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Erstausbildung mit fast 21 - Schwerbehindert/ Suche Rat

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Lebensstart

Gast
Hallo liebe Hilferuf Community,

ich suche dringenden Rat, da ich in einer äußerst Prekären Situation stecke.

Zunächst einmal kurz und knapp die Laufbahn meines Lebens, damit mir ihr die Situation so ein bisschen einschätzen könnt. Wenn ihr wollt, könnt ihr dann genauer nachfragen. Bestimmte Details werde ich der Anonymität halber verschweigen.

Ich wurde – warum auch immer – erst mit 8 Jahren eingeschult. Anschließend gab es Probleme auf meiner Grundschule mit mir, unter anderen war ich Mobbingopfer. Das lag daran, dass ich zum Teil einfach Verhaltensauffällig war und bestimmte Macken entwickelt habe, wieso auch immer. Jedenfalls schleppte meine Mutter mich dann immer in die Kinder und Jugendpsychiatrische Einrichtung, wo mich dann der Leiter dieser Einrichtung genauer untersuchte und eventuelle Anzeichen von Asperger Symptome diagnostizierte.

Als ich die Grundschule mit Ende 14 mit einen durchschnittlichen Zeugnis verließ, hing ich in der Luft. Meine Mutter sah die Sache äußerst ernst, sprach mir jegliche Teamfähigkeit ab und machte auf einer Schulkonferenz den Lehrern Angst, das ich auf ihre Schule kommen könnte. Die Oberschuldirektorin in unserer Gegend riet auf dieser Konferenz dazu ab, das ich in ihre Schule gehen könnte, das Gymnasium riet, abgesehen vom Notenspiegel, auch wegen meiner Diagnosen davon ab, so dass ich tatsächlich einen Monat lang auf kein Schule gehen konnte. Ich war natürlich äußerst unglücklich darüber. Das Jugendamt wies mich dann in eine Lerntherapeutische Einrichtung für Sozialschwere Kinder ein, wo ich knapp 2 Jahre drauf ging. Erst danach konnte ich mit Mühe und Not auf eine Montessori Schule wechseln, wo ich dankenswerterweise ein Schuljahr überspringen konnte und mit einen Notendurchschnitt von 2.2 meinen Realschulabschluss machte.

Nun hatten meine Eltern für mich einfach einen Schwerbehindertenausweis für mich beantragt und rauskamen stolze 70 % Behinderung und ein großes H für Hilflos. Ich bin heute noch richtig Sauer, dass sie das, ohne mich über die Konsequenzen aufzuklären, eigenmächtig einfach so entschieden haben. Auf Nachfrage meinten Sie, daran nicht Schuld zu sein, weil sie ja einfach diese Blätter zum Ausfüllen vom Versorgungsamt bekommen haben. Richtig Schlimm für mich war es dann, als ich statt Schülerausweis am Ende der Zehnten Klasse, nun meinen Freifahrtschein als Schwerstbehinderter zeigen musste. Meine Eltern hatten den ja gleich als Basis für mich beantragt, Grundsicherung inklusive.

Schließlich kam es zu keiner Ausbildung in den 1/5 Jahren weil mir meine Mutter Zuviel in der Hinsicht abnahm, sprich mich viel zu sehr bemutterte. Ich wusste nicht mal, bis vor kurzen, wie man Bewerbungen schreibt. Meine Mutter ließ mich einfach Künstlich auf Kinderstatus und ließ mich auf ihren großen Hof arbeiten. Mein Vater fand darin nichts verwerflich und nahm die Entscheidungen meiner Mutter hin. Irgendwann revoltierte ich nach einen Jahr, weil ich merkte, dass ich planlos hin und her gondelte. Das Arbeitsamt empfahl mir zwar das Berufsbildungswerk als Ausbildungsmöglichkeit, aber ich lehnte das ab, weil die Ausbildung dort bei meinen älteren Bruder ziemlich daneben gegangen ist. Ausbildungen, die ich in der nähe hätte machen können, scheiterten, weil die Eltern sich zu sehr reinhingen. Meine Mutter hat einfach ohne zu Fragen eine Bewerbung für mich geschrieben und abgeschickt! So ging das natürlich nicht.

Anschließend wollte ich dann erstmal ins Betreute wohnen wechseln, weil ich dachte, dass ich auf dieser Hinsicht von meinen Eltern loskomme und mein Leben dann besser in Griff habe. Meine Mutter hatte das eingesehen, das ich bei ihr nicht glücklich war und stimmte zu. Wir hatten schon einige Dispute zu diesen Zeitpunkt ausgetragen. Um in diese Einrichtung zu kommen, musste ich vorher einen Termin beim Arbeitsamt nehmen und zu einen Psychologischen Gespräch, um das auszuloten. Die Psychologin vom Arbeitsamt meinte dann, das diese Einrichtung nicht das richtige für mich wäre, was mich ziemlich verwirrte. Schließlich empfahl mir die Psychologin in Hinsicht auf meine Behinderung und Lebenssituation in die behinderten Werkstatt zu gehen, diese könnten mich ja Fit für den ersten Arbeitsmark machen und hakte die Sache ab.

Jetzt gehe ich seit 4 Monaten in eine Behinderten Werkstatt und zwar als Beschäftigter, wo mich nach diesen Treffen das Arbeitsamt angemeldet hatte. Ich habe die Sache verzweifelt angenommen um wenigstens nicht nur bei meinen Eltern zu sein. Wenigstens hat das Arbeitsamt mich jetzt wieder eingeladen, nachdem ich gemeldet hatte, das ich dort nicht hinpasse. Außerdem habe ich mich jetzt bei diversen Betrieben um eine Ausbildungsstelle beworben, aber ohne eine Praktikumsunterkunft wird das Schwer. Die Betriebe verlangen nun mal in der Regel ein Praktikum, bevor sie eine Ausbildung vergeben und eine Unterkunft für mehrere Wochen ist derzeit scher zu kriegen, ohne das man ordentlich Geld ausgibt.

Nun bietet das Arbeitsamt mir Ausbildungsstellen unter Reha Bedingungen an. Der Termin ist nächste Woche. Wahrscheinlich werde ich einer dieser Stellen annehmen müssen. Sicherlich geht es wieder um eine Ausbildung auf einen Berufsbildungswerk. Ich frage mich nur ob es nach einer Ausbildung dort, auch eine eine Perspektive für später gibt.

Ich bin ziemlich gefrustet das es so bescheuert gelaufen ist und meine Eltern in ihrer Überängstlichkeit einiges verbockt haben. In Hinblick auf mein Behinderungsgrad fühle ich mich ziemlich Minderwertig, weil ich denn gar nicht haben will. Ich werde wohl auf das Berufsbildungswerk müssen, da ich nicht mit 22 noch ohne Ausbildung sein möchte. Ich muss mich vor allen Dingen von meinen Eltern lösen, sonst werde ich nie selbstständig.

Meine Frage an euch ist. Kann man auch bei so einen späten Ausbildung, noch dazu auf einen Berufsbildungswerk gute Perspektiven entwickeln? Wie kann ich mir selber Hoffnung schenken? Werden Betriebe mich nach so einer Autobiografie überhaupt einstellen wollen? Mein Lebenslauf weist schon einige Lücken auf. Bei meinen jetzigen Bewerbungen kann ich nur hoffen, dass das bei einen Bewerbungsgespräch nicht zu sehr unter die Lupe genommen wird...
 
Hallo,

ich finde es sehr cool, dass du trotz deinen Eltern, deiner "Behinderung" (Asperger wird vorschnell rausgeknallt, obwohl häufig ganz andere Ursachen für die Probleme sind, zB soziale Isolation, Überbehütung, Gewalt, Hospitalismus, etc. etc.) versuchst, selbstständig zu werden, Hut ab!!!

Im Prinzip ist es nie zu spät für eine Ausbildung - ich bin mehrfach sitzen geblieben (Als Kind wurde mir eine geistige Behinderung diagnostiziert, da Hospitalismus nicht erkannt worden ist) und bin mit 27 fertig mit meiner Ausbildung, nachdem ich meinen Schulabschluss nachgeholt habe.

Manche Arbeitgeber bevorzugen etwas "ältere" Kandidaten, da diese meist schon über bestimmte Lebenserfahrungen verfügen sollten, die den Teenagern frisch aus der Schule fehlen. Dein Alter kann also sogar ein Vorteil sein! 😉

Das du in eine Werkstatt musst finde ich heftig, denn dafür wirkst du zu fit. Allerdings könntest du dort eine Chance auf einen BIAP (Berufsintegrierter Ausbildungsplatz) ergattern, manchmal haben die da tolle Angebote.

Als Rehaschüler gehts dir ziemlich gut, wir hatten viele in der Klasse, du kannst dir das Angebot ja mal anhören.

Zu den Praktika: Gibt es keine in deiner Nähe, wo du hin kannst? Ansonsten könntest du auch nach einer WG gucken, wo du weniger zahlen musst.

Lass dich nicht von einer schwammigen Diagnose und deiner über-Mutter aufhalten...der Weg ist steinig, aber er lohnt sich!

Viel Erfolg 🙂
 
Hallo,

Im Prinzip kann ich deine Eltern ja verstehen, denn sie wollen nur das Beste für dich. Leider gehen Eltern dabei gerne "ihre" Wege und übersehen "dein" Weg. Insofern würde ich deinen Eltern keinen Vorwurf machen und vielleicht solltest du das auch nicht tun.

Für deine Karriere (bzw. deinem Weg im Berufsleben) spielt - wie bei allem Menschen - grundsätzlich eines die Hauptrolle: die Leidenschaft. Wenn du begeistert bist und das auch "rüber" bringst, dann hast du grundsätzlich immer die besten Optionen. Und das erreichst du am besten, wenn du das tust, wovon du überzeugt bist und was du am besten kannst. Natürlich gibt es noch andere Themen, die eine Rolle spielen und dir event. den Weg verbauen, aber wenn du dir selbst treu bleibst, wird es am Ende immer den richtigen Weg nehmen. Das ist ganz ehrlich meine Erfahrung, persönlich wie auch von anderen Menschen.

Also: Viel Erfolg!
 
Danke für eure guten Wünsche. Ich hatte tatsächlich bisher viel Erfolg.

Ich hab heute ein Bewerbungsgespräch bei einer größeren Firma gehabt. Zwar war ich sehr aufgeregt, aber es klappte wirklich gut. Da die Firma trotz einiger Entfernung in der nähe meines Wohnortes eine Baustelle hat, was eine riesige Überraschung für mich ist, kann dort gleich die Probearbeit unter den wachsamen Blick des Vorarbeiters absolvieren.

Wenn der Vorarbeiter mit mir Zufrieden ist, dann wird der Ausbildungsplatz wahrscheinlich an mich vergeben. Ich kann kaum beschreiben, wie glücklich ich bin. 🙂
Die Werkstatt wird mich für die Probezeit einfach in den Urlaub schicken, so dass es zu keinen Komplikationen kommt. Bleibt nur die Frage, inwiefern ich dem Betrieb meine Lage darlegen sollte, aber das werde ich dann mit dem Arbeitsamt besprechen. Ich wollte meinen Arbeitgeber lieber nicht mein bisheriges Beschäftigungsverhältnis nennen.

Sehr schön ist auch, das mein Behindertenausweis befristet ist. Im nächsten Jahr wird er nach 7 Jahren ablaufen. Ich werde jedenfalls so schnell keinen neuen Beantragen. Inwiefern ich überhaupt eine Behinderung habe, werde ich dann irgendwann nochmal unter anderen Bedingungen austesten.
 
Hallo,

wie wäre es denn mit einer Ausbildung an einer Berufsfachschule? Einige Berufe kann man nur dort erwerben und idR finden auch immer mehrere Praktika statt.

Was würde dir denn Spaß machen?
Es gibt auch Berufe, die immer händeringend Azubis suchen, z.B. Pflege, Handwerksberufe, Einzelhandel. Da solltest du auf jeden Fall etwas finden, wenn deine Bewerbungsunterlagen ordentlich sind und du evtl. auch bzgl. Ortswahl etwas flexibel bist.
 
Hallo,

du solltest niemals eine schulische Ausbildung einer Ausbildung im dualen System vorziehen.
Nach einer schulischen Ausbildung stehen deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht gut.

Ich drücke dir die Daumen, dass du den Ausbildungsplatz bekommst.
 
Hallo,

du solltest niemals eine schulische Ausbildung einer Ausbildung im dualen System vorziehen.
Nach einer schulischen Ausbildung stehen deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht gut.

Ich drücke dir die Daumen, dass du den Ausbildungsplatz bekommst.

Sehe ich auch so. Super, dass du dein Leben jetzt selbst in die Hand nehmen kannst, wie dein Nickname schön beschreibt. Du wirkst übrigens sehr sympathisch, nicht hilflos und überhaupt nicht eingeschränkt in deinem Denken.

Es wird Zeit für deine Eltern, loszulassen 🙂.
 
Eine Garantie gibt es nicht im Leben, das alles so läuft wie du willst.
Auch das BFW ist nicht dazu da, dir den Weg zu ebenen.
Das ist Teil deiner Selbstverantwortung/ Freiheit zu entscheiden was du willst.
Auch dann die Konsequenzen zu tragen, wenn du das Gefühl hast, alles geht nicht so wie du meinst.
Du mußt für dein Wünsche Voraussetzungen mitbringen um Beruflich erfolgreich zu sein.
Nur was realistisch ist bei deinen Defiziten, wie weit bist du in der Lag3e, das zu beurteilen?
Muß auch Indianer geben, nicht nur Häuptlinge....
Soll man besser realistisch bleiben?
 
# Darknessgirl, Kätzin,

Vielen Dank für eure netten Worte. Ihr werdet eure Daumen bestimmt nicht umsonst drücken. 🙂

# Sententiaest

Eine Garantie gibt es für rein gar nichts im Leben. Das ist richtig und stimmt, aber manchmal muss man das vermeintlich Reale auch einfach mal beiseite rücken und versuchen seiner Vison nachzugehen, auch wenn man Angst vor den realen Folgen hat.

Was ist Realistisch bei meinen Defiziten? Sorgen sie dafür, das ich trotz meiner Träume in der Realität bitter scheiter? Mir geben meine selbstgesetzten Lebensziele, die zum Teil in meiner Situation nicht sicherlich nicht real wirken, großen Antrieb, es trotzdem zu versuchen.

Was meine Defizite angeht, so sagte die nette Dame vom Arbeitsamt, bin ich eigentlich selbst der beste Experte, um sie zu beurteilen und nicht immer die anderen.

Du hast übrigens recht, es kann nicht nur Häuptlinge geben. Ich bin froh, wenn ich dann ausgebildet Fachkraft bin und mein Chef der Häuptling ist, der sich um die Aufträge für meinen Broterwerb kümmern muss. 😉
 
Die Ausbildung im Garten und Landschaftsbau habe ich nicht bekommen, weil der Bauleiter mich als zu Schwach für die harte Arbeit (Tiefbau, Pflastern) eingeschätzt hat. Der Vorarbeiter meinte auch, das ich lieber in eine andere Branche gehen sollte.

Jetzt versuche ich noch eine Ausbildung bei der Telekom zu kriegen. Ich versuche mich immer wieder aufzurappeln, aber es nicht immer einfach.

Die Werkstatt hat nun eine Art Einschätzungsbericht geschrieben, nachdem das Eingangsverfahren beendet worden ist und ich in deren Bildungsphase rutsche. Da komme ich ganz gut weg, bloß meinten zu zu meinen, fast erstaunten entsetzen, dass ich da ganz gut in die Werkstatt passe. Nicht von der Arbeit, wie Schrauben sortieren, sondern weil deren Pädagogik mir Charakterlich weiterhelfen würden. Mag sein, dass sie nicht unrecht haben, aber dazu brauch es nicht die Behindertenwerkstatt. Ich werde nun zum 31. Juli kündigen. Hoffe bloß, dass das Arbeitsamt diese Einschätzung nicht Wortwörtlich nimmt. Die wollen mich nun neu austesten, um die Aktenlage neu zu klären. Das soll zirka 2. Monate dauern und danach sollte es in ein Berufsbildungswerk gehen, so der Plan, wenn ich nicht schon woanders was gefunden habe.
 

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