Freundin unerwartet schwanger

Hallo Zusammen,

ich bin leider ein wenig verzweifelt in meiner aktuellen Situation und hatte gehofft hier vielleicht ein paar Ratschläge zu erhalten. Ich versuche meine Situation einfach mal zu erläutern.. Ich bin 22 und werde Ende des Monats 23, seit November 2022 bin ich mit meiner Freundin zusammen und wir sind grundsätzlich sehr glücklich miteinander. Wir haben zwar einige Schwierigkeiten und Dinge an denen wir arbeiten müssen, aber wir haben auch Verständnis füreinander und wissen, dass wir beide keine "einfachen" Menschen sind. Unsere gemeinsamen Zeiten fühlen sich sehr schön an und ich glaube, wir passen sehr gut zueinander.

Meine Freundin selbst ist 20 und bis vor kurzem haben wir beide noch bei unseren Eltern gelebt. Sie hatte dort allerdings starke Probleme und wurde (zumindest bezeichne ich das so) dort auch regelrecht misshandelt und ausgenutzt. Ohne jetzt weiter ins Detail zu gehen, haben wir beschlossen, dass sie dort ausziehen muss und nachdem sie dann einige Wochen zum Übergang bei meiner Familie schlafen konnte, haben wir uns im Mai eine eigene Wohnung gesucht.
Ich arbeite in Teilzeit in der Forschung und studiere nebenbei, während meine Freundin im Einzelhandel arbeitet. Wir kommen ganz gut zurecht, aber große Sprünge sind für uns zur Zeit nicht möglich, solange ich mein Studium nicht beendet habe.

Nun ist es aber so, dass meine Freundin vermutlich schwanger geworden ist. Natürlich verhüten wir (Kondom + Verhütungsring), aber nachdem ihr einige Tage schwindelig war und es ihr generell nicht gut ging, hat sie sicherheitshalber einen Frühtest gemacht und dieser ist positiv ausgefallen.
Jetzt stehen wir natürlich vor einer meiner Meinung nach extrem schwierigen Situation. Für mich war immer klar, dass ich zwar Kinder möchte, aber erst, wenn meine finanzielle Situation stabil und gesichert ist. Wir beide wissen, wie es ist mit knappem Geld großzuwerden und da keiner von uns bisher einen verwertbaren Abschluss hat und mein Studium noch mindestens 1,5 - 2 Jahre dauern wird (da ich nebenbei dauerhaft arbeite schaffe ich das Pensum nicht in Regelstudienzeit), wird das ganze natürlich noch kritischer. Wir haben noch nicht entschieden, wollen erstmal zu einer Beratung, aber ich bin trotzdem komplett verzweifelt. Ich denke, dass es unverantwortlich ist, in unserer Situation ein Kind groß zu ziehen. Uns selbst gegenüber und dem Kind selbstverständlich auch. Ich müsste mein Studium zumindest langfristig pausieren um Vollzeit arbeiten zu können, wobei auch hier keine großartigen Möglichkeiten bestehen, da ich ja noch keinen Abschluss habe. Ich könnte vermutlich LKW fahren oder mich irgendwie weiterbilden, aber ich habe keine Ahnung was ich tun könnte und ob das langfristig eine sinnvolle Entscheidung ist?

Meine Freundin ist selbst auch hin und hergerissen. Ich denke sie ist nochmal im Sinne Mutter bzw. Mama sein emotional ganz anders gegenüber dem Thema einstellt, es ist von außen "leichter" zu sagen, man solle nach der Vernunft entscheiden.
Auch für mich ist es keine leichte Entscheidung, aber ich tendiere zu einer Abtreibung. Nur entscheide ich das letztlich natürlich nicht. Ich habe meiner Freundin gesagt ich werde sie unterstützen egal in welcher Hinsicht. Nur denke ich, dass es wenige rationale Argumente gibt, die dafür sprechen. Die finanzielle Situation würde man womöglich hinbekommen, aber wir würde uns damit vermutlich zumindest eine berufliche Weiterbildung komplizierter machen. Gleichzeitig sind wir noch nicht einmal ein Jahr zusammen und ich denke, dass diese ganze Instabilität und Ungewissheit, die fehlende Sicherheit in all den Themen uns überfordern wird und dem Kind gegenüber unverantwortlich ist. Was ich mich nun Frage ist, ob ich das ganze zu negativ sehe? Oder ergibt es Sinn, dass ich eher dagegen argumentiere? Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

Ich sollte dazu erwähnen, dass ich auch mich persönlich noch nicht für reif genug halte. Ich bin erst vor kurzem bei meinen Eltern ausgezogen, habe schon lange mit psychischen Problemen (Angststörung, Depressionen) zu kämpfen und nehme auch Medikamente ein. Ich selbst habe mir immer gesagt, wenn ich mal Kinder habe, möchte ich psychisch zu 100% sicher sein, dass ich stabil bin und das würde ich zur Zeit nicht behaupten. Ich habe zwar lange keine akute Phase mehr gehabt, aber ich denke nicht dass ich alles in allem der Herausforderung gewachsen bin.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn jemand einen Rat hat für mich oder eine Idee was ich tun könnte, denn ich selbst bin vollkommen überfragt. Ich danke jedem fürs zuhören und lesen von meiner Situation und wünsche euch allen noch einen schönen Nachmittag. LG

ich denke hier einen Rat zu geben, ist schwierig für außenstehende.
und vielleicht sogar anmaßend, denn es geht ja um ein Leben. Ich kann nur soviel sagen, ich denke wenn ich in ihrer bzw. Eurer situation gewesen wäre damals, hätte ich mich ggf. für eine Abtreibung entschieden. Ich wäre noch nicht reif genug gewesen damals und so wie du es schilderst, steckt ihr ja in einer schwierigen situation. nichtsdestotrotz müsst ihr das ganz allein entscheiden, allen voran sie. Man darf die psychischen belastungen für Frauen durch abtreibungen denke ich auch nicht verharmlosen oder außer acht lassen.
ich wünsche euch alles Gute, egal wozu ihr euch entscheidet.

Hey Du,

puh, schwierige Situation. Bevor ihr euch bzgl. einer Entscheidung den Kopf zerbrecht, macht bitte erstmal einen Termin beim Gynäkologen, um zu überprüfen, ob der Test wirklich stimmt.

Schwanger zu werden trotz Verhütungsring + Kondom kommt mir sehr, sehr ungewöhnlich vor, zumindest wenn kein Kondom gerissen ist, aber das hättest du vermutlich erwähnt?

Vielleicht ist das ganze auch ein falscher Alarm.

Nimm erstmal die Beratung wahr......
Und atme tief durch.

Man kann Kinder auch zur Adoption frei geben.
Es gibt ganz viele Paare, die sich über ein Kind freuen würden.
Deine Gesundheit kann in 5 Jahren noch schlecht sein.

Adoptionsfreigabe würde ich nie machen.
Ständig das Gefühl "Das könnte MEIN Kind sein!" wenn dir eines passenden Alters begegnet.
Muss aber jeder selber wissen.
Früher Abbruch mit Medikamenten wäre meine Wahl. Aber das muss deine Freundin entscheiden. Wenn sie ungern im Einzelhandel ist und zuhause bleiben möchte, bist du dran.
Sage ihr ehrlich im Vorfeld, dass du für einen Abbruch bist und keinesfalls dazu bereit, dein Studium aufzugeben und LKWs zu fahren. SIE muss sich einen Plan überlegen.
Lass dich nicht auf die Rolle des Ernährers ein. Ihr seid viel zu jung und gerade selber erst aus dem Nest gehüpft.
(Sicher, dass sie den Verhütungs- Ring trägt? Und das Kondom war ok? Doppelt verhütet und trotzdem schwanger ist merkwürdig.)

Hey ihr alle, dankeschön erstmal für die ganzen Antworten.

Also zu aller erst.. nein eine Adoption wäre unter keinen Umständen eine Option, entweder ich trage die Verantwortung und kümmere mich oder man entscheidet sich gegen die Schwangerschaft. Aber gerade da ist halt mein Zwiespalt, ich halte mich selbst nicht für weit genug von meiner Lebenserfahrung etc. um Vater zu sein. Ich habe viele Pläne, möchte mein Studium zu Ende bringen und eventuell promovieren. Ich sage nicht, dass ein Kind da ein Hindernis ist, aber es macht das ganze natürlich komplizierter. Da ich wie gesagt erstmal irgendwie das Brot auf den Tisch bringen müsste. Ich hatte immer den Wunsch das zu schaffen, ich wäre nach meinem Großvater der erste aus meiner Familie, der ein Abitur hat und einen akademischen Abschluss erreicht und nun von jetzt auf gleich sein ganzes Leben umzukrempeln ist für mich schwer zu realisieren.

Ich denke, dass meine Freundin zwar meine Argumente versteht und sie auch für rational richtig hält eventuell eine Abtreibung über Medikamente zu machen, aber sie hält es vom Herzen her für "Falsch". Ich kann sie vollkommen verstehen, aber im Moment bin ich komplett verzweifelt. Ich habe immer gesagt ich möchte eines Tages sicher sein können, dass ich meinen Kindern etwas bieten kann.

Wie sollte ich das jemals schaffen ohne Berufsabschluss? Klar geht das, aber wie sieht die Zukunft aus für jemanden der nichts außer seinem abgebrochenen Studium und einem Führerschein vorzuweisen hat. Und vor allem sind dort auch meine psychischen Probleme. Ich weiß, dass man vermutlich an seinen Herausforderungen wächst, aber es gab Phasen in meinem Leben da wäre ich ohne die Hilfe von anderen vermutlich untergegangen und konnte nicht einmal für mich selbst Verantwortung tragen. Wie kann ich da Verantwortung für ein Kind übernehmen? Ich halte mich einfach für falsch in dieser Rolle.

Nehmt die Beratung erst wahr und entscheidet dann gemeinsam.

Mein Kollege hat zwei Kinder bekommen während dem Studium.
Es geht alles, wenn man will. Du willst ja jetzt schon nicht.

Würde ich auch nicht wollen.
Wer will schon direkt nach dem Auszug aus dem Elternhaus ein Kind mit einer 20jährigen?
Sag ihr klipp und klar, dass SIE die Betreuung etc. organisieren muss und DU auf jeden Fall NICHT den Versorger machen wirst.
Rede auch mit deinen Eltern. Die werden ebenfalls abraten und dich unterstützen.