Ich gebe meinen Vorrednern Recht, dass Hochbegabung mittlerweile inflationär gesehen wird und als Statussymbol bzw. Trend angesehen ist.
Ich bin hochbegabt und gehöre damit zu ca. 2 % der Menschen, die davon "betroffen" sind. Und ich schreibe bewusst "betroffen", da ich es einen Großteil meines Lebens mehr als Behinderung ansah anstatt als Segen oder Vorteil. Fakt ist, dass ich (und viele andere) schon in der Schule angeeckt bin, von meiner Mutter nach dem Feststellen (bei einem Psychologen mit ausführlichen Test Ende der 90er) vernachlässigt wurde mit der Begründung "der wird das schon schaffe, ist ja intelligent" und letztlich es aufgrund meines Fokus auf logische Zusammenhänge immer schwer hatte den menschlichen Emotionen zu folgen.
Bis Mitte 25 war ich aktiv süchtig, da ich mit mir nicht klarkam und hatte fast 15 Jahre am Stück Drogen und Alkohol genommen, zuletzt u.A. 2 Flaschen Wodka am Tag. Dazu kam, dass ich einen Allerwelts-Bwl Bachelor mit 3.0 geschafft habe ohne relevante Praktika und neben Depressionen auch eine soziale Phobie hatte.
Sind das alles Folgen der Hochbegabung? Keine Ahnung, aber ich verbinde viel davon mit meiner "Andersartigkeit".
Ist es das, was du dir unter einem "lebenswerten" Leben vorstellt?
Zugegeben, mein Potenzial ist sehr hoch und ich erkenne Zusammenhänge sehr schnell.
Mittlerweile habe ich mich auch angenommen und schaffe es immer besser mich auszuhalten. Ich bin inzwischen Anfang 30, bin seit 5 Jahren clean&trocken, arbeite seit Jahren in Vollzeit, stehe kurz vor dem Abschluss meines zweiten Master, die ich beide nebenberuflich mache, habe eine Freundin, verdiene über 70k und bin größtenteils zufrieden. Letztlich habe ich die Kurve gekriegt und fange jetzt an etwas aus meinem erhöhten Startkapital zu machen.
Ich will dir allerdings sagen, dass das Fluch und Segen zugleich ist. Ich war zwischendrin auch in der geschlossenen Psychiatrie ( vor dem Clean werden), war 7 Jahre beim Psychotherapeuten in Behandlung und kann von Glück reden, dass ich nicht an einem Bahnhof mit der Nadel im Arm gestorben bin, denn dahin hätte mein anderer Weg geführt.
Wenn ich deine Beiträge lese, dann hört es sich bei dir allerdings auch nach schwerwiegenden psychischen Problemen an, die sich nicht einfach dadurch lösen lassen, dass du etwas anderes machst oder bist. Du musst dir professionelle Hilfe suchen.