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Frage an andere Psychiatrieopfer

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littleNina

Aktives Mitglied
Wie war das für euch den Rechtsboden unter den Füssen zu verlieren? Wenn man plötzlich der Macht der Ärzte ausgeliefert ist und kapiert dass die ALLES mit einem machen könntEN und niemand würde am Ende einen Ernst nehmen wegen einer Diagnose. Und wenn die euch noch zusätzlich triggern indem sie sich verrückt verhalten und euch versuchen einzureden, Weinen sei Schizophrenie, ohne euch über die wahre Erkrankung aufzklären ohne Aberglauben??? Ich fand das alles brutal schlimm. Es triggert ja noch zusätzlich Ängste während dem gesamten Aufenthalt was die noch alles mit einem anstellen könntEN. Und wenn die garnicht mit euch besprechen ob euch die Medikamente gut tun, einfach auch bei schweren Nebenwirkungen die Dosis erhöhen gegen euren Willen... usw... Wie ging es euch so in den Kliniken? Wie war das für euch plötzlich in einem rechtsfreien Raum zu sein? Klar auch andere Opfer kennen das, wenn das Gesetz dann keine Konsequenzen hergibt. Aber im Prinzip durch eine Institution unverschuldet plötzlich aller Rechte beraubt zu sein ist schon extrem krass. Von einer Sekunde auf die andere. Man hatte davor ja noch Selbstbewußtsein und dachte man hätte Rechte....

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tork

Aktives Mitglied
Nun ja: Bei mir kam es gar nicht so plötzlich. Es war eher schleichend. Ich habe lange Zeit gedacht, dass doch irgendwann jemand den Irrsinn bemerken müsse - was nie so wirklich geschah. So habe ich mich auch überreden lassen ein Medikament (wirklich) freiwillig auszuprobieren. Das hatte schlimme Folgen für mich und meine Umwelt. War dann lange Zeit von den Medikamenten abhängig. Erst heute, nach fast 15 Jahren, bin ich fast frei davon.

Niemand hat wirklich bemerkt, dass es mit den Medikamenten viel schlimmer war. Es scheint halt ein Glaubenssatz zu sein, dass Medikamente helfen. Dass sie es manchmal schlimmer machen, geht nicht in die Köpfe der Ärzte. Sie meinen es dabei wohl auch nicht wirklich böse, aber für sie gilt halt: Was nicht sein darf, das nicht sein kann.

Solche Glaubenssätze - die auch in der Öffentlichkeit verwurzelt sind- geben Ärzten halt Macht. Und diese wird dann oft missbraucht - ob gewollt oder nicht. Für mich war dieser Machtmissbrauch mehr als schlimm und ich leide heute noch darunter. Man kann nur hoffen, dass die Gesetze, die zu diesem Machtmissbrauch führen noch weiter beschnitten werden.

Dies ist in den letzten 20 Jahren an einigen Stellen ja auch glücklicherweise geschehen - durch mutige Menschen, die durch die richtigen gerichtlichen Intanzen gegangen sind. Ich habe da bislang nicht den Mut gehabt, was ich auch als ein wenig beschämend für mich selbst empfinde...
 

tork

Aktives Mitglied
Ich spreche dir deine Erfahrungen nicht ab.

Ich stelle aber mal den Gedanken in den Raum, dass fehlende Krankheitseinsicht durchaus auch eine Begleiterscheinung vieler psychischer Erkrankungen ist.

Es ist nicht immer einfach, da zu unterscheiden, wer wirklich "Psychiatrieopfer" ist und wer nicht.

Ein ganz, ganz, ganz schwieriges Feld.
Schon richtig.

Aber wer krank ist kann krankheitsuneinsichtig sein. Andersherum muss aber nicht krank sein, wer vordergründig krankheitsuneinsichtig erscheint.

Im Übrigen kann es auch krank machen, jemanden dauerhaft als krank hinzustellen.
 

°grisou°

Aktives Mitglied
Ich spreche dir deine Erfahrungen nicht ab.
Tust du sehr wohl.

Du weist ja dezent darauf hin, dass man den Erfahrungen nicht trauen kann.

Hier geht es nicht um mangelnde Krankheitseinsicht, sondern um ein sehr schwieriges Machtverhältnis, in dem Menschen ohne Rechte einem System ausgeliefert sind, das nicht menschenfreundlich ist. Auch wenn ich krankheitsuneinsichtig bin, heißt das nicht, dass man mir Gewalt antun darf.
 

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Tust du sehr wohl.

Du weist ja dezent darauf hin, dass man den Erfahrungen nicht trauen kann.

Hier geht es nicht um mangelnde Krankheitseinsicht, sondern um ein sehr schwieriges Machtverhältnis, in dem Menschen ohne Rechte einem System ausgeliefert sind, das nicht menschenfreundlich ist. Auch wenn ich krankheitsuneinsichtig bin, heißt das nicht, dass man mir Gewalt antun darf.
So ist es, danke. Der Begriff "krankheitsuneinsichtig" ist für viele Menschen traumatisch belegt (und das sage ich als Mensch, dem das zum Glück in dem Ausmaß nicht selbst passiert ist, ich arbeite aber in der Sozialpsychiatrie), denn damit einher geht immer ein Machtgefälle und ein Absprechen der eigenen Realität. Man kann von außen feststellen, dass die Realität von Patient:innen nicht der eigenen Realität entspricht, dass damit vielleicht (nicht immer!) auch viel Leid einhergeht und man so, so gerne helfen will. Zu definieren "das ist krank, ich sehe das, die betroffene Person nicht", ist aber (strukturelle) Gewalt in meinen Augen.
 
Ich war vor über 10 Jahre 4x in Kliniken.
Depressionen.
Mir hat das überhaupt nichts gebracht. Null.


Im Gegenteil: Die ganzen Medikamente haben viele, viele Jahre alles erheblich schlimmer gemacht.

Ich war 15 Jahre lang dauermüde. Von den Antidepressiva. Und genau DAS hat mich depressiv gemacht: Wegen der Müdigkeit war ich zu nichts in der Lage.

Der Arzt hat mir jahrelang gesagt, ich würde die Antidepressiva defiitiv brauchen - Vor 5 Jahren habe ich dann eigenmächtig alles ausgeschlichen.

Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens!
Mir geht es besser als je zuvor.
Endlich lebensfähig!

Ich bin der Meinung, 15 Jahre lang vom niedergelassenen Psychiater sowie den Ärzten der Psychatrien falsch behandelt worden zu sein.

Ich hätte einfach jemanden zum Reden gebraucht und nicht Psychopharmaka.
 
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