biancaneve
Mitglied
Liebe Forenmitglieder,
heute nacht habe ich geträumt, dass meine Eltern anrufen und sich entschuldigen. Für das, was in letzter Zeit passiert ist und vielleicht sogar für das, was früher passiert ist, und mir erheblichen Schaden zugefügt hat (psychische und physische Gewalt, in der Folge leide ich an einer KPTBS, Depression....leben fällt allgemein schwer).
Aber das wird nicht passieren, da bin ich realistisch.
Meine Eltern waren immer der Meinung, dass sie "das Beste" für mich getan hätten, dass ich "alles hatte". Das stimmt aus ihrer Sicht auch: materielle Versorgung ist das Beste. Liebe, Verständnis, Fairness, Unversehrtheit, Respekt - das gab es leider nicht.
Eines Tages sagte mein Vater völlig entgeistert zu mir: "Woher kommt das eigentlich, dass du ein so geringes Selbstwertgefühl hast?" Ich war ebenso entgeistert wie er: es war ihm nicht annähernd klar, dass dies womöglich mit seinem Verhalten mir gegenüber zu tun haben könnte. Ich zittere, während ich das schreibe, es triggert mich, deshalb gehe ich nicht weiter ins Detail.
Nun gut. Nachdem ich selbst eine Familie gegründet hatte, dachte ich mir, dass das alles jetzt Vergangenheit ist, und ich nichts mehr in dieser Richtung ansprechen würde (ohnehin sinnlos, alles, was ich sagte, waren ihrer Meinung nach sowieso nur haltlose Vorwürfe und Übertreibungen). Ich wollte sozusagen großzügig mit dieser missbräuchliche Vergangenheit abschließen und zu meinen Eltern einen wohlwollenden, freundlichen und wertschätzenden Kontakt pflegen.
Es ist ja auch so, dass ich weiß, weshalb sie so sind, wie sie sind. Sie haben selbst schreckliche Dinge erlebt. Meine Mutter ist höchstwahrscheinlich auch traumatisiert, hat sich aber leider nie in Behandlung begeben, sondern alles verdrängt. Sie hat Ängste, Alpträume, Stimmungsschwankungen.....
Mein Vater war sehr jähzornig und auf Außenwirkung bedacht. Beide haben narzisstische Züge.
Ich wollte also ehrlich eine angenehme Beziehung mit meinen Eltern, ihnen nichts mehr vorwerfen und ihre eigenen schlimmen Erlebnisse als Entschuldigung sehen.
Das ging immer eine zeitlang gut..... bis es wieder zu Attacken gegen mich kam. Ich wurde von meiner Mutter in alkoholisiertem Zustand verbal angegriffen und beschuldigt (z.B. dass ich sie einmal "absichtlich hätte stolpern lassen" als sie alkoholisiert aus dem Auto stieg, Beteuerungen, dass es nicht so war, wurden nicht gelten gelassen - das ist nur ein Beispiel von vielen).
Für mich waren diese Attacken ein Rückfall meiner Eltern in frühere Muster: wir suchen einen Prügelknaben (-mädchen) und Sündenbock - wo ist er/sie? - Ahhhh, hier!
An jeglichen Konflikten war aus Sicht meiner Eltern grundsätzlich ich schuld. Schon immer. Weil ich nicht so war, wie sie es sich vorstellten, weil ich nämlich versuchte, mich zu wehren. Das wurde als krankhaftes Verhalten angesehen ("Das fing schon mit drei Jahren an...da hast du dich schreiend auf den Boden geworfen"....). Gut, als Teenager war ich dabei auch, ehrlich gesagt, nicht die Ruhe selbst.
Sehr interessant war auch, dass meine Eltern sich sehr gerne als Opfer darstellten ("wir hatten so eine schwere Zeit wegen dir..." - Täter-Opfer-Umkehr).
Ich versuchte, bei solchen Auseinandersetzungen ruhig zu bleiben, erwachsen zu bleiben, den Kopf einzuziehen, bis der Sturm vorüber sein würde. Aber das fühlte sich von Mal zu Mal schlechter an.
Gut. Was letztendlich das Fass für mich zum Überlaufen gebracht hat, war folgende Situation:
Ich telefonierte nur mit meinem Vater, meine Mutter war, wie ich glaubte, nicht im Raum. Man hörte auch nichts im Hintergrund. Mein Neffe war leider schwer erkrankt. Da ich zu meinem Bruder kein so enges Verhältnis habe (er ist sehr viel jünger als ich und ich wohne leider sehr weit weg), wollte ich meinen Vater fragen, ob es im Moment angemessen wäre, meinen Bruder anzurufen. Alle waren in Schockstarre, meine Eltern natürlich auch. Ich auch. Mein Bruder hatte mir die schlimme Nachricht ein paar Tage zuvor über whats app geschrieben - das sah ich als Hinweis, dass er nicht angerufen werden wollte.
Ich begann also den Satz: "Ich wollte dich nochmal um einen Rat fragen. X hat mir ja eine whats app geschrieben, als y erkrankt war, wollte ich fragen, ob du es für angebracht hältst, wenn ich ihn....."
Weiter kam ich nicht. Ich hörte ein Zischen und Fauchen und konnte erst gar nicht zuordnen, was das war - irgendwas mit der Verbindung? Dann realisierte ich, dass dieses Zischen meine Mutter war, die mir die Meinung geigen wollte. Sie hatte die ganze Zeit im Hintergrund zugehört ohne sich bemerkbar zu machen - und mein Vater hatte auf laut gestellt. Wutentbrannt zischte sie ins handy, was mir denn einfiele, sie seien alle verzweifelt, und ich wolle mich jetzt noch über meinen armen Bruder beschweren.
Ich sagte, dass ich eigentlich mit meinem Vater sprechen wollte, mit ihr nicht. Daraufhin legte sie wutentbrannt auf. Dann hörte ich nichts mehr von meinen Eltern. Auch zu meinem Geburtstag, Monate nach diesem Gespräch, gratulierten sie mir nicht. Versteht das bitte nicht falsch - wenn Freunde oder meine Kinder meinen Geburtstag vergessen, sehe ich das nicht eng. Ich vergesse selbst ständig Geburtstage. Die von meinen Eltern allerdings kein einziges Mal. Meine Eltern haben auch jedes Jahr angerufen und es war kein Vergessen, sondern Absicht. Ich sollte bestraft werden.
Dieses toxische Verhalten ist für mich schwer zu ertragen und ich frage mich, wie lange ich das noch mitmachen will/soll. Meine Heilung von der Traumafolgestörung sehe ich in Gefahr, wenn ich immer wieder so behandelt werde wie früher. Und diese Heilung ist wirklich notwendig, ich kriege sonst lebenstechnisch keinen Fuß mehr in die Tür.
Trotzdem finde ich diesen Schritt schlimm, denn ich hänge dennoch an meinen Eltern und sehe auch viele positive Seiten.
Es würde mich sehr freuen, wenn besonders Menschen, die auch mit dieser Eltern-Kind-Problematik kämpfen und Schäden davongetragen haben, antworten würden. Für andere ist die ganze Sache möglicherweise nicht so gut nachvollziehbar.
Viele Grüße
eure
biancaneve
heute nacht habe ich geträumt, dass meine Eltern anrufen und sich entschuldigen. Für das, was in letzter Zeit passiert ist und vielleicht sogar für das, was früher passiert ist, und mir erheblichen Schaden zugefügt hat (psychische und physische Gewalt, in der Folge leide ich an einer KPTBS, Depression....leben fällt allgemein schwer).
Aber das wird nicht passieren, da bin ich realistisch.
Meine Eltern waren immer der Meinung, dass sie "das Beste" für mich getan hätten, dass ich "alles hatte". Das stimmt aus ihrer Sicht auch: materielle Versorgung ist das Beste. Liebe, Verständnis, Fairness, Unversehrtheit, Respekt - das gab es leider nicht.
Eines Tages sagte mein Vater völlig entgeistert zu mir: "Woher kommt das eigentlich, dass du ein so geringes Selbstwertgefühl hast?" Ich war ebenso entgeistert wie er: es war ihm nicht annähernd klar, dass dies womöglich mit seinem Verhalten mir gegenüber zu tun haben könnte. Ich zittere, während ich das schreibe, es triggert mich, deshalb gehe ich nicht weiter ins Detail.
Nun gut. Nachdem ich selbst eine Familie gegründet hatte, dachte ich mir, dass das alles jetzt Vergangenheit ist, und ich nichts mehr in dieser Richtung ansprechen würde (ohnehin sinnlos, alles, was ich sagte, waren ihrer Meinung nach sowieso nur haltlose Vorwürfe und Übertreibungen). Ich wollte sozusagen großzügig mit dieser missbräuchliche Vergangenheit abschließen und zu meinen Eltern einen wohlwollenden, freundlichen und wertschätzenden Kontakt pflegen.
Es ist ja auch so, dass ich weiß, weshalb sie so sind, wie sie sind. Sie haben selbst schreckliche Dinge erlebt. Meine Mutter ist höchstwahrscheinlich auch traumatisiert, hat sich aber leider nie in Behandlung begeben, sondern alles verdrängt. Sie hat Ängste, Alpträume, Stimmungsschwankungen.....
Mein Vater war sehr jähzornig und auf Außenwirkung bedacht. Beide haben narzisstische Züge.
Ich wollte also ehrlich eine angenehme Beziehung mit meinen Eltern, ihnen nichts mehr vorwerfen und ihre eigenen schlimmen Erlebnisse als Entschuldigung sehen.
Das ging immer eine zeitlang gut..... bis es wieder zu Attacken gegen mich kam. Ich wurde von meiner Mutter in alkoholisiertem Zustand verbal angegriffen und beschuldigt (z.B. dass ich sie einmal "absichtlich hätte stolpern lassen" als sie alkoholisiert aus dem Auto stieg, Beteuerungen, dass es nicht so war, wurden nicht gelten gelassen - das ist nur ein Beispiel von vielen).
Für mich waren diese Attacken ein Rückfall meiner Eltern in frühere Muster: wir suchen einen Prügelknaben (-mädchen) und Sündenbock - wo ist er/sie? - Ahhhh, hier!
An jeglichen Konflikten war aus Sicht meiner Eltern grundsätzlich ich schuld. Schon immer. Weil ich nicht so war, wie sie es sich vorstellten, weil ich nämlich versuchte, mich zu wehren. Das wurde als krankhaftes Verhalten angesehen ("Das fing schon mit drei Jahren an...da hast du dich schreiend auf den Boden geworfen"....). Gut, als Teenager war ich dabei auch, ehrlich gesagt, nicht die Ruhe selbst.
Sehr interessant war auch, dass meine Eltern sich sehr gerne als Opfer darstellten ("wir hatten so eine schwere Zeit wegen dir..." - Täter-Opfer-Umkehr).
Ich versuchte, bei solchen Auseinandersetzungen ruhig zu bleiben, erwachsen zu bleiben, den Kopf einzuziehen, bis der Sturm vorüber sein würde. Aber das fühlte sich von Mal zu Mal schlechter an.
Gut. Was letztendlich das Fass für mich zum Überlaufen gebracht hat, war folgende Situation:
Ich telefonierte nur mit meinem Vater, meine Mutter war, wie ich glaubte, nicht im Raum. Man hörte auch nichts im Hintergrund. Mein Neffe war leider schwer erkrankt. Da ich zu meinem Bruder kein so enges Verhältnis habe (er ist sehr viel jünger als ich und ich wohne leider sehr weit weg), wollte ich meinen Vater fragen, ob es im Moment angemessen wäre, meinen Bruder anzurufen. Alle waren in Schockstarre, meine Eltern natürlich auch. Ich auch. Mein Bruder hatte mir die schlimme Nachricht ein paar Tage zuvor über whats app geschrieben - das sah ich als Hinweis, dass er nicht angerufen werden wollte.
Ich begann also den Satz: "Ich wollte dich nochmal um einen Rat fragen. X hat mir ja eine whats app geschrieben, als y erkrankt war, wollte ich fragen, ob du es für angebracht hältst, wenn ich ihn....."
Weiter kam ich nicht. Ich hörte ein Zischen und Fauchen und konnte erst gar nicht zuordnen, was das war - irgendwas mit der Verbindung? Dann realisierte ich, dass dieses Zischen meine Mutter war, die mir die Meinung geigen wollte. Sie hatte die ganze Zeit im Hintergrund zugehört ohne sich bemerkbar zu machen - und mein Vater hatte auf laut gestellt. Wutentbrannt zischte sie ins handy, was mir denn einfiele, sie seien alle verzweifelt, und ich wolle mich jetzt noch über meinen armen Bruder beschweren.
Ich sagte, dass ich eigentlich mit meinem Vater sprechen wollte, mit ihr nicht. Daraufhin legte sie wutentbrannt auf. Dann hörte ich nichts mehr von meinen Eltern. Auch zu meinem Geburtstag, Monate nach diesem Gespräch, gratulierten sie mir nicht. Versteht das bitte nicht falsch - wenn Freunde oder meine Kinder meinen Geburtstag vergessen, sehe ich das nicht eng. Ich vergesse selbst ständig Geburtstage. Die von meinen Eltern allerdings kein einziges Mal. Meine Eltern haben auch jedes Jahr angerufen und es war kein Vergessen, sondern Absicht. Ich sollte bestraft werden.
Dieses toxische Verhalten ist für mich schwer zu ertragen und ich frage mich, wie lange ich das noch mitmachen will/soll. Meine Heilung von der Traumafolgestörung sehe ich in Gefahr, wenn ich immer wieder so behandelt werde wie früher. Und diese Heilung ist wirklich notwendig, ich kriege sonst lebenstechnisch keinen Fuß mehr in die Tür.
Trotzdem finde ich diesen Schritt schlimm, denn ich hänge dennoch an meinen Eltern und sehe auch viele positive Seiten.
Es würde mich sehr freuen, wenn besonders Menschen, die auch mit dieser Eltern-Kind-Problematik kämpfen und Schäden davongetragen haben, antworten würden. Für andere ist die ganze Sache möglicherweise nicht so gut nachvollziehbar.
Viele Grüße
eure
biancaneve