Was ich an deinem Beispielsfall überhaupt nicht verstehe, ist, wie Eltern, die so denken, in der Kirche aktiv sein können.
Von der christlichen Botschaft haben sie jedenfalls nicht das Geringste verstanden.
Da geht es um bedingungslose Liebe und nicht darum, mit anderen zu konkurrieren und immer die/der Beste sein zu müssen.
Wenn das schon innerhalb der Familie nicht mehr gilt, wie soll es dann innerhalb der gesamten Gesellschaft gelten?!
Das ist es eben: nach außen kann vieles super seriös und umsichtig erscheinen, aber innen kann es halt ganz anders aussehen. Und es kann ja sogar in bester Absicht geschehen (ich glaube, viele Eltern merken es nicht mal, was sie Kindern für einen Druck erzeugen, wenn sie sie in ihren Augen vielleicht nur "motivieren" und "anspornen")
Aber was der Kindliche Kopf daraus macht kann halt auch fatal sein.
Ich meine: Es gibt Kinder die laufen in völliger Panik von zuhause weg, weil sie eine schlechte Note im Zeugnis haben: Manchmal verständlich, weil sie wissen, dass sie zuhause Prügel erwartet, aber manchmal auch total unverständlich: Weil die Eltern vielleicht unbedach Druck erzeugt haben oder die Kinder einfach Dinge falsch eingeordnet haben oder weil es einfach eine ungünstige Verkettung gab.
ich glaube, jeder, der Kinder hat, wird irgendwann mal an einen Punkt kommen, wo er sich wundert, dass sein Kind eine bestimmte Sache plötzlich so besonders schwer nimmt. Und jeder kann wohl, auch wenn er die glücklichste Kindheit hatte, ein paar Eregnisse benennen, die sich in seinen Kopf gebrannt haben, die die Eltern vielleicht garnicht schlimm gemeint haben, oder die bei Licht besehen garnicht schlimm waren.
Natürlich führt das nicht zwangläufig zu asozialem Verhalten, aber solche Mechanismen gibt es eben im Kinderhirn und solange es die gibt, kann man doch nicht erwarten, dass Kinder die Lage so überblicken wie Erwachsene und kann ihnen darum auch nicht die Gleiche Schuldfähigkeit attestieren wie erwachsenen.
Jeder von uns wird in seiner Kindheit wohl auch mal Mist gebaut haben, oder? vielleicht nichts schlimmes ,aber eben doch Mist: Würdet ihr sagen, dass euch das zu schlechten Menschen macht, bzw dass das gleiche ist, als hättet ihr es HEUTE gemacht, im Zustand des Erwachsenen. Also ich will hier wahrlich nichts kleinreden, aber das wäre doch die logische Konsequenz: Keinen Unterschied mehr machen. Kinder HABEN so zu sein wie Erwachsene und wenn sie es nicht sind, dann: Pech!
Und ja: Es gibt halt leider genug Eltern, die machen einen Massiven Druck auf ihre Kinder ausüben ("Heutzutage muss man schon Abitur machen, weil sonst ist man später mal arbeitslos und glaubst Du WIRKLICH, dass Du es bis zum Abi schaffst, wenn Du in der 6. Klasse schon ne 5 in Mathe hast?")
Das Druck auf die Schüler wird ja immer größer. Früher war es noch OK, wenn das Kind einen Hauptschulabschluss und eine ordentliche Lehre hatte. Es gab auch noch keine sozialen Medien, wo schon kleine Kinder exzessivem Vergleich und Selbstoptimierungszwang ausgesetzt waren usw.
All das spielt ja eine Rolle, dass Kinder zunehmend unter Druck stehen. Da sollten wir uns als Gesellschaft lieber mal selbst in die Pflicht nehmen.
Ist doch irgendwie logisch, dass das auch ganz wilde Blüten treibt- schlimm genug, dass wir die ganzen anderen wilden Blüten die es bei Kindern und Jugendlichen treibt, komplett übersehen: Warum nimmt denn zB Magersucht schon bei ganz jungen Kindern so zu? Psychische Erkrankungen generell. Das sind doch alles Auswirkungen des immensen Drucks unter dem Kinder stehen. Wir als Gesellschaft ignorieren das viel zu sehr. Aber ja: Eben diese Mechanismen, die zur Selbstzerstörung von Kindern führen können, können halt auch zur Fremdzerstörung führen.
Und es ist doch unglaublich wahrscheinlich, dass in diesem Fall solche Mechanismen auch am Werk waren: Wer weiß, vielleicht hat das Opfer irgendwas auf den sozialen Medien gepostet, wodurch sich diese Mädchen bedroht gefühlt haben (WIR sagen in so einem Fall: Ist doch egal. Aber für diese Kinder, die die letzten drei Jahre auch kein Sozialleben hattten ist das nicht nur ein Soziales Medium, sondern deren WELT).
Vielleicht hat sie der einen der Freund ausgespannt. So ein Banales Zeug wird es wohl gewesen sein. Und dann? Jeder normal tickende Mensch würde wegen so einem Mist natürlich niemals ein Leben auslöschen, aber ein Kind kann in so einem Moment das eben nicht nüchtern einordnen: Im Nroamfall läuft es dann vielleicht nachhause und weint, aber es kann halt leider auch mal böse enden.
Das ist natürlich keine Entschuldigung, aber das sind die Mechanismen, die ablaufen.
Und die SIND nunmal anders als bei Erwachsenen.
Also MUSS ein Unterschied gemacht werden.
Jeder, der schon mal mitbekommen hat, wie ein 13 Jähriges Kind voll Liebeskummer davor spricht, das Leben hätte ohne diesen Traummann/ die Traumfrau (die nächste Woche schon vergessen sein kann) keinen Sinn mehr, weiß doch, dass Kinder in dem Alter komplett anders auf gefühle reagieren und deutlich weniger Weitsicht und Kontrolle haben.
ich denke, dieser schreckliche Fall sollte vor allem aufrütteln, dass wir als gesellschaft endlich mal die Probleme junger Menschen ernst nehmen: Warum gibt es kaum Therapieplätze für Kinder und Jugendliche? Warum sind so viele junge Menschen so immens unter Druck und haben immer mehr psychische Krankheiten? Warum neigen sie immer mehr zu Gewalt (gegen sich selbst und leider auch gegne andere?) usw:
Aber es ist natürlich leicht, einfach nur zu brüllen: Hängt sie auf!
Anstatt sich mal zu fragen, ob bei uns nicht ganz grundsätzlich was falsch läuft!