Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Habe kaum mehr Freunde

G

Gast

Gast
Warum, weiß ich auch nicht. Langweilig bin ich nicht. Mit mir kann man reden, Spass haben, ich interessiere mich für vieles.
An einem normalen Wochenende ruft mich mein Freund an, sonst keiner. Ich lebe in einer Fernbeziehung und absolviere eine sehr anstrengende Ausbildung (Referendariat). Da bleibt wenig Zeit für Kontakte. Seitdem lebe ich in unfreiwilliger Isolation. Wenn ich Zeit habe, verbummle ich sie daheim. Bin deprimiert und hänge nur rum. Kann mich nicht aufraffen, aus Angst vor Zurückweisung.Jedes halbe Jahr werde ich versetzt und muss umziehen. Da kann man nichts aufbauen. Ich fühle mich so haltlos, wie ein Nomade, sitze eigentlich immer auf gepackten Koffern.

Zu meinem letzten Geburtstag haben mir ungefähr zwei Drittel meiner geladenen Gäste abgesagt, die früher mal meine guten Freunde waren. Die Gründe waren zum Beispiel: "Ich mag momentan keine Gruppen", "Ich hab Streit mit jemandem anderen, der kommt" und ähnliches. Mir klingt das sehr nach Ausrede. Keiner scheint den Wunsch zu haben, mich zu sehen. Alles driftet auseinander und ich fühl mich so hilflos dabei.
Meine Kollegen in der Schule haben fast alle schon Familie. Sie sind nett und freundlich zu mir, aber niemand möchte was mit mir privat unternehmen. Ich sitze in meiner Wohnung und fühl mich ...nun, irgendwie aus der Welt hinausgefallen. Neulich war ich wieder auf meinem alten Unicampus und hätte fast losgeheult. Wo ist mein Leben nur hin?!
Mir fehlt der Mut, das Thema anzusprechen. Ich fürchte, dass es dann noch schlimmer wird mit meiner Einsamkeit. Im Moment ist ein enger Familienangehöriger schwer erkrankt und ich bräuchte so dringend etwas Zuspruch. Aber ich traue mich nicht, meine alten Freunde anzurufen. Sie haben mir gezeigt, dass ich nicht mehr wichtig für sie bin, und ihr Mitleid will ich nicht. Und es meldet sich ja auch keiner bei mir, um zu fragen, wie es mir geht.

Was kann ich nur machen? Wie komme ich aus diesem Teufelskreis heraus?


Liebe Grüße
 
Hallo!

Wenn deine Ausbildung das Richtige ist:

1. rausgehn (Kaffeehaus, Verein, ehrenamtliche Arbeiten, Bad, Kino, egal was)
2. mit Fremden Kontakte knüpfen
3. der Zufall bringt dir die richtigen Kontakte
4. daraus entstehen sicher einige Bekanntschaften, die man pflegen kann
5. vielleicht wird nach einiger Zeit auch eine Freundschaft aus einer Bekanntschaft


Wenn deine Ausbildung nicht das Richtige ist:

1. deine Wurzeln finden
2. dort einen Job suchen
3. hinziehen ins gelobte Land
4. siehe Pkt. 1. bis 5 von voriger Liste


Nicht den Kopf hängen lassen! Aktiv werden!!! :)

Ist deine Ausbildung das Richtige?
 
G

Gast

Gast
Hallo Marie,

das wäre die nächste Frage. Ich habe lange daran gezweifelt, aber inzwischen bin ich fest entschlossen, sie durchzuziehen, weil ich sehe, dass sich vieles verbessert hat. Meine Schüler respektieren mich größtenteils als Autorität, was am Anfang ein Problem dargestellt hat. Mein Unterricht ist nicht das Problem, er kostet nur viel Zeit in der Vor- und Nachbereitung, aber ich manage das immer besser.
In meiner Gruppe von Mitauszubildenden bin ich nicht sehr beliebt. Ich weiß nicht, ob es an mir gelegen hat, sicher nicht nur. Die Konkurrenz ist sehr ausgeprägt, und ich ziehe mich lieber zurück, als da mitzumischen. Aber ich war freundlich zu allen, wenn auch zurückhaltend.
Endlich habe ich wieder etwas mehr freie Zeit, und gerade dadurch spüre ich die Einsamkeit so stark. Und ja, ich sollte mich wirklich wo anmelden. Aber für ein halbes Jahr? Lohnt sich das denn überhaupt?
Es gibt viele Dinge, die ich gern tun würde. Dazu zählen künstlerische Betätigungen (Töpfern, Zeichnen, Aquarellmalerei), aber auch Sport. Ich gehe gern ins Theater, auf Flohmärkte, in Museen, liebe es, zu reisen - und während ich das alles aufzähle, kommt mir, dass ich all dies schon viel zu lange nicht mehr getan habe.
Vielleicht ziehe ich während der Osterferien spontan los, packe meinen Rucksack und suche mir ein Reiseziel.
Aber werde ich davon glücklicher sein, an einem fremden Ort allein zu sein?!

Ich hatte an der Uni immer einen großen Kreis Menschen um mich herum. Manchmal war es mir eher zuviel Kontakt als zuwenig. Dann kam das Referendariat, und ich hab mich plötzlich so hilflos gefühlt. Hatte keine Zeit mehr, hab eher funktioniert als gelebt. Das muss ich wieder lernen, irgendwie.


Danke für deine liebe Antwort und deine Gedanken zu meiner Situation : - )
 
E

Evenforce

Gast
Also ich hab eine Frage?
Warst du früher eher beliebt und hattest viele Freunde oder hast du immer keine oder wenig freunde gehabt?
 
G

Gast

Gast
Mich macht es immer selbst immer ganz traurig, sowas zu lesen :(. Erst einmal finde ich, dass es im Leben nicht um Beliebtheit geht, sondern dass man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann. Und dann spielt auch m. E. eine räumliche Distanz kaum eine Rolle. Wenn man noch jünger ist, ist es ganz normal, dass Freunde wegziehen, denn die Arbeit, Beziehungen, Studium und das Leben sorgen einfach oft dafür, dass man den Wohnort wechselt oder wechseln muss. Ich selbst habe auch ein paar Freunde, die in einer ganz anderen Stadt wohnen, die wirklich ein großes Stück von meinem Wohnort entfernt liegt und trotzdem haben wir uns immer viel zu sagen, besuchen uns gegenseitig und sind jederzeit füreinander da.

Ich glaube, dir liegt vielmehr deine Verlassenheitsangst im Weg und gerade die Tatsache, dass du immer im Hinterkopf hast, dass du dir sowieso keine tieferen Freundschaften aufbauen kannst, weil du ja immer wieder an andere Wohnorte versetzt wirst. Das ist alles verständlich, aber ich denke, dass du viel freier und ungezwungener auf andere zugehen könntest, wenn du diese Kopfsache rauskriegst - denn es ist in meinen Augen eine Kopfsache. Dass deine alten Freunde so reagieren ist zwar sehr traurig und hart, aber dann versuch sie auch hinter dir zu lassen und die Sache abzuhaken, auch wenn es schwer ist. Gerade echte Freunde sollten doch dafür sorgen, dass du dich gewollt fühlst, oder etwa nicht? Jeder Mensch hat jederzeit die Chance, jeden Tag neue Menschen in seinem Leben kennen zu lernen und neue Kontakte zu knüpfen, aus denen irgendwann Freundschaften entstehen können. Und es ist schöner, ein paar richtige Freunde zu haben, als unzählige Bekanntschaften zu haben, von denen mehr als die Hälfte weg ist, wenn es mal nicht so gut läuft. Es gibt "beliebte" Leute, die haben ihr ganzes Leben lang oder einen Großteil davon kaum echte Freunde.

Vielleicht hört es sich für dich doof an, aber versuch doch einfach mal übers Internet neue Leute kennen zu lernen ... damit meine ich natürlich nicht, dass du dich sofort mit wildfremden Menschen triffst, aber wenn du dich z. B. in einem Forum zu einem bestimmten Thema mit Gleichgesinnten austauschst, können da mit der Zeit wirklich nette Bekanntschaften entstehen und wenn man die Angelegenheit vorsichtig und überlegt angeht, können da mit der Zeit eventuell auch ein paar gute Freundschaften entstehen? Vielleicht wären auch E-Mail-Freunde (die moderne Version von Brieffreunden) interessant? Oder du meldest dich trotzdem in deiner Gegend in einem Verein an oder belegst für dich interessante Kurse. Selbst wenn du dann wieder wegziehen müsstest, dann hättest du in dieser Zeit etwas für dich und würdest vielleicht doch neue Freunde finden. Vielleicht würde dir auch wie bereits vorgeschlagen eine ehrenamtliche Tätigkeit etwas geben?

Wie sieht es mit den Freunden deines Freundes aus? Es ist zwar nicht immer ganz optimal, aber vielleicht ist da jemand dabei, mit dem du dich auch gut verstehst? Oder jemand über ein paar Ecken, der sich mit dir gut verstehen könnte?

Ich vermute auch einfach mal, dass du mittlerweile durch deine Angst ziemlich angespannt an das Thema Freundschaften herangehst. Sowas bemerken einige Leute und verbuchen es manchmal unbewusst falsch oder fühlen sich unter Druck gesetzt oder selbst dadurch ganz angespannt. Dabei kann man doch im Gegensatz zu vielen anderen Lebensbereichen bei Freundschaften entscheiden, mit wem man sich wie anfreundet und ob man sich wirklich mit jemanden versteht. Es ist doch oft auch erst einmal schön, gemeinsam zu lachen und über ähnliche Interessen reden zu können. Das muss nicht gleich auf Anhieb eine superenge Freundschaft zu sein, aber mit der Zeit kann vielleicht so etwas daraus werden. Es ist oft schwierig, wenn man gleich mit ganz tiefgründigen und ernsten oder schwierigen Themen anfängt.

Kopf hoch, wenn man erst einmal ein paar Dinge von sich selbst erkannt hat, kann sich das Leben manchmal schlagartig positiv verändern :). Versuche vielleicht ein wenig der Mensch zu werden, den du selbst gerne an deiner Seite hättest, wenn es dir schlecht geht. Vielleicht solltest du auch deine gesamte berufliche Situation überdenken, wenn es so schwierig für dich ist und du nicht so einfach damit zurecht kommst.
 
G

Gast

Gast
Viele Fragen, ich versuch mal auf alle in einem zu antworten.

Ich war nie sehr beliebt, aber auch nie besonders unbeliebt. Eher ein bisschen der unauffällige Typ, der sich immer ein bisschen zuviele Sorgen um alles macht.
Im Studium war ich sehr glücklich und hatte einen großen Freundeskreis. War meist ca. fünf Abende in der Woche nicht zu Hause und habe das sehr genossen. Hab auch immer viel gejobbt, war unterwegs, bin verreist. Dann kamen Probleme, eine Trennung, derweil das Examen (Staatsexamen ist ne ziemlich harte Geschichte). Ich habs durchgezogen, so gut es ging, aber mein Leben wurde in der Zeit mehr zu einer Art Existieren.
Meine WG mit zwei guten Freunden, die ich eigentlich so nah an mich herangelassen hatte wie niemanden sonst, ist in dieser Zeit auseinandergebrochen. Eine weitere Bekannte ist bei uns eingezogen, und plötzlich kam ich mir an den Rand gedrängt vor. Ich hab mich zurückgezogen und gehofft, dass sich etwas ändert, aber es wurde immer schlimmer. Wir haben die Wohnung dann gekündigt.
Solche Erfahrungen des Alleingelassenwerdens haben sich in den letzten beiden Jahren gehäuft. Ich versteh es irgendwo schon, dass ich auch keinen mehr richtig an mich ranlasse und übervorsichtig bin, aber eher mit dem Kopf, nicht mit dem Herzen.
Es ist so komisch, ich hab Angst vor dem Alleinesein, aber auch Angst davor, wieder enttäuscht zu werden.
Vielleicht ist das der Grund für meine momentane Lage.


Liebe Grüße
 

das Gefühl

Aktives Mitglied
Hallo,

es klingt jetzt vielleicht etwas überheblich, wenn ich Dir schreibe, dass ich das Glück hatte (ich bin 42 Jahre alt) sehr liebevolle und intensive Freundschaften zu pflegen.
Und deshalb möchte ich Dir dazu etwas sagen, was Dich vielleicht nicht überraschen wird, aber zum Nachdenken anregen könnte.
Freundschaften müssen gepflegt werden. Das hat etwas mit Auseinandersetzung und sehr viel Arbeit zu tun. Langjährige Freundschaften können auch weiterbestehen, wenn man sich mal aus Arbeits- oder Zeitmangel vier Wochen nicht meldet. Da muss es aber zu einer eindeutigen Ansage führen, damit der andere Mensch sich nicht verletzt oder vernachlässigt fühlt. Freunde werden das verstehen, sofern es kein Dauerzustand ist. Neue Freundschaften oder noch nicht gefestigte Freundschaften halten sich so aber nicht. Das bedeutet, dass Du dem Ganzen Raum geben musst. Studium und Karriere hin oder her, wenn Du die Zeit nicht aufbringen kannst, dann wird es keine Freundschaften geben.
Andere Menschen ticken auch wie Du, soll heißen, wenn Du Dich vernachlässigt fühlst, mußt Du das äußern. Problem daran ist, dass vielen anderen Menschen so etwas auch nicht gelingt und sich deshalb Freundschaften auch in Luft auflösen können, weil Beide Seiten den Gedanken haben, dass der andere sich ja auch nicht bemüht. Und da hilft nur eins: über seinen eigenen Schatten springen und dem anderen Menschen mitteilen, dass man ihn mag und es schade findet, dass der Kontakt so brüchig geworden ist. Das führt oft zu erstaunlichen Reaktionen, die in den meisten Fällen gar nicht negativ sondern positiv sind.

Sollte es sich negativ entwickeln, dann ist die betreffende Person auch kein potentieller Freund.
Freundschaft heißt für mich, dem anderen zuzuhören, zu unterstützen und natürlich auch umgekehrt. Es heißt für mich, dass ich mich mehrmals monatlich melde, mir Zeit nehme, zwischendurch mal eine SMS sende, anrufe oder schreibe. Es bedeutet aber auch, dass ich meine Bequemlichkeit aufgeben muss, wenn es dem Menschen schlecht geht; also dann initiativ zu werden und andere Dinge nach hinten zu schieben. Es ist knalllharte Arbeit, aber auch unendliches Glück.
Vielleicht kannst Du ja aus dem von mir Geschriebenen etwas herausziehen.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gast

Gast
Hallo Das Gefühl,

ja, das kann ich gut nachvollziehen. Es macht mich auch etwas nachdenklich. Mein Weg war immer eher der des Abwartens. Vielleicht gebe ich zu schnell auf. Vielleicht sollte ich wirklich jemanden anrufen. Seit Monaten habe ich immer nur Arbeit im Kopf. Ich würde das so gerne anders machen. Denn ich fühle mich ohne Freunde wie amputiert. Da fehlt etwas. Du hast recht. Ich muss in meinem Leben wieder Raum für Menschen schaffen.

Danke dir!
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
G Bin verzweifelt und habe kaum noch Lebensmut Ich 22
L Ein gnadenlos ehrlicher und verzweifelter Hilferuf (Ich M24 habe kein Leben) Ich 18
S Ich habe Angst Ich 34

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 0) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben