Guten Morgen.
"Wahre Liebe" spricht in uns wohl vor allem das Bedürfnis nach Geborgenheit und damit die Lebensunsicherheit an. Angst ist, was uns Menschen meist antreibt.
Was bliebe von der "wahren Liebe", wenn man alles, was darüber je gesagt, geschrieben und gehört wurde, vergäße? Nur das Empfinden - ein sofortiges Erkennen und Verstehen. Ohne Worte.
In all den Vorstellungen von "Liebe" steckt soviel, was uns Menschen täglich bewegt. Wir suchen und erkennen oftmals nicht, oder nur in sehr seltenen Momenten, was wir wirklich suchen. Einen Partner, Freund, jemand der uns das gibt, was wir aus uns selbst heraus nicht leben können? Jemanden, der uns das Leben erträglicher werden lässt? Jemand, zu dem wir uns in totaler Selbstvergessenheit hingezogen fühlen, ohne den Grund dafür zu (er-)kennen? Vielleicht das Bedürfnis nach dem Wiedererleben einer Einheit, die irgendwann mal bestanden haben könnte - zwischen Eltern und Kind?
Und warum wähnen wir sie "dort" draussen, wenn wir das für uns selbst noch nicht ausreichend geklärt haben? Werden wir "sie" erkennen, wenn wir uns dessen nicht klar sind oder nicht doch einfach missverstehen, fehl interpretieren?
Ist da in unserem Leben überhaupt Platz für "wahre Liebe", wo wir doch meist voller Vorstellungen und Erwartungen sind?
Für mich ist Liebe etwas, dass ich nicht beschreiben kann, sehr wohl jedoch empfinden, erspüren. Es ist ein rückhaltloser und wertfreier "Raum", der sich unerwartet öffnet. Es kann auf vielerlei Ebenen geschehen, mir begegnen.
Liebe ist für mich gleich dem "Äther" - unsichtbar, nicht greif- und nicht bestimmbar - sie ist einfach.
Und manchmal geschieht es auch, dass eine Begegnung statt findet, die diesen Raum leichter zugänglich werden lässt, weil augenblicklich alle Vorstellungen und Erwartungen unwichtig erscheinen. Es findet so etwas wie ein gegenseitiges Erkennen statt - ich erkenne diese "Liebe" durch den Anderen in mir und er erkennt diese "Liebe" durch mich in sich. Und da geschieht wundervolles. Dafür gibt es keine zeitliche Bestimmung. Das kann gleich wieder vorbei sein oder Jahre andauern.
Diesen "Raum" offen zu halten, bzw. ihn immer wieder aufzusuchen - das ist nur bedingt "machbar". Meine Offenheit und Bereitschaft braucht es. Bedingungslosigkeit. Berührbarkeit.
Vielleicht, so denke ich gerade, meint "wahre Liebe" ja jenes Empfinden, das nicht einem Trugbild entspringt (wie der andere durch meine Vorstellungen und Erwartungen von mir gesehen wird und wie der Andere mich sieht, durch seine) und unbelastet, klar bleibt. Hier geschieht Liebe. Und diese ist dann "wahr".
Ich glaube also nicht an DIE "wahre Liebe". Aber ich darf immer wieder erleben, dass es "etwas" gibt, was ohne Bedingungen ist. Dann, wenn ich "dieses Etwas" nicht bestimmen möchte, wenn ich nicht nach Etiketten für es suche, wenn ich mich einfach fallen lassen kann in diesem "Raum".
Für mich bedeutet Liebe Freiheit (auch vom frei sein Müssen).
Raaspo