Huhu...ich (mal wieder)
Selbst wenn es nicht viele Leute lesen oder die Resonanz hier ausbleiben sollte brauche ich die folgenden Zeilen einfach mal um mir mal meinen Frust (einen anderen Ausdruck an der Stelle zu finden ist nicht leicht) von der Seele zu schreiben...
Mittlerweile sind seit meinem letzten Eintrag nochmals knappe vier Monate vergangen und ich (bzw. wir) sind im grauen Alltag angekommen. Eigentlich weiß ich auch überhaupt nicht wo ich anfangen soll, es existieren einfach so viele, kleine Baustellen und ich weiß nicht wirklich wo ich ansetzen soll. Entschuldigt falls die nachfolgenden Zeilen etwas wirr und durcheinander erscheinen aber gerade eine gewisse Ordnung in meinem Kopf und eine Struktur zu finden fällt mir schwer.
Ist die Liebe schon wieder weg?
Meine Freundin sind jetzt seit knapp einem halben Jahr zusammen und wir sehen uns so gut wie jeden Tag, haben in etwa die gleichen Arbeitszeiten und verbringen den Feierabend dann in unserer kleinen Wohnung zusammen. Ich bin 32 Jahre alt und Sie (30) ist meine erste richtige Freundin, die Beziehungen die ich in den Vorjahren hatten sind an einer Hand abzuzählen und dauerten max. 6-8 Wochen bevor mit meinen damaligen Partnerinnen wieder getrennte Wege gegangen wurden. Kennengelernt haben wir uns über eine Singlebörse wo wir innerhalb von nur einer Woche auf über 50(!) Seiten miteinander kommuniziert haben und uns bereits nach einer Woche getroffen haben. Ich würde lügen wenn ich sagen würde dass ich direkt beim ersten Treffen das Gefühl hatte "Wow, die ist es jetzt" aber im Laufe des anschließenden Gesprächs welches ebenfalls vier Stunden lang andauerte hatte ich ein sehr gutes Gefühl und war der felsenfesten Meinung dass sich daraus mehr als nur Freundschaft entwickeln kann. So kamen wir eigentlich recht schnell zusammen und sind seit dem 03.11 letzten Jahres ein Paar...
Während die ersten 2-3 Monate der Beziehung (subjektiv betrachtet) unheimlich schön gewesen sind, wir uns eigentlich immer ausgetauscht haben und keiner von beiden irgendwelche Skrupel hatte dem anderen gegenüber auch schwache Momente zuzulassen ist das Ganze mittlerweile doch ziemlich abgekühlt was mir persönlich sehr zusetzt. Vor gar nicht allzu langer Zeit haben wir noch verliebt stundenlang auf der Couch gelegen uns einfach nur in die Augen geschaut, dabei schnulzige Liebeslieder gehört und uns ohne große Worte einfach blind verstanden gefühlt. Heute vegetiert man nach einem kleinen Smalltak ("
Wie war dein Tag, wie war meiner?") nach 30 Minuten zum Couchpotatoe, sie schnappt sich das iPad und spielt _stundenlang_ irgendwelche Minispiele während im Hintergrund der TV läuft und ich mich daneben auf der Couch mit mir selbst beschäftigen kann. Sie liegt dann zwar bei mir, wir berühren uns und es findet hin und wieder auch körperliche Nähe statt...um ehrlich zu sein bin ich mit dem Kopf aber meistens hunderte Kilometer entfernt und frage mich Sekunde um Sekunde eigentlich nur immer wieder ob von ihrer Seite noch "etwas" für mich da ist und ich nicht bereits als Alltagsgegenstand abgetan werde.
Von Berufswegen her arbeitet Sie in einem Elektro-Großhandel als Fachkraft für Lagerlogistik während ich als kfm. Sachbearbeiter in einem Maschinenbauunternehmen angestellt wird. Unsere beiden Lebenslinien verlaufen eig. recht gleich, wir haben die gleiche (Schul-)Ausbildung und begegnen uns wie man so schön sagt auch intellektuell "auf Augenhöhe" wobei jeder natürlich auch seine Stärken u. Schwächen mitbringt. Eines unserer Probleme (wobei ich nicht einmal glaube dass sie überhaupt merkt wie sehr mir das zusetzt) ist die Tatsache dass sie versucht einen starken Charakter zu verkörpern wo vielleicht gar keiner ist und bewusst eine Schutzhülle aufrechtzuerhalten versucht. Vielleicht muss sie diese wegen ihres Jobs der von einer 95%igen Männerbelegschaft geprägt wird und dementsprechend auch ein rauher Ton vorherrscht auch tun ("Ellenbogen zeigen", ihr versteht?) aber ich habe große Probleme dass sie diese Verhaltensweise auch mit in die Partnerschaft transportiert und mir dort gegenüber nicht ablegen kann. Wenn man Sie so sehen, deuten und hören könnte würde man eigentlich fast der Meinung sein dass sie der Mann in der Beziehung ist und wirklich ALLES nach ihrer Pfeife zu tanzen hat.
Wird die Spülmaschine ihrer Meinung nach falsch eingeräumt wird man reglementiert. Befindet sich ein Spritzer Zahnpasta auf dem Läufer im Bad wird man reglementiert. Legt man die Decken auf der Couch nicht so zusammen wie die Hausherrin das für richtig hält wird man reglementiert. Nimmt man den abgepackten Schinken ihrer Meinung nach falsch aus der Packung wird man reglementiert. Steht man am Fenster und raucht eine Zigarette, es löst sich dabei etwas abgekühlte Asche und fällt zu Boden, ihr ahnt es schon...wird man reglementiert. Es wäre ja nicht so als könnte man diese mit dem Kehrbesen und der Schaufel auf dem Parkettboden zwei Minuten später entfernen, nein...hauptsache es ist was gesagt! Ich reagiere dabei selbst zu dünnhäutig was mir auch bewusst ist und Sie hat mir gegenüber auch schon erwähnt dass Sie in der Beziehung "verhaltensbehindert" ist weil sie diese Ordnung braucht aber es gibt Momente die mich aktuell wirklich nur noch auf die Palme treiben und wobei ich mich frage wie so eine gewisse Entspannung oder ein "fallen lassen können" einsetzen soll wenn mein kompletter Körper die Hab-Acht-Stellung einnimmt sobald ich abends die Haustür aufschließe und mir einfach nicht sicher sein kann was ich im Verlaufe des Abends wieder "falsch" machen werde.
Wir reden aneinander vorbei, das ist schlimm und für mich fast nicht auszuhalten. Um ehrlich zu sein habe ich in meinen bisherigen Lebensjahren noch niemanden näher kennengelernt der so egozentrisch veranlagt ist. Es muss sich wirklich immer alles um sie drehen, schreibe ich ihr und wünsche ihr einen schönen Tag projeziert Sie das Gespräch wirklich innerhalb von Sekunden IMMER auf Sie, man merkt sogar deutlich wie unbeholfen und fast schon angestrengt sie mittlerweile agieren muss damit ihr auch mal ein Zweizeiler über die Lippen bzw. Tastatur rutscht wie es mir geht oder wie mein bisheriger Tag so verläuft. Dass Sie dabei aufmerksam ist, sich zumindest versucht sich in meine Lage hineinzuversetzen oder meine Alltagsprobleme nachvollziehen zu können spüre ich schon seit geraumer Zeit nicht (mehr).
Dazu kommt dass Sie wie gesagt 30 Jahre alt ist, einen anstrengenden und körperlichen Job bei dem Sie den ganzen Tag auf den Beinen sein muss und mehrere KM abspult...ich aber zwischenzeitlich das Gefühl habe als wäre ich mit einer gebrechlichen Frau jenseits der 70 zusammen. Ständig hat sie es im Rücken, dann einen verspannten Nacken, irgendwelche kleineren Kratzer o. Schürfwunden werden zu lebensbedrohlichen Verletzungen deklariert, über ihren Stuhlgang werden tagelangen Debatten abgehalten...wie sehr mich das nervt! Das Massagekissen ist 24/7 im Einsatz und das rückenschonende Kissen liegt mehr in ihren Armen als ich es tue. Unternimmt sie etwas dagegen, ist sie in orthopädischer Behandlung oder betätigt sie sich sportlich anderweitig als einmal die Woche ins Yoga und jeden Samstag Nachmittag ins Zumba zu gehen? Nein! Auf meine Nachfrage wie sich sich das so in den nächsten Jahren vorstellt ernte ich in erschreckender Regelmäßigkeit nur ein Achselzucken gefolgt von einem "keine Ahnung".
Aktuell (ebenfalls ein großes Problem) ist sie wieder einmal wegen einer Magen-Darm-Geschichte krankgeschrieben, ich glaube es ist in diesem Jahr bereits der dritte Krankenschein den Sie damit ihrer Firma "beschert". Um ein kleines Beispiel ihrer Ich-Bezogenheit zum besten zu geben...wenn wir morgens wach werden kommt noch bevor ein "guten Morgen" über ihre Lippen rutscht bereits ein Statement zu ihrem Magen bzw. Wohlbefinden ("Er grummelt")...während ich danebenliege und (glücklicherweise) im Dunkeln mit den Augen rolle weil ich es, tut mir Leid, einfach nicht mehr hören kann. Ist es für manche Menschen so schwer ein "Guten Morgen, hast du gut geschlafen" über die Lippen zu bringen, ich kann das schließlich doch auch
Vor gar nicht allzulanger Zeit fand in ihrem Unternehmen mit der kompletten Lagerbelegschaft ein vier-Augen Gespräch mit dem Geschäftsführer statt um die schlechte Stimmung im Unternehmen wieder zu verbessern und dahingehend natürlich auch die Produktivität zu erhöhen. Manchmal glaube ich nicht wie ein Mensch so wenig Selbstreflexion haben kann, denn während des Dialoges besaß Sie sogar noch die Dreistigkeit ihm mitzuteilen dass die Lagerarbeiter für ihre harte, körperliche Arbeit eigentlich zu gering entlohnt werden und es natürlich schöner wäre wenn am Ende des Monats noch mehr Geld auf dem Konto vorhanden wäre. Auf seine Antwort dass er das auch so sieht und auch nachvollziehen könne, entgegnete er zudem aber noch dass sie ja sehr oft krank wäre und dementsprechend ein höheres Entgelt zwangsläufig mit mehr Leistung/Engagement einhergehen müsse. Ihr hättet ihre Reaktion am Abend mal miterleben sollen, dieses Unverständnis wie er sich erdreisten könne sie so (imho völlig zurecht!) zu kritisieren...Wahnsinn.
Konflikte in unserem Haus laufen immer wieder nach dem einen Schema ab. Ein aktuelles Beispiel gefällig? Gerne doch. Wie gesagt ist sie in der laufenden Woche krankgeschrieben und ständiger Besucher der Toilette. Das glaube ich ihr auch. Als wir am vergangenen Dienstag so auf der Couch saßen und ich um kurz vor 22 Uhr sagte dass ich jetzt ins Bett gehe weil morgens um kurz vor 6 der Wecker wieder klingelt, entgegnete Sie mir dass sie noch ein bißchen auf der Couch bleiben wolle weil sie ohnehin ständig auf die Toilette müsse und mich beim Schlafen nicht stören wollte. Das fand ich vollkommen ok, sagte ihr aber auch dass ich nachts ohnehin wie ein Toter schlafe und ich es mittlerweile schon gewöhnt bin sie neben mir liegen zu haben bzw. dann besser schlafe wenn ich weiß dass es ihr gut geht und sie in meiner Nähe ist. Sie legte sich im Laufe des Abends dann auch zu mir und wir beide schliefen nebeneinander während ich morgens um halb 5 plötzlich wie von der Tarantel gestochen wach wurde weil Madame der Meinung war 1,5h bevor ich aufstehen musste plötzlich den Fernseher einzuschalten und es darauf taghell im Zimmer gewesen ist. Meiner Meinung nach eine absolute Frechheit und Respektlosigkeit sondergleichen aber da muss man
ja ruhig bleiben und "großzügig" drüber hinwegsehen...im Anschluss bin ich ziemlich ausgetickt, dann aufgestanden und habe mich für die Arbeit fertig gemacht, ich habe am ganzen Körper vor Wut gezittert weil ich nicht verstehen konnte wie man sich so respektlos verhalten konnte. Sie hat mir dann sogar noch den Vorwurf gemacht dass ich doch gesagt hätte dass ich kein Problem damit hätte wenn sie im Bett neben mir anderweitig beschäftigt oder noch länger wach ist aber meiner bescheidenen Meinung nach ist es doch ein Unterschied ob ich von meiner Partnerin gestört/geweckt werde weil sie kein Essen bei sich behalten kann und ständig die Toilette aufsuchen muss oder ob Frau einfach mal mitten in der Nacht auf die Idee kommt dass man sich ruhig ja nochmal die drölfhunderste Wiederholung der zweiten Season von medical Detectives nochmal ansehen könnte - Ja, sachma wo simma denn hier? - Keine fünf Minuten später ist sie auf die Couch umgezogen und hatte (nicht zum ersten Mal) Tränen in den Augen stehen - Druckmittel(?) - welches mich wieder dazu veranlasst hat klein beizugeben und ihr gut zu zureden bzw. sie in ihrem Verhalten noch zu bekräftigen ("
Ja, Schatz es war mein Fehler, bitte entschuldige dass ich so überreagiert habe.") Und so läuft das wirklich IMMER obwohl ich mir eigentlich keiner Schuld bewusst sein sollte.
Richtig und ich meine RICHTIG erschwerend kommt ebenfalls hinzu dass ich mich keinem Menschen wirklich öffnen kann. Darum auch dieses Manifest hier vor einer mir eigentlich ziemlich bekannten Community auch wenn ich hier mittlerweile schon einige Zeit angemeldet bin. Keiner meiner Freunde, Bekannten oder jemand aus meiner Familie bekommt diese Beziehung überhaupt so richtig mit, in den letzten sechs Monaten habe ich meinen kompletten Lebensmittelpunkt zu ihr verlagert und dort bis auf Ausnahme ihrer Familie und ein paar ihrer Freunde die ich ja aber auch nur flüchtig kenne wirklich niemanden der diese Partnerschaft überhaupt so richtig mitbekommt oder Menschen um mich denen ich mich mal so richtig mitteilen kann wie es in mir aussieht und ich Tag für Tag mehr Ärger, Stress und Unverständnis herunterschlucke. Niemand aus meinem Umfeld kennt sie, ein Interesse meine Famile oder Freunde etwas näher kennenzulernen herrscht auch nicht wirklich vor während ich wirklich versuche mich in ihr Umfeld bestmöglich zu integrieren, sie bei Familienfeiern begleite, ihre Eltern zum Sonntagskaffee besuche usw/usf während ich bei ihr nicht wirklich ein Verlangen spüre dass das auch auf Gegenseitigkeit beruht. (Meine Eltern hat Sie nun nach einem halben Jahr erst so richtig kennengelernt als wir am letzten Freitag zusammen Essen gewesen sind).
Mir ist bewusst dass ich auch viele Fehler gemacht habe oder nach wie vor mache, sie ständig zu fragen wie es ihr geht und meinen kompletten Tagesryhthmus nach ihr auszurichten (gedankt bekomme ich es ohnehin nicht) aber muss ich mir denn wirklich alles gefallen lassen? Hallo? Hier existiert auch ein Mensch neben dir, hast du das eigentlich mal begriffen? Ich versuche mich schon ständig zurückzunehmen, bewusst mal nicht derjenige zu sein der immer nur gibt, mit Zärtlichkeiten anfängt, sie berührt und umgarnt. Kommt etwas zurück, vermittelt sie mir dass sie gern in meiner Nähe ist, ich in deinem Leben auch etwas wert bin? Was hält uns hier zusammen, ist es nur die Gewohnheit aneinander, das Nicht-Allein-Sein-Können?
Es gibt daneben auch schöne und glückliche Momente, bitte versteht mich nicht falsch. Ich hatte in der letzten Woche Geburtstag und bekam eine sehr liebe Glückwunschkarte von ihr in der auch viel persönliches drin stand. Wie glücklich sie ist dass wir uns gefunden haben, wie toll sie meinen Charakter findet und dass wir beide noch sehr viele Stunden, Tage, Wochen und Jahre voller "Gemeinsamzeit" (unser Wort) verbringen werden. Ebenfalls hat sie vor noch nicht allzulanger Zeit einen sechs-seitigen Brief geschrieben in dem Sie ihren ganzen Ballast und den emotionalen Rucksack den jeder Mensch mit sich herumträgt mal über die Schultern gestreift und fallengelassen hat, auch dort hatte sie nur unheimlich liebe und verdammt wohltuende Worte für mich übrig obwohl ich ihr gesagt habe dass dieser Brief eigentlich ihre Angelegenheit ist und ich diesen gar nicht lesen möchte. Weiterhin pflegen wir einen gemeinsamen Kalender, es werden Pläne für die nächsten Wochen und Monate gemacht, wir planen einen Urlaub im kommenden Juni und ich werde in manche ihrer Entscheidungen miteinbezogen. Warum ist das so, sind das nur Worte die beiläufig geäußert werden ohne dass man es wirklich ernst meint?
Aber diese Energie verliert sich irgendwo zwischen Haushaltsputz, Abwasch und dem Alltag und das schmerzt unheimlich. Es tut mir jedenfalls sehr weh nicht so sein zu können wie ich eigentlich bin, immer nur gute Miene zu machen und alles herunterzuschlucken. Irgendwo habe ich vielleicht auch Angst eine unbequeme Wahrheit auszusprechen dass wir uns anscheinend nach sechs Monaten dort befinden wo andere Paare erst nach 6 Jahren angekommen sind aber in der Art und Weise kann es doch nicht weitergehen oder? Ich merke mit jedem Tag mehr wie sich irgendwie weiter von mir entfernt bzw. sich auch verschließt (Sie ist Zwilling) und ich eigentlich gar nicht so richtig weiß wer sie überhaupt ist. Ich glaube es wäre wohl besser einen Schlussstrich zu ziehen auch wenn es mir wenn ich gerade so darüber nachdenke das Herz zerreißen würde...