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Erfahrungen mit ADHS Medikamenten (Ritalin, Medikinet, Elvanse)

Maria2453

Mitglied
ich habe ab der 1.Klasse bis ich 20 Jahre alt war habe ich ADHS Medikamente bekommen. Ich habe zuerst Medikinet bekommen, später Ritaln und zum Schluss Elvanse. Ich habe es von Anfang an nicht vertragen. Ich habe damit keine Gefühle mehr fühlen können und mich wie eine Maschine gefühlt. Ich habe aufgehört zu spielen und saß in der Pause immer alleine in der Ecke und habe zuhause die Wand oft stundenlang angestarrt. Ich konnte auch nicht mehr mit anderen Menschen anfangen und habe mich sehr zurückgezogen und alle Freunde verloren und mir war es total egal. Ich habe Ekel vor essen gehabt und sehr viel abgenommen und was die meiste Zeit untergewichtig. Zudem habe ich dadurch täglich Migräne bekommen mit Übelkeit und erbrechen.
Ich habe häufig, dass Gefühl, dass ich dadurch meine Persönlichkeit nie richtig entwickeln konnte. Meine Noten wurden davon auch nicht besser und ich war nie ein hyperaktives kind oder habe gestört, sondern war extrem schüchtern und verträumt und hatte eine sozial Phobie. Ich habe das Gefühl, dass ich dadurch so viel verpasst haben weil ich nie eine richtige Jugend hatte, weil ich nie Freunde hatte und nach der Schule zu 99% alleine war und in der Schule auch immer alleine war.
Ich glaube auch, dass ich gar kein ADHS habe und es nie hatte, sondern das meine Konzentrationsprobleme eine Folge von dem Missbrauch sind.
Ich bin Anfang 20 und habe das Gefühl, dass zu damals Gefühlt jedes Kind, was verhaltsauffällig war sofort mit ADHS diagnostiziert bekommen hat.

Wollte frage, was ihr so für Erfahrungen mit den Medikamenten gemacht habt?
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Es tut mir sehr leid, dass du so schlechte Erfahrungen hast machen müssen. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum man - wenn die Nebenwirkungen und Effekte so negativ ausgefallen sind - dich trotzdem das Medikament hat weiternehmen lassen. Hier kann ich weder deine Eltern verstehen, noch die Entscheidung deines behandelnden Arztes, der dich ja regelmäßig zu Gesicht bekommen haben muss.

Tatsächlich kann auch ich Erfahrungen mit Methylphenidat beisteuern - unsere Tochter nimmt Medikinet seit dem 2. Schuljahr, sie ist mittlerweile 19 Jahre alt. Gerade musste sie auf Ritalin umstellen, da sie in den USA ist, wo es Medikinet nicht gibt.

Rückblickend muss ich sagen, dass für sie das Medikament ein Segen war und ist. Erstmals wurde der Verdacht zu ADHS von einer Erzieherin in der Kita geäußert. Bis dann letztlich eine gesicherte Diagnose vorlag verging nochmal eine Zeit. Im 1. Schuljahr hat sie sich dann tatsächlich auch eher schwer getan; da lief noch die Diagnosestellung mit zahlreichen Untersuchungen. Sie reagierte sehr oft sehr emotional, fühlte sich sofort angegriffen, war dann auch schwer zu beruhigen oder wieder zu versöhnen und war in allem, was sie tat sehr überschwänglich. Das führte dann auch dazu, dass andere Kinder nicht ganz so gut mir ihr zurecht kamen und sie teilweise sogar ablehnten. Einen besonders guten Freundhatte sie allerdings - ebenfalls einen ADSler. Bei ihm war die Störung sehr ausgeprägt und er neigte zu körperlichen Ausbrüchen. Ihr gegenüber allerdings nie. Die beiden verstanden einander extrem gut - hatten sogar schon einen Deal abgeschlossen später zu heiraten und Zwillinge zu kriegen. ;)

Sie ist als hyperaktiv diagnostiziert - und das merkte man ihr auch an, denn sie hatte eine enorme Bewegungsfreude, konnte kaum mal ruhig sitzenbleiben. Wir haben das dann zum Anlass genommen, ihr alle möglichen Sportarten anzubieten, so dass sie sich dort regelrecht auspowern konnte. Teilweise betrieb sie 2 Sportarten leistungsmäßig und parallel, war dann auch auf einer Sportschule in einer Sportklasse und hatte auch Sport als Leistungskurs - das war ihr ultimatives Ding. Dieser Sportfokus erwies sich dann auch - zusammen mit der Medikation - als die beste Kombination und sie bezeichnete sich selber mal als "richtig glückliches Kind". Das Medikament hat ihr zu einer besseren Impulskontrolle verholfen; war sie früher das Träumerle und nur konzentriert, wenn sie etwas wirklich und stark interessierte, half ihr das Medikament auch, sich auf Dinge zu fokussieren, bei denen sie zuvor selbst trotz großer Mühen keine Chance hatte. Sie war viel ausgeglichener, sozial akzeptiert, und dadurch auch selber viel glücklicher. Das war für uns auch der Grund, aus dem wir weiter an der Medikation festgehalten haben. Schulisch ist sie perfekt zurecht gekommen, war eine der besten Abiturientinnen ihres Jahrgangs und auch ihre Pubertät würde ich fast als Spaziergang beschreiben.

Wenn ich dann von Fällen wie deinem höre, liebe Maria, tut mir das wirklich unendlich leid, zeigt aber eben auch, dass kein AD(H)Sler wie der andere ist. Schade, dass man nicht versucht hat, einen anderen Weg für dich zu finden. Womöglich wärst du ohne Medikamente gar besser dran gewesen.

Ich wünsche dir sehr, dass du deinen Weg finden wirst und auch wieder schöne Gefühle empfinden kannst.
 

wieimmer

Aktives Mitglied
Üblicherweise wird bei psychischen Erkrankungen ja argumentiert, das Gehirn sei "krank" und würde irgendwelche Medikamente benötigen, damit es wieder "richtig" funktionieren kann. Mir ist eine völlig andere Theorie zu Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern (auch "erwachsenen Kindern") bekannt: Nämlich dass Kinder unbewusst die verdrängten/ungelösten Themen ihrer Eltern wahrnehmen und darauf reagieren. Oftmals in einer Weise, die ihre Eltern an ihre eigenen emotionalen Grenzen bringt. Aus dieser Perspektive führt ein Abschwächen der Emotionen/Impulse bei den Kindern vor allem dazu, dass sich die Eltern wieder besser fühlen können. Und dadurch vielleicht denken, es würde auch ihrem Kind besser gehen, weil es nicht mehr so "heftig" oder unkontrollierbar reagiert. Oder sie einfach nicht mehr mit ihren eigenen Themen, mit denen sie nie souverän umzugehen gelernt haben, konfrontieren. Verdrängungsmechanismen können manchmal so stark sein, dass man dadurch (für andere Menschen möglicherweise) völlig offensichtliche Dinge nicht wahrnimmt.

In meinem Bekanntenkreis habe ich beides erlebt: Sowohl Kinder/Jugendliche, die eindeutig auf die Probleme ihrer Eltern reagiert haben (z.B. Eheprobleme), was in der klassischen Therapie aber völlig ausgeblendet wurde und das Kind in einer Weise "behandelt" wurde, dass es weniger auffällig war. Eltern bestehen oft darauf, dass sie selbst "ihr Leben unter Kontrolle" haben und keine Probleme hätten - dagegen kommt man als Therapeut auch nicht an. Aber ich kenne auch einen sehr schönen Fall, wo eine Mutter die Gelegenheit bekommen hatte, ihre eigenen traumatisierenden Erlebnisse aus ihrer Kindheit aufzuarbeiten und ihr zuvor sehr verhaltensauffälliges Kind (das teilweise auch andere verletzt hatte) sich praktisch von ganz allein befreiter fühlen konnte und die starken Impulse und Verhaltensauffälligkeiten nach und nach verschwunden sind. Dieses Kind wäre übrigens ein typischer Kandidat für Ritalin gewesen, soweit ich mich erinnern kann...

Mein persönliches Fazit nach etlichen Jahren ist, dass es bei sehr vielen Therapieangeboten, vor allem für Kinder und Jugendliche, nicht um das Lösen der wahren Problematik geht, sondern eher um das Ruhigstellen der Person und dass diese in unserer Gesellschaft "funktionieren" kann. Auch die Medikamentenlobby hat in den letzten 10-20 Jahren ganze Arbeit geleistet. So weiß ich z.B. von einer Bekannten, dass sie während eines Aufhalts in einer psychosomatischen Klinik massiv unter Druck gesetzt wurde, Antidepressiva einzunehmen, obwohl sie das nicht wollte. Am Ende ihrer "Therapie" ging es ihr schlechter als jemals zuvor. Später hat sie dann erfahren, dass sie nicht zu der Einnahme gezwungen hätte werden dürfen - das zeigt leider auch, wie aggressiv und manipulativ manche Ärzte bei ihren "Empfehlungen" vorgehen. Geholfen hat ihr letztendlich eine Therapie an einer anderen Klinik, wo sie ihre Therapie eigenverantwortlich mitgestalten konnte und keine Medikamente einnehmen musste.

@Maria2453 was dir passiert ist, sehe ich als eine schwere Form von Gewalt. Ich wünsche dir von Herzen, dass du es schaffst, diese Erlebnisse irgendwie zu verarbeiten und wieder ein Stück Lebensfreude zurückzubekommen. Du beschreibst dein früheres Ich als "extrem schüchtern und verträumt und hatte eine sozial Phobie". Damit warst du vermutlich ein sehr einfühlsames Kind und musstest dich auch vor belastenden Kontakten schützen (was sich in der sizialen Phobie gezeigt hat). Durch die Medikamente wurde dir möglicherweise sowohl dein Einfühlungsvermögen als auch deine Fähigkeit zum Selbstschutz genommen. Denn um so intensivere man "das Innere" anderer Menschen wahrnehmen kann, um so besser kann man auch erkennen, zu welchen Menschen man eine gewisse Distanz braucht um sich selbst vor ihnen und ihren Problemen (und emotionalen Übergriffen) schützen zu können. Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute und dass du es schaffst, nach und nach dein früheres Ich wieder zurück ins Leben zu holen und weiter zu entwickeln.
 

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