Hallo zusammen,
ich wende mich an euch, weil ich mich selbst kaum noch wiedererkenne. Ich bin 29 Jahre alt und seit etwa 1,5 Jahren mit einer eigentlich wunderbaren Frau zusammen. Sie ist 26, und objektiv gesehen führen wir eine Beziehung, wie ich sie mir immer gewünscht habe.
In der Vergangenheit hatte ich zwei längere Beziehungen, insgesamt über 6,5 Jahre. Meine jetzige Freundin habe ich zufällig über Instagram kennengelernt. Wir trafen uns, ich verliebte mich schnell, und nach etwa drei Wochen waren wir ein Paar.
Mein Problem beginnt mit der Vergangenheit meiner Freundin, insbesondere mit ihrer sexuellen und intimen Vergangenheit. Sie hatte vor mir fünf Sexualpartner: zwei Freundschaften Plus und drei Beziehungen, die maximal 1,5 Jahre dauerten. Zusätzlich gab es kurz vor mir noch zwei weitere Männer, mit denen sie nach ihren Aussagen keinen Geschlechtsverkehr, aber intime Handlungen wie Hand- und Oralverkehr hatte. Von diesen beiden Männern hatte sie mir zunächst nichts erzählt.
Der Auslöser für meine Zweifel war, dass wir erst nach drei Monaten Beziehung wirklich intim wurden. In dieser Zeit habe ich immer wieder das Gespräch gesucht, aber keine klaren Antworten bekommen. Aus Unsicherheit und Misstrauen heraus habe ich etwas getan, was ich zuvor nie getan habe: Ich habe in ihr Handy und ihr iPad geschaut und alte Chats mit Ex- und Sexualpartnern gelesen.
Ich habe diese Chats über Tage und Nächte hinweg gelesen und dabei festgestellt, dass sie bei anderen Männern deutlich lockerer war als bei mir. Sie ist früher schnell mit Männern intim geworden, hat teilweise extra früher Feierabend gemacht, um 150 km zu fahren und Sex zu haben. In den Chats ging es offen um Sex, Verhütung, spontane Treffen und intime Details – Dinge, die sie mir gegenüber anfangs strikt abgelehnt hat.
Während ich in den ersten drei Monaten immer wieder wegen fehlender Intimität zurückgewiesen wurde, hatte ich ständig diese Bilder im Kopf, dass andere Männer es deutlich leichter hatten als ich. Nach drei Monaten habe ich die Beziehung deshalb beendet. Sie wollte die Trennung nicht akzeptieren, und kurz darauf kam es dann doch zum Sex. Für mich fühlte sich das allerdings sehr gezwungen an, fast wie „Sex auf Krampf“. Auch in den ersten sechs Monaten hatte ich oft dieses Gefühl.
Aus den Chats wusste ich, dass sie früher häufig Sex ohne Kondom hatte. Das wollte ich natürlich auch, doch sie war bei mir strikt dagegen. Das hat mein Ego stark getroffen, und auch hier fühlte ich mich immer wieder hingehalten. Letztlich habe ich mich auch deswegen erneut getrennt.
Besonders belastend ist für mich eine frühere Freundschaft Plus, die 1,5 Jahre ging. Für diesen Mann ist sie sogar früher von der Arbeit gefahren. Am Ende wurde sie finanziell stark ausgenutzt – es ging um rund 44.000 €, die sie bis heute monatlich abzahlt. Trotzdem habe ich jeden Tag diese Bilder im Kopf: wie er mit ihr Sex hatte, sie ausgenutzt hat – und wie ich mich im Vergleich dazu benachteiligt fühle.
Ein weiterer Punkt, der mein Vertrauen stark erschüttert hat, ist, dass sie mir die beiden Männer kurz vor mir zunächst abgestritten hat. Erst als ich offen sagte, dass ich in ihr Handy geschaut habe, hat sie unter Tränen zugegeben, dass es diese intimen Kontakte gab. Sie erklärte, sie habe sich dafür geschämt und deshalb geschwiegen.
Heute haben wir zwar regelmäßig Sex, auch ohne Kondom, aber ich habe das Gefühl, dass von ihr aus keinerlei Fokus auf Sexualität besteht. Alles geht von mir aus: keine Initiative, keine erotischen Gespräche, keine spürbare Lust. Es fühlt sich komplett anders an als das, was ich aus ihren früheren Chats kenne.
Ich weiß, dass ich große Fehler gemacht habe, indem ich ihr Handy durchsucht habe. Trotzdem lassen mich diese Gedanken nicht los. Dass sie bei anderen Männern lockerer, spontaner und sexuell offener war, zerstört mein Ego jeden einzelnen Tag.
Ich denke täglich darüber nach, die Beziehung zu beenden, schaffe es aber nicht, weil ich sie als Mensch sehr liebe. Abgesehen vom sexuellen Thema gibt sie mir heute alles, was ich mir je von einer Partnerin gewünscht habe.
Wir wohnen nicht zusammen, aber ich bin fast jeden Tag bei ihr im Elternhaus und lebe dort quasi mit. Sex ist dort natürlich nur sehr eingeschränkt möglich. Mit früheren Partnern hingegen konnte sie jederzeit und völlig frei Sex haben – mit mir nicht.
Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Früher war mir die Vergangenheit meiner Partnerinnen nie wichtig. Ich wusste, wie viele es waren, und damit war das Thema erledigt. Dass ich mich heute täglich selbst so fertig mache, kenne ich von mir überhaupt nicht.
Was soll ich tun?
Wie werde ich diese Gedanken los?