Ich dachte eher, dass es inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass eine Traumatisierung in der Kindheit große Schäden anrichten kann. Angeborene Grundmuster hört sich so nach "individuellen Defiziten" an. Ich finde das nicht gut.
Das eine (Traumata in der Kindheit) schließt ja das
andere (epigenetisch angelegte Grundmuster aus
gruppenspezifischen Stärken-Schwächen-Kombi-
nationen) nicht aus.
Nur ist es halt auch so: Wenn ich eine vermeintliche
Ursache eines Persönlichkeitsmusters vermute und
dann eine Therapie darauf abstelle, es aufzulösen –
das aber nicht klappt, weil es eben ein fest installier-
tes Grundmuster ist – dann ist der Frust groß oder
die Therapie geht unendlich bis zur Erschöpfung.
Eine Bekannte von mir (selbst Psychotherapeutin)
hat über 30 Jahre versucht, ein vermeintliches Trau-
ma bei sich selbst zu lösen. Als sie dann merkte, dass
es "nur" ein angeborenes Muster ist, konnte sie sich
innerhalb kurzer Zeit damit aussöhnen und sich als
"Okay" akzeptieren – auch mit typischen Schwach-
stellen.
Hier mal ein Beispiel, was epigenetische Ursachen
auslösen und wie das belegt wurde (hier "Traumen"
der Großmütter, die (mindestens) bis auf die Enkel-
Generation weitergegeben werden:
www.newsletter-epigenetik.de
Wenn hier ein Therapeut nach Ursachen für Traumata
in der Kindheit sucht, wird er vergeblich suchen; es
ist das Erleben der Großmutter, das ein Verhalten aus-
löst, über das das Individuum keine Kontrolle hat. Man
muss also weiter in der Vergangenheit suchen als in
der individuellen.
Und hier eine ganz aktuelle Studie, wie Persönlich-
keitsmuster in den Genen angelegt sind (hier beim
Paarverhalten):
Manche sind romantischer, andere nicht. Manche wollen es vielleicht nicht wahrhaben. Andere verzehren sich nur so danach. Könnte der Grund dafür in unseren Genen liegen? Das legt eine neue Studie nahe.
www.br.de
Die Erkenntnisse von Friedmann et al. ergeben ganz
ähnliche neue Einsichten: wie sich scheinbar individu-
elle Merkmale als Teil eines angeborenen Musters ent-
puppen.