Hallo Marie,
diese Seite, die du zitierst, richtet sich, wie du sagst, an Menschen die Verlustängste haben und nicht direkt an deren Partner. Das Partnerverhalten, das dort beschrieben wird, legst du offensichtlich schon an den Tag. Du bemühst dich sehr, so zu handeln. Für ihn scheint mir aber nun dieser kurze Hinweis deines zitierten Textes sehr wichtig zu sein:
damit man merkt, dass auch nach langer Zeit noch ernsthaftes Interesse an der eigenen Person besteht.
Das ist das, was er "tun" muss. Er muss lernen, aus deinem Verhalten zu erkennen (und immer mehr darauf zu vertrauen), "dass auch
nach langer Zeit noch ernsthaftes Interesse" an ihm besteht.
Ich denke also, die große Frage ist die, was ist bei ihm los, wenn du mal für eine bestimmte Zeit nicht erreichbar oder verfügbar bist? Ich vermute, er "stirbt vor Angst" es ist für ihn kaum zu ertragen. Wenn du dann endlich wieder für ihn da bist, ist diese Angst zwar wieder weg. Er ist erleichtert und es geht ihm wieder besser, aber er hat im Grunde nichts daraus gelernt... Beim nächsten mal ist alles wieder genauso.
Diese notwendige "Arbeit" in seinem Inneren kannst du ihm nicht abnehmen. Das kann nur er. Da kannst du dich noch so sehr bemühen, im verlässlich deine Zuneigung zu zeigen. Der Erfolg ist gleich Null, wenn er nicht an seiner Angst wächst und lernt, aus deinem Verhalten Vertrauen zu schöpfen.
Mir kommt es so vor, als würdet ihr die Lösung momentan darin suchen, dass du möglichst gut lernst, wie du dich verhalten musst, damit er keine so große Angst hat. Indem du dich z. B. an fest vereinbarte Zeiten hältst, in denen du nicht erreichbar bist. Natürlich ist das gut und richtig, ihm auf diese Art am Anfang größtmögliche Sicherheit zu vermitteln. Aber dann ist es an ihm, zu schauen, was
er tun kann, um weniger Angst zu haben. Viele neigen dann dazu, die Angst so gut es geht zu unterdrücken, um diese Zeiten der "Nichtverfügbarkeit" des Partners irgendwie überstehen zu können. Aber was unterdrückt wird, kommt irgendwann (meist umso stärker) wieder. Er muss sich also mit dieser Angst auseinandersetzen um sie wirklich Stück für Stück überwinden zu können.
Es kann und darf nicht zu deiner Aufgabe werden, ihm immer mehr und mehr Sicherheit zu geben. So kann er ja gar nicht lernen, die Angst zu überwinden. Im Gegenteil muss ein Partner m. E. (sehr behutsam!) diese extrem verlässliche Verfügbarkeit reduzieren! Wenn seine Angst dann aber sofort wieder ins Unermessliche steigt, kannst du nicht mehr helfen. Dann braucht er eben tatsächlich professionelle Hilfe, damit er lernt mit der Angst umzugehen. Gut dass ihr diesen Schritt gehen wollt!
Leider hab ich keinen Rat parat, wie ihr da direkt an schnelle Hilfe kommt. Ich würde auf jeden Fall versuchen, alle möglichen Quellen anzuzapfen. Es kann sicher nicht schaden, sich an mehrere Stellen zu wenden (Caritas, ProFamilia...) vielleicht auch der sozialpsychiatrische Dienst. Soweit ich weiß, kann man sich auch mehreren Therapeuten auf die Warteliste setzen lassen. Das erhöht bestimmt die Chancen.
Alles Gute
M.