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Freundin helfen trotz Trigger? Evtl. Triggergefahr.

G

Gelöscht 122778

Gast
Hallo zusammen,
eine Freundin von mir hat schlimmes in der Kindheit erlebt und den Täter angezeigt. Anders als bei mir wurde keine U Haft angeordnet, der Täter läuft also seit 3 Jahren frei herum. Der Prozess zieht sich also seit der Anzeige bis heute in die Länge.
Da ich das alles hinter mir habe, sucht sie Rat und Unterstützung bei mir. Ich versuche sie so gut es geht zu unterstützen und ihr ihre Unsicherheit und Ängste zu nehmen. Ich kann ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. In der Vernehmung wurde sie gefragt, wie es sich anfühle, ein Familienmitglied anzuzeigen. Solche Fragen machen viel mit einem innerlich. Man fühlt sich als der Täter und nicht umgekehrt.
Ich versuche, ihr ihre Unsicherheit und ihre schlechten Gefühle zu nehmen, indem ich mit ihr darüber rede und ihr erzähle, dass es bei mir auch solche blöden Fragen gab - sie sich diese aber nicht zu Herzen nehmen darf. Die machen einfach stumpf ihren Job und nicht jeder Beamte bringt die nötige Empathie auf.

Soweit so gut.

Schlimm finde ich zu sehen, wie sie mit diesem Druck umgeht. Sie hatte sich vor längerer Zeit von ihrem Ex getrennt. Dieser hängt noch an ihr. Wenn es ihr schlecht geht, sucht sie die Nähe zu ihm und er hält ihr natürlich alle Türen offen, da er noch Hoffnung hat. Sie selbst sagt, es ist seine Verantwortung und sein Problem, wenn er dies tut. Sie nutzt seine Gefühle für sie aus, um in dieser Zeit nicht alleine zu sein. Ich verstehe das. Es ist sehr schlimm in solch einer Zeit alleine zu sein. Daher mache ich ihr da keinen Vorwurf. Ich mache mir aber Sorgen, dass dies für sie und auch ihn am Schluß böse endet. Sie gibt ganz offen zu, dass sie ihn benutzt, um sich von dem Druck und den Gefühlen, die ihre Situation mit sich bringt, zu befreien. Er kennt als Exfreund ihre gesamte Geschichte und hat so recht viel Macht über sie.

Mich triggert das alles sehr. Zum einen ihre Gefühle, die ich selbst so durchlebt habe. Zum anderen ihr Umgang mit sich selbst und ihrem Exfreund und dieser Dynamik. Trotzdem möchte ich sie begleiten und ihr eine Unterstützung in dieser Zeit sein, weil ich weiß, wie schlimm das ist, wenn in dieser Situation eine wichtige Vertrauensperson wegbricht.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun? In die Beziehung und Angelegenheit zu ihrem Ex möchte ich mich ungern einmischen. Aber zusehen, wie sie sich selbst und ihm schadet, kann ich auch nicht. Oft ist es so, dass ich ihr gut zuhören kann und in diesen Momenten "gut funktioniere". Wie sehr mich das selbst belastet, merke ich oft erst später. Ich fühle mich dann zurück geworfen und erlebe diese Gefühle und Unsicherheiten erneut. Dann beschäftige ich mich wieder mehr damit, als mir gut tut, da auch bei mir einiges offen blieb.

Was würdet ihr tun? Wie kann ich ihr helfen, ohne selbst dabei unter zu gehen?
 
X

XXXXXGuest

Gast
Hallo zusammen,
eine Freundin von mir hat schlimmes in der Kindheit erlebt und den Täter angezeigt. Anders als bei mir wurde keine U Haft angeordnet, der Täter läuft also seit 3 Jahren frei herum. Der Prozess zieht sich also seit der Anzeige bis heute in die Länge.
Da ich das alles hinter mir habe, sucht sie Rat und Unterstützung bei mir. Ich versuche sie so gut es geht zu unterstützen und ihr ihre Unsicherheit und Ängste zu nehmen. Ich kann ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. In der Vernehmung wurde sie gefragt, wie es sich anfühle, ein Familienmitglied anzuzeigen. Solche Fragen machen viel mit einem innerlich. Man fühlt sich als der Täter und nicht umgekehrt.
Ich versuche, ihr ihre Unsicherheit und ihre schlechten Gefühle zu nehmen, indem ich mit ihr darüber rede und ihr erzähle, dass es bei mir auch solche blöden Fragen gab - sie sich diese aber nicht zu Herzen nehmen darf. Die machen einfach stumpf ihren Job und nicht jeder Beamte bringt die nötige Empathie auf.

Soweit so gut.

Schlimm finde ich zu sehen, wie sie mit diesem Druck umgeht. Sie hatte sich vor längerer Zeit von ihrem Ex getrennt. Dieser hängt noch an ihr. Wenn es ihr schlecht geht, sucht sie die Nähe zu ihm und er hält ihr natürlich alle Türen offen, da er noch Hoffnung hat. Sie selbst sagt, es ist seine Verantwortung und sein Problem, wenn er dies tut. Sie nutzt seine Gefühle für sie aus, um in dieser Zeit nicht alleine zu sein. Ich verstehe das. Es ist sehr schlimm in solch einer Zeit alleine zu sein. Daher mache ich ihr da keinen Vorwurf. Ich mache mir aber Sorgen, dass dies für sie und auch ihn am Schluß böse endet. Sie gibt ganz offen zu, dass sie ihn benutzt, um sich von dem Druck und den Gefühlen, die ihre Situation mit sich bringt, zu befreien. Er kennt als Exfreund ihre gesamte Geschichte und hat so recht viel Macht über sie.

Mich triggert das alles sehr. Zum einen ihre Gefühle, die ich selbst so durchlebt habe. Zum anderen ihr Umgang mit sich selbst und ihrem Exfreund und dieser Dynamik. Trotzdem möchte ich sie begleiten und ihr eine Unterstützung in dieser Zeit sein, weil ich weiß, wie schlimm das ist, wenn in dieser Situation eine wichtige Vertrauensperson wegbricht.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun? In die Beziehung und Angelegenheit zu ihrem Ex möchte ich mich ungern einmischen. Aber zusehen, wie sie sich selbst und ihm schadet, kann ich auch nicht. Oft ist es so, dass ich ihr gut zuhören kann und in diesen Momenten "gut funktioniere". Wie sehr mich das selbst belastet, merke ich oft erst später. Ich fühle mich dann zurück geworfen und erlebe diese Gefühle und Unsicherheiten erneut. Dann beschäftige ich mich wieder mehr damit, als mir gut tut, da auch bei mir einiges offen blieb.

Was würdet ihr tun? Wie kann ich ihr helfen, ohne selbst dabei unter zu gehen?
Kannst du ihr das vielleicht offen kommunizieren?

Dass du gern helfen möchtest, aber du nicht unendlich viel Kraft hast.

Du könntest z B mit ihr absprechen, dass sie dir von ihrem Verhalten ihrem Exfreund gegenüber nicht mehr berichtet.

Evtl könntet ihr euch auch beide professionelle Unterstützung suchen, wenn ihr nicht schon welche habt.
 

57-55

Aktives Mitglied
Ich finde es mutig und verantwortungsvoll, dass Du ihr hilfst und weiterhin helfen möchtest.

Es liegt allerdings nicht im Sinn der Sache, dass Du selbst dann leidest oder Schaden nimmst.
Du musst für Dich entscheiden, wie weit Deine Unterstützung gehen kann, ohne dass Du Dir selbst schadest. Ein Ertrinkender kann seinen Retter mit in den Tod ziehen.

Sorry, ist keine große Hilfe, aber mehr kann ich Dir nicht sagen.
 
G

Gelöscht 122778

Gast
Danke für eure Antworten.
Es ist nicht so, dass mir das besonders nahe geht. Wie ich schon in einem anderen Faden schrieb, distanziere ich mich von einer emotionalen Bindung zu den Menschen. Da ist sie mit ei geschlossen.
Andererseits weiß ich gut, wie alleine man sich in so einer Situation fühlt und wie schlimm es ist, wenn niemand vorbehaltslos zuhört, ohne übergriffig zu werden. Wenn sie mich um Rat fragt, wenn sie wissen möchte, wie es mir damit ging oder wenn sie einfach nur reden möchte, höre ich ihr zu. Aber ich gehe nicht aktiv auf sie zu.

Ich könnte ihr natürlich sagen, dass sie gewisse Themen ausgrenzen soll. Ich möchte ihr aber nicht das Gefühl geben, dass ihre Gedanken und Gefühle nicht gehört werden wollen. Das ist sehr schlimm, wenn man das Gefühl vermittelt bekommt. Habe dies selbst so leider erfahren damals. Daher fällt es mir schwer, mich da abzugrenzen.

Therapeutische Unterstützung hat sie. Sie ist da in sehr guten Händen. Leider hat sie keine so gute Anwältin.

Sich aus allem rauszuhalten ist ein sehr liebloser Beitrag. Das schreibt nur jemand, der nicht weiß, wie wichtig ein offenes Ohr ausserhalb des professionellen Umfeldes in solch einer Situation ist. Auch, weil keine Familie da ist, die sie unterstützt und ihre Ziehfamilie oft selbst überfordert mit ihrem Gefühlchaos ist und dann verletzend reagiert.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Liebe Schwanenherz,

puh, schwierig.
Ich möchte ihr aber nicht das Gefühl geben, dass ihre Gedanken und Gefühle nicht gehört werden wollen. Das ist sehr schlimm, wenn man das Gefühl vermittelt bekommt. Habe dies selbst so leider erfahren damals. Daher fällt es mir schwer, mich da abzugrenzen.
Das finde ich sehr empathisch und selbstlos gedacht. Ich fürchte aber, einen Weg zu finden, der in dieser Konstellation den Bedürfnisse von euch beiden gerecht wird, hat etwas von der Quadratur des Kreises.

Auf ihrer Seite steht der nachvollziehbare Redebarf, das Gefühl in ihrer schwierigen, schmerzhaften Situation wahrgenommen und nicht allein gelassen zu werden, sich noch dazu verstanden zu fühlen, von jemandem mit ähnlichen Erfahrungen.
Auf deiner - wenn ich es richtig interpretiere - eine große Ambivalenz, einerseits den Wunsch ihr zur Seite zu stehen und zu zeigen, dass jemand da ist, gerade weil du selbst es anders erlebt hast, andererseits die damit verbundene eigene Belastung durch deine persönliche Vorgeschichte.

Ich finde es schwer, da eine konkrete Vorgehensweise vorzuschlagen, weil Allgemeinposten bei so einem hochsensiblen Thema fehl am Platz sind.
Für mich würden bei meiner Entscheidung, wie ich mich weiter verhalten möchte, mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Wie gut kann ich mich selbst einschätzen, was meine eigene Gesundheit angeht, wenn ich immer wieder über eigene Grenzen gehe, um meine Freundin zu unterstützen? Ist das langfristig auszuhalten oder besteht die Gefahr mir zu schaden? Wie sehr werde ich getriggert? Wie alleine ist die Freundin mit ihren Problemen? Wie viele Vertrauenspersonen hat sie abgesehen von mir? Wieso fühle ich mich verantwortlich? Was würde es in mir und ihr auslösen, wenn ich ehrlich kommuniziere, was schwierig für mich ist? Was würde passieren, wenn ich Grenzen setze, um mich selbst zu schützen?

Meiner Erfahrung nach, gibt es z.B. Triggerpunkte und Reizthemen, die besser auszuhalten sind als andere.
Persönlich kenne ich die von dir beschriebene Situation bei einem meiner Lebensthemen (- ist nicht vergleichbar, geht v. a. um Herkunft, Krieg/Flucht). Ich habe einen Freund mit einem ähnlichen Hintergrund, der, wenn es ihm schlecht geht oder wenn aktuelle Vorkommnisse mit früheren Erfahrungen zu tun haben, in mir eine Gleichgesinnte sieht und mich um Hilfe, Rat und ein offenes Ohr bittet. Manches, worüber er sprechen möchte, belastet und triggert mich, aber in einem für mich erträglichem Maße. Manchmal wirkt so ein Treffen dann ein, zwei Tage nach, ich träume wirres Zeug und hänge in meinen eigenen Erinnerungen fest, es ist nicht schön, aber es ist nicht schlimm. Da ich weiß, dass Gespräche meinem Freund sehr helfen, kann ich mich also bewusst dafür entscheiden und kleine Kollateralschäden in Kauf nehmen.
Ich habe aber auch andere Erfahrungen gemacht und bei diesem Thema schon das ein oder andere Mal gemerkt, dass es mich zu sehr überfordert und triggert, wenn ich mich einem anderen Menschen zuliebe mit Gesprächsinhalten und Themen auseinandersetzen muss, die mir selbst nicht gut tun und mir sogar schaden. In diesen Fällen war es für mich nicht auszuhalten, es waren keine kleinen, etwas unangenehmen Begleiterscheinungen, sondern die Belastung enorm groß und tiefgehend.

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass niemanden damit geholfen ist, wenn man sich beim Versuch für jemanden da zu sein, selbst sabotiert und schädigt. Am Ende geht es einer Person vielleicht besser, der anderen aber schlechter. Das ist verschmerzbar, wenn es ab und zu vorkommt, aber regelmäßig und langfristig fände ich das schwierig und stattdessen besser, Grenzen zu ziehen. Das müssen keine harten, strikten, allumfassenden sein, die dem anderen das Gefühl geben, nicht wichtig zu sein und nicht verstanden zu werden, aber man kann zumindest seine eigenen Empfindungen verbalisieren und das Gegenüber dafür sensibilisieren. Wenn deiner Freundin nicht bewusst ist, dass es für dich nicht leicht ist, dich mit ihren Themen zu beschäftigen, kann sie keine Rücksicht darauf nehmen. Ich fände es auch nicht verwerflich, manche Aspekte und Themen teilweise und/oder zeitweise auszuklammern, wenn man die Gründe dafür erklärt und betont, dass es nicht damit zu tun hat, sie nicht anhören zu wollen. Manchmal ist die eigene Belastbarkeit auch von der aktuellen Tagesverfassung abhängig und es wird an manchen Tagen besser gehen als an anderen. Meine Angst dabei, die Freundin weiter zu unterstützen, obwohl es gegen meine Bedürfnisse geht, wäre, dass ich zu einem Pulverfass werde, das, wenn es irgendwann doch zu viel wird, laut und folgenreich explodiert.

Ach, ich weiß auch nicht so recht. Ich finde es toll, dass du dir Gedanken machst und ich finde es toll, dass du ihr nicht das Gefühl geben willst, dass du nicht hören willst, was sie mit dir teilen möchte. Zugleich fände ich es auch nicht gut, wenn es auf Kosten deiner eigenen Stabilität und deines eigenen Wohlbefindens geht.
 
G

Gelöscht 122778

Gast
Klar. Ich möchte sie ja nicht einfach fallen lassen. Mir ist wichtig, dass sie versteht, warum ich das so nicht mehr kann. Es ist schwer für mich, weil ich sie so gut verstehen kann.
 

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