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Erfahrung mit Gutachter/in nach Unfall

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo zusammen,
mir ist gestern etwas passiert, womit ich nicht gerechnet hätte und ich wollte fragen, ob andere hier schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht haben (also ob das eine Ausnahme war oder öfters vorkommt):
Letzte Woche ist mir bei Tempo 100 auf der Bundesstraße das Rad eines Anhängers um die Ohren geflogen. Er fuhr rechts vor mir, plötzlich löste sich das komplette Rad (zum Glück war es ein zweiachsiger Anhänger) mitsamt fünf Schrauben. Mindestens eine Schraube schlug vorne ins Auto ein, das Rad selbst prallte wie beim Billard zunächst von der Leitplanke gegen mein Auto und dann dem hinter mir fahrenden voll in die Front. Außer Sachschaden und zittrigen Knien ist niemand was passiert.

Damit es reibungslos geht, habe ich den Versicherer des Anhängers angerufen, die haben alles aufgenommen und gesagt, sie schicken einen Gutachter. Der Schaden hält sich in Grenzen, dachte ich mir, das Auto ist schon etwas älter. Beim Termin tänzelt der gute Mann kurz ums Auto herum, fragt weder wie es mir geht noch wie es abgelaufen ist. Ich zeige auf die Dellen und Kratzer vom Rad sowie von der Mutter (recht tief und deutlich). Er fährt über eine davon und meint: Na, das ist aber älter, da haben Sie ja schon drüber lackiert!

Offenbar ist ihm nicht bekannt, dass Autos einen Klarlack über dem Farblack haben und dass der abspringen kann. Denn lackiert haben wir an diesem Auto noch nie etwas und er war praktisch neu, als wir ihn bekommen haben. Ich war mir also 100 % sicher. Er hielt daran fest, auch als ich darauf hinwies, dass ich in meiner Ausbildung Lackieren gelernt hätte :) ... er unterstellte mir also, ich hätte absichtlich eine Delle (von vielen) als Schaden tituliert. Mit so einer Dreistigkeit hatte ich nicht gerechnet und wäre fast darauf reingefallen. Denn die Gutachterin, die meine Autowerkstatt dann gleich organisierte, meinte, das höre sie öfters. Das wäre eine Einschüchterungstaktik, um die Leute mit wenig Geld abzuspeisen.

Ich bin froh, den Termin sofort abgebrochen zu haben und er meinte dann auch "wir kämen hier wohl nicht zusammen". Sollte wohl heißen: da meine Taktik nicht geklappt hat, habe ich auch keine Lust mehr, mir den Schaden richtig anzusehen und ihn zu bewerten. Die "richtige" Gutachterin hat auch unters Fahrzeug geschaut und da weitere Einschlagspuren der Schrauben gefunden. Vermutlich hätte der gute Mann das "übersehen".

Mich würde interessieren, ob jemand hier schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht hat und wie ihr damit umgegangen seid. Danke!
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Leider ist mir dies auch schon mehrfach passiert, vor allem bei der Rückgabe eines Leasing-Fahrzeuges. Deswegen lasse ich möglichst kurz vor der Rückgabe ein eigenes Gutachten erstellen und lege das dann ebenfalls vor. Das kostet um die 200,-€, kann aber viel helfen.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Aus diesen Gründen sollte man nie den Gutachter der gegenerischen Versicherung akzeptieren. Ist doch klar, dass die kürzen wollen. Ist denen ihr Business. Daher immer eigenen Gutachter und gleich Anwalt nehmen. Dafür gibt es Rechtsschutzversicherungen.
Naja, ich glaube halt bei jeder sich bietenden Gelegenheit an das Gute im Menschen :) – bis zum Beweis des Gegenteils. Dafür reagiere ich dann recht schnell und konsequent. Zumindest weiß ich jetzt, bei welcher Versicherung ich keinesfalls Kunde sein werde ...
 

Piepel

Aktives Mitglied
Grundsätzlich ist es so, dass es Unterschiede gibt.
Entweder erstattet eine Versicherung den Neuwert - oder den Zeitwert.

Stellt ein Gutachter, der im Auftrag einer Versicherung gesendet wurde, fest, dass es Vorschäden gab, so wird er dies als Anlass nehmen, einen Schaden nicht in einer Höhe zu regulieren, der den Unfallgegner besser stellt als vorher.
Denn der Sinn von Schadenersatz-Regelungen ginge fehl, wenn ein gegnerisches Auto teilweise zunächst fiktiv vom Gebraucht-Zustand in einen Neuzustand versetzt wird und man man erst dann nachrechnet, was die Reperatur auf dieser Basis kosten müsste.


Aktuell gibt es wohl ein Gutachten der Anhänger-Versicherung.
Hier müsste erst mal geklärt werden, ob diese überhaupt in Regress genommen werden kann, oder ob die Versicherung des ziehenden Fahrzeugs zuständig ist!
Wenn ja, ist das Gutachten gegenstandslos und zählt so viel, als habe ein Passant einen Gutachter geschickt.

Du hast wohl aktuell Forderungen an irgend jemanden.
Beispielsweise wäre das der Fahrer des Gespanns, der die Verkehrssicherheit hätte prüfen müssen.
Also ist der Fahrer Dein erster Ansprechpartner.
Weiterhin wäre der Halter verantwortlich - nicht zu verwechseln mit dem Zulassungsinhaber, der dem Fahrer einen ordnungsgemäßen Anhänger zur Verfügung gestellt hat, also wusste oder hätte wissen müssen, dass die Radschrauben lose sind.
Weiterhin wäre eine Versicherung Ansprechpartner, die sich verpflichtet hat, bei Schäden zu haften.

So gibt es nebeneinander drei gesamtschuldnerische Gegner.

Meiner Ansicht nach - kleinkariert betrachtet - wäre, dass Du allen dreien gegenüber eine der Höhe nach bestimmte Forderung mit Fristsetzung eröffnest. Den Betrag kannst Du Dir ausdenken.

Befolgt keiner sie, so kannst Du den Rechtsweg einschlagen.

Ein Richter wird dann im Rahmen eines Prozesses anordnen, ein gerichtliches Gutachten einzuholen, das unabhängig davon ist, ob Du Deine Frau vorher als Gutachterin bestellt hast oder die Anhänger-Versicherung einen Mitarbeiter raus geschickt hat.

So kommt es zu einem vollstreckbaren Urteil, welches beinhaltet, wer welche Kosten trägt und wer was an wen zahlen muss.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
@ Piepel: Danke für dein Statement.
Die Versicherung des Anhängers hat bereits signalisiert, dass sie für den Schaden aufkommt (der gehört einem Unternehmen, das wohl viele Anhänger dort versichert hat und deshalb ein starkes Gewicht bei ihr hat).
Und die Versicherung des Zugfahrzeugs kennen wir auch, vielleicht teilen die sich das auch, keine Ahnung.
Die Polizei hat jedenfalls alles aufgenommen, es besteht kein Zweifel, wie der Unfall zustande kam und dass die beiden Betroffenen 100 % unschuldig sind :)
Die Muttern sind komplett gerissen, evtl. wird sich da die Versicherung mit dem Hersteller befassen, ob da vielleicht ein Materialfehler vorliegt. Die sind nicht rausgedreht, sondern offenbar direkt abgerissen; vielleicht war das schon länger am vor-sich-hin-reißen und irgendwann hat es dann nicht mehr gehalten.
Die Gutachterin hat mir schon gesagt, dass ich das Recht auf anwaltliche Vertretung hätte, falls es Probleme gibt. Momentan hoffe ich, dass der relativ geringe Schaden (vielleicht 1000 Euro) anstandslos bezahlt wird. Beim Auto hinter mir dürfte es deutlich mehr sein. Denn wie du sagst: der Wert des Fahrzeugs ist nicht mehr hoch, aber trotzdem sinkt durch den Unfallschaden sein Verkaufswert deutlich.
 

Piepel

Aktives Mitglied
Die Muttern sind komplett gerissen, evtl. wird sich da die Versicherung mit dem Hersteller befassen, ob da vielleicht ein Materialfehler vorliegt. Die sind nicht rausgedreht, sondern offenbar direkt abgerissen; vielleicht war das schon länger am vor-sich-hin-reißen und irgendwann hat es dann nicht mehr gehalten.
Bei der Schilderung vermute ich, dass jemand die Befestigungen derart angeknallt hat, dass die Festigkeit nicht mehr ausgereichte, also die Muttern oder Schrauben schon überdehnt waren.
Ob das so ist könnte man anhand der DOT Nummer der Reifen erkennen, die dann ja nicht mehr dem Auslieferungsdatum entsprechen, also später gewechselt sein müssen.

Das ist aber dann immer noch ein Problem des Besitzers, der dann ja den Urheber verantwortlich machen müsste.

Eigentlich sind Schrauben oder Muttern an Rädern gutmütig.
Sind sie zu lose, eiert die Felge und das Loch vergrössert sich, bis es grösser als die Mutter oder Schraube ist.
Sind sie fest und so angezogen, wie es dem Stahl-spezifischen Elastizitätsbereich entspricht, so passiert nichts.
Wurden sie überdehnt, so kann die Felge sie veranlassen, die Kräfte nicht mehr zu schaffen: dann aber reissen sie ab. Bei Kälte eher noch als bei Wärme.
Krass überdehnte Schrauben könnte man am Bruchbild erkennen.
Der Bruch erfolgt spiralförmig, danach kommt "ab".
Ein einfacher Bruch bei Überlastung würde einen Bruch zeigen, der linienförmig von einer Seite aus geht und dann die andere Seite erreicht, so ähnlich wie wenn man mit einem Spachtel Farbe abschiebt.
Übrigens hält eine M12er Schraube oder Mutter allermindestens über 4 Tonnen Zug aus.
Könnte also in irgendeinem Fahrzustand so eine seitliche Rad-Kraft die Schraube vom Gewinde weg drücken wollen, so müsste der Luftreifen die Kraft von der Fahrbahn aus übertragen können - und: die Gesamtkraft aller Schrauben müsste durch die Achsaufhängung erst mal aufgefangen werden, damit die sich nicht verbiegt.
Sowas passiert aber eher nicht - wie man an driftenden Autos sieht: die Bodenhaftung reicht nicht aus.
 
Zuletzt bearbeitet:

Werner

Sehr aktives Mitglied
Spannend. Mir ging es hier vor allem darum, ob andere ähnliche Erfahrungen mit Versicherungsgutachtern gemacht haben. Zum Glück muss ich mir über die konkrete Ursache keine Gedanken machen. Aber seither sehe ich überall doppelachsige Anhänger auf der Straße ...
 
G

Gelöscht 125385

Gast
Könnte also in irgendeinem Fahrzustand so eine seitliche Rad-Kraft die Schraube vom Gewinde weg drücken wollen, so müsste der Luftreifen die Kraft von der Fahrbahn aus übertragen können - und: die Gesamtkraft aller Schrauben müsste durch die Achsaufhängung erst mal aufgefangen werden, damit die sich nicht verbiegt.
Sowas passiert aber eher nicht - wie man an driftenden Autos sieht: die Bodenhaftung reicht nicht aus.
So etwas kann passieren, wenn das Radlager defekt ist, es dadurch heiß wird und dann kann das Rad abreißen.
 

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