Hallo Zebaothling und Löwi,
zum Glück konnte ich im letzten Jahr einige neue Freunde über diverse Foren kennenlernen. Das Problem fast keine Freunde zu haben hat sich fürs erste erledigt, manchmal werden mir die neuen Freunde sogar zu Last, klar wenn man es nicht gewohnt ist, aber halb so schlimm. Jedenfalls ist dadurch vieles besser geworden. Ich komme hier mal weg und besuche schon regelmäßig das Nachtleben in und um Stuttgart.
Das Stimmt, das Gefühl habe ich oft, dass ich zu passiv rüber komme, da mir bei gewissen Dingen einfach das Interesse fehlt und nicht mitreden kann/will. Das kommt davon wenn man jahrelang an der Welt vorbei gelebt hat.
Ich würde ja gerne mehr Sport treiben. Das Problem ist, dass ich Sport vor meinen Eltern und Bruder verstecken müsste. Sonst kommt es so rüber als ob ich zu viel Zeit hätte, so nach dem Motto ich soll lieber meinen Eltern helfen, da hätte ich genug Bewegung.
Mit meinen Bruder habe ich noch regelmäßigen Kontakt. Der Bezug ist eigentlich ganz OK, bis auf den, dass wir über gewisse Dinge einfach nicht reden, z.B. Familie, Freunde, Freundin, Sport, Sexualität, usw.
Zum Thema Theaterbesuch: Mir fehlt bis jetzt leider grundsätzlich das Interesse an Theater, Konzert, Disco. Zum einen weil ich dort noch nie war, zum anderen weil ich grundsätzlich zu solchen Veranstaltungen nie alleine hingehen würde, aus dem Grund auffallen zu können.
Einen Psychologen zu besuchen hatte ich auch schon mal angedacht. Aber ich habe da Angst, wenn ich ihm meine ganzen Probleme, die es wirklich in sich haben, zu outen, dass er seine Schweigepflicht bricht und die halbe Welt davon erfährt. Nicht mal meinen besten Freunden, Eltern usw. würde ich diese Probleme schildern, sowas geht nur mit Gleichgesinnten die ähnliche Probleme haben.
Klar die beste Lösung ist ganz wegzuziehen, dann sind auf einen Schlag viele Probleme behoben: Keine Kontrolle mehr durch Eltern und Bruder, ich kann Sport machen, kann zuhause einladen wen ich möchte und das Versteck Spiel mit den Eltern und Bruder hat auch ein Ende.
Du solltest dich da komplett abgrenzen.
Wenn du meinst, das alleine nicht zu packen, such dir jemanden, der dich unterstützt.
Das kann irgendwie nicht sein, dass du dir mit fast 30 dein Freizeitleben von den Eltern diktieren lässt.
Wie alt willst du noch werden, um das zu ändern?
Es IST möglich, aus der Passivität rauszukommen. Du musst bloß einen einzigen Schritt gehen. Sei es nun, dass du wirklich wegziehst oder der Familie mal klar machst "Ich führe ein selbstbestimmtes Leben und das habt ihr zu akzeptieren. Wenn Ihr es nicht akzeptiert, dann komme ich euch eben eine Zeitlang nicht mehr besuchen!"
So habe ich das gemacht.
Manchmal ist es so, dass man auch mal die Kontakte öffentlich, also den anderen gegenüber in Frage stellen muss, bzw. dass man wirklich mal emotionalen Druck macht, damit es zu einem Umdenken kommt.
Und wenn du jetzt denkst, du wärst nicht der Typ dafür.
Na ja, meinst du ich war das???
Mich hat nur dieses ständige mich rechtfertigen Müssen zu Hause so was von angepisst, dass ich irgendwie wusste, dass ich das so nicht mehr will.
Du musst mal einen richtigen Schritt in die Autonomie machen und du wirst sehen, dass du nicht wieder zurück willst.
Für mich käme das im Leben nicht mehr in Frage, wieder total in die Nähe meiner Eltern zu ziehen. Weder bei denen rein, noch 1 km weg.
Selbst wenn man mal arm dran ist, soziale Auffangbecken gibt es ja immer. Auch wenn es einem nicht alles gefällt!
Du musst dich in deiner Eigenständigkeit erfahren... ohne das moralische und kontrollierende Über-Ich deiner Eltern und deines Bruders.
Wenn du das einmal gemacht hast, wirst du merken, dass das eine Kettenreaktion auslöst. DANN wirst du auf andere anders wirken.
Hey, ich habe zwar auch noch nicht das ultimative Sozialleben, aber ich bin durch die Veränderung der Rahmenbedingungen und des Verhaltensmusters schon anders und wirke auch anders. Bin damit einen großen Schritt weiter!
Den kompletten Absprung vom Elternhaus muss jeder irgendwann mal hinkriegen.
Das ist im Grunde genommen eine Entwicklungsaufgabe... eigentlich eines viel früheren Alters, aber ich mache das niemandem zum Vorwurf. Viele Eltern tragen ja auch ordentlich was dazu bei, dass die Kiddies so abhängig von ihnen sind, auch als Erwachsene.
Du musst eine eigenständige Identität herausbilden - die in Abgrenzung zu den Eltern steht. Du musst selbst entscheiden, wann du was, wann, wie machst. Und nicht SIE. Und jeder hat das Recht, ein eigenes Leben zu haben...
Fühle dich nicht dauernd für deine Eltern oder sonst wen verantwortlich.
Von dir kann jetzt keiner erwarten, dass du rund um die Uhr für die alles machst.
Sind die pflegebedürftig? - ich glaube nicht, oder? Falls dem wirklich so wäre, relativiere ich das, weil das wirklich ne andere Schiene ist. Aber ich meine, das sind die nicht, oder?