Hallo in die Runde,
vor einigen Wochen gab es hier ein ähnliches Thema, ich wollte aber trotzdem einen eigenen Thread aufmachen, weil meine Situation aus meiner Sicht etwas anders ist. Das wird ein längerer Text und ich bedanke mich bei jedem, der ihn vollständig liest und mir ggf. einen Rat geben kann.
Ich bin seit einigen Wochen mit meiner neuen Partnerin zusammen. Ich bin 37, sie ist 36.
Zuvor hatte ich erst eine Beziehung, die über ca. fünf Jahre ging. Ansonsten hatte ich davor keinerlei sexuelle Erfahrung bzw. bis ich 30 war, war ich "Jungfrau".
Die erste Beziehung ging während Corona in die Brüche bzw. ich habe mich getrennt, da es einfach nicht mehr gepasst hat und zwar massiv.
Ich war dann etwas über ein Jahr Single, bevor ich nun vor einigen Wochen meine neue Partnerin kennengelernt habe.
Die Beziehung ist einfach traumhaft. Wir können uns über alles unterhalten, auch über Intellektuelles und Politik.
Sie ist ein so offenherziger und warmer Mensch, der Sex ist einfach perfekt. Kurzum: Es gibt eigentlich nichts auszusetzen und ich könnte einfach nur glücklich sein.
Sie hat mir nach recht kurzer Zeit von ihrer Vergangenheit in den letzten ca. 2 Jahren erzählt und diese Vergangenheit belastet mich sehr. Vorab: Ich möchte nicht die Moralkeule schwingen, ich fühle mich einfach nur klein und hilflos und habe massive Verlustängste.
Vor zwei Jahren fing sie nach drei Jahren ohne Beziehung/Sex wieder mit der Partnersuche an.
Die drei Jahre lief aufgrund massiver familiärer Ereignisse gar nichts.
Sie hatte davor eine sehr lange Beziehung über viele Jahre und auch davor schon längere Beziehungen.
Sie lernte jemand kennen, mit dem sie eine Beziehung wollte. Er hat sie jedoch quasi am langen Arm verhungern lassen mit on/off Verhalten.
Daraufhin hat sie mit ca. 7 Männern gedatet. Sie war offen für eine Beziehung, war aber auch offen für reine sexuelle Treffen, wenn für sie keine Beziehung infrage kam. Bei diesen 7 Männern war keiner dabei, der für eine Beziehung infrage kam.
Sie hatte daraufhin im letzten Jahr eine kurze Beziehung über ein halbes Jahr, die mit der plötzlichen Trennung von ihm aus endete, weil er private Probleme hatte.
Daraufhin musste sie sich mehrere Wochen in stationäre psychologische Behandlung begeben.
Danach hatte sie über ca. 9 Monate zwanglose Geschichten mit 5 Männern. Teilweise parallel, teilweise auch ohne Kondom. (Sie nimmt die Pille.) Sie war in dieser Zeit nicht fähig für eine Beziehung, "brauchte" jedoch die sexuelle Intimität, Nähe etc..
Diese Geschichten hat sie dann nach und nach auslaufen lassen, sodass es am Ende nur noch ein Mann war, mit dem sie sich ab und zu noch getroffen hat. Das letzte Treffen mit ihm war wohl ca. 3-4 Wochen, bevor wir uns kennenlernten.
Mittlerweile hat sie den Kontakt abgebrochen, da wir ja nun in einer Beziehung sind.
Leider weiß ich von ihrer Vergangenheit viel zu viel, da ich viel nachgefragt habe, um meine Unsicherheit zu beseitigen, was es noch viel schlimmer gemacht hat. Je mehr Details ich erfahren habe, desto schlechter ging es mir.
Teilweise hat mein Kopf dann in ihrer Vergangenheit geforscht und vermeintliche Widersprüche entdeckt, die ich mit weiteren Fragen zu klären versucht habe. Ihre Vergangenheit geht mich eigentlich nichts an, jedoch hatte und habe ich das Gefühl, dass sie mir nicht bei allem die Wahrheit gesagt hat.
Dass sie ungeschützten Sex mit mehreren Männern hatte, wusste ich, bevor wir Sex hatten. Es hat mich echt schockiert!
Es gab dann einen Verhütungsunfall bei uns, wonach ich dann wissen wollte, wann bei ihr die letzte mögliche Ansteckung gewesen ist.
Hier hat sie mich dann aus Scham angeflunkert und einen Zeitraum angegeben, der viel länger her ist. Das spielt für den Test an sich keine Rolle, nur werde ich nicht gerne angelogen. Wenn man etwas sagt, dann bitteschön die Wahrheit.
Ebenso hat sie mich angelogen, wie oft sie mit den Männern ungeschützt verkehrt hat.
Durch mehrmaliges Nachfragen hat sie mir dann (hoffentlich) die Wahrheit gesagt und es mit Scham und Angst vor meiner Reaktion begründet.
Das Thema Vertrauen kommt nun also noch zusätzlich zu ihrer Vergangenheit obendrauf.
Ich gebe zu, dass ich ein wenig neidisch auf ihre "wilde" Zeit bin, da ich im vergangenen Jahr zu meiner Single Zeit ebenfalls offen für etwas Zwangloses gewesen wäre. Da ich aber nur durchschnittlich aussehe, waren meine Erfolge beim Online Dating leider bescheiden. Es gab mehrere Nachrichten zu Frauen und ein Treffen, bei dem nichts lief.
Somit stehe ich nun da mit einer einzigen Sexualpartnerin davor und habe es mit einer sexuell sehr erfahrenen Frau zu tun, die sich innerhalb kurzer Zeit ausgetobt hat.
Ich fühle mich nicht auf Augenhöhe und habe große Angst, dass ihr diese zwanglose Zeit irgendwann einmal fehlen könnte.
Sie hat eine Welt erfahren, die für mich gänzlich unbekannt ist und das macht mir große Angst.
Sie beteuert mir immer wieder, dass das eine Phase war, die endgültig abgeschlossen ist und auf die sie im Nachhinein gerne verzichtet hätte. Sie vermisst diese Zeit nicht und wird diesbezüglich auch nie wieder Bedarf haben, selbst wenn sie wieder Single sein sollte.
Nur, wie kann ich da sicher sein? Wer quasi einmal vom Honigtopf genascht hat, wird das vielleicht wieder haben wollen.
Sie wünscht sich eine Zukunft mit mir, ist auch sehr eifersüchtig und hängt an mir. Ich habe keine Zweifel an ihren Gefühlen für mich und abgesehen von ihrer Vergangenheit ist das die Frau, mit der ich mir vorstellen könnte, alt zu werden. Ich genieße unsere Zeit zusammen so sehr und ich bin verrückt nach dieser wunderbaren Frau.
Ich bin nun drauf und dran, in eine depressive Phase zu rutschen bzw. ich bin da schon drin. Ich weine momentan sehr viel und bin verzweifelt. Sie ist keine Frau, von der ich mich einfach trennen könnte. Es passt sonst alles so gut mit uns und natürlich profitiere ich auch von ihrer sexuellen Erfahrung enorm.
Es stellt sich für mich die Frage, wie ich mit ihrer Vergangenheit umgehen soll bzw. kann.
Grundsätzlich verurteile ich ihre losen Geschichten moralisch nicht. Ich finde nur die Anzahl in den zwei Jahren krass.
Nun bin ich mit bisher einer Sexualpartnerin mit 37 Jahren sicher nicht der Maßstab und ich erwarte in dem Alter auch kein Mauerblümchen.
Aber wer in Summe ca. 12 Sexualpartner in zwei Jahren hatte, bei dem denke ich, dass er bzw. sie auf Abwechslung aus ist und das irgendwann vermissen könnte.
Sie verneint dies vehement und hat eher Angst davor, dass ich denke, etwas im Leben verpasst zu haben und dass ich nun den Drang verspüre, mir die Hörner abzustoßen.
Das kommt für mich in einer Beziehung selbstverständlich nicht infrage.
Aber ich fühle mich ein Stück weit als Versager, der sich sexuell nicht ausgelebt hat und aufgrund seines durchschnittlichen Aussehens auch wenig Erfolg bei Frauen hatte.
Um nochmal auf das Thema "Moral" zurück zu kommen. Grundsätzlich ist es egal, ob Mann oder Frau als Single zwanglose Treffen hat. Ich finde aber trotzdem, dass es für einen Mann schwerer zu ertragen ist, wenn eine Frau das hatte.
Frauen haben es aus meiner Sicht beim Online Dating erheblich leichter, an Kontakte zu kommen.
Desweiteren hat sie ja keine Hemmschwelle mehr, sowas wieder zu tun, da sie es bereits kennt.
Natürlich kann man sagen, dass nun eine andere Hemmschwelle da ist, da man ja nicht leichtfertig seinen Partner betrügt.
Habt ihr Ratschläge für mich, wie ich damit umgehen soll? Trennung ist wie gesagt die allerletzte Option für mich.
Übertreibe ich mit meinen Ängsten? Ist die genannte Anzahl normal und ich einfach nur spießig und weltfremd?
Kann eine Frau mit so einer Vergangenheit treu sein und eine Familie gründen?
Sagt mir bitte eure ehrliche Meinung. Auch, wenn ihr der Meinung seid, dass ich völlig überreagiere.
Ich danke euch sehr!