Jetzt, nach einem Jahr, habe ich an diesen Thread denken müssen, den ich damals ins Leben gerufen habe, als ich wieder einmal überfordert und verwundet und so fürchterlich bedürftig und hilflos war. Seitdem hat sich so viel verändert...
Ich bin vier Wochen später tatsächlich gefahren, habe ihn vor die Wahl gestellt: Ich oder Sie. Und er hat sich für mich entschieden. Es ist offiziell, dass wir einander lieben und zusammen sind. Die baldige Ex-Frau und ihre Familie sowie die Kinder wissen bescheid.
Wir haben für uns entschieden, dass er seine Familie nicht einfach hängen lassen wird. Er ist seit einem Jahr dabei, die gemeinsamen Pferde zu verkaufen, damit die Frau nicht alleine auf ihnen sitzen bleibt. Wir sehen uns regelmäßig alle zwei bis drei Monate, machen gemeinsam Urlaub und verbringen eine wundervolle Zeit. Hin und wieder ist es schwierig, dann mache ich mir zu viele Gedanken und bekomme Panik so wie früher. Aber im großen und ganzen Unterstützt mein Partner mich sehr, er hat mir sehr geholfen meine Probleme zu erkennen und daran zu arbeiten. Ihm geht es genauso - inzwischen hat er sehr gut gelernt, mit Geld zu arbeiten. Er ist endlich im grünen Bereich und baut ein kleines Polster auf, spart viel Geld, dass er ausgibt, um Urlaube mit mir zu machen und die Kinder zu unterstützen. Langsam fängt auch der Rest der Familie an, die Situation zu akzeptieren. Ich habe mit der Tochter hin und wieder Kontakt, seine Frau lasse ich in Ruhe, in ihrem Schmerz schreibt sie öfter SMS und E-Mails, die ich sehr gut nachvollziehen kann, doch ich antworte ihr nie, sie weiß jedoch, dass ich jederzeit für ein Gespräch ohne Morddrohungen bereit bin. Wir sind nicht stolz auf das, was wir getan haben, haben damals aber keine andere Lösung gesehen oder sehen wollen. Es war falsch und ich hätte niemals von mir gedacht, dass ich zu so etwas fähig bin. Aber ich habe den Schlussstrich gezogen und gesagt, dass ich nie wieder einen Fuß in sein Haus setze, so lange er nicht klar Schiff macht. Er hat lange Zeit mit sich selbst gekämpft und lange gebraucht, um die ganze Wahrheit ans Licht zu bringen. Ich kann nachvollziehen, dass es schwer ist, jemandem zu verstehen zu geben, dass man ihn Hintergangen hat.
Gerade deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir gemeinsam die Entscheidung getroffen haben, das beste aus der Situation zu machen und die Frau nicht stehen und liegen zu lassen. Die beiden haben jetzt endlich gelernt, sich mit Respekt zu behandeln und gemeinsam zu arbeiten. Sie ist sehr traurig, dass er Liebe und Unterstützung bei einer 20 jährigen sucht, erkennt langsam, dass sie beide vieles falsch gemacht haben. Die Tochter schrieb mir oft, dass sie jetzt endlich nicht mehr schreien, wenn sie miteinander sprechen.
Auch mein Partner sagt immer wieder, dass er den Schritt viel eher hätte machen sollen, dass er sich aber nie getraut hat. Inzwischen sucht er meine Hilfe und Unterstützung, er öffnet sich und tut sehr viel für mich. Er ist dabei, alles aufzugeben. Die Eltern seiner Frau sprechen nicht mehr mit ihm, das ist sehr verständlich. Auch die Kinder haben lange Zeit viel Abstand gesucht, doch jetzt fangen sie an, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Auch die ersten Anwaltsgespräche für eine Scheidung sind geführt.
Er und ich haben viel Kontak, täglich schreiben wir unzählige SMS und telefonieren so viel wie möglich. Wir kommen mit der Situation immer besser zurecht und wachsen immer weiter zusammen. Auf unsere Vergangenheit sind wir nicht stolz, aber wir tun unser bestes um unsere Fehler gutzumachen. Inzwischen haben wir aufgehört, uns selbst Vorwürfe zu machen für die Dinge, die wir getan haben. Wir lernen, nach vorne zu blicken.