Vor allem scheint man dann nicht einschätzen zu können, wie sehr ich unter der Phobie leide. Vielleicht erwartet man auch, dass mein Partner mich heilt - kann er nicht.
Im psychischen Bereich sind Begriffe wie "krank" und
"gesund" sehr kritisch zu sehen. Auch die weit ver-
breitete Erwartung, Therapeuten könnten "heilen"
halte ich für schädlich, da sie Fähigkeiten suggerieren,
die in aller Regel nicht vorhanden sind.
Paul Watzlawick hat in den 1960er-Jahren erforscht,
wie Problemlösungen zustande kommen (er war Psycho-
analytiker) und überraschenderweise herausgefunden,
dass es eine sehr simple Gemeinsamkeit der Lösungen
gibt: Irgendwie entsteht ein Unterschied in der Situa-
tion, die als Problem erlebt wird. Und dieser Unterschied
wird meist nicht durch aufwändige Therapien ausgelöst
sondern kann "irgendwie" passieren - durch einen Satz,
ein Wort, ein Buch, eine Begegnung, einen Menschen,
eine Begegnung, ein Aha-Erlebnis.
Andere Therapeuten und Forscher haben seitdem diese
(lösungsorientierte) Sichtweise aufgenommen und in
die Praxis umgesetzt (Milton Erickson, Steve de Shazer)
und die Ergebnisse dieser "Lösungsorientierten Kurz-
therapie" sind so gut, dass Universitäten sie den Thera-
peuten nicht beibringen, "weil davon niemand leben
kann" (Originalzitat aus der Uni Münster, wo ein solcher
Lehrgang wieder abgeschafft wurde, als man begriff,
dass die Therapien dann nur noch 3-6 Stunden dauern
würden).
Kurzum: Es ist wichtig, zu Beginn einer Therapie zu de-
finieren, welcher Unterschied genau entstehen soll. Man
kann sich etwa fragen: wann war es zum letzten Mal so
gut, dass ich sage "so hätte ich es gerne wieder"? Und
eben nicht auf das Problem (die Phobie) fokussieren,
sondern darauf, was (wieder) da ist, wenn sie weniger
wird oder weg ist. Und dann einfach alles versuchen,
was diesen Unterschied wahrscheinlicher macht und
alles unterlassen, was das Problem am Leben hält oder
stärkt (Aufmerksamkeit zum Beispiel).
Statt also nach einem "Ausweg" zu suchen kannst du
mehr in Richtung "Ziel" (wo will ich hin) gehen. Denn
wenn du auf ein neues Ziel zugehst, kommst du im
Erfolgsfall automatisch aus dem bisherigen raus, wobei
der Ausweg meist erst rückblickend erkannt wird, wes-
halb Therapeuten in der Tradition Watzlawicks eher auf
"Lösungsdiagnosen" setzen (was hat geholfen?) als auf
Problemdiagnosen (was läuft schief?).
Oder sie fragen: Woran wirst du merken, dass es dir
wieder gut geht? Was tust du dann (wieder), was du
derzeit noch nicht machst? usw.
Wenn dir dieser Ansatz sinnvoll erscheint, schau mal
auf diese Webseite:
www.loesungssammlung.de - da
wird er weiter ausgeführt und mit Beispielen illustriert.
Viele Grüße,
Werner