Puh, schwierige Frage. Da muss ich an ein philosophisches Modell denken. Kennst du das Beispiel mit dem Schwan? Ich behaupte: "Es gibt keine schwarzen Schwäne." Jetzt kommst du an und zeigst mir einen schwarzen Schwan, der auf einem See schwimmt. Alles klar - du hast einen Beweis dafür, dass meine Theorie falsch ist. Nehmen wir mal aber mal an, du findest keinen schwarzen Schwan. Was ist dann? Du hast meine Theorie nicht widerlegen können - du hast aber auch keinen Beweis, dass sie stimmt. Denn selbst wir an tausenden Seen vorbeigefahren sind und nach schwarzen Schwänen gesucht und keinen gesehen haben - vielleicht hatte sich ja doch irgendwo einer versteckt.
Das ist meiner Meinung nach eine echt interessante Theorie. Es heißt im Prinzip, dass du nur Dinge falsifizieren kannst (beweisen, dass sie falsch sind) aber nicht verifizieren (beweisen, dass sie richtig sind). Denn es könnte immer eine Ausnahme geben.
Aber selbst diese Theorie fällt ja unter dieses Prinzip - du kannst sie falsifizieren aber niemals verifizieren. Und die Aussage wiederum auch. Du kannst es sozusagen immer weiterspinnen.
Aber mal weg von den Beweisen und hin zum Glauben. Ich glaube es kommt darauf an, woher die Informationen kommen. Informationen, die du selbst erfahren hast, kannst du mit relativ hoher Sicherheit Glauben schenken. Informationen, die dir Familie und Verwandte gegeben haben schon weniger, aber tendenziell auch mit einer eher höheren Sicherheit. Und das, was die die große weite Welt in Form von Politik, Wirtschaft und Religion uns erzählt... vergiss es.
Was du hier mit der Religion ansprichst ist für mich ein ganz heikles Thema. Ohne Gläubigen zu nahe treten zu wollen: Religion ist ein Meisterwerk der Korruption. Ich spreche hier nicht von dem Glauben an eine höhere Macht oder daran, was richtig und was falsch ist. Das ist jedem seine Entscheidung und hier gibt es auch keinen allgemeinen Maßstab der erlauben würde, darüber zu urteilen. Was aber die ganze Religion als solches einnimmt - sorry, wenn man das System mal durchschaut hat, möchte man sowas keinen Glauben schenken.
Die Bibel ist eine Schrift, die von Menschen geschrieben wurde. Menschen sind keine Götter. Das sind einfach nur Ansichten von Menschen, die mal gelebt haben. Keiner hat das Recht, diese Ansichten als richtig oder als falsch hinzustellen. Das betrifft sowohl die Aussage, dass alles, was in der Bibel steht Schwachsinn ist, als auch die Aussage, dass alles, was in der Bibel steht, richtig ist. Wer nimmt sich denn die Auffassung dieser Menschen als Maßstab für sein eigenes Leben?
Religion ist mächtig. Sie spielt eine Rolle auf der ganzen Welt, sie mischt in Politik und Wirtschaft mit, wenn auch heute nicht mehr so viel wie damals. Religion macht sich Menschen zunutze. Sie hält Menschen unter Kontrolle, sie enthalten ihnen Wissen, sie wollen sie ruhig stellen. Sie nehmen ihnen Entscheidungen ab ("wir sagen, was du darfst und was nicht") und begründen das auf einer höheren Macht, von deren Existenz keiner weiß. Sie spielen mit Ängsten von Menschen (Sünden, Hölle, Regeln) und bieten ihnen einen "sicheren Ort", weil sie die Lösung für Probleme haben, die sie selbst erst richtig in Gang gebracht haben. Und ich wette, dass sich dieses Spiel durch die ganze Hierarchien in der Religion und in jeder Religion durchzieht.
Meiner Meinung nach halte ich es für äußerst unvernünftig, einer Religion Glauben zu schenken. Dass man gewisse Dinge befürwortet ist absolut kein Thema, aber dieser überzeugte Glaube? Nein, wirklich nicht. Das wäre so wie wenn ich glaube, dass ein Bio-Siegel auf einer Tomate garantiert, dass sie natürlich auf einem Feld gewachsen ist und dass ich mit meiner Wahlstimme eine Veränderung in der Welt herbeirufen könnte.
Aber das ist halt alles Ansichtssache und von tatsächlichem Wissen können wir hier nicht reden. Ich finde es muss halt eine gewisse Offenheit da sein. Man muss auch mal bereit sein, von seinem Standpunkt und von seinem Glauben einen Schritt zur Seite zu treten und zu überlegen, ob das alles wirklich so richtig ist, wie man dachte. Und das meine ich jetzt nicht auf Gläubige bezogen, sondern auf alle Menschen dieser Welt (einschließlich mir
).