Familie

HIlfe,
unser Sohn, 22 Jahre, droht total zu versagen. Sein Informatik-Studium hat er nach 6 Semestern inzwischen abgebrochen. Dort, an der Uni, hat er allerdings keinen einzigen Schein gemacht. Wir haben ihm immer wieder gesagt, wir würden akzeptieren, wenn das nichts für ihn wäre, er ja nicht zu studieren braucht - er könne ja auch eine berufliche Ausbildung machen. Er hat dann auch tatsächlich eine Lehrstelle gefunden. Nach 6 Wochen wurde ihm dann aber auch schon gekündigt. Hat wohl immer wieder gefehlt und ist oft zu spät gekommen. Er kriegt halt einfach seinen Hintern nicht hoch. Er wohnt etwa 200 km entfernt mit einem Freund zusammen. Wir machen uns allergrößte Sorgen, was denn aus ihm werden soll. Der Lehrherr hat gesagt, sie würden ihn wieder nehmen, wenn er sich nachweislich geändert hätte. Die vermuten wohl ein größeres Problem bei ihm. Soll eine Therapie machen oder so. Erschwerend kommt dazu, dass er sich praktisch nie bei uns meldet, er für uns praktisch nicht mehr erreichbar ist. Kennt jemand solch eine Problematik und kann uns Rat geben? Wir sind inzwischen sehr verzweifelt.

Hallo Vater52,

mir fällt in Deinem Beitrag auf, dass Du mit keiner Zeile erwähnst, was Dein Sohn will. Weist Du, was er gerne machen möchte? Viele Kids (Dein Sohn ist kein Kind mehr) wissen noch nicht, was ihnen am Herzen liegt, was "ihr Ding" ist, weil sie durch die ganze schulische Ausbildung "geschleust" werden, ohne wirklich eine große Wahl zu haben. Und dann sollen sie sich entscheiden und es wird etwas verlangt, was sie selten benötigt haben: Durchhaltevermögen und eigenes Interesse.

Worauf bist Du stolz bei Deinem Sohn? Ich frage deshalb, weil dies vielleicht ein Ansatzpunkt wäre für ein Gespräch. Worauf ist er stolz? Wie weit liegt ihr auseinander?

Ist das, was Du als "total versagen" ansiehst nur eben nicht Dein Weg oder der seiner Mutter? Wenn er sich nicht bei euch meldet, ist das vielleicht "Selbstschutz"? Ja, natürlich kann es auch akute Unlust, der falsche Freundeskreis oder etwas anderes sein. Besucht ihr ihn?

Inzwischen ist es sein Leben und es sind seine Entscheidungen. Mehr als nachfragen kannst Du nicht mehr und ihn vor falschen Entscheidungen zu bewahren, liegt nur noch bedingt in eurer Hand. Um so mehr ist die Kommunikation wichtig. Wie war euer Verhältnis bisher? Konntet ihr bisher miteinander reden?

Diese Sorgen lassen Eltern selten los, da ist was dran. Wie weit vertraust Du Deinem Sohn?

Das klingt jetzt vielleicht hart und nicht fair, aber ich würde dir raten, lasse deinen Sohn los.
Er ist 22 und damit (eigentlich) verantwortlich für sich selbst.
Er macht seine eigenen Erfahrungen, egal wie hart und be*** sie für ihn auch sein mögen.
Ihr als Eltern habt das auch gemacht - ihr seit euren eigenen Weg gegangan. Mit allen Konsequenzen, die dazugehören. Ab einem gewissen Punkt kann man seine Kinder nicht mehr beschützen, und ab diesem Punkt sind sie erstmal auf sich allein gestellt.
Sollte er nicht klar kommen, liegt es (eigentlich) in seiner Verantwortung, sich Hilfe zu holen, oder darum zu bitten. Nur so bleibt seine Würde bestehen.
Alles Gute für Euch.

Ich schließe mich da Graybear an.

Wenn ihr ihn erreicht, wie sprecht ihr miteinander?

Vielleicht hat euer Sohn Probleme, vielleicht hat er auch ganz andere Interessen, zB Party machen?


Unterstützt ihr ihn finanziell?
Wenn ja, würde ich das an eurer Stelle sein lassen - was meinst du, wie schnell er seinen Hintern hoch bekommt, weil sein Kühlschrank leer ist und er sein Leben selbst zahlen muss - vielleicht ist das auch der Kern des Problems.