Hallo,
ich weiß garnicht wie ich das sortieren soll, wird jedenfalls ein längerer Text.
Vorweg:
Was ich schreibe, entspricht ja nur meiner Schilderung, mein Ex Freund hat sicher eine andere Ansicht, das vorab.
Ich (40) bin aufgewachsen in einem Internat, meine Eltern waren beruflich viel unterwegs. Ich habe immer schon Schwierigkeiten mit Vertrauen gehabt, auch große Verlustängste (die ich aber oft selber durch mein Verhalten beigeführt habe). Ich habe das jetzt angegangen und mag es beheben, meine Theraphie beginnt im Juni. Bis dahin bin ich krank geschrieben. Mein Freundeskreis ist sehr klein, ich habe einen Bruder, mit dem tausche ich mich über alles aus.
Mein Ex Freund (39), der sich vor zwei Wochen von mir getrennt hat, lebt leider in meinem Umfeld, ich sehe ihn etwa einmal pro Woche.
Als ich ihn das erste Mal sah, war ich begeistert, seine Ausstrahlung, wir waren sofort sympathisch, ich mochte seine Nähe, seinen Geruch, einfach alles, und tat alles, damit wir uns sehen. Er arbeitet bei einem Sub-Unternehmen von uns, die einmal pro Woche bei uns in der Revision arbeiten. Er ist super intelligent, sieht gut aus.
Die ersten Male, wo wir uns trafen, dachte ich zunächst "ach, das wird eh nix", aber ich bemerkte sofort ein solches Bemühen von ihm, er war von mir begeistert und ich glaube, das hat mich noch mehr begeistert, ich fand alles toll an ihm (Rosarote Brille).
Ich habe seine Eltern nie kennengelernt, aber er beschreibt sie als eher schwierig, beschrieb sich auch eher als jemand, der aus dem wohlbehüteten Elternhaus ausbrach, durch Frisur, Tattos, Rauchen, Alkohol die "Regeln" brach. Ich fand das spannend. Er hat nicht soviele Hobbys, geht ab und zu mal feiern mit Freunden. Für mich sind das Freunde, aber er sagt, es seien auch eigentlich eher Bekannte. Er fürchte sich vor dem Alleinsein später wenn er alt ist, weil er nur die Eltern habe.
Anfangs dachte ich, er interessiert sich für meine Hobbys, von denen habe ich viele, sehr viele sogar, aber aus heutiger Sicht habe ich einen ganz anderen Eindruck. Jedenfalls hat er recht schnell angefangen, sie madig zu reden. Ich tanze seit ich jung bin. Irgendwie war mir als ob er das anfangs toll fände, irgendwann so ganz unterschwellig kam dann auf, dass er sagte: "Ich fände es gut, wenn du nicht mehr so viel an Wettbewerben teilnimmst". Meine Tanzpartner fand er peinlich und komisch. Insgesamt - das war mir damals nicht so bewusst - hatte ich dann immer mehr das Gefühl, er ist schlecht drauf, wenn ich zum Training gehe. Irgendwann habe ich mich erwischt, wie ich fast heimlich zum Training gehe und sage, ich arbeite bis 18 Uhr, wobei ich in Wahrheit nur bis 16 Uhr gearbeitet habe und dann zum Training bin. Er meinte dann zwar oft "Du warst auch 2 Stunden nicht online, hattest du Meeting? " Also so kleine Kontrollen, die mir am Anfang eher als "Naja, er ist halt etwas misstrauisch, hat vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht" rüber kamen.
Wir sahen uns anfangs unter der Woche und er ließ schon durchblicken, dass ihn das auch stressen würde, ihm sei lieber, ich übernachte bei ihm. Ich konnte bei ihm nur so schlecht immer schlafen, weil er nachts super oft wach wurde und ich dann auch, und ich fühlte mich wie gerädert, wollte ihm aber nicht das Gefühl geben, dass das mit uns keine Zukunft hat.
Was mir auffiel war, er war super super eifersüchtig. Während er mit Ex Freundinnen noch ab und an Kontakt hatte, also sehr oberflächlich, was mich nicht störte, er war mit denen länger zusammen schließlich, war jeder Mann in meinem Handy ein großes Problem. Er meinte aber jedesmal, mit mir großes Glück gehabt zu haben, weil ich so wenige Männerkontakte habe, ich habe ja halt überhaupt wenige bis keine Kontakte. Ich weiß, dass er mal fremdgegangen ist in einer früheren Beziehung, das hatte mich auch aufhorchen lassen, aber solche Themen, die er selbst häufig ansprach, nervten ihn dann superschnell. Wohingegen er kein Problem hatte, bei nahezu jedem Treffen so komische Fragen zu stellen, die mich dann irgendwann ärgerten "Na, hast du deinen Tanzpartner wieder schön umarmt heute". Oder eben auch "Wieso musstest du denn jetzt den Verkäufer so lange anschauen". Also anfangs fand ich das - nicht süß- aber jedenfalls hat mich das nicht gestört, irgendwann störte mich, dass das fast immer die einzigen gemeinsamen Gesprächsthemen umfasste, die wir hatten, wenn wir uns trafen.
Ich geriet zunehmend unter Druck, da ich mein Tanzen immer kombinieren musste, so dass das Wochenende für uns frei blieb und oft war es dann so, dass wir super wenig unternahmen, wenn ich das nicht in die Hand nahm. Aber.....wenn wir gemeinsam etwas unternahmen, war es immer super super super schön und die Momente mit ihm waren so toll, wie ich es noch mit keinem Mann erlebt habe.
Aber ich nahm mich immer mehr unter Strom wahr, als ob ich ständig gefallen müsste. Er kritisierte nicht direkt, kam aber häufig mit "Verbesserungsvorschlägen" an, zb wollte er nicht mehr, dass ich nach dem Tanzen dort dusche, sondern direkt zu ihm fahre, "Du kannst doch hier duschen, das spart Zeit", oder "Du kannst doch bei mir übernachten und dann direkt dort und da hin fahren". Das stresste mich unterschwellig, weil ich immer diejenige war, die sagen musste "Nein, ich muss ausgeschlafen sein" und bei ihm konnte ich einfach nicht vernünftig schlafen. Bei mir wollte er nicht so gern übernachten, weil sein Arbeitsweg von meiner Wohnung aus nicht so gut erreichbar war und meine Wohnung recht klein. Er sagte von Beginn an, er sei lieber daheim bei sich, da habe er alles. Ich bin also 90% gependelt.
Wir gerieten immer mehr in Diskussionen, weil ihm das zu wenig gemeinsame Zeit mit mir war, und ich konnte nicht mehr Zeit hergeben, da ich soviel andere Dinge zu tun habe. Und im Januar dann hatte ich gemerkt, wie ich Zuckungen im Gesicht bekam, ich mich auch immer ekliger zu ihm verhielt, ihn nicht mehr gern küsste, ihn nicht mehr so kuschelte wie vorher, weil ich es innerlich nicht mehr als Richtig empfand, da er ständig so unterschwellige Bemerkungen machte "Naja, wenn dir das Tanzen wichtiger ist als ich, dann ist das halt so, ich hab mich schon drauf eingestellt, ewig allein bleiben zu müssen". Und wenns dann mal Krach gab, war er abens mit den Kumpels feiern, was er mir auch nie sagte, sondern ich aus seinem WA Status erfuhr, das hatten wir drei oder vier Mal.
Dann präsentierte er mir immer, wenn ich mit einem Tanzpartner die Termine per WA absprach "Ok, das kannst du machen, aber ads Echo ist dann, dass ich auch mit Frauen Kontakt halte oder aufnehme". Das setzte mich alles so dermaßen unter Druck, dass ich ihn kaum mehr sehen mochte.
Aber - jetzt das große große Aber. Wenn wir uns dann auch sahen, wurde es wieder so wunderschön alles, meist kamen am Ende dann leider immer Diskussionen auf, bei denen er jedesmal meinte "Ja gib mir nur die Schuld, ich bin immer schuld an allem". Also er schnitt Themen an, ich sagte dann, dass mich das nervt und dann war ich die Böse, die ihn als den Schuldigen hinstellte - sehr kompliziert und anstrengend.
Das Schlimmste ist, ich liebe ihn so sehr, und möchte ihn nicht verlieren, auch wenn ich weiß, dass das alles nicht gesund ist und gut tut. Ich sehe ihn seither einmal die Woche und habe seit her in der Firma so oft geweint, weil ich ihn so sehr vermisse.
Wir hatten zuletzt eine große Aussprache, wo er mir vorwarf, ich sei total egoistisch, hätte ein mieses Zeitmanagement und stelle alles vorn an, es ginge nur um mich und nie um ihn. Ich war so verzweifelt, weil er mir so wichtig ist, dass ich alles so zeitlich gemanaged habe, dass es passt und er das scheinbar so garnicht sieht.
Zuletzt bin ich dann umgekippt, ich hatte im März einen Nervenzusammenbruch in der Firma, dass der Rettungswagen mich holen musste. Ich bin jetzt aktuell krank geschrieben, war aber seither wieder arbeiten, weil die Ärzte nichts fanden, ich habe total hyperventiliert und gezittert.
Das Tragische ist, mein Ex war so verständnisvoll und war sofort da, ließ alles stehen und liegen, das war immer so.
Wie hatten sehr viel später wieder eine aufkeimende Diskussion wo ich richtig laut wurde und sagte "STOPP, jetzt hör auf damit, ich brech sonst wieder zusammen". Daraufhin kamen wieder diese Vorwürfe, ich sei total egoistisch und es geht nur um mich, nie um ihn, und ich schiebe die Schuld dann immer hinterher auf ihn.
Ich habe mich dann von ihm getrennt, weil ich einfach an diesem Tag nicht weiter wusste, wobei ich eigentlich keine Trennung wollte, aber es war eher eine Art Verzweiflung. Ich rief ihn später an, er legte dann aber auf nachdem er sagte "Du hast dich getrennt, wir sind durch". Drei Tage später schrieb ich ihm, ich würde so gern noch mal mit ihm sprechen, woraufhin er meinte, er wolle jetzt keinen Kontakt, vielleicht irgendwann später.
Nun kann ich mich auch bis zum Therapie Termin niemandem wirklich anvertrauen, mein Bruder kann mir zuhören, aber wirklich raten kann er mir nichts, er ist nicht so der Berater, ist ewig Single und kaum Beziehungserfahren.
Ich bin seither richtig krank, habe undefinierbare Grippe Symptome und weiß überhaupt nicht mehr weiter.
Ich stelle mir gerade die Frage, ob ich einfach ein Super-Egoist bin, der nur sich sieht und der Recht hat, dann muss und will ich mich verändern, weil ich ihn nicht verlieren mag. Oder ob das ganze toxisch hier sein könnte?