Hallo,
ich wollte euch mal danach fragen, wie Therapie bei euch ablief. Ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen, aber es besteht einfach daraus, dass man seit Monaten alle 1-2 Wochen 50min über Belangloses redet.
Ich hätte gedacht, dass man eigentlich zB Hausaufgaben o.Ä. kriegen müsste für zwischen den Sitzungen und dass man auch konkret über das Problem redet und reflektiert. Ich dachte erst, es wäre nur am Anfang so zum Kennenlernen, aber bin nun seit Monaten dort. Habe nun auch von anderen gelesen, dass es bei ihnen so war und dass sie dann nach Jahren die Therapie ohne Erfolge abgebrochen haben. Irgendwie klingt das nicht so sinnführend.
Ich habe eine kognitive Verhaltenstherapie wegen meinem Waschzwang gemacht und es war sehr gut. Ich habe die Therapie in einem Ausbildungsinstitut für Therapeuten gemacht. Da wurde jede Therapiestunde auf SD-Karte oder Handy aufgenommen und ich musste mir die Stunde zuhause nochmal anhören und ein Protokoll der Therapiestunde schreiben. Das haben wir dann am Anfang der nächsten Stunde besprochen. Von diesen Protokollen bzw. meinem Therapieordner profitiere ich heute noch und das war auch in der Therapie sehr hilfreich. Ich habe auch durch die Therapie wie eine Art imaginären Werkzeugkoffer mitbekommen bzw. mit der Therapeutin erarbeitet, so dass ich weiß, wie ich mich richtig verhalte, wenn ich wieder Zwangsdruck habe.
Wir haben Therapieziele festgelegt und sind diese am Ende der Therapie auch nochmal durchgegangen und haben geguckt, inwieweit ich sie erreicht habe und ob ich damit zufrieden bin.
Am Anfang wurde mir erstmal erklärt bzw. wir haben herausgearbeitet, was Gefühle, automatische und nichtautomatische Gedanken sind und das eine Situation zu einem Gedanken und dieser zu einer Bewertung und die zu einem Gefühl und das Gefühl dann zu einem bestimmten Verhalten führt.
Ich habe auch gelernt, dass man etwas besser mit günstig oder ungünstig bewerten soll anstatt mit härteren Worten wie blöd, schlecht oder so. Wir haben geguckt, welche Gedanken und Bewertungen und welches Verhalten günstig und ungünstig im Sinne meiner Lebensziele ist. Zum Beispiel, ob es günstig ist, mich jetzt wegen irgendetwas verrückt zu machen und mir unnötig die Hände zu waschen oder ob es ungünstig im Sinne meiner Lebensziele ist, die ja unter anderem sind, die Situation gesund zu bewerten und kein Zwangsverhalten zu machen.
Dann haben wir mit SAEs, Selbstanalyse von Emotionen herausgearbeitet, was eigentlich hinter meinem Zwang steckt, die Expositionen vorbereitet und danach kam die Expositionsphase. Wir haben dann auch zuhause Expositionen gemacht. Und dann kam eine Abschlussphase, in der die Therapiestunden nicht mehr wöchentlich, sondern in immer größeren Abständen statt gefunden haben.
Die ganze Therapie war sehr strukturiert und für mich war es in der Stunde wie an einer Aufgabe zu arbeiten, so ähnlich wie bei Aufgaben auf der Arbeit.
Es war nicht einfach nur reden. Das hatte ich vorher in der tiefenpsychologisch fundierten Therapie, die mir aber beim Waschzwang nicht geholfen hat. Dafür war die kognitive Verhaltenstherapie genau richtig. Das stellt für mich auch einen Unterschied zwischen der kognitiven Verhaltenstherapie und anderen Therapieformen dar. Die kognitive Verhaltenstherapie ist für mich richtige Therapiearbeit mit Aufgaben, die von Therapeut und Patient zusammen ausgearbeitet werden. Meine Therapeutin hat mich durch Fragen und Hinterfragen zielgerecht zu Lösungen und neuen Bewertungen gebracht.
Da war es nicht wie bei anderen Therapieformen, die ich auch kennengelernt habe, ein hinkommen und über irgendetwas reden das mich beschäftigt. Es gab das zentrale Thema Waschzwang und das hat sich wie ein Faden durch die Therapie gezogen - außer am Ende, als wir noch ein bisschen die soziale Phobie behandelt haben. Meine Therapie war also in Phasen aufgeteilt: Psychoedukation, Vorbereitungsphase, Expositionsphase, Nachbereitungs- und Abschlussphase.
Es war anstrengend, aber auch sehr schön.
Falls du Fragen zu meiner Therapie hast, kannst du sie mir gerne stellen.