Bitte um Rat - Freundschaft aufrecht erhalten?

cherrylily meinte:

Aber ja, man kann es durchaus auch anders sehen. Und ich denke das ist auch einer der Knackpunkte: dass ich es mit mir machen lasse, und eigentlich gar nicht so genau weiß, warum eigentlich...

Zum Vergrößern anklicken....

Kann es vielleicht sein, dass du dich früher zu Hause anstrengen musstest, um gesehen, geliebt, anerkannt zu werden und dieses Muster unbewusst auf Freundschaften übertragen hast?

AppleSR meinte:

Kann es vielleicht sein, dass du dich früher zu Hause anstrengen musstest, um gesehen, geliebt, anerkannt zu werden und dieses Muster unbewusst auf Freundschaften übertragen hast?

Zum Vergrößern anklicken....

Das könnte erklären, warum ich - nicht in allen, aber in einigen - Freundschaften tendentiell immer mehr gebe, als zu nehmen und darüber oftmals ausgenutzt werden kann. Naive Frage: wie bekommt man das wieder korrigiert? Ich meine, Schritt eins ist ja die Bewusstwerdung darüber, und mir ist auch klar, dass ich ein wenig positives Selbstbild habe, trotz dass ich einige meiner Eigenschaften auch objektiv (an anderen!!) sehr positiv sehe. Es gelingt mir aber bisher nicht, das so zu verinnerlichen, dass ich es selbst überzeugend glaube, dadurch einen höheren Selbstwert entwickle, und dann auch entsprechend Grenzen ziehen kann, wenn sich jemand mir gegenüber unverschämt verhält - im Gegenteil, es passiert häufig, dass ich sogar noch die andere Backe hinhalte anstatt für mich einzustehen.

cherrylily meinte:

Naive Frage: wie bekommt man das wieder korrigiert?

Zum Vergrößern anklicken....

Das ist keine naive, sondern eine ganz berechtigte Frage 😉 . Es ist wichtig, dass du Menschen, die du noch nicht so lange kennst, genau beobachtest und dir anschaust, wie sie sich im Umgang mit dir verhalten. Es ist auch gar nicht schlimm, wenn du "in Vorleistung gehst". Einer von Beiden muss schließlich den ersten Schritt machen. Du kannst auch 2 oder 3x hintereinander etwas für einen Menschen tun, der dir sympathisch ist. Aber dann solltest du den Gang ein wenig zurückschalten und beobachten, ob die andere Person umgekehrt auch von sich aus etwas für dich tut. Wenn du dann das Gefühl hast, dass die andere Seite gerne nimmt, aber wenig bis gar nichts gibt, solltest du die Reißleine ziehen und den Kontakt auf gar keinen Fall intensivieren.

Dasselbe gilt übrigens für Personen, die sich selten bis nie von sich aus melden. Achte darauf, dass es wenigstens einigermaßen ausgeglichen ist. Wenn du schon am Anfang zu übereifrig bist und die ersten 4-5 Male die Initiative ergreifst, musst du damit rechnen, dass die Kontaktpflege immer an dir hängen bleibt und du den Leuten ständig hinterher laufen musst. Und auf sowas hast du sicher keine Lust, nehme ich mal an 😁.

AppleSR meinte:

Das ist keine naive, sondern eine ganz berechtigte Frage 😉 . Es ist wichtig, dass du Menschen, die du noch nicht so lange kennst, genau beobachtest und dir anschaust, wie sie sich im Umgang mit dir verhalten. Es ist auch gar nicht schlimm, wenn du "in Vorleistung gehst". Einer von Beiden muss schließlich den ersten Schritt machen. Du kannst auch 2 oder 3x hintereinander etwas für einen Menschen tun, der dir sympathisch ist. Aber dann solltest du den Gang ein wenig zurückschalten und beobachten, ob die andere Person umgekehrt auch von sich aus etwas für dich tut. Wenn du dann das Gefühl hast, dass die andere Seite gerne nimmt, aber wenig bis gar nichts gibt, solltest du die Reißleine ziehen und den Kontakt auf gar keinen Fall intensivieren.

Dasselbe gilt übrigens für Personen, die sich selten bis nie von sich aus melden. Achte darauf, dass es wenigstens einigermaßen ausgeglichen ist. Wenn du schon am Anfang zu übereifrig bist und die ersten 4-5 Male die Initiative ergreifst, musst du damit rechnen, dass die Kontaktpflege immer an dir hängen bleibt und du den Leuten ständig hinterher laufen musst. Und auf sowas hast du sicher keine Lust, nehme ich mal an 😁.

Zum Vergrößern anklicken....

Danke für die Tipps. Interessanterweise ist es in dem hier beschriebenen Fall so, dass die Kontaktpflege zu 75% von meiner Freundin ausging, zumindest bevor sie ihren jetzigen Mann kennenlernte. Danach glich es sich eher aus.
Deine Beschreibung klingt sehr vernünftig, allerdings "scheitere" ich bisher immer eher an dem Punkt, an dem ich eigentlich aufhören sollte, zu geben, weil es nicht mehr ausgeglichen ist und nichts zurückkommt. Vermutlich kommt dann die Angst vor Zurückweisung ins Spiel bzw. der Gedanke, ich müsse ja was dafür tun, dass ich gemocht werde etc. . Ich werde mal genauer darauf acht geben, mich und andere besser beobachten.

Ich denke das du am schnellsten Klarheit bekommst wenn du mit ihr über die Wichtigkeit eurer Freundschaft sprecht. Im besten Falle weißt du wie wichtig ihr die Freundschaft ist.

Wer jetzt was bezahlt wenn du sie besuchst, wäre für mich erstmal nicht von Interesse.
Es ist eigentlich immer so, das derjenige der den Aufwand hat, auch die Kosten hat...ihr seid ja auch kein Pärchen.
Meistens hat auch die Person die besucht wird es gar nicht auf dem Schirm mit den Kosten.

Ich finde es gut das du nicht aufrechnest wer, was und wie viel investiert hat. So funktionieren Freundschaften nicht und es ist auch nicht so das sie dich zum zahlen nötigt / ausnutzt.

Für dich ist es so schwer weil sie dein Anker in der neuen Stadt war...und du ihr Anker. Ich vermute das euch beide eure Freundschaft genügt hat und ihr nicht auf der suche nach neuen Freunden wart.
Da sie nun geht, fehlt dir dein Anker.

Da sie nun Kind und Mann hat wird es eh schwer werden den Kontakt aufrecht zu erhalten.
Ich drück euch jedenfalls die Daumen und wünsche dir das du ganz schnell neue und vor allem gute Freunde findest.

liebe TE,

beim lesen deiner beiträge kam mir mehrfach der gedanke, dass du zu den menschen gehörst, die sich zu leicht ausnutzen lassen. obwohl sie dinge gemacht hat, die dich (zurecht) verletzt hatten, springst du, wenn sie dich braucht (schlüsselübergabe etc).

an deiner stelle hätte ich dort abgelehnt und mal geschaut, wie sie reagiert - DANN hättest du gemerkt, wie sie als freundin tickt und ob ihr was an eurer freundschaft liegt, oder du nur gut genug bist zum helfen und "schwere" bzw nützliche dinge tun.


ich neige auch zu deinem verhalten und bin in den letzten jahre AKTIV dagegen vorgegangen. das ging tatsächlich so weit, dass ich einem sehr guten freund (dachte ich) eine kleine "falle" gestellt habe, nachdem er mich gefühlt mehrfach hatte hängen lassen, als ich ihn gebraucht hätte (nichts finanzielles, sondern dinge, die ihn nur etwas zeit gekostet hätten, aber auch nicht großartig, die MICH aber unter anderem sehr viel geld gekostet haben im verlauf) - nachdem ich für ihn fast alles getan hatte (wenn mal was nötig war, inklusive dingen, die ihm sehr viel geld gebracht haben) : habe ihn um einen sehr kleinen, nahezu belanglosen gefallen gebeten. hat er abgelehnt und sich noch lustig gemacht drüber. ich habe mit einer ziemlich langen nachricht, was ich darüber denke, die freundschaft beendet, ihn überall blockiert und seitdem keinen kontakt mehr.

keine ahnung, ob sich solche optionen für dich ergeben könnten, aber falls ja, wäre das mein rat. ich weiss, das viele leute solche wege ablehnen, aber manchmal muss man eben wissen, woran man ist. für mich war eine freundschaft, die derart ausser balance ist, einfach keinen tag mehr investition (an zeit, "liebe" und co wert) wert.

Alopecia meinte:

habe ihn um einen sehr kleinen, nahezu belanglosen gefallen gebeten. hat er abgelehnt und sich noch lustig gemacht drüber. ich habe mit einer ziemlich langen nachricht, was ich darüber denke, die freundschaft beendet, ihn überall blockiert und seitdem keinen kontakt mehr.

Zum Vergrößern anklicken....

@cherrylily : Was Alopecia hier beschreibt, kann ich sehr gut nachvollziehen. An ihrer Stelle hätte ich wohl genauso gehandelt.
Damit meine ich jetzt nicht, dass du den Kontakt zu dieser Frau zwangsläufig abbrechen sollst. Aber es wäre gut, wenn du dir das nächste Mal einen Menschen etwas besser anschaust, bevor du dich auf eine enge Freundschaft einlässt. Manche Leute taugen besser als lockere Bekanntschaften.
Gerade bei Frauen muss man vorsichtig sein. Viele Frauen sehen in Freundschaften nichts weiter als einen Zeitvertreib in Singlephasen und verschwinden schnell von der Bildfläche, sobald sie wieder einen Partner haben. Das habe ich auch schon mit Frauen erlebt, mit denen ich viel länger befreundet war als du mit dieser Frau.

hey apple, zur klarstellung, ich bin ein mann. ist aber auch nicht so wichtig. generell gibt es geschlechterunabhängig leider leute, die sich gerne ausnutzen lassen und leute, die gerne ausnutzen. schlimm ist es nur, wenn diese beiden typen aufeinander treffen. einer, der sich gerne ausnutzen lässt gepaart mit jemandem, der dies NICHT für seine zwecke ausnutzt, dann passt alles.

dir, liebe TE, wünsche ich alles gute. versuche für dich zu erdrüngen, wie der wert dieser freundschaft, auch für deine freundin, anzusehn ist, und ziehe dann eventuell die konsequenzen.

Hallo an alle,

vielen Dank an euch alle für die sehr konstruktiven Rückmeldungen und Vorschläge. Das ist wirklich sehr hilfreich - vor allem auch gefällt mir, die Sache aus verschiedenen Blickwinkeln gespiegelt zu bekommen. Danke auch für eure guten Wünsche.

@Alopecia: Danke für die Idee, mal an kleineren Dingen die Belastbarkeit der Freundschaft auszutesten. Ich denke es schadet in manchen Situationen nicht, wenn ich mal "Nein" sage, und so herausfinden kann, wie es um die Gegenseitigkeit steht.
Was das Thema ausnutzen angeht: das ist wohl wahr, ich bin eher auf der großzügigen Seite angesiedelt. Ich mag den Charakterzug aber und möchte ihn mir nicht abgewöhnen. In dieser Richtung denke ich hast du vollkommen recht, dass man sich als so ein Mensch besser nicht so sehr an das andere Extrem wendet. Ich habe eine andere langjährige Freundin (zu Beginn von der Sorte: 90% nehmen, 10% geben, aber sich dessen bewusst, und auch daran arbeitend), die mir mal sinngemäß (nett verpackt) gesagt hat, ich wäre ja selbst schuld, wenn ich meine Grenzen nicht kennen würde und nicht nein sagen könnte. Ich habe mich ehrlich gesagt zuerst ziemlich geärgert über ihre Unverfrorenheit und ihren Mangel, sich in mich hineinzuversetzen, und mich stattdessen um einen Gefallen nach dem anderen zu bitten. Es steckt jedoch auch Wahrheit in ihrer Aussage: wer sich besser schützen kann, der kommt erst gar nicht in die Lage, sich zu sehr vor anderer Leute Karren spannen zu lassen. Ich arbeite daran, und zumindest ihr gegenüber klappt das mittlerweile auch sehr gut und unsere Freundschaft (10 Jahre plus) hat das bisher auch gepackt.

@AppleSR: Die Erfahrung, dass Freundinnen abtauchen, sobald sie einen neuen Partner gefunden haben, habe ich auch schon häufiger gemacht. Ich glaube aber insgesamt, dass eine Freundschaft immer ein Wagnis mit offenem Ausgang bleibt. Ja, ich finde es gut, Menschen ein bisschen mehr zu beobachten, bevor man sich näher anfreundet, aber insgesamt steckt man nie drin - und wie du auch schreibst: selbst die allertollste Freundin / der allertollste Freund kann einen irgendwann bitter enttäuschen. Aber ich stimme dir zu: es ist besser, das Risiko zu minimieren und ein paar red flags direkt abzublocken.

Hallo Cherry!

Ich bin momentan in einer ähnlichen Situation. Ich bin jetzt verheiratet und schwanger und niemand will mehr etwas von mir wissen - also anders herum, aber auch so.
Wenn ich mich nicht aktiv melde und um Treffen bitte, kommt nichts.
Einmal habe ich gefragt, warum man sich nicht bei mir meldet und die Antwort war “Du bist ja schwanger. Ich weiß ja nicht, wann du Zeit hast”.
Hä? Ich habe ständig Zeit. Letztens habe ich auch noch einer Freundin beim Möbelabbauen geholfen.

Da es für mich so auch nicht mehr weitergeht, habe ich mich nun einige Wochen “selten gemacht”. Leider hat sich auch darauf niemand gemeldet.

Tja. Da denkt man, Menschen etliche Jahre zu kennen... Pustekuchen.
Ich werde mich jetzt nicht weiter selten machen, sondern die Tür zumachen.

Ich würde an deiner Stelle nicht mehr versuchen, die Freundschaft aufrecht zu erhalten.
Denn: Lass sie es doch versuchen. Wenn sie will.