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Die ganze Situation macht mich verrückt..

GetItTwisted

Mitglied
Guten Abend Leute,
ich habe mir jetzt mal vorgenommen, mir etwas von der Seele zu sprechen, was ich mich in meinem Freundeskreis wohl eher nicht "getraut" hätte - einfach, weil ich mich nicht noch verletzlicher machen möchte.

Wie dem auch sei - schlechte Tage kommen und gehen, so sagt man, aber mittlerweile habe ich nur noch schlechte Tage. Ich habe komischerweise eigentlich gar keinen Grund dazu, weil in meinem Leben alles gut ist im Moment und mich an sich nichts stört. Viel mehr bin ich selbst es.. Ich mache mir mittlerweile die ganzen Probleme in meinem Leben und das macht mich einfach nur noch kaputt.

Ich muss dazu sagen, dass ich mich selbst schon immer als sehr kritisch betrachtet habe und ich jede Kleinigkeit, die mal nicht perfekt ist, an mir hasse. JA! Es stimmt, niemand ist perfekt und mir ist das bewusst aber mein Unterbewusstsein ignoriert dieses Wissen wohl. Ich habe immer das Gefühl, wenn ich mit Freunden unterwegs bin, neue Leute kennen lerne oder sonstiges, dass ich hässlich bin, dass ich nicht als "gut" rüberkomme oder sie mich sowieso nicht mögen werden. Wenn ich dann sogar mal erfahre, dass man mich mag/gerne/lieb hat, bin ich fassungslos, weil ich nicht glauben kann, dass man mich lieben/mögen/ect. kann, weil ich mich selbst nicht akzeptiere. Dadurch denke ich auch immer, dass man mich als Kumpel/Freund etc. nicht gebrauchen kann, weil ich mich einfach nicht so einschätze und habe dadurch einfach extreme Verlustängste..

Mittlerweile ist es auch noch so, dass ich sehr stark verliebt bin, dies aber alles nur von einer Seite aus kommt - in diesem Fall also meiner -, ich tief im Inneren aber weiß, dass es sowieso niemals klappen wird. Doch genau dieses Verliebt sein macht mich noch verletzlicher. Vor dieser Person möchte ich nämlich noch "perfekter" wirken und tue dafür sogar fast alles. Ich habe noch nie jemanden so geliebt und ich interpretiere einfach in jede Aktion dieser Person etwas hinein, was mich einfach nur noch verrückter macht. Ständig der Gedanke, wie schön es wäre, wenn es von beiden Seiten kommen würde.. Es macht mich fertig, aber mein Kopf denkt trotzdem darüber nach, obwohl ich weiß, dass ich diese Person einfach nur vergessen sollte - in Hinblick auf die Liebe, denn sonst geht das nicht, die Freundschaft ist zu stark geworden.

Ich kann nicht mal sagen, dass mir die Meinung anderer also egal ist, weil ich es jedem Recht machen möchte. JA! Auch hier weiß ich eigentlich, dass dies niemals möglich ist, aber ich mache es dennoch. Mein Selbstbewusstsein ist einfach sowas von im Keller und mein Selbsthass sowie die unerwiderte und zwecklose Liebe nagen an meinen Kräften und lassen mich mittlerweile in jeder freien Minute daran denken. Mein Leben ist momentan nur durch Ablenkung mittels Freunde und Familie gut, aber sobald ich alleine bin, falle ich wieder in dieses "Loch" zurück und versinke in meinen Gedanken über all' diese Sachen - weshalb es mir immer wieder auf's neue schlecht geht und es mir mittlerweile sogar davor graut, mal einen Abend alleine zu sein.


So, ich hoffe, ihr versteht mich ein wenig und könnt mir eure Meinungen und Erfahrungen mitteilen. Danke vielmals für das Lesen!
 
G

GrayBear

Gast
Hallo GetItTwisted,

es wird wohl Zeit, dass Du Dich mit zwei Dingen näher beschäftigst:

1. Deine dunkle(n) Seite(n)
So oft reden wir darüber, lesen wir darüber, aber was unsere dunkle Seite wirklich ausmacht, das wagen die wenigsten zu erforschen. Das Motto: "Was ich nicht weiß, macht mich ... was auch immer". Der Nachteil ist, ob Du Dich nun um Deine dunklen Seiten in Dir kümmerst oder nicht, sie sind trotzdem da und manifestieren sich in Aktionen, nach denen die Menschen entsetzt die Hände vors Gesicht schlagen: "Wie konnte ich das nur tun, das bin nicht ich gewesen!". Irrtum, das war ich oder Du. Wo lebst Du Deine dunklen Seiten, deine weniger perfekten und zielgerichteten Eigenschaften? Jack Nicolson hat einmal gesagt, wenn er nicht solche düsteren Rollen spielen dürfte, würde er wahrscheinlich im Gefängnis landen. Genau diese "Einseitigkeit" glaube ich in Deinen Zeilen zu erkennen. Die Folge davon ist, dass wir uns selbst immer mehr im Weg stehen, uns selbst torpedieren. Je mehr Du Deine hässlichen und von Dir unakzeptablen Seiten verdrängst, um so mehr drängen sie sich in Dein Leben. Wo wagst Du etwas, was ist noch "gefährlich" in Deinem Leben? Wo zeigst Du, wie Du auch noch sein kannst? Wann hast Du zum letzten Mal gehört: "Das hätte ich nicht von Dir gedacht?". Auch der Selbsthass, den Du erwähnt hast, kann aus dieser Ecke kommen, denn Du lehnst einen starken und kreativen Teil von Dir ab und wer mag es schon, abgelehnt zu werden?

2. Deine innere Stimme
Nein, keine Sorge, ich meine nicht den ersten Schritt zur Schizophrenie. Fast jeder Mensch führt innere Dialoge. "Oh, den kenne ich doch ...", "Das war jetzt wieder Mist", "Ich habe Angst weil,...", "Das mag ich nicht ...", "Ich will weg hier", usw. Oft wird uns das nicht bewußt und es ist auch ganz normal. Unser Gehirn ist darauf trainiert, aus enorm vielen Informationen ein Bild unserer Welt zu schaffen, mit dem wir überleben und klarkommen können. Zu diesen Sätzen gehören auch Infos aus unserer Erziehung und Erfahrung, die sich als "Über-Ich" manifestieren: "Straff Dich!", "Das darfst Du nicht!", "Dazu bist Du zu doof, zu klein, zu häßlich, zu ...". Und unsere eigene Meinung über uns ist weit weniger unsere eigene, als wir oft meinen. Wie Du zu sein hast, um geliebt zu werden, nun das ist meist ein Verbrechen, das unsere Eltern begangen haben. "Erst wenn Du ...., dann bist Du liebenswert, dann kann man Dich lieben." Liebe, die an Bedingungen geknüpft ist, ist keine Liebe. Das ist ein pervertiertes Erziehungs- und Druckmittel und Du scheinst davon einiges abbekommen zu haben. Aber das ist nur meine Vermutung, keine Behauptung.

Das perfide daran ist: wir glauben diesen Mist auch noch, weil es ja in unserem Kopf stattfindet, obwohl wir die Herkunft der meisten "Leitsätze" weder kennen noch wirklich verifizieren können. Und so schlägst Du Dich scheinbar mit einem Bild von Dir "Perfektionistin, selbstkritisch, hassenswert, nur in perfektem Zustand liebenswert, muss es jedem recht machen, Liebe ist nur zwecklos, und, und, und" herum, das zum Selbstläufer wird und Dir immer mehr im Weg steht.

Die gute Nachricht ist: das meiste dieser inneren Dialoge ist monotones Gebrabbel, wie ein Tonband in der Endlosschleife. Die schlechte ist: ohne dieses Gebrabbel erschrecken wir erst einmal richtig heftig. "Ja ... wenn ich das nicht bin, wer oder was bin ich dann?". Wir stehen vor dem scheinbaren Nichts, also wird schnell wieder das innere Radio angedreht: lieber Mist hören, als garnichts. Und schon startet wieder die Endlosschleife.

Die schlechtere Nachricht ist: Du musst Dich mit Deinen Leit- und Glaubenssätzen auseinandersetzen. Anders geht es nicht. Und das fängt oft mehr mit Vermutungen und Visionen an, als einem lieb sein kann. Warum musst Du perfekt sein? Warum kannst Du nur geliebt werden, wenn Du das Idealbild Deines Gegenübers verkörperst? Wer hat Dir das eingeimpft, wer hat Dich damit manipuliert und verbogen? Und Nein, nicht immer ist der erste Gedanke, der Dir jetzt gerade durch den Kopf schießt der richtige, dahinter gibt es garantiert noch mehr. Wer profitiert davon, dass Du Dich selbst hasst? Wer wollte Dich klein halten, Dein Licht ausblasen, damit seines/ihres heller scheint? Warum must Du Dir jede Aufmerksamkeit und Zuneigung erst verdienen? Was bist Du wert? Für Dich? Für wen?

Die richtig schlechte Nachricht lautet: je mehr Du Dich so bemühst, wie Du es bisher getan hast, um so tiefer wird Dein Selbsthass. Du bist auf einem Irrweg und musst Dich neu orientieren. Du musst Deine eigenen Lebensrichtlinien erschaffen, Dein Bild von Dir vervollständigen, Dich sehen, wie Du wirklich bist. Dabei wird es positive und weniger positive Überraschungen geben. Und Du musst Verunsicherung, Ängste, Trauer, Freude und Wut zulassen, musst zulassen, dass Du Fehler machst und gemacht hast, die es Dir nicht leicht machen werden. Dein Bild von Dir, Dein in Form gepresstes Ich winkt nicht leise zum Abschied und ist dann mal weg. Es wird sich wehren, Du wirst Angst haben und Du wirst auf etwas vertrauen müssen, dass Du bisher nicht wirklich beachtet hast, auf Dich. Und Du wirst feststellen, dass Dich Deine Freunde und Deine Familie vielleicht nicht mehr verstehen können oder wollen , denn mit Deinem Selbsthass und Deiner Ablehnung hast Du auch ihr Weltbild gestärkt. Man konnte zu Dir auf oder auf Dich herabsehen, Du warst auch ein Schmiermittel für ihr Getriebe und besitzt jetzt die Frechheit, das zu hinterfragen? Oh, oh, das schätzt nicht jeder! Wie Du schreibst: Ablenkung mittels Freunde und Familie ... das könnte ein Spaß werden.

Es geht immer und immer wieder darum: wer bist Du wirklich? Und wie weit bist Du gerade davon entfernt? Mach Dich auf den Weg, wieder komplett zu sein, wieder in Deiner Gesamtheit Du zu sein. Und hör nicht auf jeden Blödsinn in Deinem Kopf. Meditation hilft dabei, eine halbe Sekunde Abstand zu schaffen., bevor Du wieder die Ansage für den Zug hörst: "Selbsthass auf Gleis 1, Haltestellen in Unmut, Widerwillen und Abscheu". Bitte einsteigen!

Alles Liebe
 
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