A
Automotivführer
Gast
Guten Morgen,
vermutlich liegt die Ursache eher in meinem Elternhaus, wirkt sich aber beruflich stark aus, wie ich finde, weil dort das meiste Konfliktpotential besteht.
Kurz zu meinen Eltern. Meine Eltern haben sich beruflich nie wirklich wehren müssen gegen Ungerechtigkeiten, und wenn sie es dann doch mal hätten tun müssen, haben sie es nicht gemacht. Also meine Eltern waren beide sehr lange in Behörden, ich habe als Kind öfter mal erlebt, dass hier und da umstrukturiert wurde und meine Eltern sich dann auch über geringeres Gehalt geärgert haben, ich habe nie erlebt, dass meine Eltern mal gegen irgendwas gerichtlich vorgegangen sind, massiv geärgert haben sie sich nicht, es war eher eine Art "Groll", der sich dann halt wohlwollend hinnehmend wieder gelegt hat.
Meine Eltern haben, so wie ich auch und alle meine Geschwister außer der Verwandtschaft keine großartigen Kontakte - eher wechselnde "Freundschaften", die ich eher als lose Bekannte beschreibe, mit denen man mal was macht, aber keine echten Probleme bespricht und die auch alle paar Jahre wieder wechseln.
Das Thema sachliche Konfliktführung wurde mir und auch meinen Geschwistern nicht in die Wiege gelegt.
In der Praxis gestaltet es sich dann so, dass man sich relativ viel gefallen lässt und irgendwann kracht es heftig und man macht überhaupt nichts mehr mit. Also ein gesundes Mittelmaß ist schwer zu finden. Und oft kracht es dann so heftig, dass der Gegenüber nicht einmal versteht, was los ist.
Ich versuche es an einem Beispiel fest zu machen. Viele meiner Kollegen ärgern sich und schlucken es, wenn sie überlastet immer mehr aufgedrückt bekommen, während sich andere buchstäblich die Eier schaukeln. Ich habe oft das Gefühl, wenn ich Überlastung anzeige und kommuniziere, dass ein Limit erreicht ist, es einfach nicht ernst genommen wird. Das geht dann oft so weit, dass ich mich nicht spontan in der Lage sehe zu wehren, kommt jemand direkt zu mir kann ich kaum nein sagen, kurze Zeit später platzt mir aber der Kragen und ich gehe hin und wenn es eine Stunde später ist und dann kracht es.
Freitag ist mir gesagt worden, dass ich ab sofort noch weitere Aufgaben übernehmen soll, ich habe mich komplett überrannt gefühlt. Daraufhin habe ich eine Mail verfasst an den obersten Chef und sofort mit sämtlichen Vorschriften und Vorgaben eine Erklärung verlangt, wie der Rest meiner Arbeit zu bewerkstelligen sein soll bei der Belastung. Der fiel aus allen Wolken, der wusste von nichts und meine Mail erweckte den Eindruck als sei ich kurz vor der Kündigung (bin ich auch, aber ich habe derzeit noch keinen Job schriftlich zugesagt bekommen).
Also bei mir ist es so, dass ich das Gefühl habe, ich muss mich ständig zur Wehr setzen, ständig muss ich mich behaupten und das "nein" quasi einprogrammieren, sonst wird man komplett überlastet.
Das kann man auch in andere Bereiche übertragen, aber da stört es mich so massiv nicht. Ich wohne zB in einem Haus, in dem ich Eigentümer einer Wohnung bin. Seit Monaten hält sich keiner mehr an Putzplan, auch meine Nachbarin (Mieterin) macht nicht mehr sauber. Neulich begegneten wir uns im Treppenhaus, sie wies mich ziemlich patzig hin, dass ich meinen Pflichten nicht nach käme, ich war recht perplex. Die Woche drauf wäre sie dran gewesen und wir trafen uns wieder. Da bin ich dermaßen explodiert und habe sie sehr laut darauf hingewiesen, dass sie mir nicht mehr mit "Halten Sie den Putzdienst ein" kommen soll, sie macht hier doch ebenso wenig einen Handschlag. Und jetzt habe ich jedesmal das Gefühl, ich muss ihr Kontra geben, wenn ich sie sehe.
Ich habe insgesamt das Gefühl, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, entwickel ich eine absolute Anti Haltung. Das war nicht immer so, auch wenn ich sicher diese Tendenz schon immer hatte, war sie nie so ausgeprägt.
Das geht inzwischen so weit, dass ich bereit wäre, meinem Chef die Kündigung hin zu knallen und ALG1 zu kassieren, bevor ich mich weiter ärgere, das war vor einigen Jahren nicht so, da hätte ich viel zu viele Zukunftsängste gehabt, die bei mir irgendwie erloschen sind, weil die Wut über ungerechte Behandlung überwiegt.
Resultat ist, dass ich natürlich nicht immer strategisch klug und sinnvoll vorgehe, sondern affektartig wütend handel. Also beispielsweise im Büro kann es sein, dass ich dann meinem Vorgesetzten eben vorschlage "Dann kündigen Sie mir halt, bevor ich es tue". Daraufhin kommt in der Regel nichts, aber allein die Tatsache irritiert mich im Nachgang manchmal selbst, wieso ich dermaßen undiplomatisch auf mein Recht poche, das mir subjektiv zusteht.
Ich würde gern daran arbeiten, Konflikte sachlicher und ohne Gesichtsverlust auszutragen, was ich daheim nie gelernt zu haben scheine - aber wie !?!
vermutlich liegt die Ursache eher in meinem Elternhaus, wirkt sich aber beruflich stark aus, wie ich finde, weil dort das meiste Konfliktpotential besteht.
Kurz zu meinen Eltern. Meine Eltern haben sich beruflich nie wirklich wehren müssen gegen Ungerechtigkeiten, und wenn sie es dann doch mal hätten tun müssen, haben sie es nicht gemacht. Also meine Eltern waren beide sehr lange in Behörden, ich habe als Kind öfter mal erlebt, dass hier und da umstrukturiert wurde und meine Eltern sich dann auch über geringeres Gehalt geärgert haben, ich habe nie erlebt, dass meine Eltern mal gegen irgendwas gerichtlich vorgegangen sind, massiv geärgert haben sie sich nicht, es war eher eine Art "Groll", der sich dann halt wohlwollend hinnehmend wieder gelegt hat.
Meine Eltern haben, so wie ich auch und alle meine Geschwister außer der Verwandtschaft keine großartigen Kontakte - eher wechselnde "Freundschaften", die ich eher als lose Bekannte beschreibe, mit denen man mal was macht, aber keine echten Probleme bespricht und die auch alle paar Jahre wieder wechseln.
Das Thema sachliche Konfliktführung wurde mir und auch meinen Geschwistern nicht in die Wiege gelegt.
In der Praxis gestaltet es sich dann so, dass man sich relativ viel gefallen lässt und irgendwann kracht es heftig und man macht überhaupt nichts mehr mit. Also ein gesundes Mittelmaß ist schwer zu finden. Und oft kracht es dann so heftig, dass der Gegenüber nicht einmal versteht, was los ist.
Ich versuche es an einem Beispiel fest zu machen. Viele meiner Kollegen ärgern sich und schlucken es, wenn sie überlastet immer mehr aufgedrückt bekommen, während sich andere buchstäblich die Eier schaukeln. Ich habe oft das Gefühl, wenn ich Überlastung anzeige und kommuniziere, dass ein Limit erreicht ist, es einfach nicht ernst genommen wird. Das geht dann oft so weit, dass ich mich nicht spontan in der Lage sehe zu wehren, kommt jemand direkt zu mir kann ich kaum nein sagen, kurze Zeit später platzt mir aber der Kragen und ich gehe hin und wenn es eine Stunde später ist und dann kracht es.
Freitag ist mir gesagt worden, dass ich ab sofort noch weitere Aufgaben übernehmen soll, ich habe mich komplett überrannt gefühlt. Daraufhin habe ich eine Mail verfasst an den obersten Chef und sofort mit sämtlichen Vorschriften und Vorgaben eine Erklärung verlangt, wie der Rest meiner Arbeit zu bewerkstelligen sein soll bei der Belastung. Der fiel aus allen Wolken, der wusste von nichts und meine Mail erweckte den Eindruck als sei ich kurz vor der Kündigung (bin ich auch, aber ich habe derzeit noch keinen Job schriftlich zugesagt bekommen).
Also bei mir ist es so, dass ich das Gefühl habe, ich muss mich ständig zur Wehr setzen, ständig muss ich mich behaupten und das "nein" quasi einprogrammieren, sonst wird man komplett überlastet.
Das kann man auch in andere Bereiche übertragen, aber da stört es mich so massiv nicht. Ich wohne zB in einem Haus, in dem ich Eigentümer einer Wohnung bin. Seit Monaten hält sich keiner mehr an Putzplan, auch meine Nachbarin (Mieterin) macht nicht mehr sauber. Neulich begegneten wir uns im Treppenhaus, sie wies mich ziemlich patzig hin, dass ich meinen Pflichten nicht nach käme, ich war recht perplex. Die Woche drauf wäre sie dran gewesen und wir trafen uns wieder. Da bin ich dermaßen explodiert und habe sie sehr laut darauf hingewiesen, dass sie mir nicht mehr mit "Halten Sie den Putzdienst ein" kommen soll, sie macht hier doch ebenso wenig einen Handschlag. Und jetzt habe ich jedesmal das Gefühl, ich muss ihr Kontra geben, wenn ich sie sehe.
Ich habe insgesamt das Gefühl, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, entwickel ich eine absolute Anti Haltung. Das war nicht immer so, auch wenn ich sicher diese Tendenz schon immer hatte, war sie nie so ausgeprägt.
Das geht inzwischen so weit, dass ich bereit wäre, meinem Chef die Kündigung hin zu knallen und ALG1 zu kassieren, bevor ich mich weiter ärgere, das war vor einigen Jahren nicht so, da hätte ich viel zu viele Zukunftsängste gehabt, die bei mir irgendwie erloschen sind, weil die Wut über ungerechte Behandlung überwiegt.
Resultat ist, dass ich natürlich nicht immer strategisch klug und sinnvoll vorgehe, sondern affektartig wütend handel. Also beispielsweise im Büro kann es sein, dass ich dann meinem Vorgesetzten eben vorschlage "Dann kündigen Sie mir halt, bevor ich es tue". Daraufhin kommt in der Regel nichts, aber allein die Tatsache irritiert mich im Nachgang manchmal selbst, wieso ich dermaßen undiplomatisch auf mein Recht poche, das mir subjektiv zusteht.
Ich würde gern daran arbeiten, Konflikte sachlicher und ohne Gesichtsverlust auszutragen, was ich daheim nie gelernt zu haben scheine - aber wie !?!