Hallo Marika,
ich kenne mich rechtlich ein bisschen aus und Pfefferminzdrops hat aus meiner Sicht die beste Antwort geschrieben. Informiere unbedingt und bei nächster Gelegenheit deine Vorgesetzte darüber, nimm das Tuch mit und händige es ihr aus, wenn sie das möchte.
Das ist der entscheidende Satz. Du hast schriftlich bestätigt, dass du nichts annehmen darfst, das mehr als 5 Euro Gegenwert hat. Rechtlich nennt man das einen Compliance Verstoß, der schlimmstefalls sogar strafrechtlich verfolgt wird (glaube ich in deinem Fall zwar nicht, da ja Pflegenotstand herrscht, verlassen solltest du dich darauf aber nicht); trotzdem könnte eine Zuwiderhandlung eine Strafe nach sich ziehen. Deine Vorgesetzte ist dir nicht wohlgesonnen, wenn ich mich recht erinnere. Ich würde daher kein Risiko eingehen, es melden und fragen, wie du jetzt vorgehen sollst. Du musst die Vorgesetzte nicht mit der Nase darauf stoßen, dass es sich um ein hochwertiges Seidentuch handelt, sondern lediglich sagen, dass die Dame dir das Tuch geschenkt hat und ob du es annehmen darfst. Man möchte damit dem "Einkauf" einer Vorzugsbehandlung vorbeugen, auf Neudeutsch kann man das als Bestechung werten. Blöd und auch gemein irgendwie, aber es ist nunmal wie es ist.
Eigentlich hätte ich nicht antworten müssen, weil ja schon alles gesagt wurde aber etwas ist mir doch traurig aufgestoßen und zwar dieser Satz von Dir:
Wenn ich ein bisschen Zeit habe, unterhalte ich mich mit ihr und bin immer wieder gefesselt von ihrem Wissen und ihren rührenden Geschichten.
Ich bin ehrenamtlich im Krankenhaus tätig und weiß, dass es über unerträgliche bis zu sehr netten Patienten alles gibt. Manche Patienten liegen über Monate darin und da habe ich auch schon beobachtet, wie meine Kollegen schon gezielt zu dem ein oder der anderen lieber hingehen und dort ihre gesamte Zeit verbringen.
Nun will ich nicht belehrend klingen aber jeder Mensch hat doch seine Geschichte und die schwierigen sind nicht schwierig auf die Welt gekommen. Auch nicht jeder Mensch hatte die Chance, sich zu bilden.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass es denjenigen, wie Du die alte Dame beschreibst, nicht an Kontakten fehlt, weil sie liebenswürdig, umgänglich und spendabel sind.
Es sind diejenigen, die die Kontakte brauchen, die ohnehin einsam sind, vielleicht weil sie etwas schwierig sind oder keine Freunde und Familie haben, die sie besucht.
Lange Rede kurzer Sinn. Ich würde mir wünschen, dass Du deine Zeit auf alle Bewohner gleichmäßig verteilst. Ich vermute, dass deswegen deine Vorgesetzte auch nichts zu euerm Blumentopf-Geschenk gesagt hat. Das geht nämlich eigentlich auch nicht. Wenn das andere Bewohner mitbekommen, könnte das dem ein oder anderen ziemlich weh tun.