habe aber riesige Angst davor, das Thema in der Familie anzusprechen aufgrund vorheriger Erfahrungen. Ich kann vieles in der Therapie aufarbeiten und habe auch schon große Fortschritte gemacht aber ich frage mich, ob die Blockade, die ich habe wenn es darum geht meiner Mutter zu verzeihen, ihren Sinn hat und inwiefern es hilfreich ist diese aufzulösen.

War jemand mal in einer ähnlichen Situation? Oder hat irgendwelche Ratschläge? Ich stehe zwischen den Stühlen. Einerseits möchte ich Kontakt, da ich meine Eltern und Geschwister liebe und das auch auf Gegenseitigkeit beruht, andererseits werde ich jedes Mal wieder getriggert und sehe an der Beziehung zwischen allen Anderen das, was ich so gerne hätte aber nie bekommen werde. Kann man damit Leben, seine Familie nur sporadisch zu sehen und sich selber das geben, was man haben möchte? Ist es egoistisch von mir wie ich mich verhalte?
Versteht jemand was ich sagen möchte?
 
Ich verstehe dich gut.
Verzeihen kann man sich nicht vornehmen, das muss man fühlen.
Unter den geschilderten Voraussetzungen würde ich eine Entschuldigung vom Bruder und der Mutter erwarten.
DU brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben.
Das gebührt denen.

Schreibe deiner Mutter einen Brief.
In dem du -so wie hier-beschreibst, wie sehr du dich nach Liebe und Geborgenheit sehnst und wie wenig du ihr vertrauen kannst. Und das du darunter leidest.

Sie muss dich um Verzeihung bitten. Ihr Fehlverhalten einsehen.
Das können viele Eltern nicht.
Leider.
 
Da bin ich sprachlos. die Mutter steht dabei und schaut zu wie der Sohn die Schwester würgt?

Ich bin im Grunde ein gutmütiger Mensch, der immer und für alles eine Entschuldigung sucht, der nicht nachtragend ist.
Aber in deiner Lage - ich weiß nicht wie ich da handeln würde. Irgendwo hat doch alles seine Grenzen.
Bei kleineren Gerangel würde ich mich bei Kindern auch nicht einbringen, aber WÜRGEN, hallo da hört sich doch alles auf.

Ich glaube die Zwei sind dir eine Erklärung schuldig. Die Hauptschuldige an deiner Misere sehe ich echt in deiner Mutter. Sie hat das Verhalten deines Bruders zugelassen.

Verzeihen tut meist gut, denn das befreit - aber manchmal kann man nicht so einfach verzeihen. Da hilft dann nur das Verstehen, warum es soweit kam, was in dem Anderen vorging?
Alles Gute
 
Jemandem zu verzeihen, hilft nicht nur ihr/ihm, sondern auch Dir. Wenn Du verzeihst, kannst Du loslassen und musst nicht immer wieder Energie aufwenden. Solche Konflikte sind wie Steine auf dem Weg, über die man immer wieder stolpert. Wenn Du sie wegräumst, ist das eine Möglichkeit. Aber man kann auch die Füße heben oder einen anderen Weg gehen.

Du wirst noch so manchem Menschen begegnen, mit dem es nicht möglich ist, in Frieden zu leben. Deshalb hast Du einen Verstand: um eine FÜR DICH PASSENDE Strategie zu entwickeln, die es DIR ermöglicht, damit zu leben. Das kann ein Gegenschlag sein, ein furchtbares Geschrei und Gerangel, eine Anzeige, ein körperlicher Angriff, eine Entscheidung und noch so viel mehr werden. Und manchmal wirst Du merken, dass Deine Entscheidung nicht passt und wirst Dich umentscheiden müssen, wirst einen anderen Weg suchen müssen. Es gibt kein: "So wird das gemacht!".

Was nützt dieses "etwas schuldig sein", wenn es dem anderen egal ist? Deine Mutter und Dein Bruder haben ein Sozialverhalten, das gelinde gesagt "gestört" ist. Charakterschwache Menschen lassen dies an anderen aus. Wenn Du genügend Druck aufbaust, bringst Du sie vielleicht zu einer Entschuldigung und zu einer Reaktion. Aber das musst Du klug und manipulativ anfangen, musst Allianzen bilden, Leute auf Deine Seite ziehen, Schwachstellen ausnutzen und gezielt vorgehen. Lohnt sich der Aufwand?

Wer verliert hier was? Ja, es wäre schön, wenn Du einen Bruder und eine Mutter hättest, die Dich achten und liebevoll mit Dir umgehen. Aber so sind die beiden nicht und sie zu zwingen, ist nicht so einfach. Du kannst nur DEINEN Standpunkt ändern und für Dich einen Abstand wählen, der für Dich Sinn macht. Vielleicht hilft es Dir, sie weniger zu sehen und das auch deutlich zu machen, warum. Den Kontakt zur Familie komplett abzubrechen, reißt zumeist noch größere Löcher, aber auch das kann sinnvoll sein. Warum sich in jemandes Nähe aufhalten, die/der einem weh tut und nichts Gutes will? Die Zeit kann man sinnvoller nutzen, als darauf zu warten, dass bei jemand anderem "der Groschen fällt".

Höre in Dich hinein und prüfe, was Deine Erwartungen, Bedürfnisse und Hoffnungen sind. Wenn Du etwas sagen möchtest und musst, dann tu das. Wenn Du ein Fass aufmachen möchtest, dann her mit dem Stemmeisen und los. Dinge auszusprechen kann schon helfen, egal ob man Gehör findet.

Wenn Du nicht verzeihen kannst und willst (und das darfst Du), wirst Du dafür ein Preis zahlen. Wie hoch der für Dich ist, kannst nur Du beurteilen. Schau, womit Du heute leben kannst und willst und entscheide Dich morgen danach, was ein neues "heute" Dir bringt. Und ganz offen: auf manche A...öcher kann man super gut verzichten, selbst wenn sie "Familie" sind, denn "Familie" ist kein Privileg, sie ist eine Verpflichtung, die Dein Bruder und Deine Mutter mit Füssen getreten haben. Sie verlieren womöglich mit einem aufrichtigen Menschen wie Dir mehr, als Du an ihnen.
 
Soweit ich das verstanden habe, zeigt Deine Mutter noch immer keine Reue, oder?

Wenn Du noch zuhause wohnen würdest, käme es weiterhin zu solchen GewaltSituationen, nicht wahr?

Gab's jemals Entschuldigungen?

Ich würde unter diesen Umständen wohl eher den Kontaktabbruch versuchen. Die ändern sich doch nicht mehr. Oder?

Kann man da je seinen Frieden mit machen?

Wer redet Dir da Gewissensbisse ein aufgrund Deines Kontaktabbruchs?

An irgendeiner Grenze ist Distanz besser als Nähe.
 
Danke für eure Antworten!

Ich verstehe dich gut.
Verzeihen kann man sich nicht vornehmen, das muss man fühlen.
Unter den geschilderten Voraussetzungen würde ich eine Entschuldigung vom Bruder und der Mutter erwarten.
DU brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben.
Das gebührt denen.

Schreibe deiner Mutter einen Brief.
In dem du -so wie hier-beschreibst, wie sehr du dich nach Liebe und Geborgenheit sehnst und wie wenig du ihr vertrauen kannst. Und das du darunter leidest.

Sie muss dich um Verzeihung bitten. Ihr Fehlverhalten einsehen.
Das können viele Eltern nicht.
Leider.

Ich erwarte von meinem Bruder keine Entschuldigung mehr. Vor Jahren habe mich mal das Gespräch gesucht und anstatt sich zu entschuldigen hat er mir die Schuld gegeben, weil mein Verhalten und meine Äußerungen ihn manchmal provoziert haben und das für Ihn schlimmer ist als physische Gewalt.
Ein Brief an meine Mutter ist eine gute Idee. Ich habe das auch schon mehrfach probiert, aber auch hier kommt immer diese Blockade. Selbst, wenn ich den Brief nicht abschicken würde oder nur in meinem Kopf formuliere. Sobald ich tiefer in das Thema einsteige kommt es bei mir zu Dissoziationen und das macht das ganze noch komplizierter.
Ich möchte ihr aber auch zugute halten, dass sie mittlerweile sieht, dass sie Fehler gemacht hat und ihr vieles Leid tut. Allerdings schalte ich dann immer sofort ab und kann ihren Worten keinen Glauben schenken.

Da bin ich sprachlos. die Mutter steht dabei und schaut zu wie der Sohn die Schwester würgt?

Ich bin im Grunde ein gutmütiger Mensch, der immer und für alles eine Entschuldigung sucht, der nicht nachtragend ist.
Aber in deiner Lage - ich weiß nicht wie ich da handeln würde. Irgendwo hat doch alles seine Grenzen.
Bei kleineren Gerangel würde ich mich bei Kindern auch nicht einbringen, aber WÜRGEN, hallo da hört sich doch alles auf.

Ich glaube die Zwei sind dir eine Erklärung schuldig. Die Hauptschuldige an deiner Misere sehe ich echt in deiner Mutter. Sie hat das Verhalten deines Bruders zugelassen.

Verzeihen tut meist gut, denn das befreit - aber manchmal kann man nicht so einfach verzeihen. Da hilft dann nur das Verstehen, warum es soweit kam, was in dem Anderen vorging?
Alles Gute

Danke dir. Auch mir fällt es schwer das Verhalten meiner Mutter nachzuvollziehen. Ich kann mir vorstellen, dass es ihre eigene Angst vor dem Konflikt mit ihm war sowie Überforderung. Aber selbst das ist für mich keine Rechtfertigung ihres Verhaltens und ich selber habe Angst zu wissen, warum sie so reagiert hat. Würde es etwas ändern, wenn ich aus ihrem Mund höre, warum? Führt das Verstehen ihrer Handlungen zum Verzeihen? Oder würde es nur noch mehr Wut in mir schüren?

Jemandem zu verzeihen, hilft nicht nur ihr/ihm, sondern auch Dir. Wenn Du verzeihst, kannst Du loslassen und musst nicht immer wieder Energie aufwenden. Solche Konflikte sind wie Steine auf dem Weg, über die man immer wieder stolpert. Wenn Du sie wegräumst, ist das eine Möglichkeit. Aber man kann auch die Füße heben oder einen anderen Weg gehen.

Du wirst noch so manchem Menschen begegnen, mit dem es nicht möglich ist, in Frieden zu leben. Deshalb hast Du einen Verstand: um eine FÜR DICH PASSENDE Strategie zu entwickeln, die es DIR ermöglicht, damit zu leben. Das kann ein Gegenschlag sein, ein furchtbares Geschrei und Gerangel, eine Anzeige, ein körperlicher Angriff, eine Entscheidung und noch so viel mehr werden. Und manchmal wirst Du merken, dass Deine Entscheidung nicht passt und wirst Dich umentscheiden müssen, wirst einen anderen Weg suchen müssen. Es gibt kein: "So wird das gemacht!".

Was nützt dieses "etwas schuldig sein", wenn es dem anderen egal ist? Deine Mutter und Dein Bruder haben ein Sozialverhalten, das gelinde gesagt "gestört" ist. Charakterschwache Menschen lassen dies an anderen aus. Wenn Du genügend Druck aufbaust, bringst Du sie vielleicht zu einer Entschuldigung und zu einer Reaktion. Aber das musst Du klug und manipulativ anfangen, musst Allianzen bilden, Leute auf Deine Seite ziehen, Schwachstellen ausnutzen und gezielt vorgehen. Lohnt sich der Aufwand?

Wer verliert hier was? Ja, es wäre schön, wenn Du einen Bruder und eine Mutter hättest, die Dich achten und liebevoll mit Dir umgehen. Aber so sind die beiden nicht und sie zu zwingen, ist nicht so einfach. Du kannst nur DEINEN Standpunkt ändern und für Dich einen Abstand wählen, der für Dich Sinn macht. Vielleicht hilft es Dir, sie weniger zu sehen und das auch deutlich zu machen, warum. Den Kontakt zur Familie komplett abzubrechen, reißt zumeist noch größere Löcher, aber auch das kann sinnvoll sein. Warum sich in jemandes Nähe aufhalten, die/der einem weh tut und nichts Gutes will? Die Zeit kann man sinnvoller nutzen, als darauf zu warten, dass bei jemand anderem "der Groschen fällt".

Höre in Dich hinein und prüfe, was Deine Erwartungen, Bedürfnisse und Hoffnungen sind. Wenn Du etwas sagen möchtest und musst, dann tu das. Wenn Du ein Fass aufmachen möchtest, dann her mit dem Stemmeisen und los. Dinge auszusprechen kann schon helfen, egal ob man Gehör findet.

Wenn Du nicht verzeihen kannst und willst (und das darfst Du), wirst Du dafür ein Preis zahlen. Wie hoch der für Dich ist, kannst nur Du beurteilen. Schau, womit Du heute leben kannst und willst und entscheide Dich morgen danach, was ein neues "heute" Dir bringt. Und ganz offen: auf manche A...öcher kann man super gut verzichten, selbst wenn sie "Familie" sind, denn "Familie" ist kein Privileg, sie ist eine Verpflichtung, die Dein Bruder und Deine Mutter mit Füssen getreten haben. Sie verlieren womöglich mit einem aufrichtigen Menschen wie Dir mehr, als Du an ihnen.

Ich weiß, dass ich, wenn ich ihr verzeihe, dies für mich mache um mich aus meiner Opferrolle zu befreien und los zu lassen. Genau dieser Punkt setzt mich aber auch gewaltig unter Druck. Ich will aus genannten Gründen verzeihen aber ich kann nicht. Und ich kann nicht mal genau beschreiben, warum es nicht geht. Objektiv betrachtet sind ihre Taten nicht unverzeihlich, aber mein verletztes, trauriges Kind sieht das anders, obwohl es sich nach Nähe sehnt. Und dann ist da noch die Wut, die mich vor erneuter Gewalt und Enttäuschung schützen möchte, denn wenn ich Abstand halte werde ich nicht noch mal verletzt. Und die gesunde Erwachsene sieht die Bemühungen der Mutter, ist aber gleichzeitig im Zwiespalt mit allen anderen Teilen, die schreien "Du kannst ihr nicht verzeihen!". Und das wäre vielleicht auch okay, wenn ich die Tatsache akzeptieren und mir selber Geborgenheit und Nähe geben könnte. Aber wie du auch schon geschrieben hast: Wenn ich es nicht schaffe zu verzeihen, dann muss ich auch mit den Konsequenzen leben und ich weiß nicht, ob ich das kann. Im Moment gibt mir die Ungewissheit irgendwie Stabilität, denn eine Entscheidung heißt Bewegung und ich bin Meister in der Vermeidung solcher Entscheidungen.
Ob sich der Aufwand lohnt habe ich mich tatsächlich auch schon gefragt und zu dem Zeitpunkt war meine Antwort ganz klar "Nein." Aber auch hier wieder die Frage, ob Vermeidung oder wirklich Aufwand ohne Ertrag.
Manchmal möchte ich Klarheit und habe das Bedürfnis, das "Fass auf zu machen" und an anderen Tagen denke ich, dass es das alles nicht wert ist und ich mehr kaputt mache als bekomme. Es ist eine Gratwanderung und in meinem Kopf streiten sich seit Tagen beide Seiten. Wie bekommt man den Mut, so eine Entscheidung zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben?

Soweit ich das verstanden habe, zeigt Deine Mutter noch immer keine Reue, oder?

Wenn Du noch zuhause wohnen würdest, käme es weiterhin zu solchen GewaltSituationen, nicht wahr?

Gab's jemals Entschuldigungen?

Ich würde unter diesen Umständen wohl eher den Kontaktabbruch versuchen. Die ändern sich doch nicht mehr. Oder?

Kann man da je seinen Frieden mit machen?

Wer redet Dir da Gewissensbisse ein aufgrund Deines Kontaktabbruchs?

An irgendeiner Grenze ist Distanz besser als Nähe.

Meine Mutter zeigt Reue in dem Maß, dass sie mir mehrfach gesagt hat, dass sie weiß, dass sie früher Fehler gemacht hat und diese ihr Leid tun. Und ich sehe, dass sie das auch ernst meint. Aber es ist eben auch so, dass ich mir 100% sicher bin, dass sie in einer erneuten Gewaltsituation nicht anders als früher reagieren würde und das macht ihre Entschuldigung für mich bedeutungslos.
Die Chance, dass es noch mal zu solchen Situationen kommt ist gering. Aber dadurch, dass ich schon vor 5 Jahren dachte, dass sie gering ist, ist sie immer noch da und für mich unberechenbar. Ich bin also immer auf der Hut und lebe bei Familientreffen mit der Angst.
Als ich damals den Kontakt zu meinem Bruder abgebrochen habe kamen die Beschuldigungen von meinen Eltern und Großeltern. "Ich würde mit meinem Ignorieren doch mehr kaputt machen als er" und "es ist ja Familie" und "stell dich nicht so an".
 
Ja, ich kann dich sehr verstehen.
Ich habe nicht exakt dasselbe wie du erlebt, aber auch mehrfach und immer wieder erfahren, dass meine Mutter sich nicht für mich einsetzt und mich sogar hintergeht und anderes.
Ich habe dieselben Konflikte wie du: einerseits möchte ich aus der Opferrolle raus, andererseits kann/will ich ihr nicht alles verzeihen.
Ich bin jetzt schon Mitte 30. Diese Dinge, um die es ging, geschehen heute noch genauso wie damals.... und daher weiß ich, genau wie du, dass meine Mutter es zwar vielleicht bedauert mich verletzt zu haben, sie sich aber auch heute noch genauso verhält. So haben ihre Worte nicht besonders viel Wert.
Ich denke, ich könnte ihr viel schneller verzeihen, wenn sie sich wirklich ganz doll bemühen würde, sich anders zu verhalten. Aber das empfinde ich nicht so....

Ich handhabe meine Gefühle mittlerweile so, dass ich alle Seiten zulasse. Wenn gerade die liebende Seite überwiegt, die Nähe zulassen kann und mag, dann lasse ich auch Nähe zu und genieße sie auch. Wenn aber ein Trigger kommt und die wütende Seite aktiver wird, darf auch sie "siegen" und ich ziehe mich dann auch eine Weile zurück oder sage meiner Mutter auch was mich wütend macht/ je nachdem. Ich unterdrücke also keine der Seite.
Oft fühlte es sich an als würde es nur ein entweder-oder geben. Entweder habeich guten, liebevollen Kontakt: oder ich sage ihr wie ich mich wirklich verletzt fühle und das bedeutet das Ende. Jetzt ist es schon seit einigen Jahren ein Zwischending gefahren und ich fühle mich damit ganz wohl. Ich habe beide Seiten und Gefühle und erlaube mir das auch. Ein schwarz oder weiß gibt es nicht.

Vielleicht geht es dir ja ähnlich?
LG
 
" Ich will aus genannten Gründen verzeihen aber ich kann nicht. Und ich kann nicht mal genau beschreiben, warum es nicht geht. Objektiv betrachtet sind ihre Taten nicht unverzeihlich, aber mein verletztes, trauriges Kind sieht das anders, obwohl es sich nach Nähe sehnt. Und dann ist da noch die Wut, die mich vor erneuter Gewalt und Enttäuschung schützen möchte, denn wenn ich Abstand halte werde ich nicht noch mal verletzt. Und die gesunde Erwachsene sieht die Bemühungen der Mutter, ist aber gleichzeitig im Zwiespalt mit allen anderen Teilen, die schreien "Du kannst ihr nicht verzeihen!". Und das wäre vielleicht auch okay, wenn ich die Tatsache akzeptieren und mir selber Geborgenheit und Nähe geben könnte. Aber wie du auch schon geschrieben hast: Wenn ich es nicht schaffe zu verzeihen, dann muss ich auch mit den Konsequenzen leben und ich weiß nicht, ob ich das kann. Im Moment gibt mir die Ungewissheit irgendwie Stabilität, denn eine Entscheidung heißt Bewegung und ich bin Meister in der Vermeidung solcher Entscheidungen.
Ob sich der Aufwand lohnt habe ich mich tatsächlich auch schon gefragt und zu dem Zeitpunkt war meine Antwort ganz klar "Nein." Aber auch hier wieder die Frage, ob Vermeidung oder wirklich Aufwand ohne Ertrag.
Manchmal möchte ich Klarheit und habe das Bedürfnis, das "Fass auf zu machen" und an anderen Tagen denke ich, dass es das alles nicht wert ist und ich mehr kaputt mache als bekomme. Es ist eine Gratwanderung und in meinem Kopf streiten sich seit Tagen beide Seiten. Wie bekommt man den Mut, so eine Entscheidung zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben?"

Hi,

Ich habe dem Absatz von dir mal kopiert. Nicht um im Detail darauf ein zu gehen . Ich finde du beschreibst hier einen inneren Koflikt mit dir als Erwachsene und dem inneren Kind .
Wie die schon gesagt wurde, verzeichnen kann man dann wenn man es spürt. Der blosse Wille ( kognitiv) reicht meiner Meinung nach nicht aus wenn emotional noch was "weh tut" , dass einen wie davon abhält.
Du würdest verletzt! Seelisch und Körperlich! Die Seelische Verletzung ist das grösste Problem. Keiner sieht es aber es brennt wie Feuer in einem. Wenn du Reue sehen und aufrichtige Entschuldigung hören würdest + evt. noch komplett gegensätzliches Handeln erleben würdest , dann wäre es einfacher! Das würde aber bedeuteten, dass dein Bruder und deine Mutter in der Lage sein müssten ihr eigenes Verhalten zu reflektieren! Auch wenn du beiden schilderst wie es die ging braucht es diese Fähigkeit und die Bereitschaft dazu bei sich zu gucken! Wie du geschildert hast , sieht dein Bruder seinen Anteil NULL , denn Du warst es ja in seinen Augen ! Er hat keinen Anteil in seinen Augen! Deine Mutter scheint ja schon etwas eingesehen zu haben. Darauf kann man vielleicht aufbauen .
DOCH Achtung.....
Du schreibst irgendwo auch, dass du es (noch)nicht emotional schaffst einen Brief an sie zu schreiben.
Das hört sich für mich so an, als würdest du einen Teil deiner Gefühle zulassen und ausdrücken können aber nur bis zu einem gewissen Grad. Der Rest bleibt offenbar auch dir selbst gegenüber noch verborgen.
Ich finde (nur meine Meinung) wenn du die über dein erleben -damals wie heute voll im klaren bist und zulässt das du dich in dem Prozess auch echt dreckig fühlen DARFST , dann wird noch mehr hochkommen. Das macht Angst , man will das nicht . Langfristig wird es aber denke ich helfen bis in die letzte Poren erstmal in seine Seele zu schauen. Sofern möglich dann schreiben schreiben schreiben. Für dich . Nicht deiner Mutter geben. Nur für dich . In der ich Form.
Sowas wie: Mama , ich weiss noch Wie du mich angesehen hast an dem Tag und wie verlassen ich mich fühlte. Ich hatte Angst . Ich fühlte mich im Stich gelassen. Es hat körperlich weh als er mich , seine Schwester, schlug. Es hat aber mehr weh zu spüren das mein urvertrauen das ich hatte weg war.
Ich weiss ja nicht, ob du es so erlebt hast!
Ich Botschaften wie du es fühlst . Keine Anklagen du du du sondern wie es dir ging. Je genauer du das Bild für dich malst, desto schmerzhafter ja aber desto befreiender langfristig gesehen.
DU trägst keine Schuld, die das rechtfertigt! Du hast eine Verantwortung für dich ! Schuld trägst du, wenn du nicht aufpasst wie es dir geht und in Zukunft gehen wird.
Verzeihen steht ganz am Ende dieser Kette. Es ist ein Prozess mit dir selbst aber gefolgt von dem Betroffenen und deren Einsicht bzw. Künftiger Handlungen.
Male dir mal die Situation aus, wie es sich für dich anfühlen würde, wenn deinen Mama weint, dich um Verzeihung bittet, dir erklärt was in ihr vorging und dich in dem Arm nimmt + die zukünftigen Begegnungen immer positiver verlaufen.
Ich spreche hier nur von mir, dass mag für dich oder andere nicht gelten und so einfach ist das nicht wie man es hinschreibt, aber für mich persönlich gehört zum verzeihen dazu, dass von der andren Seite auch ein Mindestmaß an Einsicht , bestenfalls sogar Reue vorhanden ist .
Ich wünsche dir viel Kraft !
 
Es wurde schon viel Gutes hier geschrieben.

Ich möchte nur eines zu Bedenken geben: Verzeihen hat nix damit zu tun, dass der andere sich schuldig fühlt oder sich entschuldigt oder Reue zeigt. Verzeihen ist etwas - wie die TE schon geschrieben hat - dass im Inneren entsteht - vielleicht oder vor allem wenn man akzeptiert, dass die handelnden Personen damals nicht anders handeln konnten - aus welchen Gründen auch immer. Verzeihen heißt auch NICHT, dass man weiterhin Kontakt hat zu den Personen, denen man verzeiht. Es kann auch bedeuten: ich verzeihe Euch Euer Tun, aber ich möchte nichts mehr mit zu Euch zu tun haben (da sich bspw. die Modalitäten, Handlungsweisen o.ä. nicht verändert haben). Das wirkliche Verzeihen hat (erst einmal) nur was mit einem selbst zu tun, nix mit dem Verhalten oder Handlungen des anderen.

Natürlich würde es das Verzeihen erleichtern, wenn Dein Bruder und Mutter sich entschuldigen und mitteilen würden, dass wird so niemals wieder passieren. Aber das muss es nicht. Insofern würde ich - in Deinem eigenen Interesse - daran arbeiten, dass Du ihnen vergeben kannst und dann auch loslassen kannst. Und wenn es nicht klappt, dann klappt es nicht - das ist auch ok. Es würde für Dich nur das Loslassen etwas vereinfachen.

Und noch etwas: wenn Du unter Druck gesetzt wirst, dass Du die Familie auseinander reißt, weil Du diese Themen zur Sprache bringst und auf Abstand gehst - sorry, das würde ich mir auf keinen Fall sagen lassen: Verursacher hier waren Dein Bruder und Deine Mutter, die das ganze akzeptiert hat, wenn nicht sogar forciert hat (sprich Deinen Bruder benutzt hat - das ist auch ein Ding, dessen sollte man sich bewußt sein: es kann gut sein, dass Deine Mutter Deinen Bruder vor ihren Karren gespannt hat - und auch wenn er älter ist - er wurde manipuliert - und will das heute vielleicht nicht wissen, weil er sich schuldig fühlen würden - ist alles hätte wäre wenn, ich weiß - aber mir scheint, da ist einiges im Argen gewesen und die Hauptperson scheint mir fast schon Deine Mutter zu sein).
Wenn Du kein Opfer mehr sein willst, wäre es doch gernau dann die Sache, diese Themen zur Sprache zu bringen und alle zu fragen, wie DU denn damit umgehen sollst, dass Du in dieser Form missbraucht wurdest - sollst du jetzt noch "Hurra" schreien. Nein, den Schuh würde ich mir nicht anziehen und den Schuh dorthin geben, wo er hingehört. Totschweigen hat noch nie was gebracht.
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
K Meine Freundin ist eine Wendy und ihr Sohn ein Peter Pan Familie 20
H3rzwetter Neuer Stiefopa ist von der AfD Familie 25
M Papa meiner Tochter ist Alkoholiker Familie 59

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben