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Darf man eigentlich schwach sein?

G

Gelöscht 124556

Gast
Ist euch das schon Mal aufgefallen, dass man immer stark sein muss? Selbst, wenn Menschen Opfer schlimmer Verbrechen oder Schicksalsschläge geworden sind, erwartet man, dass sie sich da durchkämpfen und aufstehen. Vollkommen egal wie steinig und schwer jemandes Leben ist, die Gesellschaft erwartet, dass man es da raus schafft, egal wie schlimm es ist.

Und wenn nicht? Dann ist man schwach. Und schwach sein ist verpönt. Dann hat man es einfach nur noch nicht richtig versucht oder man hätte sich keine Mühe gegeben.

Dann wird darauf verwiesen, wie gut andere Menschen mit ähnlichen oder schlimmeren Problemen klar kommen. Wie glücklich doch Obdachlose sind, obwohl sie gar nichts haben! Oder wie sich irgendeine Christine vom Strich zur Supermarktleiterin hochgearbeitet hat! Jawoll, das kann man doch von jedem irgendwie erwarten, dass er endlich aufhört rumzuheulen und sich endlich anpasst. Egal, ob die Person ausreichend Hilfe bekommt oder nicht. Das kann gar nicht sein, dass jemand vielleicht sogar zu schwach ist, um sich selbst Hilfe zu suchen.

Warum ist es so schwer zu akzeptieren, dass manche Menschen mit ihren Kräften am Ende sind und es nicht mehr alleine schaffen? Und warum wird herabgesehen auf Menschen, denen so schlimmes widerfahren ist, dass sie nicht mehr können?
 

Revan233

Aktives Mitglied
Jeder darf soviel rumheulen wie er möchte.
Ich sehe auch nicht, dass die "Gesellschaft" irgendwas erwartet. Der Gesetzgeber vielleicht. Irgendwelche Personen sicherlich auch. Nur: weshalb sollte das einen interessieren?

Wer ist denn "die Gesellschaft"?
Weshalb sollte es einen interessieren, was "die Gesellschaft" erwartet oder möchte?
 
G

Gelöscht 60074

Gast
Ich kann dir deine Fragen (leider) nicht wirklich beantworten. Ja im Großen und Ganzen wird Schwäche sehr negativ gesehen, ich persönlich finde es richtig Stark Schwäche zu zeigen und zuzulassen. Es gibt meiner Meinung nach Situationen in denen es sogar gesund ist Schwach zu sein, gerade in von dir genannten Beispielen wie schlimmen Verbrechen und harten Schicksalsschlägen.

Ich finde es sehr schade, dass in unserer Gesellschaft alles Unangenehme tabuisiert wird. Vielleicht auch weil es viele Menschen gibt die es überfordert wenn ihr Gegenüber Schwach, Ärgerlich, Traurig, etc ist und sie nicht wissen wie sie reagieren sollen. Dann lieber gleich gar nicht thematisieren.
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
Natürlich darf man auch schwach sein bzw. gibt es in vielen Fällen kein "stark sein". Man hat einfach keine andere Wahl und muss lernen mit der Situation umzugehen.
Es ist vollkommen ok, wenn man sich überfordert, schwach und hilflos fühlt. Je nach Situation, braucht es Zeit, bestimmte Geschehnisse zu verarbeiten. Man muss sich einer Sache erstmal bewusst werden. Erst dann ist man in der Lage, Strategien zu entwickeln, um sich da rauszukämpfen. Hat man es geschafft, gilt man als stark. Wie schwach und verzweifelt man sich gefühlt hat, wird nicht hinterfragt.

Die jeweilige Situation mit anderen Menschen zu vergleichen, bringt nichts und hilft keinen weiter.
Das ist wie wenn man sich den Arm bricht, zum Arzt geht und der Arzt sagt dir das es Menschen gibt die Aids haben und viel schlimmer dran sind. Die Aussage ist zwar richtig, aber hilft mir und meinem Arm auch nicht weiter.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Weil nicht nur jeder Mensch an einen Punkt kommen kann, an dem er nicht mehr kann, sondern auch jede Gesellschaft und davor haben wir alle Angst. Wir sind noch immer nicht vernünftig genug, wirklich solidarisch zu sein, das zeigen die manchmal ohne Not leergekauften Regale deutlich. Sobald es "eng" zu werden scheint, gilt für einige der Selbstschutz vor dem Gemeinsinn und ein Domino-Effekt verschlimmert dies.

Und dann kann einen die Hilfe auch selbst an den Rand der eigenen Möglichkeiten führen. Wieviel Scheitern erträgt nicht nur derjenige, der scheitert, sondern auch derjenige, der das mit ansehen muss oder verhindern soll? Kompromisse sind oft eben nur Notlösungen mit der Hoffnung auf morgen. Manches ist einfach nur bitter und schwer zu ertragen. Ich weiß nicht, ob sich das jemals ändern lässt, denn dafür wäre ein Überfluss notwendig, den diese Welt nicht leisten kann, während dessen wir immer mehr Ressourcen aufbrauchen. Manchmal muss auch eine Hilfe sinnvoll sein, so schrecklich und beschämend das auch ist. Ich finde es schrecklich, das zu schreiben.
 

HeartAttack

Aktives Mitglied
die Gesellschaft erwartet, dass man es da raus schafft, egal wie schlimm es ist.
Wen meinst du denn mit "die Gesellschaft"? Und woraus schließt du konkret, was "die Gesellschaft" erwartet? Schon "die Gesellschaft" in einem Dorf besteht aus lauter unterschiedlichen Individuen, von denen jeder Unterschiedliches, Viele sicher auch gar nichts Bestimmtes von anderen erwarten.
Wie glücklich doch Obdachlose sind, obwohl sie gar nichts haben!
So einen Spruch habe ich zB noch nie gehört.
Und warum wird herabgesehen auf Menschen, denen so schlimmes widerfahren ist, dass sie nicht mehr können?
Ich kann nicht bestätigen, dass - auch hier: von wem denn? - auf Menschen herabgesehen wird, denen Schlimmes widerfahren ist.

Sicher hat etwas Bestimmtes dich dazu bewogen, diesen Thread zu eröffnen. Es könnte sinnvoll sein, wenn du das kurz beschreiben würdest.
 

Daoga

Urgestein
Ich finde es sehr schade, dass in unserer Gesellschaft alles Unangenehme tabuisiert wird. Vielleicht auch weil es viele Menschen gibt die es überfordert wenn ihr Gegenüber Schwach, Ärgerlich, Traurig, etc ist und sie nicht wissen wie sie reagieren sollen. Dann lieber gleich gar nicht thematisieren.
Es überfordert sie nicht, sie haben vermutlich eher Angst, selber damit belastet zu werden. Und klar wissen sie nie, wie sie reagieren sollen, bei manchen Leuten scheint jede Art von Reaktion falsch zu sein. Ins Hirn reinschauen kann man nämlich bei niemandem, wie er es gern hätte.
 

Saskia

Aktives Mitglied
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, da ist es nicht erwünscht Schwächen zu haben.
Es tut unserem Körper und unserer Psyche ist nicht gut, wenn wir ihre Grenzen vernachlässigen.
Es gehört viel Mut, seine eigene Verletzlichkeit zu akzeptieren und sie zu zeigen, denn es ist nicht sehr hoch angesehen offen damit umzugehen.
Viel zu oft wird man dadurch Mobbingopfer und das ist falsch.
Dabei bedeutet es, nicht nur für sich, sondern auch für andere, genauer hinzusehen statt weg zu sehen und füreinander dazusein.
 

Waingro

Aktives Mitglied
Ich sehe das überhaupt nicht so.

Anders als früher wird doch viel häufiger über psychische Probleme gesprochen und inzwischen sind die Leute was das angeht auch verständnisvoller und offener.

Mein persönlicher Eindruck ist eher der, dass viele Menschen - leider - auch absolut verweichlicht sind und einfach nichts mehr aushalten. Allen voran die von ihren Helikopter-Eltern hochgezüchteten Studenten, die mit 20 weder ein Spiegelei braten, noch ein Brief falten und kuvertieren können,

Die Menschen werden mehr und mehr zu Weicheiern erzogen. Alles ist dann immer direkt zu viel. Es soll immer alles einfach gehen, mit möglichst wenig Aufwand und Widerstand.

Leben ist nicht Taka-Tuka Land. Man muss auch mal einen Schlag in die Magengrube aushalten können und nicht jeden Furz der einem Quer steht zur Depression erklären.
 

Anja1967

Mitglied
Hallo Erdnussbutter,

ich finde es toll, dieses Thema angestoßen zu haben.
Auch mir ist in meinem bisherigen Leben aufgefallen, dass man möglichst stark zu sein und stets immer wieder gegen Missstände usw. anzukämpfen hat.

In unserer Gesellschaft ist es besser, lieber anderen ein Theater und eine "Rolle" vorzuspielen.
Viele wollen nur das Positive in einem Menschen sehen.
Schon kleine Kinder "spielen" vor ihren eigenen Eltern eine Rolle und zeigen teilweise aus Angst heraus nicht, wie es wirklich in Ihnen aussieht. Sie lernen es ja schon von ihren Eltern. Die sind ja immer so stark und erhaben über alles.

Ich selbst kenne diese Situation nur zu gut.
Als es im Erwachsenenalter nicht mehr zu übersehen war, dass ich irgendwie Probleme haben muss, haben mich meine Eltern erst ab diesem Zeitpunkt gefragt, was denn überhaupt mit mir los sei.
Schon während der Schulzeit und der Ausbildung wollte ich mit ihnen reden. Nur wurde es entweder nicht richtig ernst genommen oder sie taten es einfach ab, wie zum Beispiel: Ach das wird schon wieder, die meinen es nicht so...

Ich kann Dich gut verstehen. Heute geht es nur noch um die Spaß-Gesellschaft.
Auch ich war eine lebensfrohe und lustige Person. Diese bin ich aber bei weitem heute leider nicht mehr.

Ja, Schwäche zu zeigen in unserer Gesellschaft ist ein Manko. Dabei wäre es gerade gut, sich anderen Menschen einmal zu widmen, Ihnen mehr Zeit zu schenken. Doch darauf zu hoffen, ist wohl sinnlos. Eigentlich schade.
 

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