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Den "roten Faden" im Leben verloren

Timeout

Neues Mitglied
Hey,

leider habe ich niemanden mit dem ich darüber sprechen kann und ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich einfach nicht mehr weiter weiß. Ich komme nicht mit meinem Leben klar. Man sieht es mir nicht an, aber mir geht es echt dreckig. Eigentlich ist das nichts neues und angefangen hat das alles in meiner Pubertät...
Mir wurden meine sozialen Kontakte immer unwichtiger. Irgendwie habe ich den Draht zur Außenwelt verloren und alles was "wichtig" war vernachlässigt. Angefangen hat es eigentlich um 2005/2006. Ich bin einem MMORPG verfallen und konnte mich nicht mehr davon abwenden. Es war einfach so viel besser als mein bisheriges Leben, was auf Grund von Todesfällen in der Familie, Scheidung und anderen psychischen Problemen kurz davor schon aus dem Ruder lief.
Fortan begann ich mindestens 8 Stunden täglich (am Wochenende länger) nur noch vorm Rechner zu verbringen. Während dieser Zeit konnte ich meinen Alltag vergessen und mich auf andere Gedanken bringen. Doch leider kamen dann die Schattenseiten zum Vorschein und ich bemerkte indessen nicht, wie schnell die Monate und Jahre vergingen. Auf einmal standen die 10. Klasse Prüfungen an und die Schule war vorbei...
Ich wurde schon oft darauf hingewiesen, dass das was ich mache nicht gut gewesen sei und dass ich süchtig sei, aber wie jeder andere Abhängige auch, wollte ich mir das natürlich nicht eingestehen. Meine schulischen Leistungen haben darunter nicht sehr stark gelitten. Ich war eigentlich immer ein 2er Kandidat. Nie übberragend, aber oberes Mittelfeld.

Das ist nun ungefähr 6 Jahre her. Für mich eine lange Zeit, die ich einfach so vergeudet habe. Im Nachhinein bedauere ich es. Ich habe viele Dinge und Erfahrungen, die man im "Teenageralter" so mitmachen muss, nicht gemacht. Es fühlt sich so an, als hätte ich einen Lebensabschnitt übersprungen und komme mit dem jetzigen nicht zurecht, da mir irgendetwas fehlt. Ich bin sehr unselbstständig und faul geworden, habe kaum noch Kontakt zu anderen Menschen. Habe Scheu und mir gehen die Gedanken nicht aus dem Kopf, was andere über mich denken. Damit habe ich die größten Probleme. Ich kann ihn nicht unterdrücken. Mit der Zeit ist meine Einstellung zu mir – zu meinem Leben und zu anderen Menschen so ins Negative gesunken. Das geht schon so weit, dass es jedes mal eine Überwindung für mich ist einkaufen zu gehen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Ich habe in den letzten Jahren so viele negative Erfahrungen durchgemacht und es hat sich einfach alles verändert. Nicht nur an meinem Umfeld, sondern auch an mir. Ich bin sehr vergesslich geworden und kann mich für nichts mehr begeistern. Alles auf der Welt ist schlecht. Es kommt nichts gutes und im Großen und Ganzen bin ich nur ein kleines Individuum, dass zwar über eine Existenzberechtigung verfügt, aber diese nicht billigt. Für mich ist vieles, obgleich es mit der Welt allgemein oder mit mir zu tun hat, bedeutungslos/gleichgültig geworden – es ist, als hätte man mein Gehirn ausgewechselt. Ich habe mal die Zeit zusammengerechnet, in denen ich so ungefähr in realer Zeit gezockt habe und kam auf unvorstellbare 1,6 Jahre. 1,6 Jahre nur vorm Rechner und das in 6 Jahren. Ich weiß nicht, wie ich jetzt im Leben stehen würde, wenn ich stattdessen 1,6 Jahre gelernt oder etwas mit meinen Freunden/Familie unternommen hätte. Aber über diese vergeudete Zeit zu philosofieren wäre genau so eine Zeitverschwendung.

Zu meinem nächsten Problem: Ich musste mir ja Gedanken über meine Zukunft – Beruf usw. machen, doch leider bin ich daran kläglich gescheitert. Alles was ich anfasste war nichts Halbes und auch nichts Ganzes. Mir blieb immer nur die Hoffnung, irgendetwas zu finden, was mir gefällt und wofür ich auch ein gewisses Maß an Talent mitbringe. Ich sehe meine 3 Jährige Ausbildung als überflüssig an und ich möchte diese Zeit nicht noch einmal erleben. Sie hat mich doch schon ein bisschen geprägt. Mit anderen Worten: Die schlimmste Zeit meines Lebens. Wahrscheinlich ist dort der letzte Funken Selbstvertrauen erloschen. Ich habe mir bei allem was ich machte große Mühe gegeben, war immer Pünktlich und habe immer das gemacht was ich sollte. Doch leider konnte ich den innerlichen Druck irgendwann nicht mehr standhalten. Ich machte unbewusst Fehler, wurde von meiner Ausbilderin deswegen fertig gemacht. Es wurden Dinge von mir gefordert, die ich noch gar nicht bewältigen konnte. Ich wurde ziemlich ausgenutzt und wenn es Probleme gab, durfte ich als Sündenbock herhalten, obwohl ich oftmals gar nichts mit der Angelegenheit zu tun hatte. 2 Mal stand ich kurz davor die Ausbildung abzubrechen, aber ich hatte Angst keine Alternative zu finden und vor der Reaktion meiner Eltern. Also zog ich es dann durch. Ich täuschte auch manchmal eine Krankheit vor, wenn es mir innerlich so schlecht ging, dass mir allein schon der Gedanke daran Bauchschmerzen bereitete und ich wirklich Angst hatte dorthin zu gehen. Es ist ein merkwürdiges und unangenehmes Gefühl gewesen. Man wird 9 Stunden lang pausenlos beobachtet und für jede Kleinigkeit, die man verkehrt macht "zusammengeschissen". Es gab Momente, an denen ich völlig down war und Sachen machte, für die ich mich heute ziemlich schäme – das einzig Positive war daran, dass ich bei der Musterung mit T5 eingestuft wurde. (Was ja lächerlicher Weise 1 Jahr später eh abgeschafft wurde...)
Zusammenfassend könnte man sagen, dass ich mich nach den 3 Jahren als völlig unterbemittelt vorkam. Die Zeit war sehr kontraproduktiv. Der Beruf, den ich erlernt habe gefällt mir nicht und ich bin mir bewusst, dass ich früher die falsche Entscheidung getroffen habe.
Nun sind schon seitdem schon 1,5 Jahre vergangen. Ich habe im Anschluss an die Ausbildung das Fachabitur gemacht. Danach wusste ich wieder nichts mit mir anzufangen. Arbeiten oder Studium? Ich entschloss mich für ein Studium, weil ich im Zusammenhang mit Arbeit immer wieder an die vergangenen Zeiten gedacht habe. Leider sinkt mein Interesse zum Studienfach immer mehr. Ich habe einfach keine Interessen. Meine Vorstellungen waren auch ganz anders. Derzeit bin ich so demotiviert und spiele immer mehr mit dem Gedanken, ob das jetzt der nächste Reinfall ist. Seitdem ich angefangen habe zu studieren, wohne ich auch in einer anderen Stadt und allein in einer Wohnung. Jeden Tag der gleiche Ablauf. Nachmittags bin ich dann allein zuhause und gammel vor mich hin. Eigentlich die beste Möglichkeit zu lernen, aber ich kann mich dazu nicht aufraffen. Ich esse kaum noch was, kann kaum was trinken. Oft ist mir deshalb auch schwindelig, fühle mich schwach, instabil. Habe Probleme mich zu konzentrieren, traue mich nicht auf die Straße. Diese kindliche Naivität ist weg, es ist so, als hätte ich mich so sehr von anderen abgeschottet, dass mir allein schon die Blicke anderer Menschen Unsicherheit vermitteln. Selbst bei meiner Familie ist es so, dass ich nur eine gewisse kurze Zeit, sprich Minuten in deren Nähe verbringen kann. in meinem tiefsten Unterbewusstsein will ich wohl nicht, dass eine andere Person mich wahrnimmt. Dieses Jahr war auch mein erstes Silvester, an dem ich vollkommen allein zuhause war. Ich habe bei mir alles zu gezogen, dass auch gar keiner merkt, dass ich dort war...Das schlimmste ist ja, niemand den ich in meinem Alter kenne ist an Silvester allein und wenn ich dann so fragen an den Kopf geworfen bekomme, was ich gemacht habe, da fühl ich mich immer so schlecht. Mir wär das so unangenehm und peinlich, wenn Leute, die mich kennen wüssten, dass ich den ganzen Tag alleine war.


Ich mache wohl besser an dieser Stelle einen "Cut"
So viel zu mir. Der Text ist lang und wahrscheinlich kam auch nicht sehr viel erwähnenswertes rüber. Ich dachte mir nur, dass es vielleicht ganz hilfreich sein könnte, seine gestauten Gedanken aufzuschreiben. Ich danke diejenigen, die den Text gelesen haben und mir möglicher Weise Ratschläge geben könnte, was ich ändern könnte.

Liebe Grüße
 
G

Gast

Gast
Meine Auszeit dauerte gut 8 Monate an und endet nun, nachdem ich die Zeit in einem separaten Zimmer, getrennt von der Familie und ohne Beschäftigung aber mit vielen (konstruktiven) Gedanken, Notizen und Besuchen bei einem Therapeuten verbracht habe.

Du bist nicht dumm, werde kreativ!
 

Phoenix13

Mitglied
Hallo Timeout,

dein Text ist in der Tat sehr lang und du wirst sicher nicht auf alle Einzelheiten hier Antworten bekommen. Dennoch: Das ist ein guter und sehr wichtiger erster Schritt gewesen. Wie du schon richtig erkannt hast: Es ist gut, sich all seine Gedanken von der Seele zu schreiben. Ein Stück weit befreit das - ich denke, das merkst du im Moment selbst schon.

Ganz wichtig ist, dass du erkannt hast, dass du etwas ändern willst in deinem Leben. Glückwunsch! Viele verpassen nämlich auch dies.

Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass du deine Gedanken mit anderen Menschen teilst und so auch über dich reflektierst... dabei werden sich auch mehrere Wünsche, was du tun willst, und wie du dein Leben gestalten möchtest, langsam zeigen...

Sehr hilfreich könnte es sein, wenn du eine Therapie in Erwägung ziehst. Dort kannst du ganz wichtige Impulse bekommen, hast du das schon einmal überlegt?

Dir alles Gute & viele Grüße
Phoenix
 

Timeout

Neues Mitglied
Erstmal danke für die Antworten.

@Gast Mit Auszeit im seperaten Zimmer meinst du aber nicht in einer Anstalt oder? :rolleyes:
@Phoenix13 Danke für deine Antwort. Ich hatte vor ca. einem Jahr 7 Testsitzungen bei einem Psychologen, aber ich habe den Anschein gehabt, dass mich das keineswegs weiterbringt. Ich fühlte mich nachher genauso wie vorher. Deshalb hab ich die Sitzungen abgebrochen.
 

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