Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Chef schätzt Arbeitsvolumen falsch ein - was tun?

G

Gast

Gast
Hallo, ich habe einen Chef, der Arbeitsaufgaben und deren Zeitaufwand vollkommen falsch einschätzt oder alternativ versucht mich auszunutzen, ich bin mir nicht ganz so sicher.
Der ganze "Müll" wir bei mir zur Bearbeitung abgeladen. Ich mache seit Monaten unbezahlte Überstunden (täglich) und komme als einziger Mitarbeiter auch Samstag ins Büro - natürlich ohne Bezahlung. Die Arbeit kotzt mich nur noch an. Urlaub darf ich nicht machen, weil ich angeblich im Betrieb benötigt würde. Ich wurde genötigt, einen Antrag auf Auszahlung der Urlaubstage zu stellen mit der mündlichen Begründung, dass ich aus betrieblichen Gründen keinen Urlaub machen darf, weil es keine geeignete Vertretung gibt. Gleichzeitig gibt es andauernd Druck, dass dieses und jenes umbedingt fertiggestellt werden muss und es soll immer mehr und noch mehr Arbeit erledigt werden und es gibt andauernd Kritik, wenn etwas nicht fertig wird, obwohl ich ständig Überstunden mache. Vielleicht ist es auch ein Trick, mögliche Forderungen nach Gehaltserhöhungen im Keime zu ersticken und den Preis durch ein Klima der Angst gering zu halten.
Ich arbeite weder langsam noch uneffektiv. Das Problem ist nur, dass das Unternehmen eigentlich zusätzliche Personal einstellen müsste für die Arbeitsmenge, die ich absolvieren muss. Da das Unternehmen aber zu geizig ist, muss ich die Scheiße alleine abarbeiten. Kollegen haben keine Bereitschaft Überstunden zu machen - eine Einstellung, die mir durchaus zusagt. Aber wenn ich nur im Entfernsten mal versuche pünktlich zu gehen, übt der Chef so einen extremen subtilen Druck aus, sodass ich dann doch wieder Überstunde mache. Was würdet Ihr in so einen Betrieb machen? Wie kann ich die Situation verbessern?
 
G

Gast

Gast
Dir ist die Problematik hinreichend bekannt und erlebst sie tagtäglich. Dein berufliches (Über-) Engagement in allen Ehren. Um aber eine Änderung herbei zu führen, solltest du mehr auf dich und deine persönlichen Rechte schauen.
Ob sich dann etwas ändert, wirst du sehen.
 

kraeiouss

Aktives Mitglied
Die Arbeitssituation kenne ich sehr gut. Bei mir ist es ähnlich, abgesehen von der Bezahlung der Überstunden und die Samstagsarbeit. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aus diesem Hamsterrad rauszukommen, bevor man auf einen Burnout zusteuert.

Gibt es einen Betriebsrat in eurer Firma? Hier könntest du das Gespräch suchen.

Ansonsten schreibe ein Arbeitstagebuch und dokumentiere jede erledigte Aufgabe mit Zeitangabe und bitte deinen Chef um ein Gespräch. Stelle noch eine Liste zusammen, was sich in Zukunft in deinem Arbeitsbereich bessern sollte und wie evtl. manche Aufgaben von anderen Kollegen effektiver bearbeitet oder übernommen werden können.

Zusätzlich lässt du dir die Überstunden abzeichnen und die bereits vorhandenen ausbezahlen, sofern sie nicht durch den Arbeitsvertrag ausgeschlossen sind. Und du baust keine neuen mehr. Samstags arbeiten sofort streichen. Das wären so die ersten Schritte für eine Veränderung.

Weitere Möglichkeiten bei Nichterfolg sind z.B. ab sofort pünktlich gehen, keine Urlaubsabgeltuung unterschreiben und die nächste Zeit einen dreiwöchigen Urlaub beantragen und nach Genehmigung antreten. Dein Arbeitgeber muss dir jährlich einen zusammenhängenden Erholungsurlaub von 2 Wochen gewähren, laut Gesetz.

Bei Überforderung am Arbeitszplatz, durch zu starke Arbeitsbelastung, kann man sich krankschreiben lassen. Das wäre dann noch eine Möglichkeit von vielen. Trägt alles keine Früchte mit der Zeit, dann steht dir der Weg für die Suche nach einen neuen und besseren Arbeitgeber durch Bewerbungen jederzeit frei, so bitter wie manchmal dieser Weg scheint.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Freu Dich über die Lernaufgabe, die Dir das Leben stellt.

Ich meine das nicht ironisch und auch nicht unempathisch, denn ich kann mir sehr gut vorstellen, wie belastend das ist. Wie klein und hilflos und ohnmächtig ausgeliefert Du Dich fühlst. Wie anstrengend das für Deinen Körper und Deine Psyche und Deine Seele ist, weit über Deine eigenen Grenzen zu gehen.

Du läufst geradewegs auf einen totalen Zusammenbruch zu, wenn Du nicht schnell reagierst!

Ja, Du wirst ausgenutzt. Die Firma lutscht Dich aus und wenn Du wirklich zusammenbrichst und lange, lange krankheitsbedingt ausfallen wirst, wirst Du wenig Verständnis und Geduld ernten.

Aber es gibt Hoffnung!

Du hast Beispiele um Dich herum, wie es anders laufen kann! Deine Kollegen machen es Dir vor. Lerne von ihnen. Schau Dir was ab. Du siehst ja, es ist möglich, einfach zu gehen, keine Überstunden zu machen. Schau genau, was sie anders machen als Du. Lern ihre Antworten, die sie geben bei zusätzlichen Anforderungen.

Entzieh Dich.
Geh, wenn Deine Arbeitszeit beendet ist. Wenn es Dir hilft, dann verabrede Dich nach der Arbeit oder buche Kurse an der vhs. Hauptsache, Du hast einen guten Grund für Dich, nicht länger zu bleiben. Wenn Du so gewissenhaft bist, wirst Du sicher weder Deine Verabredung noch einen Kursleiter warten lassen wollen. Sieh auch zu, daß Deine Samstage verplant sind, so daß Du gar nicht in die Versuchung kommst, Du könntest ja mal eben in den Betrieb...

Mach Dir klar, daß Du Deinem Arbeitgeber eine durchschnittliche Arbeitsleistung schuldest. Nicht mehr und nicht weniger. Durchschnitt! Orientier Dich an den anderen Kollegen und schau eine Zeitlang jeden Tag ganz bewußt, daß Du nicht über Durchschnitt leistest!

Falls Ihr einen Betriebsrat habt, dann hole ihn ins Boot. Falls Du in der Gewerkschaft bist, dann hol Dir auch da Rat und Unterstützung. Die können unbezahlte Überstunden nämlich zu Recht überhaupt nicht leiden. Das ist ungesetzlich.

Und dann ist da noch der Punkt, wie der Chef subtilen Druck ausübt und wie Du auf seine Kritik reagierst. Das ist schwer auszuhalten für Dich, oder? Wo kommt das her? Wer hat Dich so kritisiert früher, daß Du das heute kaum aushalten kannst und versuchst, dem in vorauseilendem Gehorsam zuvorzukommen? Was sind das für Knöpfe, die er bei Dir drücken kann? Wo kommt das her? Was wiederholst Du hier? Und brauchst Du das heute als erwachsener, freier, selbstbestimmter Mensch noch? Oder hast Du längst andere Möglichkeiten?

Wenn er sagt: "Die Arbeit ist noch nicht fertig", dann sag einfach freundlich lächelnd "ja, stimmt. Ich bin in der regulären Arbeitszeit nicht fertig geworden. Und heute wird es auch nicht mehr fertig. Die Arbeitszeit ist ja jetzt vorbei." Was soll er tun? Vor Wut mit dem Fuß aufstampfen? Schreien? Dich an Deinen Arbeitsplatz fesseln? Nichts dergleichen wird passieren.

Er kann nur immer wieder sagen "aber das muß heute noch fertig werden". Dann nickst Du freundlich und sagst "Ja, Sie haben recht. Der Kunde wird verärgert sein, aber was soll ich machen, meine Arbeitszeit ist zuende. Ich gehe."

Wenn das regelmäßig geschieht und immer wieder Arbeit unerledigt liegen bleibt, Kunden verärgert sind etc. wird er eine Lösung finden. Die wird er finden müssen. Das ist nämlich seine Verantwortung. Dadurch, daß Du seine falsche Personalberechnung ausgleichst, übernimmst Du die ganze Zeit seinen Part und seine Verantwortung.
Wenn aufgrund seines Fehlers, Arbeit nicht erledigt wird, dann muß er die Verantwortung dafür tragen, nicht Du.

Ich meine das ganz ernst, daß Du die Herausforderung, die Dir Dein Leben in dieser Arbeitssituation gestellt hat, freudig und sportlich annehmen sollst. Du hast hier die Chance, zu wachsen, Dich für Dich einzusetzen, Stand zu halten.

Überleg mal, wie gut das sein wird, wenn Du das hier schaffst. Die Erfahrung kannst Du dann auf andere Situationen Deines Lebens übertragen. "Nein" sagen. Dich nicht ausnutzen lassen. Dich nicht überfordern.

Wenn nötig, dann laß Dich coachen dabei. Such Dir vielleicht einen erfahrenen Bekannten, der sich gut abgrenzen kann, als Mentor.

Ich wünsche Dir ganz viel Mut, Selbstliebe und Standfestigkeit. Und ein immer weiter steigendes Selbstwertgefühl, das Dir sagt "Stopp, hier ist meine Grenze"! Das wird prima sein, wenn Dir das in Fleisch und Blut übergegangen sein wird. Das wird Dein Leben auch in anderen bereichen sehr erleichtern. freu Dich darauf und fang gleich morgen an mit dem Pünktlich Feierabend machen.
 
G

Gast

Gast
Du schaffst es doch immer noch 130 % zu geben, warum sollte das jemand ( anderer ) ändern.
Kam ja wohl nicht alles auf einmal auf den Tisch sondern nach und nach immer mehr.?
Eine alte Arbeitgeber Masche um dich auszunutzen.
Du arbeitest immer schneller, mehr Überstunden um das aufzufangen.
Sieht am Anfang ja erst mal toll aus, du bist der der alles kann und noch mehr.
Sagst du jetzt diese kleine neue Aufgabe die noch dazu kommt, ,ist nicht mehr zu stemmen, was dann?
Dann kommt, das und das und alles haben Sie bis jetzt geschafft, dieses ( bißchen ) soll jetzt nicht mehr gehen.
Du bist nicht durch die Arbeit überfordert ( schaffst du ja bis jetzt) du kannst nicht im rechten Monet ( Stop ) sagen, es reicht.
Weil du da Argumentieren mußt, warum das jetzt nicht mehr geht.
Nicht der Chef schätz das falsch ein, du läßt es zu, machst ja mit, schaffst das ja !
Da Arbeitgeber immer höhere Ansprüche an ihre Angestellten stellen und der Druck und die Sorge um den Arbeitsplatz zunehmen, muten sich diese oft viel zu viel zu.
Immer mehr Menschen haben über Jahre oder Jahrzehnte hinweg nicht auf ihren Körper gehört.
Die Technisierung hat nicht für mehr Freizeit, sondern für noch mehr Streß gesorgt.
Was sonst lapidar unter Erschöpfung oder Depressionen gehandelt wurde, bekam einen neuen Namen, eine neue Qualität.
Wer sich keine Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten verschaffen kann, ist generell gefährdet.
Immer mehr Menschen betroffen: Burn-out ist gar keine Krankheit - n-tv.de
 

no-vip

Mitglied
Hallo Gast

Was Du da beschreibst ist - schon seit vielen Jahren - gängige Praxis.
(Ich erlaube mir dieses "pauschale Urteil" mal, weil ich länger bei einer "Zeitarbeitsfirma" beschäftigt war.
Neben persönlichen Erfahrungen, erfuhr ich also auch welche der Mitarbeiter.)
Und fast immer läuft es auf "Erpressung" hinaus.
Selbst wenn ein Mitarbeiter als wichtig für die Firma - scjeinbar - gelobt wird.

Schlimm wird es nur, wenn man versucht "gütlich zu regeln", wenn man nachgiebig wird,
wenn man sich einschüchtern läßt.
Dann hat man verloren.
Ich erzähle an dieser Stelle normal dass ich das Buch:
"Wie lerne ich Nein zu sagen - in 14 Tagen!"
Und dass ich das nach dem durchlesen gleich in der Praxis anwenden wollte.
Als mein Vorgesetzter kam und wissen wollte:
"Haben Sie was dagegen am Samstag arbeiten zu kommen?"
Und ich - wie aus der Kanone geschossen: "Nein!"

Ich denke was kraeiouss schrieb ist ein sehr guter Weg.
Nicht nur für Dich persönlich - sondern auch oder gerade, wenn es tatsächlich zu einer Kündigung käme.

Apropos eigene Erfahrung: in einer Firma wo der Abteilungsleiter am ersten Tag zu mir sagte ich könne mein Privatleben abschreiben, hatte ich mal nach einer Weile einen Ergfolg:
Ich durfte nach einer Weile anstatt bis zu 16 Stunden (+Sa) 11 Stunden arbeiten.
Das ganze trat nach folgender Unterhaltung ein:
ich: Wissen Sie was passiert, wenn ich nach mehr als 11 Stunden einen Unfall verursache?
Das kann für die Firma schnell Folgen haben."
Personalchef: "Wollen Sie mir drohen?"
Ich: "Nein . Ich wollte damit nur sagen was passiert,
wenn die gesetzlichen Reglungen nicht eingehalten werden."

Yeah..... ... ...

So wie es aussieht, wird es keine "gütliche Reglung" innerhalb kürzester Zeit für Dich geben.
 
G

Gast

Gast
Kurzfristig:

Für das Arbeitszeitgesetz ist das Gewerbeaufsichtsamt zuständig.

Geh dort hin und lass Dich beraten.

Du kannst z. B. die Beamten bitten, den Betrieb unter einem Vorwand zu kontrollieren und zufällig sollen die Beamten auch die Arbeitszeitnachweise kontrollieren. (Ich nehme an, es wird brav alles aufgeschrieben)
Aber Achtung: das ArbZG ist gegenüber dem Arbeitgeber sehr großzügig. Bis zu 10 Stunden täglich arbeiten ist ok, wenn entsprechend ausgeglichen wird.

Gibt's nen Tarifvertrag: dann ist auch die Gewerkschaft zuständig.

Langfristig:

Wie schon jemand vorher geraten hat, lass Dir ein Zwischenzeugnis ausstellen bzw. bewirb Dich woanders.

Beim neuen Job unbedingt von Anfang an "Nein" sagen lernen!

Sollten nach Deiner Kündigung noch Forderungen Deinerseits bestehen (Gehalt, Überstunden, Urlaub) unbedingt vorsorglich alles jetzt schon dokumentieren und ab zum Arbeitsgericht und einklagen. (Arbeitszeugnis kann man übrigens auch einklagen)

Viel Glück!
 

Darknessgirl

Aktives Mitglied
Bevor man die Beamten auf das Unternehmen hetzt und vermutlich neben dir noch mehr Leute ihren Job verlieren, mal eine ganz blöde Frage: Hast du das Problem so in dieser Form eigentlich mal beim Chef angesprochen, also ihm wortwörtlich gesagt, dass du so nicht mehr weitermachen kannst? Was war seine Reaktion?
 

deliana

Neues Mitglied
Es ist ein schwieriges Thema und ich habe es selbst auch schon mitgemacht. Im Endeffekt bist du im Nachteil, denn wenn es hart auf hart kommt musst du die Benachteiligung beweisen (siehe dazu u.a. dieses Urteil). Ich würde deshalb offensiver mit dem Thema umgehen und den Chef konfrontieren.
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben