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Ich will mein Leben nicht mehr.

wieimmer

Aktives Mitglied
...hier die Fortsetzung:

Meine Eltern haben gesagt Suizid wäre unverzeihlich und dass sie mich nicht so früh gehen lassen,bestimmt würde ich es auch nicht schaffen mich umzubringen.
Diese Aussage ist bezeichnend für deine aktuelle Situation: Es geht hier gar nicht um dich, sondern um deine Eltern. Sie drohen dir damit, dir niemals zu verzeihen. Fühlst du dich damit besser? Oder wird bei diesen Worten deine Leere und Lebensmüdigkeit eher noch größer? Sie "lassen dich nicht gehen", bestimmen also über dein Leben und deine Freiheit. Motiviert dich das dazu, dein Leben selbst zu gestalten und zum Guten zu wenden? Oder führt es eher dazu, dass du alles was "du selbst" bist aufgibst und dich willenlos deinen Eltern unterordnest?

Deine Eltern sind mit der aktuellen Situation überfordert. Sie werden mit ihren persönlichen Grenzen und ihrer Handlungsunfähigkeit konfrontiert. Und als Gegenreaktion versuchen sie, mit aller Gewalt die Kontrolle zu behalten. Und dadurch bürden sie dir eine noch größere Last auf, so lange bis deine "Lebenskraft" erschöpft ist.

Wenn Kinder und Jugendliche psychische Probleme haben, dann gehen diese Probleme praktisch nie vom Kind aus: Kindern spiegeln unbewusst die ungelösten und verdrängten Themen ihrer Eltern. Kinder erleben Gefühle, wie wenn es "ihre eigenen" wären, durch die ihre Eltern mit ihren Grenzen konfrontiert werden. Dahinter steht ein tief in unseren Genen verankerter Überlebensinstinkt, denn auf diese Weise bekommen Kinder eine stärkere Nähe und Bindung zu ihren Eltern. Selbst wenn diese auf Dissonanz und Konflikten beruht. Je mehr ein Mensch verdrängt, je schlimmer die Dinge sind, die er in seinem Leben erlebt hat, um so mehr von seinem "Gefühl" und von seiner Wahrnehmungsfähigkeit verliert er. Das bedeutet, dass er auch seine Kinder weniger intensiv wahrnehmen kann (weil die ganzen unverarbeiteten Themen in seinem Unterbewusstsein arbeiten). Denke nur mal ein paar Generationen zurück: Damals hatte ein Kind, das von seinen Eltern irgendwo "vergessen" wurde, kaum eine Überlebenschance. Es hatte sogar eine eine geringere Überlebenschance als ein Kind, das von seinen Eltern regelmäßig misshandelt wurde. In deinem Fall drohen dir deine Eltern damit, dir nicht zu verzeihen oder dich nicht gehen zu lassen. Andere Eltern reagieren körperlicher Gewalt. Aber alles sind Formen von Übergriffen und Gewalt. Dir wird das möglicherweise nicht auffallen, weil es für dich ganz normal ist... weil du es nicht anders kennst (daher ist es manchmal wichtig, einen neutralen Blickwinkel von außen kennenzulernen und darüber nachzudenken).

Wenn aber die Eltern so ein massives "Problem" haben, warum werden dann fast immer nur die Kinder behandelt und nicht die Eltern? Die Antwort ist so einfach wie traurig: Die meisten Eltern klammern sich mit aller Kraft an die Vorstellung, sie hätten die "Kontrolle" über ihr Leben. Wenn nun ein Psychologe ihnen sagen würde, dass in Wirklichkeit nicht ihr Kind ein Problem hätte, sondern sie selbst, dann würden wohl die meisten Menschen sofort wieder gehen und sich einen anderen Psychologen suchen. Der ihnen dann versichert, dass sie als Eltern alles richtig gemacht haben, und vielleicht dass es inzwischen "tolle" Medikamente gibt, mit denen man die Kinder "behandeln" kann... das ist jetzt vielleicht etwas extrem ausgedrückt, aber vielleicht kannst du nachvollziehen, worauf ich hinaus möchte. Was ich ganz wichtig finde: Mir geht es NICHT darum, den Eltern irgendeine "Schuld" zuzuschieben oder diese zu verurteilen. Die allermeisten Eltern tun auch nur was sie können, und sind aufgrund ihrer eigenen Situation nicht zu mehr fähig. Es ist aber unglaublich wichtig, diese Zusammenhänge zu verstehen... um besser verstehen zu können, was mit einem selbst passiert, aber auch um hinter die Verhaltensmuster der eigenen Eltern blicken zu können. Erkennen zu können, dass sie eigentlich gar nichts mit einem selbst zu tun haben. Erkennen zu können, dass auch die Eltern leiden, und dieses Leid meist ohne es zu wissen und zu wollen auf einer unbewussten Ebene an ihre Kinder weitergeben. Und wenn du dich selbst retten möchtest, dann musst du an irgendeinem Punkt mit der Erkenntnis Frieden schließen, dass du deine eigenen Eltern nicht "retten" kannst. Dass du ihnen ihr Leid nicht abnehmen kannst. Dass du ihre Probleme nicht für sie lösen kannst. Wenn du diese Dinge auf dich nimmst, wirst du vielleicht für einen kurzen Moment ihre Last ein wenig verringern. Aber es wird dich selbst aufzehren, bis du keine Kraft mehr hast, dein eigenes Leben zu leben. Und die ungelösten Probleme deiner Eltern werden weiter bestehen. Ein Verarbeitungsprozess besteht, wie ich oben geschrieben habe, darin, dass sich die Neuronen im Gehirn neu organisieren. Und das kannst du in den Köpfen deiner Eltern nicht auslösen. Sondern ihnen lediglich beim Verdrängen helfen. Was bedeutet, die Probleme nur weiter auf die Zukunft zu verschieben. Wenn du deinen Eltern aber nicht helfen kannst, dann bleibt dir als einziger Weg, um für dein eigenes Leben genügend Kraft und Mut zu finden, mit dem Schicksal deiner Eltern Frieden zu schließen. Ihnen selbst die Verantwortung zu überlassen für ihr Leben und für das Leid, das sie in sich tragen. Meine Heilpraktikerin hat das einmal sinngemäß sehr schön formuliert: Der Lauf des Lebens ist, dass Eltern ihren Kindern ein Umfeld bieten, in dem sie geschützt aufwachsen und sich entfalten können. Wenn Kinder jedoch versuchen, ihre Eltern zu "retten", dann fließt die Energie entgegen der Richtung des Lebens, hin zum "Tod". Und die Kinder haben nicht mehr genügend Kraft und Aufmerksamkeit, um ihren eigenen Kindern ein behütetes Umfeld bieten zu können...

Ich weiß nicht, was deine Eltern (oder Großeltern) konkret erlebt haben. Aber ich erkenne dieses Muster mit dem Kampf (der Eltern) gegen den Kontrollverlust in deinen Worten ganz deutlich. Und dein Befürdnis, weiterzuleben, um deine Eltern zu "schützen". Und ich kenne die emotionalen Verstrickungen, die sich aus solchen Gefühls- und Rollenmustern ergeben. Leider gibt es nur wenige Psychologen, die auf dieser Ebene arbeiten. Aber wenn man sich mal eine Weile mit dem Thema auseinandergesetzt hat, sieht man diese Zusammenhänge immer und immer wieder. Sie werden nur in unserer Gesellschaft massiv ausgeblendet.

Meine Frage:Gibt es Hoffnung für jeden Menschen?Oder kann man für immer in einem Zustand stecken bleiben?
Das kommt auf den Willen dieses Menschen an. Und auf seine Bereitschaft, sich schmerzhaften Erkenntnissen zu stellen, sich aus seinen Abhängigkeiten - insbesondere den emotionalen - zu befreien und selbst Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Falls du ein Mensch bist, dem es wichtig ist, ein Problem zu verstehen und an der Wurzel zu lösen, dann sehe ich für dich eine Chance. Zumindest scheinst du nicht zu den Menschen zu gehören, die einfach nur jammern, ohne zur (Selbst-)Reflektion bereit zu sein. Andernfalls hätte ich dir auch keine so lange Antwort geschrieben ;)

Ich kann dir auch einen Weg beschreiben, wie zumindest manche Menschen aus totaler Selbstaufgabe und in gewisserweise Todessehnsucht wieder zu neuer Kraft finden können. Allerdings ist das eine sehr persönliche Geschichte, die ich nicht hier im öffentlichen Bereich schreiben möchte - falls sie dich interessiert, kannst du mir aber gerne eine private Nachricht schreiben.

Ich wünsche dir alles Gute und drücke dir die Daumen, dass du deine anstehende Therapie auch ohne die Medikamente bekommen kannst. Ich hoffe, meine Antwort war nicht zu anstrengend und dass sie nicht zu viele Schreibfehler enthält, ich die halbe Nacht daran geschrieben :)

Liebe Grüße!
 
L

lea85

Gast
hey,
möchte dir sagen wie leid es mir tut zu lesen was dir passiert! ich habe auch oft das gefühl, dass es nicht weiter gehen kann. ich hab da auch noch lange nicht raus gefunden. bei mir hat das erst viel später angefangen als bei dir. ich bin schon 37. ich war meine ganze jugend über in diesem gefühllosen zustand, den du beschreibst. erst therapie und klinikaufenthalte haben das leben in mir geweckt. und damit kam auch unaushaltbar viel schmerz. und jetzt wechseln leben mit freude und schmerz und gefühllosigkeit sich ab. ich habe mitlerweile verstanden, dass die gefühllosigkeit meine überlebensstrategie ist. obwohl ich ja innerlich tot bin. das ist fürchterlich, weil ich dann menschen gegenüber stehe die ich mag und ich weis, ich müsste jetzt mitgefühl haben aber ich bin ganz taub. meine wichtigste erkenntnis dazu ist, dass ich in diesem moment überfordert bin. das ich mitgefühl brauche. manchmal hilft es mir wenn ich mich frage was mich gerade so verängstigt hat. warum ich gerade den rückzug brauche. wovor ich angst habe.
ich dachte immer mir sei nichts passiert. ich hätte eine normale kindheit gehabt. so ist es nicht. ich wurde emotional vernachlässigt und auch missbraucht. es ist schwer das selbst zu erkennen und ich erkenne es auch nur manchmal. meine eltern sind keine schlechten menschen aber selbst hochtraumatisiert. die konnten das nicht anders.
bei mir wurde die diagnose komplexe posttraumatische belastungsstörung gestellt. mir klingt es so als hättest du etwas änliches. auch wenn du dich an kein "trauma" erinnern kannst, kann das zutreffen. wichtig ist dir bewusst zu machen, dass du gründe hast für deinen gefühlszustand! egal welche das sind. du hast gründe. du bist kein schlechter mensch!
auch therapie kann traumatisieren. ich habe mit einigen therapeuten sehr schlechte erfahrungen gemacht. viele therapeuten haben meiner meinung nach selbst eine persönlichkeitsstörung. die können viel kaputt machen. pass bloß auf dich auf! du bist noch so jung.
und denk immer daran: deine eltern waren schon vor dir auf der welt. da mussten sie auch ohne dich klar kommen.
fühl dich gedrückt wenn du magst.
ALLES GUTE FÜR DICH!
 
X

XXXXXGuest

Gast
Hi @junosearchesforanswers

Also zum einen : es gibt Hoffnung. Immer.

Zum anderen: sind diese ganzen massiven seelischen Probleme einfach so aufgetreten, aus heiterem Himmel?

Oder ging da irgendwas voraus, in deiner äußeren Situation oder in dir, was sich geändert hat?
 

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