Splitterbunt
Aktives Mitglied
Das sehe ich auch so.Eure Erwartungshaltung, dass nach zwei Monaten doch bitte alles rund laufen soll und sie zu schätzen wissen möge, was sie bei euch hat, ist total fehl am Platz, entschuldige den harschen Ausdruck. So treibt ihr sie nur weiter weg.
@Oldboy , es ist toll, dass ihr euch schnell und ohne großes Zögern dazu entschieden habt, deine Tochter zu euch zu holen. Ihr gebt euch Mühe und macht euch Gedanken, super.
Aber 15 Jahre (- noch dazu die prägendsten Jahre in der menschlichen Entwicklung, also Kindheit und Jugend) lassen sich nicht einfach umprogrammieren durch ein paar Wochen in stabilen Lebensverhältnissen und mit bemühten Familienmitgliedern. Ich will dich nicht desillusionieren, aber es kann Jahre dauern, bis deine Tochter sich als Familienmitglied empfindet und vielleicht wird das auch nie so richtig der Fall sein, weil ihr manche Themen immer bleiben werden. Auch das kann so sein und ist nicht unwahrscheinlich.
Nur um ein Beispiel zu geben: ich bin in sehr lieblosen und schwierigen Verhältnissen aufgewachsen. Als Erwachsene habe ich Jahre gebraucht, um mich in meiner von Anfang an sehr liebevollen Beziehung wirklich geliebt zu fühlen. Nicht weil mein Partner, heute Mann, etwas falsch gemacht hätte, sondern weil ich es auf Grund meiner Vorgeschichte einfach nicht anders, besser oder schneller konnte. Auf der Beziehungs- und Gefühlsebene gibt es bis heute - ich bin 32 Jahre alt und konnte in Therapien vieles aufarbeiten - immer wieder Momente, in denen durchkommt, wie ich aufgewachsen bin. Und ich war damals bereits erwachsen. Deine Tochter ist erst 15.
Zwei Monate sind wirklich nichts. Gar nichts. Ich glaube, was ihr vor allem braucht, ist Geduld und ein Bewusstsein dafür, dass ihr die perfekten Umstände schaffen könnt, es für deine Tochter aber trotzdem noch lange Zeit sehr schwierig bleiben kann, sich in dieses neue Familiensystem zu integrieren. Auch für deine Stieftochter ist es eine gravierende Veränderung, wenn nach 13 Jahren plötzlich ein ihr fremder Mensch dazukommt und als Familienmitglied behandelt wird, obwohl emotional noch gar kein entsprechender Bezug da ist.
Es ist keine einfache Situation. An eurer Stelle würde ich Familienberatungsangebote in Anspruch nehmen, um zu überlegen, wie eure Familie gut begleitet und unterstützt werden könnte. Vielleicht ist Elternberatung für deine Frau und dich sinnvoll, vielleicht Familentherapie, vielleicht Therapie für deine Tochter, etc. pp. Möglichkeiten gibt es viele und in eurer Situation würde ich jedenfalls welche in Betracht ziehen.