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Ich empfinde kein Mitleid

G

Gast

Gast
Hallo zusammen!

Ich habe eine kurze Frage, da mein Mann gestern seltsam reagierte, als ich seiner Meinung nach seltsam reagierte.

Ich liebe meine Familie, also meine Eltern, meinen Mann, seine Eltern und unser Kind. Andere Menschen mag ich, aber wenn es ihnen schlecht geht, empfinde ich nichts. Für meine Familie allerdings würde ich alles geben; wenn meine Mutter auch nur Schnupfen hat, bin ich traurig, dass sie krank ist.

Gestern erzählte eine Bekannte meines Mannes, dass ihr Kind mit einer Behinderung geboren wurde. Mein Mann war sehr bestürzt, aber ich empfand mal wieder nichts, zumal ich die Bekannte auch nicht kenne. Ich bin ehrlich: Auch wenn es einer guten Freundin von mir schlecht geht, vergesse ich es nachdem sie es mir erzählt hat. Mein Mann war dann gestern sauer auf mich, dass ich nichts empfand.

Ich bin eine sehr gute Zuhörerin und gebe auch gerne Tipps, aber empfinden tue ich bei den Geschichten wirklich gar nichts. Auch keine Freude oder so, um Himmels Willen. Einfach nur "hm, ok, dann ist das so". Das sage ich den Menschen natürlich nie.

Ist es normal, nur für die Allerengsten Empathie zu empfinden?
 
G

Gast

Gast
Danke für deine Antwort!
Ehrlich gesagt habe ich das schon versucht und es funktioniert nicht... ich bin auch ein sehr rationaler Mensch. Zum Beispiel denke ich mir dann "Ok, die Frau hat ein krankes Kind, aber das kann ich jetzt gerade auch nicht ändern und ich kenne die Frau nicht und es wird ein Leben lang so bleiben und was soll ich jetzt dazu sagen?". Ich kann ja kein Mitleid heucheln...
Wenn die Frau aber auf mich zukommen würde und mich um Hilfe bitten würde, würde ich ihr helfen.
Nur Mitgefühl habe ich dabei keins...
 
G

Gast

Gast
Hey genau!! Das kann ich :) das mache ich immer so. :) Er fragte mich dann aber, was ich empfinde und ich antwortete ehrlich... Und das hat ihm wohl nicht gepasst...
 

PsychoSeele

Urgestein
Huhu,

ich würde sagen,du bewahrst dir von Natur aus eine gewisse Distanz zu den Problemen Fremder. Eigentlich ist das sogar ganz gut, du schützt dich selbst vor Überlastung und Dingen die dich sonst zu sehr belasten würden. Das machen zB Krankenpfleger und Ärzte auch. Teilweise müssen diese das aber erst erlernen.

Bei Familienangehörigen ist das ganz anders. Sie sind Teil deines Lebens,somit dir persönlich sehr Nahe,deshalb geht dir zB. eine Krankheit näher ans Gemüt als bei Fremden.

Du brauchst dir keine Sorgen machen. Solange du überhaupt Emotionen empfinden kannst, sollte alles in Ordnung sein;)

Bei Fremden kannst du Verständnis signalisieren, du musst dabei aber nichts empfinden.

Liebe Grüße
SchwarzeSeele
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Ist es normal, nur für die Allerengsten Empathie zu empfinden?
Ich habe ein anderes Verständnis von Empathie. Empathie bedeutet für mich nicht, die gleichen Gefühle wie der andere zu entwickeln.

Empathie bedeutet für mich, mit den Gefühlen anderer Menschen verständnisvoll umzugehen. Dazu gehört für mich auch, den anderen Menschen und seine Nöte eben nicht zu vergessen sondern - umgekehrt - je nach Situation auch meine Hilfsbereitschaft zu zeigen und nicht nur zu warten, bis der andere mich fragt.

Empathie hat also weniger etwas mit Deinen Gefühlen zu tun, sondern eher mit Deiner Einstellung zu anderen Menschen. Und Fehlen von Empathie bedeutet weniger "keine Gefühle zu entwickeln" sondern gleichgültig zu sein.

Wenn also eine Freundin mit Problemen zu Dir kommt, Du dann lediglich aus Höflichkeit Anteilnahme heuchelst, dann wärest Du auch nicht authentisch sondern unehrlich. Deine Gleichgültigkeit gegenüber Menschen ausserhalb Deiner Familie sollte nur nicht bekannt werden, weil Dir dann passieren kann, dass dann niemand mehr etwas mit Dir zu tun haben will.

LG, Nordrheiner
 
G

Gelöscht 60940

Gast
Keine Ahnung ob das normal ist oder nicht.

Dass du kein "Mitleid" für eine Frau hast, die ein Kind mit einer Behinderung geboren hat, finde ich eigentlich nicht sehr schlimm. Natürlich ist es nicht einfach für eine Mutter zu wissen, dass das Kind ein schwieriges Leben führen könnte, aber wie du schon selbst sagst, man kann es nicht ändern. Man kann Ratschläge geben, aber im Grunde wirst du es nie ganz verstehen können, weil du nie in derselben Situation warst.

Das ist zum Beispiel was uns irgendwo ausmacht. Wir identifizieren uns sehr stark mit uns selbst, mit unserer Vergangenheit und den daraus resultierenden Gefühlen, je näher eine Situation einer uns bekannten ist, desto stärker ist unsere Gefühlserinnerung und wir können uns in die Person hineinversetzen und die Geschichte aus uns selber heraus erleben. Somit empfinden wir auch Trauer, Mitleid, Freude dadurch.

Vielleicht verschließt du dich auch dir selbst gegenüber, öffnest dies aber gegenüber deiner Familie. Das kannst du aber nur selbst herausfinden.
 
G

Gast

Gast
Danke für eure Antworten! Dann bin ich wohl doch nicht so sonderbar ;)
Das seltsame ist, dass mein Mann eigentlich zum Teil auch so ist wie ich, deshalb hat mich diese Situation ein wenig verwundert...
Naja, vielleicht fühlte er sich betroffen, weil er auch Vater ist (aber ich bin ja auch Mutter und fühlte mich nicht betroffen). Ich hatte bereits eine Fehlgeburt, habe von niemandem Mitleid erwartet/bekommen (will auch keines) und wenn mir jetzt jemand von seiner Fehlgeburt erzählt, projiziere ich das nicht auf mich...
 
G

Gast

Gast
wenn mir jetzt jemand von seiner Fehlgeburt erzählt, projiziere ich das nicht auf mich...
Das ist auch nicht das, was ich unter Empathie verstehe. Das eine ist DEINE Geschichte, das andere die eines anderen Menschen. Du kannst vielleicht ahnen, wie der sich fühlt, weil Du das selbe erlebt hast, aber letztendlich betrifft es Dich nicht.

Empathie bedeutet für mich, dass ich mir vorstellen kann, wie es in dem anderen gefühlsmäßig wohl gerade aussieht. Aber das ist auch immer ein Stück weit MEINE Sicht auf die Dinge. Dass man dann mit Mitgefühl reagiert. Aber ja, letztendlich bleibt eine Distanz, wenn es mich nicht persönlich betrifft. Man kann sich nicht das Elend der ganzen Welt selbst aufladen. Es hilft keinem, und man selbst geht daran kaputt.
 
G

Gast

Gast
Aber ja, letztendlich bleibt eine Distanz, wenn es mich nicht persönlich betrifft. Man kann sich nicht das Elend der ganzen Welt selbst aufladen. Es hilft keinem, und man selbst geht daran kaputt.
Genau das denke ich auch! Ich komm mir halt nur öfters herzlos vor... Viele meiner Freundinnen weinen schon, wenn sie was trauriges in den Nachrichten sehen und ich "vergesse" die traurige Nachricht schon bei den darauffolgenden News... Aber das ist doch normal oder nicht?
 

Bright

Neues Mitglied
Das ist nicht weiter Schlimm, bei mir ist es genau das Gleiche.
Du kannst ja nicht die komplette Last der Welt tragen.
Außerdem bringt Mitleid einen nie weiter, klar es ist menschlich und solange du es für dir sehr nahestehende Personen empfindest bist du nicht komplett Gefühlskalt. ;)
Sich mit Dingen zu befassen auf die man selbst keinen Einfluss hat und einen noch dazu Emotional runterziehen ist schon irgendwie Zeitverschwendung.
Du kannst für bestimmte Personen da sein, wenn sie dich brauchen.
Aber durch Mitleid die Zeit zurückdrehen hat bisher noch keiner geschafft ...
Viele Grüße, Bright.
 

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