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Depression + Arbeitsleben/Berufswechsel

G

Gelöscht 125620

Gast
Hallo,

Ich brauche gerade einfach einen Ort, an dem ich meinen Kummer etwas ablassen kann.
Ich (m/23) habe vor Kurzem mein Bachelorstudium abgeschlossen und bin vor einem Monat in eine neue Stadt gezogen, um dort eine Arbeitsstelle anzutreten. Aktuell befinde ich mich "eigentlich" in einer Psychotherapie, die ich aber aufgrund meines Vollzeitsjobs nicht weiterführen kann, da meine Arbeitszeiten in die meines Therapeuten reinfallen. Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten bekomme ich nicht. Die einzige Möglichkeit wäre vielleicht eine Reduzierung meiner Arbeitszeit, aber dann kann ich die teure Miete hier nicht mehr bezahlen & bin an diese Wohnung bis Juli gebunden.

Das wäre für mich auch nicht so schlimm, wenn ich psychisch stabil wäre, aber das bin ich aktuell leider nicht. Ich leide an "leichten Depressionen" und Körperdysmorphophobie. Leichte Depressionen deswegen, da ich es aktuell noch mit meinen letzten Kräften hinbekomme, meinen Alltag irgendwie zu meistern, also Arbeit und Haushalt.

Ich habe kein Sozialleben außerhalb von meiner Arbeit mit den Kollegen (auch Schwierigkeiten, neue soziale Kontakte einzugehen wegen schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit, lange Geschichte..). Meine Familie wohnt über 400 km entfernt. Mit Psychopharmaka/Medikamenten habe ich es bereits versucht, hat mir aber nicht geholfen oder die Nebenwirkungen waren zu stark (habe Fluoxetin/Venlafaxin probiert).

Die Arbeit macht mir irgendwie keinen richtigen Spaß, die Bezahlung ist nicht so doll, es gibt keine vermögenswirksamen Leistungen/Benefits und mein Chef ist auch nicht so einfach im Umgang.. da die Firma sich aktuell finanziell in einem instabilen Zustand befindet, habe ich sowieso geplant, so früh wie möglich zu gehen/kündigen. Ich möchte den Beruf, also das was ich jetzt mache, auch nicht mehr weiterführen, deswegen brauche ich Alternativen.

Leider habe ich nur einen Bachelor in Übersetzen/Fremdsprachen, da ist man sehr begrenzt in seinen Möglichkeiten. Ich will etwas machen, das mehr Perspektiven/Aussichten hat als das was ich jetzt mache (Werbetexten/Übersetzen). Ich mache mir aber Vorwürfe, da meine Eltern mir mein Studium finanziert haben und ich jetzt eventuell komplett die Richtung wechseln möchte. Sorry, dass der Text so lange geworden ist. Fühle mich aktuell einfach sehr schlecht und unwohl in meiner Lebenssituation.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 125314

Gast
Hi Mercure,

nur ein Hinweis am Rande: Du wirst wegen der sehr frühen Zurhilfenahme einer von der GKV oder PKV finanzierten Psychotherapie keine BU-Police mehr bei einem Versicherer erhalten. BU = Berufsunfähigkeitsversicherung.

Es kann sein, dass es noch eine BU für Dich geben wird, die dann aber exorbitant teuer sein würde. Möglicherweise ist die BU nicht Dein akutes Thema, dennoch wollte ich darauf aufmerksam machen.

Denn: Wenn die Therapien schon so früh in Anspruch genommen werden, wird man die Stigmatisierung bei den Kassen & Versicherern eigentlich nicht / nie wieder los. Man ist aktenkundig.

Das kann ein hinderlicher Umstand sein, weil ausgerechnet Leute mit angegriffenen Nerven eigentlich sehr gut eine BU-Police für später gebrauchen könnten. Dieser Weg bleibt Dir somit verbaut. Alternative: für die Rente stärker privat vorsorgen als es andere tun, die "gesünder" sind.
 

Traulicht

Aktives Mitglied
Hi!

Ich finde es nicht schlimm, wenn du sagst, du möchtest dich beruflich in eine andere Richtung entwickeln. Du hast dein Studium schließlich abgeschlossen und mit Fremdsprachen kann man in vielen Bereichen tätig werden.
Was schwebt dir denn so vor, was du anderes tun könntest?
Hast du dich schon nach Stellen vor Ort umgesehen?

Ich finde es sehr wichtig, daß du zu deinen Therapiesitzungen gehen kannst, wenn sie dir bei der Bewältigung deiner Probleme helfen. Das sollte für dich oberste Priorität haben. Was sagt dein Therapeut dazu? Hast du schon einmal mit deinem Arbeitgeber deswegen geredet? Wenn es dir dort eh nicht so besonders gefällt, dann wäre es u.U. egal, daß er weiß, daß du regelmäßige gesundheitliche Termine wahrnehmen mußt (du mußt nicht sagen, was das für Termine genau sind!). Aber bedenke bitte, daß im Falle einer Kündigung, sofern du noch kein volles Jahr gearbeitet hast, du auch keinen Anspruch auf ALG1 hast.
Du könntest auch die Arbeitszeit reduzieren und dir für das Wochenende einen 520 € Job suchen. Käme das für dich in Frage?

Wie geht es dir in der neuen Stadt? Magst du mittelfristig wieder zurück in die Stadt deiner Familie ziehen?

LG
 
G

Gelöscht 125620

Gast
@nrwjob danke dir für die Bemerkung. Mein Vater hat sich jedoch bereits um eine BU-Versicherung für mich gekümmert, noch bevor ich die Therapie begonnen habe.
@Traulicht ich habe da leider absolut keine Ahnung. Ich hatte daran gedacht, einen Master zu machen, aber dann dachte ich mir: "Wieso nicht den Berufseinstieg versuchen?" Und na ja, jetzt mache ich etwas, das mir nicht wirklich Spaß macht.. das was ich eigentlich studiert habe (Übersetzen) hat scheinbar kaum Zukunft, zumindest konnte ich in der Richtung keinen Job finden und eine Beraterin beim Arbeitsamt meinte auch, dass dieser Bereich keine Zukunft hätte. Ich bin aktuell dabei, mich nach Alternativen umzusehen.

Mein Therapeut hat mir Online-Stunden angeboten, was mir allerdings nichts bringt, da ich kein Home-Office genehmigt bekomme (generell kein Home-Office in dem Unternehmen) und auf meiner Arbeit keine geeigneten Räumlichkeiten dafür vorhanden sind. Ich habe mich mit Mini-Job Möglichkeiten noch gar nicht auseinandergesetzt..

Ich fühle mich hier in der neuen Umgebung irgendwie nicht so wirklich wohl, vielleicht liegt es nur am Winter, aber so richtig warm werde ich mit dieser Stadt hier nicht. Ich habe hier nur ein paar Bekannte aus Uni-Zeiten, die in der Umgebung wohnen, aber keine Freunde oder so. Zwecks Umzug in die "Heimat" bin ich mir noch unsicher. Eigentlich wollte ich hier in NRW meine Psychotherapie machen, da mein Therapeut ein Spezialist für meine Problematik ist, aber wenn ich die Therapie eh abbrechen muss, kann ich eventuell wieder zurückziehen. Bin da aber noch unentschlossen. Ich komme ursprünglich aus einer ländlichen Region in Bayern und bin fürs Studium in eine Großstadt in NRW gezogen, um hier mehr Anschluss zu finden (bin LGBTQ, deswegen ist es recht schwierig für mich auf dem Land Kontakte zu finden). Aber bedingt durch negative Erfahrungen mit den falschen Menschen fällt es mir schwer, mich auf neue Leute einzulassen. Auch etwas, woran ich arbeiten muss...
 

Traulicht

Aktives Mitglied
das was ich eigentlich studiert habe (Übersetzen) hat scheinbar kaum Zukunft, zumindest konnte ich in der Richtung keinen Job finden und eine Beraterin beim Arbeitsamt meinte auch, dass dieser Bereich keine Zukunft hätte.
Sehe ich anders. Du darfst dich nur nicht auf das Übersetzen an sich versteifen. Aber viele Firmen suchen mehrsprachige Mitarbeiter beispielsweise für Messen, ausländischen Kundenservice etc. pp. Dafür muß man natürlich mehr können, als "nur" eine Fremdsprache. Zum Beispiel technisches Know-How aufweisen. Aber du könntest genauso gut im Vertrieb einer Plüschtierfirma arbeiten ;)
Wenn dir das aber nicht gefällt, dann ist weder das noch der Master eine Option.
Ich habe mich mit Mini-Job Möglichkeiten noch gar nicht auseinandergesetzt..
Solltest du vielleicht aber tun.
Eigentlich wollte ich hier in NRW meine Psychotherapie machen, da mein Therapeut ein Spezialist für meine Problematik ist, aber wenn ich die Therapie eh abbrechen muss, kann ich eventuell wieder zurückziehen.
Mein Therapeut hat mir Online-Stunden angeboten,
Du solltest dringend bei diesem Therapeuten bleiben, wenn du das Gefühl hast, daß er dir helfen kann. Deine Gesundheit hat immer Vorrang! Wenn du zurückziehen solltest, dann kannst du immer noch Online-Stunden bei ihm nehmen!

Es ist nicht leicht, sich auf etwas Neues einzulassen und Anschluß zu finden. Vielleicht fällt dir das aber in einer Umgebung, in der du dich wohl fühlst, leichter? Es ist auch gar nicht unbedingt immer von Vorteil, wenn man Leute "wie man selbst" kennenlernen will. In der Walking-Gruppe am Stadtrand, dem VHS-Kurs, da lernt man häufig Menschen kennen, die haben nichts mit einem selbst gemein und werden doch enge Freunde. Aber leicht ist es natürlich nicht...
 
G

Gelöscht 125620

Gast
Tut mir leid für die späte Antwort und danke für deinen Beitrag @Traulicht . Ich tendiere zu einem Master, da ich dann flexibel bin und die Möglichkeit habe, mich vollständig um meine mentale Gesundheit zu kümmern. Außerdem bin ich ja noch relativ jung und meine Eltern würden mich finanziell unterstützen. Bin aktuell auf der Suche nach passenden Studienangeboten, eventuell im Wirtschaftsbereich. Wenn jemand, der ebenfalls Geisteswissenschaftler ist, etwas kennt und das mitteilen möchte, wäre ich sehr dankbar.
 

Luna_New

Aktives Mitglied
Für mich klingt das nicht gut und eher so, als ob die Depressionen unter den Umständen noch stärkere Optionen haben zu wachsen.
Hast du mal überlegt deinem Chef reinen Wein einzuschenken?
Mein Cousin hat bei einer neuen Arbeitsstelle angefangen und von vornherein gleich klar gemacht, dass er einmal pro Woche am Freitag eher Schluss machen muss, weil er dann zur Psychotherapie geht.
War kein Thema. Aber da ist sicher jeder Arbeitgeber anders.
Umgekehrte Frage: Wie flexibel ist denn der Psychotherapeut? Ich gehe davon aus, dass du bis 16:30 Uhr arbeitest und insofern nur Termine ab 17 Uhr in Frage kommen,
Könntest du den Therapeuten nicht wechseln? Einmal pro Woche sollte es doch möglich sein, dass du entweder eher gehst und das nacharbeitest oder dass du ab 17 Uhr einen Termin bekommst?
Ich finde das nicht gut.
Insgesamt scheinst du sehr unglücklich mit deiner Situation zu sein.
Ich würde auch empfehlen, die Stundenanzahl zu reduzieren und ggf. wieder in die Nähe der Familie zu ziehen.
Dahin wo du Halt hast.
Könntest du nochmal mit deinen Eltern reden, dass sie dir eventuell ein Zweitstudium finanzieren und du nebenher Teilzeit arbeitest?
 
G

Gelöscht 125620

Gast
@Luna_New Ich habe gedacht, dass wenn ich Vollzeit arbeiten gehe, sich meine Depression bessern würde, aber das hat sie leider nicht. Mein Chef hat mir gesagt, dass sich an den Arbeitszeiten nichts ändern lasse, die bleiben so fix. Der Psychotherapeut bietet nur Termine in seinen Arbeitszeiten an, die in meine fallen. Später am Abend oder Samstag geht nicht, habe ich ihn schon gefragt. Einen Anspruch auf Teilzeit habe ich erst nach 6 Monaten Betriebszugehörigkeit.

Das Problem ist ja, dass ich bei meiner Familie nicht wirklich Halt habe. Sie haben mich während meines Studiums finanziell unterstützt und ich habe Kontakt mit ihnen, ja, aber so richtig eng ist das Verhältnis nicht. Außerdem weiß ich nicht, was ich da soll, in meiner ländlichen Herkunftsregion in Bayern.

Meine Eltern würden ein weiteres Studium unterstützen, aber ich will ihnen halt eigentlich nicht zu sehr auf der Tasche liegen (sie verdienen zwar recht gut, aber trotzdem, so aus Prinzip). Deswegen, wenn ich weiterstudieren sollte, dann muss es wirklich was mit Hand und Fuß sein und nicht wieder etwas sehr Unsicheres wie mein geisteswissenschaftliches Studium..
 

Luna_New

Aktives Mitglied
Ich habe gedacht, dass wenn ich Vollzeit arbeiten gehe, sich meine Depression bessern würde, aber das hat sie leider nicht.
Nein, das ist ein Trugschluss. Und das meine ich jetzt nicht persönlich.
Das Problem ist, dass du dann schnell in die Überforderungsspirale rein kommst.
Wenn du meine ehrliche Meinung hören willst: Ich halte Teilzeit für optimal bei Depressionen. Man hat einen geregelten Tagesablauf, überfordert sich aber nicht und hat noch genügend Zeit, um nebenher Therapie zu machen und sich um sich zu kümmern.
Ich würde mich entweder nach einem neuen Psychotherapeuten umsehen oder nach einer anderen Arbeitsstelle, wo ich Teilzeit arbeiten kann.

Ich kann dir nur raten, eines von beiden zu ändern. Ansonsten sehe ich bei deinem Fall die Gefahr darin, dass du mehr und mehr in eine Abwärtsspirale kommst und es dir immer schlechter geht.
Also entweder Teilzeit und sich neu zu bewerben oder Vollzeit weiter und dann wenigstens eine neue Therapie.
Hast du mal über eine Klinik nachgedacht, wenn beides nicht geht? Oder eine psychosomatische Kur?

Ich würde meinen Eltern reinen Wein einschenken.
 
G

Gelöscht 125620

Gast
@Luna_New Ja, ich merke seit den letzten Monaten, dass es psychisch bei mir immer weiter bergab geht und ich etwas unternehmen muss. Meine Problematik ist leider so spezifisch, dass es nur wenige Therapeuten in dem Bereich gibt (Dysmorphophobie). Ich habe ein Jahr lang gewartet, damit ich zu diesem Therapeuten gehen kann, weshalb ich eigentlich ungern wechseln möchte (wenn dann nur zu jemandem, der sich mit Dysmorphophobie auskennt).

Über einen Klinikaufenthalt habe ich auch schon häufig nachgedacht, aber bringen würde es für mich eigentlich nur etwas, wenn sich das Personal dort mit meinem Krankheitsbild auskennt (ist wie gesagt recht spezifisch). Aktuell habe ich zumindest noch keine Probleme, meinen Alltag einigermaßen geregelt zu bekommen, aber das kann sich natürlich ändern... In meinem Studium hatte ich eine Phase, in der ich es mit Medikamenten, also Fluoxetin und Venlafaxin, versucht habe. Leider waren die Nebenwirkungen so stark und die positive Wirkung wiederum zu schwach/nicht vorhanden, sodass ich die dann abgesetzt habe.

Die Phase, in der ich die Medikamente genommen habe, war auch die Phase, in der es mir am schlechtesten ging. Ich bin fast gar nicht mehr aus dem Bett gekommen, Körperhygiene hat gerade so funktioniert, Haushalt wurde schon vernachlässigt. Rückblickend wundert es mich manchmal, wie ich es mit meinen Depressionen geschafft habe, das Studium erfolgreich durchzuziehen, aber wahrscheinlich auch nur weil ich mich selbst gezwungen habe, Klausuren abzulegen bzw. Leistung zu erbringen.
 

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