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Ich schäme mich für meinen Körper.

May.

Mitglied
Hallo erstmal,

ich habe ein ziemliches Problem was meinen Körper und meine Haut angeht. Mein Körper ist so gesehen nur eine einzige Narbe und meine Vergangenheit und Geschichte für jeden sichtbar und frei zugänglich. Es sind Spuren von Missbrauch. Und bald kehrt wieder der Frühling und Sommer zurück.. Und ich, laufe in langen Hosen und langen Ärmeln herum. Ich habe Angst. Aber auch schon im Winter. Eigentlich habe ich ein ziemlich hübsches Gesicht (war mir auch nicht schon immer bewusst), eine Figur, die in Ordnung ist, aber überall nunmal diese Narben und Flecken. Meine Schokoladenseite, 🙂 , die habe ich, aber sogar diese macht mich traurig. Es ist eine Gesichtshälfte die noch völlig rein ist. Es kommen Gedanken, wie, warum kann ich denn nicht überall so aussehen. Wieso kann ich das nicht einfach akzeptieren?

Ich habe einen Freund, und er weiß davon. Er liebt mich, das weiß ich ganz genau, so wie ich auch ihn liebe. Und, wir hatten bis jetzt noch keinen Sex, er weiß, dass ich Zeit brauche und gibt sie mir auhc. Aber irgendwann kommt der Tag, an dem er meinen Körper sehen wird. Und ich habe Angst, dass ihn das stören wird.. ''Abturnen'' ..

Mein Problem sind vielleicht gar nicht die Narben, sondern die Geschichten, die die Menschen sich daraus bilden und es für jeden so offensichtlich ist. . Und Erinnerungen an diese Zeit. Welche Narbe starrt diese und jene Person im Moment an, Wieso ausgerechnet diese? Was ist damals passiert, wo genau kommt diese Narbe her? Warum???

Therapien hatte ich schon ein mal angefangen, und wieder beendet.. Das brachte mir nichts.


Wie kann ich lernen damit umzugehen?


Liebe Grüße,

May.
 
Hallo May,

wenn ich jemanden sehen würde, der Zeichen von Gewalt oder Narben an sich trägt, so hätte ich eher ein Gefühl von Respekt für denselben. Der oder die hat bestimmt schon viel durchgemacht, würde ich denken. Ich würde diese Person nicht abwerten.

Missbrauchsopfer werten sich oft ab, weil mit ihnen nicht wie mit einem wertvollen Menschen umgegangen wurde. Sie verinnerlichen also in gewisser Weise das abwertende Verhalten ihrer Täter.

Das Schwierige an Narben ist, dass diese nur schlecht wegzukriegen sind im Gegensatz zu den Gedanken und Einstellungen, die man sich dazu macht. Es entsteht ungefähr der Denkfehler: "die Narben bleiben, also auch die mir zugefügte Minderwertigkeit". Dabei sind Narben nur Teil der Hülle, die wir mit uns herumschleppen.

Je mehr Du an Deinem Selbstwert arbeitest, desto weniger dürften Dich Deine Narben runterziehen. Ich hätte z. B. nichts gegen eine Freundin mit Narben.
 
Du musst dich für rein gar nichts schämen. Weißt du, ich kann nicht nachvollziehen, wie man so etwas Schreckliches einem anderen Menschen antun kann. Sogar seinem eigenen Kind, was ist das für eine kranke Welt? :wein:

Ich weiß, dass es schwer ist, aber du musst deinen Körper so akzeptieren wie er nunmal ist. Narben sind Teile deiner Vergangenheit. Keine schöne Vergangenheit, aber das lässt sich nicht mehr ändern.

Wenn dein Freund so respektvoll und einfühlsam ist, werden ihn die Narben nicht stören. Er liebt dich, er ist nicht wegen deinem Körper mit dir zusammen, sondern wegen seiner aufrichtigen Gefühle. 🙂
 
Hi May,

ich kann deine Gefühle ziemlich gut nachempfinden, glaube ich.

Auch ich habe leider bedingt durch meine Vergangenheit relativ viele Narben, weshalb ich auch im Sommer mit langen Klamotten rumrenne, weil ich nicht will, dass fremde Menschen sie sehen.

Ich glaube, dass du keine Angst haben musst, dass es deinen Freund irgendwie "abturnt", dass du Narben hast oder dass ihn das anderweitig stört. Meinen Partner stören meine Narben überhaupt nicht, die gehören halt zu mir und er liebt mich im Gesamtpaket. 😉🙂

Liebe Grüße
BaM
 
Ich glaube, wir alle haben die Fähigkeit verloren uns selbst von Außen unbeeinflusst zu betrachten und einzuschätzen. Womöglich haben wir diese Fähigkeit nie besessen. Zwar haben wir den Spiegel, in den wir blicken können, doch die wahre Resonanz, die liefern uns doch die anderen Menschen, denen zu gefallen, uns allen irgendwann einmal Wunsch war, ist oder sein wird. Wie alles andere auch, orientiert sich unser Selbstbild an der Relation, an Maßstäben. Nichts ist wirklich definierbar, wenn es nicht verglichen werden kann - was ist groß, was ist klein, wenn es nur eine einzige Sache mit diesem Charakteristikum der Größe gibt? Wenn es uns möglich ist, eine unbeeinflusstes Selbstbild zu erlangen, dann ist die Erkenntnis, dass wir es bisher nie hatten, sicher der erste Schritt dahin.

Ich bin mir sicher, dass jeder Mensch, der von sich behauptet glücklich zu sein, mit seinem Aussehen, irgendwo ein gewisses gefestigtes Fundament an Anerkennung erfährt oder erfahren hat (durch andere Personen), was nicht einmal auf sein Aussehen bezogen sein muss. Ansonsten gilt: Wer sich hübsch findet, findet das, weil andere es tun - und wenn es nur diejenigen sind, denen er gefallen will.

In unserem Unterbewusstsein sind die Schönheitsideale, die nicht einmal Normen darstellen, manifestiert. Womöglich befinden wir uns in einer Situation, in der wir einander in eine unbehagliche, unnötigerweise konkurrierende Situation manövrieren. Wir sprechen von vermeintlichen Makeln wie Dehnungsstreifen, und dabei hat nahezu jeder Mensch eben solche - ob nun verblasst oder an Stellen, die er selbst nicht sieht. Ich bin kein Frauenheld, aber ich habe genug Körper gesehen, um zu sagen: Allein die Dehnungsstreifen hat so gut wie jeder Mensch. Es geht nicht um die Anzahl, um die Farbe - nahezu jeder ist betroffen. Ich habe sogar welche in den Kniekehlen - und wen soll das interessieren?

Wir machen einander verrückt, schnappen Dinge auf, die wir weitertragen, ohne sie groß zu überdenken. Ich bin allerdings auch der Auffassung, dass die eigentlichen Ideale doch sehr individuell ausfallen, und wir, wenn wir das erkennen und besprechen würden, auch weniger das Korsett dieser gemeinhin propagieren Ideale an uns spüren würden. Ich kenne sehr sehr viele Männer, die einen sehr großen Po an der Frau mögen - Knackarsch? Nein Danke. Und dass ein sehr großer Po auch gewisse Unebenheiten aufweist oder eben Dehnungsstreifen, das ist den Jungs bewusst, und es stört nicht. Ob angemessen oder nicht, ich sage euch, dass ich es persönlich sehr liebe, wenn der Po einer Frau sehr weich ist, und er beim Sex mitschwingt. Das finde ich toll.

Nun ist aber die Frage: Wo wollen wir hin? Welchen Weg wollen wir beschreiten? Möchten wir unser Selbstbild nur an denjenigen Ansichten und Maßstäben orientieren bzw. bemessen lassen, die uns ein gutes Gefühl geben? Oder wollen wir ein wirklich unabhängiges Selbstbild erhalten? Wenn es zumindest um Dehnungsstreifen und ähnliches gilt, kann man zumindest sagen: Ob mit oder ohne, jeder hat seine Interessenten, die das Selbstwertgefühl steigern können. Um unabhängig mit sich im Reinen zu sein, muss man wohl weiter intellektualisieren. Man muss eigene Maßstäbe entwickeln, sie erdenken, sie stützen. Man könnte sich sagen: Ich halte mich für attraktiv, wenn ich charismatisch bin. Charismatische Menschen sind sogar gemeinhin attraktiv, ohne schön sein zu müssen. Ich trage eine kleine Narbe an der Schläfe, und ich finde, dass sie mich nicht schön macht, aber gewissermaßen individualisiert, mir Charisma verleiht. Sie verleiht mir ein Profil, sie lässt mich unterscheiden - ein anderer Mensch "könnte" dieses Profil interessant finden, und ihm näher kommen wollen.

Ich bin unglücklich mit meinem Aussehen. Und wenngleich das nicht wünschenswert ist, so kann ich nicht sagen, dass es schlecht ist. Es ist nämlich nicht so, weil ich mich von den großen Idealen zermürben lasse - meine vermeintlichen "Makel" stören mich selbst wenig. Was mich an mir stört, stört mich nur, weil es andere Menschen stört. Frauen in meinem Alter sind selten reflektiert, leben selten bewusst und selbstkritisch. Eine Vielzahl dieser Frauen rezipiert und befruchtet beispielsweise das Ideal, dass ein Mann groß sein muss, um attraktiv zu sein. Wenn ich hingegen ältere Frauen erfahren, die im Laufe der Jahre ihr Bewusstsein entwickelten, und ihre Ansichten hinterfragten, erlebe ich hingegen einen starken Kontrast - die Größe des Mannes spielt hier keine Rolle mehr; es geht viel mehr um die Persönlichkeit. Ich weiß nicht wieso, aber womöglich lernt man ab einem gewissen Alter einfach worauf es ankommt, und der große sexuelle Kick von einem großen Mann genommen zu werden verfliegt bei dem Wunsch eine aufrichtige und vertrauensvolle Beziehung zu führen, die einem Halt im Leben gibt, wobei die Körpergröße nicht die geringste Rolle spielt.

Meine bisherige Erkenntnis ist also, dass wir alle Ideale vervielfachen und irgendwie schon fast kultivieren, hinter denen wir gar nicht wirklich stehen - die wir nicht aus eigenen Überlegungen heraus entwickelt und gefestigt haben, sondern nur rezipierten. Ich denke, wenn wir alle ein wenig bewusster leben würden, würden diese Ideale verfliegen und die Individualität des Aussehens eine wichtigere Rolle spielen, wenn das Aussehen nicht gar völlig bedeutungslos werden würde. Vielleicht hilft dieses Verständnis dabei, sich selbst nicht mehr dafür zu verurteilen, dass andere Menschen dich "scheinbar" verurteilen und ablehnen.

So oft ich in meinem Leben auch verspottet wurde, so oberflächlich war ich selbst. Ich wies ein wunderbares Mädchen zurück, weil sie mir optisch nicht zusagte - ich bereue das heute sehr. Und ich würde es noch immer bereuen, wenn ich ein hübsches Mädchen fände, dass so ist wie sie. Ich entwickle mich. Ich komme den Menschen näher. Im letzten Jahr habe ich mich in eine junge Mutter verliebt, die optisch mit Sicherheit von ihrer Schwangerschaft gezeichnet ist. Bei den Gedanken ihr nahe zu kommen, habe ich mir sogar gewünscht, dass sie Narben trägt. Ich wollte kein Ideal, ich wollte sie, die Mutter. Ihre Schwangerschaft ist doch eine Art Auszeichnung, sie soll ihre Narben als solche tragen dürfen und wollen. Leider habe ich nie diese Intimität mit ihr erleben dürfen. Ich habe sie nie erfahren dürfen. Aber ich kann sagen, dass ich sie wahnsinnig begehrt habe, obwohl sie von Idealen weit entfernt ist. Ich verliebte mich in sie, in sie als Mutter. Das zeichnete sie aus. Sie wollte ich erfahren. Individualität, körperliche Begierde, die sich über die Persönlichkeits-Wertschätzung entwickelt, lerne ich zu schätzen. Ich bin auf einem guten Weg.
 
Hallo May,

wenn ich jemanden sehen würde, der Zeichen von Gewalt oder Narben an sich trägt, so hätte ich eher ein Gefühl von Respekt für denselben. Der oder die hat bestimmt schon viel durchgemacht, würde ich denken. Ich würde diese Person nicht abwerten.

Aber weißt du, das ist auch ein Problem. Ich möchte nicht und es ist mir auch unangenehm, dass jeder sehen muss, was mit mir passiert ist.

Es entsteht immer wieder zu Konfrontationen mit meiner Vergangenheit.
 
Lass dich bei einem Hautarzt beraten und verwende camouflage-Produkte.

Manche Narben lassen sich abschleifen.
 
Aber weißt du, das ist auch ein Problem. Ich möchte nicht und es ist mir auch unangenehm, dass jeder sehen muss, was mit mir passiert ist.

Es entsteht immer wieder zu Konfrontationen mit meiner Vergangenheit.

Interpretiert ja nicht jeder als Folge von Gewalt.
Und was würde aus uns Menschen, wenn wir einander nicht mit "den Augen der Liebe" betrachten könnten? Wir wären bei all den Narben oder Unförmigkeiten die die meisten Menschen da oder dort und innen und aussen haben, längst alle ausgestorben.


Mutmach Grüsse!
Landkaffee

Wie denkst Du über einen Besuch beim Hautarzt und wie denkst Du über verschiedene Therapieformen? Evtl. hatte Deine Thera auch nicht gegriffen, weil es nicht die passende war für Dich?
 
Vielen Dank, für all Eure Antworten.

Ihr habt mir teilweise tatsächlich die Augen geöffent. 🙂 😀

Ihr habt Recht, was soll's. Sollen die Leute denken, was sie möchten. Das bin ich und nicht Schuld daran. Außerdem gibt es Menschen, die z.B. ohne Arme und Beine leben, voller Lebensfreude.. Und ich beschwere mich über einige Narben.

Vielen Dank. Es hat mich ein Stücken voraus gebracht. 🙂
 

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