Ersetz das Wort Litfaßsäule einfach durch das Wort Elend, dann begreifst Du besser. Manche Leute klammern sich krampfhaft an ihr Elend, weil sie glauben, es sei das einzige, das sie aufrechterhält, und rotieren ständig um dieses Elend herum, das der Mittelpunkt ihres Lebens ist. Voll Neid sehen sie andere Leute, die ihnen "wundervoll frei" erscheinen, an sich vorbeilaufen und zu fernen, wundervollen und für sie unerreichbaren Zielen streben - und begreifen es einfach nicht, daß sie selbst es in der Hand hätten, einfach ihr Elend loszulassen und einen neuen Weg einzuschlagen. Vielleicht haben sie Angst, daß sie ohne ihr stützendes Elend nicht selber aufrecht stehen können - was manchmal richtig ist und manchmal auch nicht, weil manche Leute, die plötzlich ohne Stütze dastehen, verwundert erkennen, daß sie schon die ganze Zeit aus eigener Kraft hätten aufrecht stehen können. Aber selbst wenn sie niederfallen - ist ewiges Dasein aufrecht im Elend denn besser als wenn man sich langsam, vielleicht kriechend im Schneckentempo, von seinem Elend wegbewegt? Und außerdem, jemandem, der offensichtlich aufrecht steht und jederzeit weggehen könnte, bietet man keine Hilfe an. Wenn jedoch jemand am Boden liegt und mühsam krabbelt wie ein Käfer, ist es offensichtlich, daß er Hilfe gebrauchen könnte.
Dieses Forum ist voll von Berichten von Leuten, die von ihrem Elend (Familie, Partner, ungeliebter Beruf, Sucht, psychische Probleme) einfach nicht lassen können, obwohl sie es eigentlich durchaus könnten. Wer für ein Ende mit potentiellem Schrecken nicht bereit ist, muß stattdessen den Schrecken ohne Ende erleiden.